Raucheisen

Raucheisen

Michael Raucheisen (* 9. Februar 1889 in Rain, Bayern; † 27. Mai 1984 in Beatenberg) war ein deutscher Pianist und Liedbegleiter.

Musik war dem kleinen Michael vererbt. Sein Vater, von Beruf Glasermeister, war Organist, Kirchenchorleiter und Musikpädagoge. Die musikalische Ausbildung des einzigen Sohnes war der Familie so viel wert, dass sie die Kleinstadt verließ.

Raucheisen lebte seit 1902 in München. und von 1920 bis zum Ende seiner Pianistentätigkeit 1958 in Berlin. Er studierte an der Musikhochschule München bei Felix Mottl und Ludwig Thuille.[1] Schon 1906 spielte er die erste Geige im Prinzregententheater und wirkte als Organist in St. Michael. 1912 gründete er die berühmt gewordenen musikalischen Matineen.

Von 1920 bis 1958 lebte in Berlin, wo er seine pianistische Laufbahn begann.[1] Seit Beginn der Zwanziger Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war er Liedbegleiter vieler Sängerinnen und Sänger, wie beispielsweise von Frida Leider, Erna Berger, Elisabeth Schwarzkopf, Karl Schmitt-Walter und Helge Rosvaenge. Als Neuerung galt seine Begleitung mit offenem Flügel, um eine bessere Klangverbindung zwischen Stimme und Instrument zu erreichen. Ab 1933 strebte er eine umfassende Dokumentation des deutschsprachigen Liedes auf Schallplatte an, für die er ab 1940 als Leiter der Abteilung Lied und Kammermusik am Berliner Rundfunk die dortigen Studios zur Verfügung hatte.[2] 1936 rief er in der Zeitschrift die Musik-Woche zur „Wahl“ von Adolf Hitler am 20. März auf. Am 20. April desselben Jahres ernannte ihn Hitler zum Professor. Seit 1940 war Raucheisen Leiter der Abteilung Kammermusik beim Deutschlandsender und ab 1942 zusätzlich Leiter der Gruppe Musikalische Solisten beim Reichsrundfunk.[1] In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Pianisten auf, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahrte.[3]

Nach dem Krieg hatte Raucheisen wegen seiner möglichen Verquickungen mit dem Nazi-Regime einige Jahre Berufsverbot und trat auch später selten öffentlich auf.[4] Ab 1950 wirkte er als Musikpädagoge und Liedbegleiter in Berlin. 1958 zog er sich nach einer erfolgreichen Tournee mit Elisabeth Schwarzkopf in das Privatleben zurück und übersiedelte mit seiner Frau, der Sängerin Maria Ivogün, in die Schweiz. Aus Anlass seines 95. Geburtstages wurde ihm am 10. Januar 1984 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Rain verliehen. Michael Raucheisen und seine 1987 verstorbene Gattin sind auf dem Städtischen Friedhof Rain bestattet.

Literatur

  • Stephan Hörner: Raucheisen, Michael. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 199 f.
  • Harald Mann: Biografie Michael Raucheisen. In: Sieh auf: Beiträge zu Geschichte und Kultur der Stadt Rain und ihrer Umgebung. Nr. 7 (April 1984)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 5452.
  2. Vgl. Booklet zur Sammlung Der Mann am Klavier Hamburg: Membran International 2005 S. 3
  3. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 474.
  4. Vgl. Michael Wersin: Rezension zur Raucheisen-Edition. In: Rondomagazin (3. Dezember 2005) und Dieter Kranz: König der Liedbegleiter - Michael Raucheisen (Rezension zur selben Edition). NDR-Kultur (25. November 2005).

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