- Rudolf Heß
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Rudolf Walter Richard Heß [hɛs] (* 26. April 1894 in Alexandria, Ägypten; † 17. August 1987 in Berlin) war ein nationalsozialistischer Politiker. Heß war ab 1933 Reichsminister ohne Geschäftsbereich und ab 1939 Mitglied des Ministerrates für Reichsverteidigung. Öffentlich trat Heß als fanatischer Anhänger des Führerkultes hervor. 1933 ernannte ihn Adolf Hitler zu seinem Stellvertreter. 1941 flog Heß nach Schottland, um Großbritannien zum Friedensschluss zu bewegen. Er wurde festgesetzt und 1945 dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg überstellt.
1946 gehörte er zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Personen. Heß wurde am 1. Oktober 1946 in zwei von vier Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt, in der er 1987 durch Suizid im Kriegsverbrechergefängnis Spandau verstarb.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie, Kindheit und Jugend
Die Familie Heß stammte ursprünglich aus Böhmen. Sie ließ sich in den 1760er Jahren im oberfränkischen Wunsiedel nieder, wo Peter Heß eine Tradition als Schuhmacher begründete. Johann Christian Heß, der Großvater von Rudolf Heß, ging 1849 nach Triest und heiratete 1861 Margaretha Bühler, die Tochter eines Schweizer Konsuls. Nach der Geburt von Rudolf Heß' Vater Johann Fritz Heß siedelte die Familie ins ägyptische Alexandria über. Johann Christian Heß gründete die Importfirma Heß & Co., die im Jahr 1888, als Johann Fritz Heß die Firma unternahm, zu den führenden Handelshäusern der Stadt gehörte.[1]
Rudolf Heß wurde am 26. April 1894 in Ibrahimieh, einem Vorort von Alexandria in Ägypten,[2] geboren. Seine Mutter Klara (geb. Münch) entstammte ebenfalls einer fränkischen Kaufmannsfamilie.
Rudolf Heß wuchs in Alexandria weitgehend abgeschottet in der deutschsprachigen Gemeinschaft der Stadt auf und hatte daher wenig Kontakt mit den Einheimischen oder den Briten, die Ägypten als Kolonialmacht verwalteten. Daher lernte er auch nicht die Kolonialsprache englisch. Er besuchte nur kurzzeitig die öffentliche Schule und wurde dann zusammen mit seinem Bruder Alfred vom deutschen Hauslehrer Rudolf Haffner unterrichtet. Heß' Vater war sehr autoritär und bei seinen Kindern gefürchtet.[3]
1908 wurde er zu seiner Gymnasialausbildung in ein evangelisches Internat (Otto-Kühne-Schule) in Bad Godesberg bei Bonn geschickt und kehrte nie wieder nach Ägypten zurück. Seine Lehrer bescheinigten ihm ein Interesse an Astronomie, Physik und Mathematik. Die tyrannische Autorität des Vaters zwang ihn jedoch dazu, den Kaufmannsberuf zu ergreifen. Dies stellt eine Parallele zu anderen führenden Nationalsozialisten wie z.B. Hitler dar, die ebenfalls von ihren strengen Eltern dazu gezwungen wurden, Berufe entgegen ihren Interessen und Neigungen zu ergreifen.[4]
Nach dem Abitur an der École Supérieure de Commerce in Neuchâtel (Schweiz) begann er eine kaufmännische Ausbildung in Hamburg. Er wusste schon früh, dass er für den Kaufmannsberuf nicht gut geeignet war, so dass er den Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Möglichkeit nutzte, sich über die Wünsche des Vaters hinwegzusetzen.[5]
Erster Weltkrieg
Er brach die Lehre 1914 ab und meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. 1915 kämpfte er in der Infanterie, unter anderem bei Verdun, wo er auch verwundet wurde. Er stieg von April bis August 1915 vom Gefreiten zum Ersatzleutnant auf und erhielt das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse.[6]
Später wurde er an die Südostfront versetzt, wo er im Sommer 1917 weitere zweimal verletzt wurde. Die letzte Verletzung, ein Durchschuss unterhalb der linken Schulter, brachte ihn mehrere Monate ins Lazarett. Die Schwere der Verletzung ist umstritten, da sie auf späteren Röntgenbildern fehlte und Anlass zu Doppelgängertheorien gab.[6] Er war Kriegsgefangener auf Malta.[7]
Er absolvierte im Frühjahr 1918 einen Flugzeugführerlehrgang im Fliegerhorst Lechfeld bei Augsburg und nahm als Mitglied der bayerischen Jagdstaffel 35 bei den letzten Kämpfen bei Valenciennes teil.[6] Er wurde bis zum Rang des Leutnants befördert.
Heß war vom Krieg begeistert und zeigte sich bis zum Ende in Briefen davon überzeugt, dass das Heer noch in genauso gutem Zustand wie 1914 sei. Die Schuld an der Kriegsniederlage gab er der USPD. Enttäuscht war er auch vom Versailler Vertrag, den er als Ergebnis eines „Lug- und Trugspiels“ von Präsident Wilson sah.
