Rentzschmühle

Rentzschmühle

Die Rentzschmühle ist eine Siedlung an der Weißen Elster an der Grenze zwischen Sachsen und Thüringen. Der Ort hat 43 Einwohner in 19 Häusern (2008). Seit 1994 gehört die Siedlung zur Gemeinde Pöhl.

Rentzschmühle

Inhaltsverzeichnis

Lage

Rentzschmühle liegt an einer ehemaligen Elsterfurt am Ausgang des Landschaftsschutzgebietes Steinicht, wo die Wege von Cossengrün und Ruppertsgrün ins Tal hinabführen. Sie ist keine einheitliche Gemeinde, sondern eine Siedlung, die zu zwei Ländern (Sachsen und Thüringen), drei Kirchspielen Ruppertsgrün, Steinsdorf, Schönbach, vier Gemeinden (Ruppertsgrün, Cossengrün, Trieb, Liebau) gehörte. Die Bewohner von Rentzschmühle konnten dieser Verhältnisse wegen dreimal im Jahr Kirmes feiern, zumal auch die dazu nötigen Einkehrstätten in jedem Ortsteil nicht fehlten.

Es gab bis etwa 1953 vier Gastwirtschaften, nämlich das Hotel Steinicht 1876/77 von der Familie May erbaut (1963 bis 1993 Ferienheim und Kinderferienlager der Leipziger Verkehrsbetriebe «LVB»), das Lochhaus (abgerissen 1973 vor der Steinbrucheinfahrt der Grünsteinwerke), Bauers Gastwirtschaft (gegenüber der Rentzschmühle), und die ehemalige Gondelstation, später Poststelle und heute Wohnhaus. Als ältestes Gebäude dieses Talgrundes kann wohl ohne Zweifel die Rentzschmühle gelten.

Das der Rentzschmühle gegenüber, am anderen Ufer der Weißen Elster gelegene „Lochhaus“ ist thüringisch und die zweitälteste Siedlung in diesem Winkel. Sein Namen hat es von dem „Lohe“-bewachsenen Grund.

Verkehr

Bahnhof in Rentzschmühle

Die durch Rentzschmühle verlaufende Elstertalbahn (KBS 541) von Gera Süd über Weischlitz in Richtung Cheb wurde am 8. September 1875 für Personen- und Güterverkehr eröffnet, das Bahnhofsgebäude am Streckenkilometer 40,711 wurde am 1. Mai 1905 dem Betrieb übergeben [1]. Im Ortsbereich befindet sich am km 39,7 der kurze Steinichttunnel, auch Rentzschmühler Tunnel genannt, die Strecke wird von der Vogtlandbahn als VB4 bedient.

In der Nähe des Grünsteinbruches an der Eisenbahnbrücke verunglückte am 27. Juni 1960 ein Schnelltriebwagen der Baureihe VT 18.16 bzw. BR 175 als Zug Karlex auf seinem Weg zwischen der Tschechoslowakei und der DDR.

Geschichte

Mühle

Im Jahre 1441 erscheint sie urkundlich als Mühle an der Elster unter Liebau. 1464 tritt der Name Rentzschmühle erstmalig auf, in Verbindung mit Ruppertsgrün. Aus dem Türkensteuerregister (Reichstürkenhilfe) von 1521 (Reichstag zu Worms) erfahren wir einiges über ihren Wert, denn dort heißt es: „Erhart Rentzschmüller, hat sein mul geschätzt umb sibenhundert gulden, al sein vhie- nämlich 9 Kühe umb 29 Gulden.“ Diese Angaben deuten auf einen verhältnismäßigen großen Betrieb hin, zumal auch drei Knechte und drei Mägde darin beschäftigt waren.

