- Rembrandt Bugatti
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Rembrandt Bugatti (* 16. Oktober 1884 in Mailand; † 8. Januar 1916 in Paris) war ein italienischer Bildhauer. Er ist der jüngere Bruder des Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti. Sein Werk umfasst in erster Linie Tierplastiken. Rembrandt Bugatti gilt als einer der Wegbereiter des Art Déco-Stils.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Rembrandt Bugatti war das dritte Kind des in Mailand ansässigen Dekorateurs und Möbelgestalters Carlo Bugatti und seiner Frau Teresa Bugatti, geb. Lorioli. Sein Vorname, der auf den niederländischen Barock-Maler Rembrandt van Rijn Bezug nimmt, wurde von seinem Taufpaten vorgeschlagen, dem italienischen Bildhauer Ercole Rosa.
Im Haus seines Vaters lernte Rembrandt Bugatti früh bedeutende Künstler kennen. Zu ihnen gehörte der russische Bildhauer Pawel Trubetzkoy, der um die Jahrhundertwende das Talent des jungen Bugatti erkannte und zu seinem ersten Förderer wurde. Ab 1900 studierte Bugatti in Trubetzkoys Klasse an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand.[2]
Mailänder Zeit
An der Accademia di Brera entwickelte Bugatti schnell seinen eigenen Stil, der Züge des Impressionismus aufweist. Von Beginn der Ausbildung an konzentrierte er sich auf die Darstellung von Tieren. 1902 galt er als einer der begabtesten Bildhauer „der Brera“.[3] Ein Jahr später, im Alter von 18 Jahren, stellte Rembrandt Bugatti seine Werke erstmals auf der Biennale von Venedig aus.
Bugattis Werke der Mailänder Zeit waren ausnahmslos aus Gips gegossen. Bronzegüsse entstanden zu dieser Zeit noch nicht, da dem seinerzeit noch minderjährigen Bugatti für derart aufwändige Verfahren das Geld fehlte.
Pariser Zeit
1904 siedelte Rembrandt Bugatti zusammen mit seinen Eltern und der älteren Schwester Deanice mit seiner Familie nach Paris über. Trubetzkoy vermittelte den Kontakt zu dem Galeristen Adrien-Aurelien Hébrard, der Bugattis Werke ab 1904 regelmäßig in seiner Galerie zeigte und weitere Ausstellungen organisierte. Mit der Unterstützung Hébrards, der über eine eigene Formgießerei verfügte, konnte Bugatti nun regelmäßig Bronzegüsse seiner Plastiken herstellen, die nach Auffassung der Kritiker wesentlich besser zum Stil seiner Werke passten.[4] Bugatti etablierte sich schnell in Paris. Seine Ausstellungen erhielten positive Kritiken, und es gelang ihm, viele seiner Werke zu verkaufen.[5]
1904 schuf Bugatti einen sich aufbäumenden Elefanten. Diese Plastik erlangte mehr als 20 Jahre später außergewöhnliche Berühmtheit: Rembrandts Bruder Ettore verwendete sie als Kühlerfigur für den Bugatti Type 41 „Royale“, sein ambitioniertestes und vielleicht legendärstes Automobil.[6]
1907 wurde Rembrandt Bugattis in künstlerischer Hinsicht erfolgreichstes und schöpferischstes Jahr.[7] Im Laufe des Jahres trennte er sich allerdings von seiner Familie und zog, nachdem er eine Einladung des dortigen Zoologischen Gesellschaft erhalten hatte, allein nach Antwerpen.
Antwerpener Zeit
Rembrandt Bugatti ließ sich im Spätsommer 1907 dauerhaft in Antwerpen nieder.
Antwerpen war als Kunstzentrum bekannt; dort befand sich die wichtigste Kunstschule Belgiens, die Königliche Akademie der Schönen Künste. Von besonderer Bedeutung für Rembrandt Bugatti war der städtische Zoo. Er verfügte über zahlreiche Wildtiere, die von Wildfängern aus Übersee ins Land gebracht wurden. Bugatti arbeitete hier wie eine Reihe weiterer Künstler vor den lebenden Motiven. In der Antwerpener Zeit entstanden Skulpturen von Pavianen, Antilopen, Leoparden und Flamingos.
Höhepunkt von Bugattis Antwerpener Zeit war das Jahr 1910. Im Frühsommer des Jahres organisierte er seine erste große Einzelausstellung in der Königlichen Zoologischen Gesellschaft, die zu einem künstlerischen Erfolg wurde.In der Folgezeit entwickelte Bugatti seinen Stil weiter. Seine Statuetten verloren ihre natürlichen Formen und wurden geometrisch, strukturierter und kantiger. Es wird davon ausgegangen, dass Rembrandt Bugatti vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs vom Kubismus beeinflusst wurde.[8] Zugleich nahm sein Werk Tendenzen des Art Decó auf. Damit war er seiner Zeit voraus. Beobachter sind der Ansicht, dass man seine Plastiken ohne Kenntnis des Künstlers und Entstehungsdaten zeitlich etwa zehn Jahre später einordnen müsste.
Mit seiner Niederlassung in Antwerpen reduzierte sich Bugattis Kontakt zu seiner Familie und zu anderen Künstlern zunehmend. Ab 1910 kamen gesundheitliche finanzielle Probleme hinzu; nach allgemeiner Ansicht begann Bugatti in dieser Zeit, eine Depression zu entwickeln.[9]
Der Erste Weltkrieg und Tod
Zu Beginn des ersten Weltkriegs verpflichtete sich Rembrandt Bugatti freiwilliger Helfer für das Belgische Rote Kreuz. Er arbeitete in einem Lazarett, das im Antwerpener Zoo eingerichtet worden war, und half bei der Pflege Verwundeter. Diese Erfahrung steigerte die Depression des Künstlers. Ende 1914 reiste er nach Italien und später nach Paris. Er bekam zusätzliche gesundheitliche Probleme und geriet in finanzielle Schwierigkeiten, weil er während des Krieges keine Käufer für seine Arbeiten mehr fand.
Am 8. Januar 1916 tötete sich Rembrandt Bugatti, indem er sich in einer Pariser Wohnung mit Gas vergiftete.
Galerie
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Von Rembrandt Bugatti entworfene Kühlerfigur eines Bugatti Type 41 „Royale“
Literatur
- Edward Horswell: Rembrandt Bugatti, life in sculpture 2004, Sladmore Gallery Editions/ Editions de l'Amateur
- Joachim Kurz: Bugatti. Der Mythos - Die Familie - Das Unternehmen 2005
- Veronique Fromanger: Rembrandt Bugatti-Répertoire monographique 2010, Editions de l'Amateur Paris
- Heinz Spielmann: Rembrandt Bugatti. In: Die Bugattis. Ausstellungskatalog des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg 1983.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kurz: Bugatti. Der Mythos, die Familie, das Unternehmen. S.32.
- ↑ Spielmann: Rembrandt Bugatti. S. 140.
- ↑ Kurz: Bugatti. Der Mythos, die Familie, das Unternehmen. S.28.
- ↑ Spielmann: Rembrandt Bugatti. S. 140.
- ↑ Kurz: Bugatti. Der Mythos, die Familie, das Unternehmen. S.28.
- ↑ Craig Cheetham: The Encyclopedia of Classic Cars, S. 40.
- ↑ Spielmann: Rembrandt Bugatti. S. 142.
- ↑ Kurz: Bugatti. Der Mythos, die Familie, das Unternehmen. S.32.
- ↑ Kurz: Bugatti. Der Mythos, die Familie, das Unternehmen. S.34.
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