„An den Frieden darf man nicht denken. […] Das einzige, das mich hochhält, ist die Hoffnung auf den Tag der Rache, auch wenn er noch so fern ist.“
– Handschriftliche Postkarte an seine Eltern, 25. Juni 1919[8]
Die Enteignung der elterlichen Firma in Ägypten durch die Briten ließ ihn mittellos zurück.[9]
Heß und der Nationalsozialismus
Die frühen Jahre (1919–1923)
Im Februar 1919 nahm er ein Studium der Volkswirtschaft, Geschichte und Jurisprudenz an der Universität München auf. Einen Teil seiner Studien absolvierte er bei dem Geopolitik-Professor Karl Haushofer, den er im April 1919 über einen Fliegerkameraden kennenlernte und mit dem sich schon bald eine über das akademische Umfeld hinaus eine Freundschaft entwickelte, die zeitlebens hielt.[10]
In dieser Zeit fand Heß Kontakt zu nationalistischen Kreisen, als er zur Organisation „Eiserne Faust” stieß. Er wurde auch Mitglied der Thule-Gesellschaft.[11] Als Mitglied des Freikorps von Franz Ritter von Epp beteiligter er sich an der Niederschlagung der Münchener Räterepublik.[10] Hier traf er unter anderem auch auf den ehemaligen Hauptmann Ernst Röhm und trat in der Folgezeit auch den Artamanen bei. So wurde Heß auch mit Heinrich Himmler bekannt.
Im April 1920 lernte Heß in einer Münchener Pension die Studentin Ilse Pröhl (1900–1995) kennen. Pröhl fühlte sich von Anfang an zu Heß hingezogen, doch dieser ließ sich nur zögernd auf eine Beziehung ein. Er vertröstete sie über Jahre hinweg und ging Intimitäten aus dem Weg.
Am 19. Mai 1920 traf Heß bei einer Versammlung der Deutschen Arbeiterpartei, wie die NSDAP zunächst hieß, erstmals auf Adolf Hitler. Pröhl zufolge sei Heß von Hitler sofort fasziniert gewesen. Er trat kurze Zeit später der Partei bei.[12] Er gründete mit anderen Gesinnungsgenossen im Herbst 1920 den „1. Münchner NS-Studentensturm“, den Vorläufer des späteren Nationalsozialistischen Studentenbundes.
Bis zum Hitlerputsch im Jahr 1923 blieb Heß eine Randfigur in der Partei. Er wurde erst kurz vorher in die Details eingeweiht und beteiligte sich an der Festsetzung einiger hochrangiger Geiseln, u.a. dem Ministerpräsidenten Eugen Ritter von Knilling. Bei dem „Sturm auf die Feldherrnhalle” war Heß selbst nicht dabei. Nach dessen Scheitern floh er zunächst einige Tage nach Österreich und fand schließlich in München Unterschlupf bei der Familie Haushofer. Er wurde bald steckbrieflich gesucht, stellte sich aber erst im Frühjahr 1924 den Behörden. Er wollte hierdurch einer härteren Bestrafung entgehen, denn sein Fall drohte an das Reichsgericht in Leipzig überwiesen zu werden, bei dem er ein höheres Strafmaß als vor einem bayerischen Gericht befürchten musste. Zudem hatte Hitler eine milde Bestrafung erhalten.[13]
Haftzeit
Heß wurde zu 18 Monaten Haft im Gefängnis in Landsberg am Lech verurteilt, wo auch Hitler seine Strafe verbüßte. Bei der Entstehung von Hitlers Mein Kampf im Gefängnis war Heß eng involviert. Er tippte das Manuskript nach den Vorgaben Hitlers.[14] Inhaltlich hatte er aber kaum einen Anteil an dem Buch. Allerdings arrangierte er Besuche von Karl Haushofer im Gefängnis. Zwar blieb das Verhältnis zwischen Hitler und Haushofer distanziert, aber Haushofers Ideen von einem „geopolitischen Lebensraum“ finden sich als „Raumgedanke“ als zentralem Punkt in dem Buch wieder.[15]
Privatsekretär Hitlers
Heß erhielt beim Wiedereintritt in die NS-Partei nach deren Neugründung im Februar 1925 ehrenhalber die Mitgliedsnummer 16 verliehen, da das ursprüngliche Parteiverzeichnis erst mit der Nummer 550 begann. Im April 1925 gab Heß seine Stelle als Hilfsassistent bei Haushofer auf und wurde Privatsekretär Hitlers. Als solcher organisierte er alle Abläufe um Hitler herum und baute einen Vorläufer der späteren Parteikanzlei auf. Der arbeitsscheue Hitler konnte sich auf die Loyalität von Heß' verlassen und sich mit anderen, weniger farblosen Figuren umgeben. Das für den allgemein unnahbaren Hitler ungewöhnlich innige Verhältnis zu Heß ließ bald Gerüchte einer homosexuellen Neigung aufkommen.[16]
Um dem entgegenzutreten, heiratete Heß auf Geheiß Hitlers am 20. Dezember 1927 in München Ilse Pröhl. Das Verhältnis der Eheleute blieb auch in der Folge wenig intim. Das einzige gemeinsame Kind Wolf Rüdiger wurde am 18. November 1937 geboren.[16]
Heß war Anhänger der damals in rechten Kreisen verbreiteten Idee, neuen Lebensraum für das deutsche Volk zu erobern:
„Und nur mit Hilfe einer nationalisierten Volksmasse vermögen wir die Lebensbedingungen für unsere Nation zu erringen, die materiellen und kulturellen, die ideellen Fesseln des Versailler Vertrages zu brechen und – Raum zu erhalten für unser Volk, Raum! Luft für Entwicklung, Wohlstand, die Voraussetzung für weitere kulturelle Entwicklung.“
– Brief vom 15. April 1927[17]
Reichsminister und Hitler-Stellvertreter in der NSDAP
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wurde Heß 1933 Reichsminister ohne Geschäftsbereich und hatte mit
„Verfügung des Führers die Berechtigung zum Tragen des Dienstanzuges eines SS-Obergruppenführers.“
– SS-Personalamt: Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, Jahrgang Oktober 1934, laufende Nr. 2, Abschnitt SS-Obergruppenführer
Am 21. April 1933 ernannte ihn Hitler zu seinem Stellvertreter in der NSDAP. Heß wurde nun persönlich für die Sicherheit des „Braunen Hauses” in München verantwortlich. Ihm unterstand die Dienststelle „Stab des Stellvertreters des Führers“, die ab 1941 als „Partei-Kanzlei“ unter der Leitung des Stabsleiters Martin Bormann weitergeführt wurde.
