- Peter Konwitschny
-
Peter Konwitschny (* 21. Januar 1945 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher (Opern-)Regisseur.
Für seine polarisierenden Inszenierungen an den großen Opernhäusern des deutschsprachigen Raums wurde er von der Fachpresse mehrmals zum Regisseur des Jahres gewählt. Er ist Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin, der Freien Akademie der Künste zu Leipzig, der Freien Akademie der Künste Hamburg sowie der Sächsischen Akademie der Künste und seit 2002 Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Peter Konwitschny – Sohn des Dirigenten Franz Konwitschny – wuchs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Leipzig auf, wo sein Vater seit 1949 Gewandhaus-Kapellmeister war. 1963 entschied sich Konwitschny für ein Physikstudium, welches er nach kurzer Zeit wieder abbrach, um an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin Regie zu studieren (1965–1970). Vorausgegangen war ein Praktikum an der Deutschen Staatsoper.
In den 1970er Jahren arbeitete Konwitschny als Regieassistent am Berliner Ensemble, vor allem unter Ruth Berghaus, ab 1980 dann als freier Regisseur. Er inszenierte u. a. in Greifswald, Rostock und Altenburg hauptsächlich Opern, aber auch Stücke von Bertolt Brecht, Gerhart Hauptmann und Heiner Müller. Von 1986 bis 1990 war er Hausregisseur am Landestheater Halle, wo er u. a. 1987 Händels Rinaldo und 1988 Verdis Rigoletto sowie Bizets Carmen inszenierte, reiste aber auch in die BRD, z. B. nach Kassel, wo er 1987 Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók auf die Bühne brachte. Seine Händel-Inszenierungen wurden von der Kritik gefeiert.
Nach der Maueröffnung inszenierte Konwitschny Puccini und Rossini in Graz, Leipzig und Basel, ab Mitte der 1990er Jahre dann mit Vorliebe Wagner: 1995 den Parsifal an der Bayerischen Staatsoper, 1997 Tannhäuser an der Dresdner Semperoper, 1998 Lohengrin in Hamburg, Tristan und Isolde wiederum in München und v. a. Götterdämmerung an der Staatsoper Stuttgart im Jahre 2000, die von der Zeitschrift Opernwelt als Aufführung des Jahres ausgezeichnet wurde.
Seine Interpretationen entfernen sich szenisch dabei weit von der Vorlage, was ihm von Befürwortern der Werktreue zum Vorwurf gemacht wird. Die Dresdner Csárdásfürstin, eine Operette von Emmerich Kálmán, im Jahr 2000, von Konwitschny in einen Schützengraben des Ersten Weltkriegs verlegt, geriet zum Skandal, als der damalige Intendant der Semperoper Christoph Albrecht nach der Premiere zwei Szenen der Inszenierung strich. Konwitschny erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen die geänderte Fassung, ein Gerichtsprozess durch zwei Instanzen folgte.
Seine Auffassung eines modernen Regietheaters setzte Konwitschny in den folgenden Jahren vor allem in Hamburg um, zusammen mit dem dortigen Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher: Lulu von Alban Berg, Die Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner sowie Moses und Aron von Arnold Schönberg wurden große Publikumserfolge. „Konwitschny wird wie kein anderer Regisseur auf den Opernbühnen geliebt und angefeindet gleichermaßen.“[1] Am Moskauer Bolschoi-Theater inszenierte er 2004 Wagners Fliegenden Holländer, 2005 Strauss’ Elektra in Kopenhagen und 2009 Strauss’ Salome in Amsterdam. Seit August 2008 ist Peter Konwitschny, angesetzt auf 6 Jahre, Chefregisseur der Oper Leipzig.
2009 inszenierte Konwitschny mit seinem König Lear am Schauspielhaus Graz erstmals seit der Maueröffnung wieder am Sprechtheater. 2011 wurde von ihm an der Grazer Oper Giuseppe Verdis La Traviata inszeniert.
Auszeichnungen
- 1988: Kunstpreis der DDR
- 1992: Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste zu Berlin
- 1997: Bundesverdienstkreuz
- 1998: Regisseur des Jahres, Opernwelt-Magazin
- 1999: Regisseur des Jahres, Opernwelt-Magazin
- 2000: Regisseur des Jahres, Opernwelt-Magazin
- 2004: Inszenierung des Jahres: Luigi Nono, Al gran sole carico d’amore in Hannover, Opernwelt-Magazin
- 2005: Theaterpreis Berlin
Literatur
- Oeck, Anja: Musiktheater als Chance. Peter Konwitschny inszeniert. Mit Texten von Bettina Bartz, Ruth Berghaus, Marlis Petersen, Albrecht Puhlmann, Gerd Rienäcker, Wolfgang Schöne, Jutta Wübbe, einem Interview mit Peter Konwitschny und einer Fotoserie von Nikolaus Brade. Akademie der Künste, Berlin 2008, ISBN 978-3-88331-122-7.
- Beyer, Barbara (Hrsg.): Warum Oper? Gespräche mit Opernregisseuren. Alexander Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89581-145-9.
- Frank Kämpfer (Hrsg.): Musiktheater heute: Peter Konwitschny. Mit einem Original-Beitrag von Peter Petersen. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50505-9.
- Frank Kämpfer (Hrsg.): Sehnsucht nach unentfremdeter Produktion. Der Regisseur Peter Konwitschny. Ein Materialbuch. Zentrum für Theaterdokumentation und -information, Berlin 1992, ISBN 3-929333-11-2.
Weblinks
- Literatur von und über Peter Konwitschny im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie und Übersicht über Inszenierungen, ADK Berlin
- Anja Oeck: Musiktheater von Peter Konwitschny
- Die Welt: Ein kompromissloser Moralist - zum 60. Geburtstag Peter Konwitschnys
- KlassikInfo.de - Gespräch mit Peter Konwitschny über seine Inszenierung von Franz Lehárs Operette "Land des Lächelns" an der Komischen Oper Berlin
- "I do not consider myself a representative of the Regietheater" (englisch)
Einzelnachweise
Wikimedia Foundation.