Regina (Oper)

Regina (Oper)
Werkdaten
Titel: Regina
Originalsprache: deutsch
Musik: Albert Lortzing
Libretto: Albert Lortzing
Uraufführung: 21. März 1899
Ort der Uraufführung: Berlin, Königliche Oper
Personen
  • Simon, ein reicher Fabrikbesitzer (Bass)
  • Regina, seine Tochter (Sopran)
  • Stefan, Werkmeister (Bariton)
  • Richard, Werkinspektor (Tenor)
  • Wolfgang, Führer einer Freischar (Tenor)
  • Kilian, Schreiber (Spieltenor)
  • Beate, Hausmädchen (Spielsopran)
  • Barbara, eine Bauersfrau (Alt)
  • eine Magd (Mezzosopran)
  • Arbeiter, Freischärler, Soldaten, Bürger und Hausangestellte

Regina ist eine Oper in drei Akten von Albert Lortzing mit einem Libretto vom Komponisten.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Erster Akt

Wenn der Vorhang aufgeht, sieht man eine Fabrik mit aufgeregten Arbeitern, die streiken, die mehr Lohn wollen und grundsätzliche Veränderungen („Wir werden Recht uns jetzt verschaffen, wenn nicht mit Worten, dann mit Waffen“). Ein Vorarbeiter (Richard) versteht es, diese zu „vernünftigen“ Forderungen zu mäßigen, Richard ist heimlich mit Regina, mit der Tochter des Fabrikbesitzers verlobt. Ein anderer Vorarbeiter (Stephan) liebt ebenfalls Regina, verbindet sich mit politischen Aufrührern, mit einem „Freicorps“, besetzt die Fabrik, in der gerade Verlobung gefeiert werden soll, Chor steht gegen Chor, Gemäßigte gegen Radikale (im Jahr 1848 die frühesten Vorformen von Sozialdemokratie und kommunistischem Extremismus), es kommt zum Kampf, die Fabrik wird in Brand gesetzt, Regina wird entführt.

Zweiter Akt

Im zweiten Akt sieht man Stephan und Regina in einer einsamen Hütte, Regina versucht den Entführer zur Umkehr zu bewegen, ein einfacher Angestellter kommt in die Hütte und wird von der betrunkenen Soldateska verhöhnt, Stephan aber versteht es, mit Regina zu fliehen.

Dritter Akt

Im dritten Akt hat Stephan Regina immer noch in seiner Gewalt, ist mit ihr auf einen „Pulverturm“ (so hießen damals die Munitionslager) geflüchtet, die Befreier unter Richards Führung rücken heran, umzingeln den Pulverturm, der Gewaltmensch Stephan ergreift ein offenes Feuer und droht, sich und Regina und alles um ihn herum in die Luft zu sprengen. In diesem Moment erschießt ihn Regina. Die freiheitsbewegten Arbeiter (in Lortzings Libretto-Handschrift: „Arbeiter von allen Klassen stürmen die Bühne“) singen im Rausch ihres Erfolgs und der errungenen Freiheiten des Frühjahrs 1848 (Kaiser und Kanzler sind geflohen) Freiheitsgesänge im Rundtakt Drei/Viertel („Das Volk läßt sich nicht spotten“, „So kommt dem Volk die Herrlichkeit“), die Oper endet also im Walzer-Rausch, in einer schwarz-rot-goldenen Demokratie-Vision.

Rezeptionsgeschichte

Regina ist eine ganz und gar ungewöhnliche Oper von Albert Lortzing, zu der er selbst das Libretto schrieb. Diese romantisch-politische „Freiheitsoper“, die zum ersten Mal in einer Fabrik spielte und wo die Haupt-Akteure Arbeiter sind, die streiken und von Freiheit singen, entstand 1848, wurde aber erst am 21. März 1899, also lange nach dem Tode Lortzings, in der Berliner Königlichen Oper uraufgeführt, allerdings war das zuvor aus politischen Gründen unerwünschte Stück dafür von Adolph L’Arronge stark bearbeitet und vollkommen verfälscht worden. Wo z. B. bei Lortzing die Chöre singen „Heil Freiheit!“, singen unter Kaiser Wilhelm II. Landarbeiter „Hoch Blücher!“ Auch der Titel-Zusatz „oder die Marodeure“ ist eine Fälschung aus dem Jahr 1899. In Lortzings Handschrift heißt die Oper „Regina“ (nach seiner Ehefrau Rosina Regina Ahles, mit der er 11 Kinder hatte). Auch spätere Fassungen veränderten „Regina“ immer wieder, die erste Aufführung der Oper in ihrer Originalfassung (nach Lortzings handschriftlicher Partitur) fand erst exakt 150 Jahre nach dem Beginn der Freiheitskämpfe in Wien und in Berlin statt, am 13. März 1998 im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen.[1] Regie führte Peter Konwitschny, der daraufhin von einer großen Kritiker-Jury zum ersten Mal zum „Opernregisseur des Jahres“ gewählt wurde.

Die Verfälschungsgeschichte der Oper Regina stellt diese neben Un ballo in maschera von Giuseppe Verdi, ein Werk, das unter dem massiven Druck der Zensur von Stockholm (wo es einen historischen Königsmord schilderte) nach Boston verlegt werden musste.

Lortzing war nach dieser Oper, die zu seinen Lebzeiten nie aufgeführt wurde, abgestempelt (sein letzter Kommentar: „Regina wartet auf bessere Zeiten“) und hatte große Probleme, noch einmal ein Engagement als Kapellmeister zu finden und seine große Familie zu ernähren. Im Januar 1851 fand er, hoch verschuldet, in seiner Geburtsstadt Berlin ein elendes Ende. Seine komischen Opern wurden überall gespielt, er hatte nichts davon, die GEMA gab es noch nicht, Regina beginnt mit dem Gesang der Arbeiter: „Wir wollen nicht – was hätten wir davon!“

Inszenierungen

  • 1899 Berlin (verfälscht)
  • 1953 Rostock (bearbeitet)
  • 1981 Oberhausen (bearbeitet)
  • 1983 Linz (bearbeitet)
  • 1984 Wittenberg (bearbeitet)
  • 1998 Karlsruhe (in Ausschnitten)
  • 1998 Gelsenkirchen
  • 2006 Berlin

Aufnahmen / Tonträger

  • Regina. Chor und Orchester des Berliner Rundfunks, Walter Schartner (Dir.). 1951 (mono). Cantus Classics/Line Music 5.00825

Literatur

  • Jürgen Lodemann: Lortzing. Leben und Werk des dichtenden, komponierenden und singenden Publikumslieblings, Familienvaters und komisch tragischen Spielopernweltmeisters aus Berlin. Steidl, Göttingen 2000, ISBN 3-88243-733-2
  • Jürgen Lodemann: Nun kommt der Freiheit großer Morgen. Lortzings einzigartige Arbeits- und Freiheits-Oper „Regina“ von 1848. (online)
  • Jürgen Lodemann: Endlich – Die deutsche Freiheits-Oper Regina. In: ders.: Oper – O reiner Unsinn. Albert Lortzing, Opernmacher. Edition WUZ 19, Freiberg a. N. 2005 (online)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uraufführung der Originalfassung in Gelsenkirchen, 1998

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