Am 29. Juni 1933, zwei Tage nach dem Rücktritt Alfred Hugenbergs, verfügte Hitler im Rahmen einer Kabinettsumbildung, dass Heß als „Stellvertreter des Führers“ ständig an den Kabinettssitzungen teilnehmen solle.[18]
In der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland war Heß aktiv organisatorisch an der Judenverfolgung beteiligt. Er sorgte im besetzten Polen für eine größtmögliche Trennung von Deutschen und Polen und setzte ein rassistisches Sonderrecht durch.
Flug nach Schottland
Heß war persönlich über den Krieg mit England besorgt, da er wie viele andere Nationalsozialisten hoffte, dass ein Friedensschluss mit England möglich wäre. Mit seinem Flug nach Schottland scheint er dafür eine diplomatische Lösung gesucht zu haben.
Am 10. Mai 1941 flog Heß mit einer Messerschmitt Bf 110 nach Schottland, um mit dem Anführer – so glaubte er jedenfalls – der britischen Friedensbewegung und Gegner Churchills, Douglas Douglas-Hamilton, 14. Duke of Hamilton, über Frieden zu verhandeln. Dabei geriet er in britische Kriegsgefangenschaft. Sein Flug wurde von der nationalsozialistischen Regierung in der Öffentlichkeit als Verrat gewertet und Heß für geisteskrank erklärt. Am 13. Mai sprach Hitler zu den Reichs- und Gauleitern über Heß’ Flug. Dabei versuchte Hitler das ursprünglich vermittelte Bild vom „verrückten Heß“ zu korrigieren, indem er dessen Motive erläuterte.[19]
Heß’ eigentliches Ziel war es vermutlich, einen Zweifrontenkrieg mit Großbritannien zu verhindern, den er als „selbstmörderisch für die weiße Rasse“ bezeichnete, deren Herrschaft er erhalten wollte. Die Forschung ist heute überwiegend der Ansicht, dass Heß nicht im Auftrag oder mit Wissen Hitlers seinen Flug unternommen hat. So vertritt der Historiker Ian Kershaw in seiner Hitlerbiographie die These, dass Hitler völlig überrascht wurde. In diesem Sinne äußerte sich auch Rainer F. Schmidt.
Als Hitlers Friedensbedingungen nannte Heß in seinen Gesprächen mit englischen Politikern: Anerkennung Kontinentaleuropas als „Interessensphäre“ Deutschlands bzw. der Achse, wo England sich nicht einmischen dürfte, und Rückgabe der ehemals deutschen Kolonien; außerdem Entschädigung von Deutschen und Briten, die im Bereich des jeweils anderen Landes lebten, für Schäden und Verluste vor und im Krieg; Waffenstillstand und Friedensschluss gleichzeitig mit Italien; der Irak könne von Deutschland „nicht im Stich gelassen“ werden, d.h. die Regierung der antibritischen Putschisten, die von den Achsenmächten unterstützt wurde.
Hitler ließ zunächst Heß’ Personal festnehmen. Ein Adjutant von Heß wurde bis zum Kriegsende in einem Konzentrationslager festgehalten, weil er die Pläne von Heß, in die er eingeweiht war, nicht gemeldet hatte. Weil Walter Schellenbergs unbestätigten Berichten zufolge Heß ein stiller Förderer und Anhänger der Anthroposophie Rudolf Steiners sowie diverser Astrologen und Hellseher gewesen sein soll, wurden nach seinem Flug Kollektivverhaftungen auf diese Gruppen ausgedehnt. Hitler enthob Heß aller Partei- und Staatsämter und ordnete an, ihn zu erschießen, wenn er jemals wieder nach Deutschland käme. Allerdings gewährte er Heß’ Ehefrau eine Rente.
Hitler ernannte keinen neuen „Stellvertreter des Führers“. Stattdessen wurde Heß’ Dienststelle in „Parteikanzlei“ umbenannt und Heß’ Stabsleiter Martin Bormann unterstellt, der gleichzeitig mit den Befugnissen eines Reichsministers ausgestattet wurde. Die offizielle Erklärung der deutschen Regierung sagte, dass Heß zum Opfer von durch alte Kriegsverletzungen ausgelösten Halluzinationen geworden sei.
Churchill schickte Heß zunächst in den Tower of London, so dass Heß der letzte in einer langen Reihe von prominenten Gefangenen der 900 Jahre alten Festung wurde. Churchill befahl, Heß streng zu isolieren, aber angemessen zu behandeln. Im Tower blieb er bis 20. Mai 1941. Danach wurde er in die Maryhill-Kaserne und schließlich nach Mytchett in der Nähe von Aldershot verlegt. Das Haus wurde mit Mikrofonen und Tonaufzeichnungsgeräten ausgestattet. Frank Foley und zwei weitere MI6-Offiziere waren mit der Aufgabe betraut, die Gespräche von Heß – oder „Jonathan“, wie er jetzt genannt wurde – auszuwerten. Churchills Anweisungen waren, Heß sollte streng isoliert und alles unternommen werden, um jede irgendwie hilfreiche Informationen von ihm zu bekommen. Wenige Monate nach seiner Verhaftung unternahm Heß am 15. Oktober 1941 einen Selbstmordversuch. Dabei zog er sich durch einen Sturz im Treppenhaus jedoch nur einen Oberschenkelbruch zu.
