Rattenharz

Rattenharz
Ortsansicht von Andreas Kieser, 1685
Kapelle Rattenharz

Rattenharz ist ein 469 m[1] über dem Südhang des Remstals gelegener Ortsteil von Lorch und gehörte zuvor zur bis 1971 bestehenden Gemeinde Waldhausen. 2003 hatte Rattenharz 232[1] Einwohner.

Für den Ortsnamen, der im örtlichen Dialekt „Rautaharz“ gesprochen wird, gibt es zwei Erklärungen: Nach der weiter verbreiteten Erklärung handelt es sich um eine falsche Verhochdeutschung von „Roter Hart“, also „Roter Wald“. Nach der anderen Erklärung ist der Name von einer Person „Rotenhart“/„Rattenhart“ hergeleitet, welche mit dem Genitiv-S zum „-harz“ verschmolzen ist.[2][3].

Rattenharz ist ein reines Straßendorf ohne Häuser, die an Nebenstraßen liegen. Das Dorf erstreckt sich über rund 800 m entlang der Kaiserstraße, die quer durch den Schurwald als Kaisersträßle weiter verläuft. Ein historischer Bezug dieser Straße zu staufischen Kaisern, wie die Ausrichtung zu den drei Kaiserbergen und der Name nahelegen könnten, ist aber nicht nachweisbar.[4]

Die Beschreibung des Oberamts Welzheim von 1845 erwähnt, dass die Einwohnerzahl Rattenharz’ seit 1774 von 87 auf 203 gestiegen war. Eine ansässige Schule sei kürzlich aufgegeben worden und die Schüler seien im benachbarten Unterkirneck untergebracht worden.[5] Ein ähnlicher Vorgang wiederholte sich über 100 Jahre später: 1967 wurde erneut begonnen, Rattenharzer Schüler im Lorcher Ortsteil Unterkirneck unterzubringen.[6]

Da Beerdigungen auf dem Rattenharzer Friedhof im Freien und ohne Glockenläuten abgehalten werden mussten, beschloss ausgehend von einer Initiative Rattenharzer Bürger die Gemeinde Waldhausen 1955 den Bau einer Friedhofskapelle. Die Kapelle wurde 1957 vom Stuttgarter Professor Paul Heim zu Baukosten von 32.500 Mark geplant und am Pfingstmontag, dem 18. Mai 1959 eingeweiht. Die Kapelle enthält einem Versammlungsraum und eine Leichenzelle. Als Glocke wurde die Glocke der zu dieser Zeit abgebrochenen alten Waldhäuser Kirche verwendet. Ein Jahr nach Einweihung wurde die Kapelle auch als ordentlicher Gottesdienstraum genutzt. Um 1984 wurde eine Orgel eingebaut. Eigentümer des als Wahrzeichen des Ortes geltenden Gebäudes ist die bürgerliche Gemeinde. Die zum Kirchenbezirk Schwäbisch Gmünd gehörende Evangelische Kirchengemeinde Waldhausen hält jeden ersten und dritten Sonntag im Monat Gottesdienste ab.[7]

Weitere in Rattenharz heute bestehende öffentliche Einrichtungen sind die dem TSV Rattenharz gehörende Turnhalle und ein Spielplatz. Der TSV Rattenharz ist Träger des sportlichen und kulturellen Lebens und hat rund 300 Mitglieder, mehr als der Ort Einwohner.[8]

Eine Buslinie, die durch die Nachbarorte Wäschenbeuren und Waldhausen führt, verbindet Rattenharz mit Göppingen und Lorch.

Einzelnachweise

  1. a b Strukturdaten auf der Webpräsenz der Stadt Lorch
  2. Lorch-Waldhausen, 800 Jahre Waldhausen, Lorch, 1981, S. 189 f.
  3. Lorch-Waldhausen, S. 36
  4. Lorch-Waldhausen, S. 188
  5. Lorch-Waldhausen, S. 29 f.
  6. Lorch-Waldhausen, S. 129
  7. 50 Jahre Kapelle Rattenharz, abgerufen 22. Juni 2010
  8. Vereinshistorie, TSV Rattenharz, abgerufen 22. Juni 2010
48.780749.66153

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