Reichsstudentenführung

Reichsstudentenführung

Das Amt des Reichsstudentenführers wurde am 5. November 1936 durch Erlass des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß geschaffen, um die anhaltenden Machtkämpfe zwischen dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund NSDStB als Parteigliederung einerseits und der Deutschen Studentenschaft DSt als Dachverband der örtlichen verfassten Studentenschaften andererseits zu beenden. Der Reichsstudentenführer war fortan in Personalunion Chef des NSDStB und der DSt, des Reichsstudentenwerks, des NS-Altherrenbunds (seit 1938) und später auch des NS-Dozentenbunds (ab 1944). Mit dieser Maßnahme sollte „die Führung des deutschen Studententums an allen Hoch- und Fachschulen, die Führung der nationalsozialistischen Altakademiker, die soziale Betreuung des studentischen Nachwuchses und die Sorge für Auslese, Berufslenkung und Berufserziehung in den akademischen Berufen“ in einer Hand gebündelt werden.

Die Reichsstudentenführung, in der die zuvor getrennten Hauptämter und Referate aller genannten Organisationen zusammengeführt wurden, war seit April 1937 als NSDAP-Hauptamt unmittelbar der Parteiführung unterstellt und hatte wie diese ihren Sitz in München. Einzelne Ämter (Außenamt, Sozialpolitisches Amt, Langemarck-Studium, Körperliche Ertüchtigung) waren auch in Berlin angesiedelt.

Formal bestanden die der Reichsstudentenführung unterstellten Organisationen zwar auch danach getrennt weiter, jedoch wurde bis 1938 in den Führungsämtern insbesondere von NSDStB und DSt von der Reichs- bis zur Ortsebene eine weitgehende Personalunion hergestellt. Dies wurde dadurch erleichtert, dass der Reichsstudentenführer nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip sämtliche Gau- und Ortsstudentenführer ernennen, absetzen und ihnen Weisungen erteilen konnte.

Erster und einziger Reichsstudentenführer war von 1936 bis 1945 der vormalige Heidelberger NSDStB-Führer Gustav Adolf Scheel.

Literatur

  • Die Einheit des deutschen Studententums, Rede Scheels vom Juni 1937, abgedruckt in: W. Kalischer (Hg.), Die Universität und ihre Studentenschaft. Versuch einer Dokumentation aus Gesetzen, Erlassen, Beschlüssen ..., Essen 1967, S. 248ff.
  • Friedhelm Golücke: Studentenwörterbuch, Graz/Wien/Köln 1987, S. 366.
  • Holger Zinn: Die studentische Selbstverwaltung in Deutschland bis 1945, in: Matthias Steinbach/Stefan Gerber (Hrsg.): Klassische Universität und akademische Provinz. Studien zur Universität Jena, Jena 2005, S. 439-473 (insbes. 470 ff.)

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