Mit zunehmender Haftdauer wuchs bei Heß die Überzeugung, dass er ermordet werden solle. So bestand er aus Angst vor einer vermeintlichen Vergiftung manchmal darauf, sein Essen mit den MI6-Offizieren auszutauschen. Heß’ fragwürdiges Verhalten ließ die Bewacher annehmen, dass er möglicherweise geisteskrank war. Der Psychiater John Rawlings Rees kam nach einer persönlichen Unterredung zu dem Schluss, dass Heß psychisch krank war und an Depressionen litt – vermutlich durch das Scheitern seiner Mission. In Heß’ Tagebüchern aus seiner Gefangenschaft in England nach 1941 finden sich viele Hinweise auf Besuche von Rees, den er nicht mochte. Er beschuldigte Rees darin, ihn zu „hypnotisieren“ und vergiften zu wollen. Rees nahm an den Nürnberger Prozessen von 1945 teil.
Heß und die Nachkriegszeit
Nürnberger Prozesse
In den Nürnberger Prozessen wurde Heß wegen Planung eines Angriffskrieges und Verschwörung gegen den Weltfrieden zu lebenslanger Haft verurteilt und in das alliierte Militärgefängnis Berlin-Spandau überführt.
Heß behauptete in Nürnberg anfangs, unter „fortschreitendem Gedächtnisschwund“ zu leiden, woraufhin eine Kommission zur Untersuchung seiner Gesundheit gebildet wurde. Die Kommission kam überein, dass Heß tatsächlich an Gedächtnisschwund leide. Als der Antrag gestellt wurde, das Verfahren gegen ihn vorläufig einzustellen,[20] erklärte er überraschend, dass sein Gedächtnis ab nunmehr nach außen hin wieder zur Verfügung stehe. Er habe seinen Gedächtnisschwund lediglich aus taktischen Gründen vorgetäuscht und sich diese Erklärung ursprünglich für einen späteren Zeitpunkt vorbehalten, wolle aber verhindern, dass deswegen das Verfahren gegen ihn eingestellt werde.
Daraufhin wurde der Antrag, das Verfahren gegen Heß vorläufig einzustellen, abgelehnt. Dennoch stellte der Gefängnispsychologe Gustave M. Gilbert am 17. August 1946 erneut fest, dass Heß unter Gedächtnisschwund leide.[21]
Bei der Konfrontierung mit den KZ-Grausamkeiten zeigte Heß sich keineswegs erschüttert. In seinem Schlusswort im Nürnberger Prozess sagte er:
„Ich verteidige mich nicht gegen Ankläger, denen ich das Recht abspreche, gegen mich und meine Volksgenossen Anklage zu erheben. Ich setze mich nicht mit Vorwürfen auseinander, die sich mit Dingen befassen, die innerdeutsche Angelegenheiten sind und daher Ausländer nichts angehen. Ich erhebe keinen Einspruch gegen Äußerungen, die darauf abzielen, mich oder das ganze deutsche Volk in der Ehre zu treffen. Ich betrachte solche Anwürfe von Gegnern als Ehrenerweisung. Es war mir vergönnt, viele Jahre meines Lebens unter dem größten Sohne zu wirken, den mein Volk in seiner tausendjährigen Geschichte hervorgebracht hat. Selbst wenn ich es könnte, wollte ich diese Zeit nicht auslöschen aus meinem Dasein. Ich bin glücklich, zu wissen, daß ich meine Pflicht getan habe meinem Volke gegenüber, meine Pflicht als Deutscher, als Nationalsozialist, als treuer Gefolgsmann meines Führers. Ich bereue nichts. Stünde ich wieder am Anfang, würde ich wieder handeln, wie ich gehandelt habe, auch wenn ich wüßte, daß am Ende ein Scheiterhaufen für meinen Flammentod stünde. Gleichgültig was Menschen tun, dereinst stehe ich vor dem Richterstuhl des Ewigen. Ihm werde ich mich verantworten, und ich weiß, er spricht mich frei.“
Die Worte von Heß ähneln dem Schlussplädoyer, das Hitler am 24. Verhandlungstag (27. März 1924) des Hitler-Prozesses hielt:
„Und wenn wir vor sie [die Göttin des letzten Gerichts] hintreten, dann kenne ich ihr Urteil von vornherein. […] Mögen Sie tausendmal Ihr „Schuldig!“ sprechen, diese ewige Göttin des ewigen Gerichts wird lächelnd den Antrag des Staatsanwalts zerreißen und lächelnd zerreißen das Urteil des Gerichts; denn die spricht uns frei.“
– Adolf Hitler in: Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.). Hitler – Reden, Schriften, Anordnungen: Der Hitler-Prozeß 1924.[22]
Haftzeit im Kriegsverbrechergefängnis Spandau
Heß wurde zusammen mit den sechs anderen zu Haftstrafen verurteilten Kriegsverbrechern am 18. Juli 1947 in das Kriegsverbrechergefängnis Spandau gebracht, das von den Alliierten speziell zur Unterbringung der Verurteilten im britischen Sektor von Berlin eingerichtet worden war. Unter den Häftlingen gingen wie zuvor in der Führungsriege der Nationalsozialisten die Rivalitäten weiter, so dass sich kleine Gruppen bildeten. Heß aber blieb ein Außenseiter, da seine Persönlichkeit unsoziale Züge trug und er erkennbar geistig instabil war. Er war der einzige, der den Gottesdiensten in der Gefängniskapelle meist fernblieb. Er mied außerdem im Gefängnis jede Art von Arbeit, die er unter seiner Würde betrachtete, wodurch er bei seinen Mitgefangenen Unmut erregte.
Zudem war er ein paranoider Hypochonder. Er glaubte fortwährend, dass man ihn vergiften wolle, so dass er nie die Essensportion nahm, die eigentlich für ihn bestimmt war. Er schrie und stöhnte oft Tag und Nacht wegen Schmerzen, deren Echtheit aber sowohl von seinen Mitgefangenen als auch von der Gefängnisleitung angezweifelt wurden, da Heß sich mit Placebos ruhigstellen ließ und man daher annahm, die Schmerzen seien vorgetäuscht oder psychosomatisch. Die Häftlinge Erich Raeder, Karl Dönitz und Baldur von Schirach sahen sie als Hilferufe zur Erregung von Aufmerksamkeit oder als Methode der Arbeitsverweigerung an. Heß erhielt nämlich durch seinen Zustand einige Privilegien und durfte einigen Arbeiten fernbleiben, wodurch er den Ärger der anderen auf sich zog.
Albert Speer und Walther Funk kamen ihm aber eher entgegen. Speer, ebenfalls ein Außenseiter, machte sich bei den anderen unbeliebt, indem er dieses Verhalten von Heß tolerierte und ihn sogar vor den Gefängniswachen verteidigte. Als einziger unter den Gefangenen weigerte sich Heß über zwanzig Jahre lang, Besuch zu empfangen. Erst 1969 war er bereit, bei einem notwendigen Krankenhausbesuch außerhalb des Gefängnisses seine Frau und seinen mittlerweile erwachsenen Sohn Wolf Rüdiger Heß zu sehen.
Erich Raeder und Walther Funk waren ebenfalls zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt worden. Beide wurden aber vorzeitig in den Jahren 1955 (Raeder) und 1957 (Funk) entlassen, da sie gesundheitlich angeschlagen waren. Sie starben 1960. Heß hingegen blieb inhaftiert, und als Speer und Schirach im Jahr 1966 nach der regulären Verbüßung ihrer vollen Haftstrafen entlassen wurden, blieb er der einzige Gefangene. Aus Sorge um seine geistige Gesundheit einigten sich die Gefängnisdirektoren darauf, die zuvor recht harten Haftbedingungen zu lockern. Er durfte in eine größere Zelle umziehen und erhielt einen Wasserkocher, so dass er sich jederzeit Tee oder Kaffee machen konnte. Weiterhin wurde seine Zelle nicht mehr verschlossen und er erhielt somit ständigen Zugang zu den Waschgelegenheiten des Gefängnisses sowie zur Gefängnisbücherei.
Entlassungsgesuche und Nachforschungen
Seine Gesuche auf vorzeitige Entlassung aus der Gefangenschaft scheiterten am Veto der Sowjetunion. Selbst unzweifelhaft antinationalsozialistische Persönlichkeiten kritisierten die Behandlung von Heß. So schrieb Winston Churchill in seinem Buch The Grand Alliance von 1950, dass er glücklich sei, nicht dafür verantwortlich zu sein, da es sich bei Heß nicht um eine Strafsache, sondern mehr um einen medizinischen Fall gehandelt habe. Auch der britische Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen, Sir Hartley Shawcross, bezeichnete im Jahr 1977 die fortwährende Inhaftierung von Heß als einen „Skandal“.
In den 1970er- und 1980er-Jahren setzten sich Politiker und Kirchenvertreter für eine Freilassung aus humanitären Gründen ein, auch um eine Verklärung als Märtyrer zu verhindern. Bundespräsident Gustav Heinemann wandte sich dazu kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt schriftlich an die Regierungschefs der Alliierten. Die Bundesregierung stellte zu Heß’ 90. Geburtstag ein Gnadengesuch.[23]
Rudolf Heß’ Sohn Wolf Rüdiger Heß versuchte zeitlebens, die Freilassung seines Vaters bzw. bessere Haftbedingungen zu erwirken. 1967 gründete er dazu die Hilfsgemeinschaft Freiheit für Rudolf Heß’. Aus ihr ging 1989 die Rudolf-Heß-Gesellschaft hervor, deren Ziel es ist, die geschichtliche Darstellung Heß’ zu revidieren und angeblich vertuschte Umstände seiner Gefangenschaft und seines Todes aufzuklären. Bis zu seinem Tod am 24. Oktober 2001 war Wolf Rüdiger Heß Vorsitzender der Gesellschaft. Seitdem verwaltet seine Witwe die Position kommissarisch.
Am 13. April 1987, wenige Monate vor seinem Tod, meldete Der Spiegel, dass Michail Gorbatschow die Freilassung von Heß plane.[24]
Vergeblich versuchte die Gesellschaft, eine Herausgabe der Akten zu Heß zu erwirken, die erst 2017 freigegeben werden. Obwohl Sperrfristen von 30 Jahren, bei personengebunden Archivalien auch mehr, im Archivwesen durchaus üblich sind, knüpfen rechtsradikale bzw. geschichtsrevisionistische Publikationen wie der Videofilm Geheimakte Heß aus dem Jahr 2004 daran den Verdacht, die britischen Behörden wollten die Akten nicht freigeben, um Hintergründe von Heß’ Tod zu verschleiern, die ein negatives Licht auf die Rolle der Briten werfen könnten.
Tod und Todesursache
Heß unternahm mindestens einen vergeblichen Suizidversuch. So stürzte er sich 1941 von einem Balkon in Mytchett Place.[23]
Am 17. August 1987 beging Heß Suizid, indem er sich mit einem an einem Fenstergriff befestigten Verlängerungskabel erhängte. Er war an diesem Tag wie jeden Tag im Garten des Gefängnisses spazieren gegangen. In dessen Mitte befand sich eine Gartenlaube, die ungefähr 15 m² groß war und mit Glasfassade, Sessel, Tisch und Heizung ausgestattet war. In dieser schien er sich etwas auszuruhen. Kurz darauf fand ein Wachsoldat Heß mit dem am Fenster befestigten Kabel um den Hals.
In einer schon seit langem vorbereiteten Presseerklärung der Alliierten, die direkt danach veröffentlicht wurde, hieß es, Heß sei „im Gefängnis verstorben“. Am darauffolgenden Tag wurden weitere Details veröffentlicht. Angeblich hatte sich die Sowjetunion dem zunächst widersetzt.[25] Heß’ Leichnam wurde am selben Tag vom britischen Gerichtsmediziner James Cameron obduziert.
Kurz vor seinem Tod hatte Heß 1987 den Wunsch geäußert, im Grab seiner Eltern auf dem evangelischen Friedhof der Stadt Wunsiedel bestattet zu werden. Er hatte zwar nie in der Stadt gelebt, aber seinem Wunsch wurde aus dem christlichen Beweggrund entsprochen, nicht über den Tod hinaus zu richten.[26]
Zweifel an der Todesursache
Angehörige führten an, dass Heß, zum Zeitpunkt seines Todes 93 Jahre alt, kaum mehr ohne Hilfe seines Pflegers laufen, seine Schuhe binden oder die Arme über Schulterhöhe habe heben können, sodass ein Suizid unmöglich gewesen sei. Sie glauben daher, Heß sei durch den englischen Geheimdienst Secret Intelligence Service ermordet worden, der Suizid sei nur vorgetäuscht. Die auf Wunsch der Familie Heß vom Gerichtsmediziner Wolfgang Spann zwei Tage nach Heß’ Tod vorgenommene Untersuchung des Leichnams erbrachte keine Beweise für eine Ermordung.[27] Spann kritisierte aber einige Details der Erstobduktion und klassifizierte die Strangulationsmerkmale als atypisch für ein Erhängen. Dies wird von Vertretern der Mordthese als Beweis angesehen. Heß' letzter Pfleger Abdullah Melaouhi und der ehemalige Gefängnisdirektor Eugene Bird werden wegen ihres früheren unmittelbaren Kontakts mit Heß und ihrer Kenntnis des Gefängnisses von den Vertretern der Mordthese als eine Art Belastungszeugen dargestellt, waren aber bei Heß' Tod nicht im Gefängnis anwesend. Auf der These der Ermordung baut die These auf, es handele sich bei dem vorgetäuschten Suizid um ein britisches Komplott. Demnach sei Heß im Jahr 1941 das Opfer einer Intrige geworden: Deutschland habe für einen Frieden mit Großbritannien große Zugeständnisse machen wollen, aber Churchill sei zu einem Friedensschluss nicht bereit gewesen und habe den Krieg unbedingt fortsetzen wollen. Diese Theorie genießt in rechtsextremen Kreisen große Popularität. Aus diesem Umfeld stammen auch diverse Publikationen, die diese Sicht vertreten, so zum Beispiel die Videoproduktion Geheimakte Heß und das Buch Churchills Friedensfalle von Martin Allen aus dem Jahr 2003, das aber auf Fälschungen beruht.[28]
Auswirkungen auf die Neonazi-Szene
Heß gilt in der Neonazi-Szene aufgrund seines ungebrochenen Bekenntnisses zum Nationalsozialismus, seiner 46-jährigen Haftzeit – davon über die Hälfte in Einzelhaft – und seiner vermeintlichen Ermordung durch den britischen Geheimdienst als Märtyrer. Wegen seines mysteriösen Flugs nach Großbritannien wird er oft verklärend als „Friedensflieger“ tituliert.[29][30]
Sein Todestag war seit 1987 alljährlich zum Anlass für neonazistische Aufmärsche geworden, die so genannten Rudolf-Heß-Gedenkmärsche in der oberfränkischen Stadt Wunsiedel, in der Rudolf Heß begraben war. 1988 bis 1990 wurden Kundgebungen mit Genehmigung des Verwaltungsgerichts Bayreuth abgehalten.[26] Von 1991 bis 2000 waren die Demonstrationen verboten und wurden trotz der Verbote in anderen Städten und auch in anderen Ländern (etwa in den Niederlanden und Dänemark) durchgeführt. 2001 wurden die Demonstrationen in Wunsiedel erstmals erlaubt und zählten mit etwa 2500 Teilnehmern im Jahr 2002 und 3800 Teilnehmern im Jahr 2004 zu den größten Neonazidemonstrationen in Deutschland. Die Demonstrationen in diesen Jahren wurden auch vom Bundesverfassungsgericht genehmigt.
Um zu zeigen, dass sie sich nicht mit diesen Aufmärschen identifizieren, organisierten Bürger Wunsiedels Gegendemonstrationen und gründeten Bürgerinitiativen, die sich für Toleranz, Engagement und Zivilcourage einsetzen. Eine Änderung des Strafgesetzbuches im Jahr 2005, das die Billigung, Rechtfertigung oder Verherrlichtung der nationalsozialistischen Herrschaft unter Strafe stellt, ermöglichte ein Verbot der Aufmärsche.[26] In den Jahren 2005 und 2006 wurde der Aufmarsch erneut verboten. Diese Entscheidung wurde beide Male vom Verwaltungsgericht Bayreuth, dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht bestätigt. Seither finden in Wunsiedel nur noch Schweigemärsche mit geringen Teilnehmerzahlen statt.
Da der 20. Jahrestag im Jahre 2007 von besonderer symbolischer Bedeutung war, wurden in zahlreichen Orten Deutschlands im Vorfeld Demonstrationsverbote verhängt, die von den Veranstaltern gerichtlich angefochten wurden. So durften hierzu in ganz Sachsen-Anhalt keine Demonstrationen durchgeführt werden. In München wurde ein Aufmarsch unter Auflagen zugelassen. Der Landkreis Forchheim legte gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Bayreuth Beschwerde vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein, eine Demonstration in Gräfenberg zuzulassen.[31]
Im 2008 erschienenen Buch Les 7 de Spandau (Die Sieben von Spandau) sagten Charles Gabel und Michel Roehrig, die letzten Beichtväter von Heß, aus, dass Heß selbst Neonazis, die für ihn demonstrierten, immer wieder als „Dummköpfe“ bezeichnet haben soll. Er habe in der zweiten Hälfte seiner 40-jährigen Haft einen tiefgreifenden Wandel vollzogen und habe am Ende nichts mehr von einem Nationalsozialisten oder Antisemiten an sich gehabt.[32]
Nachdem der Pachtvertrag für das Grab von Heß in Wunsiedel zur Verlängerung anstand, wurde er zum 5. Oktober 2011 seitens der evangelischen Kirchengemeinde Wunsiedel gekündigt. Mit Zustimmung der Erben Heß' wurde das Grab am 20. Juli 2011 aufgelöst. Heß' Gebeine wurden exhumiert und verbrannt. Anschließend sollen sie auf See bestattet werden. Damit, so wird gehofft, könnte das Interesse von Neonazis an Aufmärschen in Wunsiedel schwinden.[33]
Zwei Versuche rechtsextremer Veranstaltungen wurden am 13. August 2011 von Ordnungsamt und Polizei unterbunden, nachdem die Stadt Wunsiedel dem Rechtsextremisten Christian Bärthel einen „Gedenkgottesdienst“ auf dem Marktplatz untersagt hatte. Etwa 20 Rechtsextremisten hatten sich auf dem Katharinenberg eingefunden.[34]
Literatur
Biografisches/Allgemeines
- Eugene Bird: Hess. Der Stellvertreter des Führers. Englandflug und britische Gefangenschaft. Nürnberg und Spandau. Verlag Kurt Desch, München 1974, ISBN 3-420-04701-0.
- Wolf Rüdiger Heß: Rudolf Heß: „Ich bereue nichts”. Graz 1998, ISBN 3-7020-0682-6.
- Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Partei-Kanzlei Bormann. K.G. Saur, München 1992, ISBN 3-598-11081-2.
- Dietrich Orlow: Rudolf Heß. „Stellvertreter des Führers”. In: Ronald Smelser, Rainer Zitelmann (Hrsg.): Die braune Elite I. 22 biographische Skizzen. 3. Aufl., Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, S. 84–97.
- Kurt Pätzold, Manfred Weißbecker: Rudolf Heß – Der Mann an Hitlers Seite. Leipzig 1999, ISBN 3-86189-157-3.
- Alfred Seidl: Der Fall Heß 1941–1987. Dokumentation. 3.Aufl., München 1988, ISBN 978-3-8004-1066-8.
- Wolf Heß (Hrsg.): Rudolf Heß, Briefe 1908–1933. München/Wien 1987.
„Englandflug“
- James Douglas-Hamilton: Geheimflug nach England – Der „Friedensbote“ Rudolf Heß und seine Hintermänner. Düsseldorf 1973
- Rainer F. Schmidt: Rudolf Heß – „Botengang eines Toren“? Der Flug von Rudolf Heß nach Großbritannien vom 10. Mai 1941. Düsseldorf 1997
- Franz Graf-Stuhlhofer: Hitler zum Fall Heß vor den Reichs- und Gauleitern am 13. Mai 1941. Dokumentation der Knoth-Nachschrift. In: Geschichte und Gegenwart. Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Gesellschaftsanalyse und politische Bildung 18 (1999) 95–100 [Wilhelm Knoth war Gauamtsleiter in Kassel]
- Armin Nolzen: Der Heß-Flug vom 10. Mai 1941 und die öffentliche Meinung im NS-Staat. In: Martin Sabrow (Hrsg.): Skandal und Diktatur. Öffentliche Empörung im NS-Staat und in der DDR. Wallstein Verlag, Göttingen 2004.
- Geheimakte Heß. Dokumentation auf DVD. Geschichte und Hintergründe der gescheiterten deutsch-englischen Friedensverhandlungen. ISBN 3-937163-51-4.
(vgl. zu dieser Dokumentation den Artikel „Geheimakte Heß“ – Geschichtsrevisionismus im Gewand des Mainstreams) - Ernst Haiger: Fictions, Facts, and Forgeries: The „Revelations“ of Peter and Martin Allen about the History of the Second World War. In: The Journal of Intelligence History. Vol. 6 No. 1, Sommer 2006 (erschienen 2007), S. 105–117.
- Roy Conyers Nesbit, Georges Van Acker: The Flight of Rudolf Hess: Myths and Reality. Sutton Publishing Ltd. 1999, Rev. Paperback Ed. 2007. ISBN 978-0-7509-4757-2.
Bedeutung von Heß in der Neonazi-Szene
- Thomas Dörfler, Andreas Klärner: Der „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch” in Wunsiedel. Rekonstruktion eines nationalistischen Phantasmas. In: Mittelweg 36, Heft 4/2004, S. 74–91 Online abrufbar.
- Michael Kohlstruck: Fundamentaloppositionelle Geschichtspolitik. Die Mythologisierung von Rudolf Heß im deutschen Rechtsextremismus. In: Claudia Fröhlich, Horst-Alfred Heinrich (Hrsg.): Geschichtspolitik. Wer sind ihre Akteure, wer ihre Rezipienten? Franz Steiner, Stuttgart 2004
Weblinks
Commons: Rudolf Heß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Rudolf Heß im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Artikel über „Rudolf Hess“ im Lexikon Rechtsextremismus von Netz gegen Nazis
- www.dhm.de – eine Heß-Biografie auf der Webseite des Deutschen Historischen Museums
- Fabian Grossekemper: Rudolf Heß (1894−1987) bei shoa.de
Einzelnachweise
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 37 f.
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 37
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 38 f.
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 39
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 40
- ↑ a b c Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 40-42
- ↑ The National War Museum, Valletta, Malta
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 42-44
- ↑ a b Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 44 f.
- ↑ Joachim Fest: Hitler – Eine Biographie. Ullstein Taschenbuch, 10. Auflage 2008, S. 183.
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 48 f.
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 51 f.
- ↑ Joachim Fest: Hitler – Eine Biographie. Ullstein Taschenbuch, 10. Auflage 2008, S. 306, mit Bezug auf W. Maser und H. Frank.
- ↑ Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 52-55
- ↑ a b Rainer F. Schmidt, Rudolf Heß »Botengang eines Toren«?, 3. Auflage 2000, ISBN 3-430-18016-3, S. 55 f.
- ↑ Wolf Heß (Hrsg.): Rudolf Heß, Briefe 1908–1933. München/Wien 1987, S. 378.
- ↑ Joachim Fest: Hitler – eine Biographie. 10. Auflage 2008, S. 591.
- ↑ Graf-Stuhhofer: Hitler zum Fall Heß … Dokumentation der Knoth-Nachschrift. in: Geschichte und Gegenwart 1999, S. 95–100.
- ↑ Protokoll der Hauptverhandlung vom 30. November 1945 (Nachmittagssitzung)
- ↑ Whitney Harris: Tyrannen vor Gericht: das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946. aus dem Amerikanischen von Christoph Safferling und Ulrike Seeberger. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8305-1593-7.
- ↑ Teil 4: 19.–24. Verhandlungstag. hg. u. komm. v. Lothar Gruchmann u. Reinhard Weber. K. G. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11355-2, S. 1591.
- ↑ a b Biographie: Rudolf Heß, 1894–1987
- ↑ Läßt Gorbatschow Heß frei?. In: Der Spiegel. Nr. 16, 1987 (online).
- ↑ Radio Bremen Eins – As Time goes by: 17. August 1987 – Der Stellvertreter trat ab
- ↑ a b c Deutschlandfunk Hintergrund, „Unter Polizeischutz – Dresden und die Neonazi-Aufmärsche“, 17. Februar 2011
- ↑ Brigitte Emmer, Heß' Englandflug, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte, dtv, München 1994, S. 95
- ↑ Ernst Haiger, Fiction, Facts, and Forgeries. The „Revelations“ of Peter and Martin Allen about the History of the Second World War, in: The Journal of Intelligence History 6, (2006), Nr. 1, S. 105–117.
- ↑ Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichts Bayreuth vom 23. Juli 2008
- ↑ Hans Gebhardt, Rechtsextreme Musik, GRIN Verlag, 2009, ISBN 3640262816
- ↑ SPIEGEL Online vom 16. August 2007, Rudolf Heß’ Todestag – Kampf ums Aufmarschgebiet
- ↑ Heß’ Beichtvater – Es war Selbstmord. Abgerufen am 21. September 2009.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Wunsiedel: Ende einer Nazi-Pilgerstätte - Grab von Rudolf Heß existiert nicht mehr
- ↑ Polizei unterbindet Nazi-Infostand, Frankenpost, 14. August 2011
Kabinett Hitler – 30. Januar 1933 bis 30. April 1945Adolf Hitler (Reichskanzler, Reichspräsident, NSDAP) | Franz von Papen (parteilos) | Freiherr von Neurath (parteilos → NSDAP) | Joachim von Ribbentrop (NSDAP) | Wilhelm Frick (NSDAP) | Heinrich Himmler (NSDAP) | Graf Schwerin von Krosigk (NSDAP) | Alfred Hugenberg (DNVP) | Kurt Schmitt (NSDAP) | Hjalmar Schacht (parteilos) | Hermann Göring (NSDAP) | Walther Funk (NSDAP) | Franz Seldte (DNVP → NSDAP) | Franz Gürtner (DNVP) | Franz Schlegelberger (NSDAP) | Otto Georg Thierack (NSDAP) | Werner von Blomberg (NSDAP) | Wilhelm Keitel (parteilos) | Freiherr von Eltz-Rübenach (parteilos) | Julius Heinrich Dorpmüller (NSDAP) | Wilhelm Ohnesorge (NSDAP) | Walther Darré (NSDAP) | Herbert Backe (NSDAP) | Joseph Goebbels (NSDAP) | Bernhard Rust (NSDAP) | Fritz Todt (NSDAP) | Albert Speer (NSDAP) | Alfred Rosenberg (NSDAP) | Hanns Kerrl (NSDAP) | Hermann Muhs (NSDAP) | Otto Meissner (NSDAP) | Hans Heinrich Lammers (NSDAP) | Martin Bormann (NSDAP) | Karl Hermann Frank (NSDAP) Rudolf Heß (NSDAP) | Ernst Röhm (NSDAP)
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