1562 wurde die Rentzschmühle persönliches Eigentum des Herren Georg von Dölau aus Ruppertsgrün (Reußen von Plauen zu Greiz), die sie immer leistungsfähiger zu gestalten versuchten. Sie hatte schließlich sieben Gänge und galt als eine der kunstreichsten Mühlen im Vogtland. Neben der Mühle bauten die Dölaus wohl um 1620 eine Art Herrenhaus, das im Inneren „kostbar“ ausgestattet gewesen sein soll, und das sogenannte „Waschhäusel vorm oberen Thor“, worin wahrscheinlich das Gesinde der Rittergutsfamilie wohnte.

Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg

Der rege Mühlenbetrieb machte schon kurz nach 1600 eine Brücke notwendig, als deren Erbauer Joachim von Dölau angesehen werden muss. 1632 erfolgte der Rückschlag. Die "Holkschen Scharen" (Heinrich von Holk 1599 - 1633), die auf Geheiß Wallensteins eingefallen waren, fanden den Zugang zu diesem stillen Talgrund, plünderten Herrenhaus und Mühle und zerstörten die Brücke. Der Not der Zeit entsprechend wurde das Herrenhaus gar nicht, alles andere aber in einfacher Weise wieder aufgebaut. An die Stelle der Brücke trat ein Steg, der auf einem steinernen Pfeiler ruhte und an seinen Enden durch Holzstreben gestützt war.

Die Rentzschmühle war ursprünglich Mahl-, Schneide-, Walk-, und Ölmühle. Nach 1870 wurde die Ölmühle niedergelegt und an ihrer Stelle eine Pappenfabrik errichtet. Ein Brand von 1882 konnte diesen Betrieb nur vorübergehend stören. Ein Hochwasser im November 1898 überschwemmte den Talgrund. Die Produktion wurde jedoch nicht eingestellt. Im Juni 1954 traf es die Rentzschmühle ein zweites Mal, wovon sich der Betrieb kaum erholte. 1960 wurde die Produktion von Pappe eingestellt. Herr Hans Wegel aus Plauen, produzierte ab 1961 Filter, Schuhsohlen und Schnellhefter. Eine Übernahme des VEB Zwönitz erfolgte bis 1987. Ein Jahr später ging die Produktionsstätte über zum VEB Wärmegerätewerk unter der Leitung von Herrn Dieter Ehrler aus Rentzschmühle. Bis 1990 wurden Teile für Elektroherde produziert. 1991 wurde der Betrieb stillgelegt. 1992 erfolgte Besitzerwechsel. Herr Frank Finger aus Werdau (Sachsen) eröffnete ein Gasthaus mit Ferienwohnung. Bis 2004 wurde der Gaststättenbetrieb mit Zimmervermietung unterhalten. Im Frühjahr 2008 erfolgte Besitzerwechsel, als Wohnhaus für dieses Grundstück.

Brückenneubau

1796 planten die Rittergutsbesitzer von Ruppertsgrün und Liebau den Bau einer geschlossenen Brücke, anstatt der bisherigen, und suchten die kurfürstliche Erlaubnis nach, einen Brückenzoll zu erheben, der Verzinsung und Tilgung des aufgewendeten Kapitals gestattet. Da sich jedoch Schwierigkeiten wegen der Gleitstelle in Steinsdorf ergaben, wurde diese Planung anscheinend nicht weiter verfolgt. Die heutige Brücke stammt aus der Zeit des Eisenbahnstreckenbaus (1870), die jedoch 1999, am Flusskilometer 176,7 für 1,2 Millionen DM neu gebaut wurde.

Eisenerzbergbau

Die Rentzschmühle hatte eine Zeitlang auch bergbauliche Bedeutung. 1856 erwarb der Bergarbeiter Hartmann aus Pöhl das Recht, an der „Mühlleiten“ nach Eisen zu schürfen. Mit Hilfe der kapitalkräftigen Königin-Marien-Hütte in Cainsdorf bei Zwickau wurde zwei Jahre später die Hartmanns-Fundgrube ins Leben gerufen und ein Stollen 60 Meter tief ins Gestein getrieben. 1861 und 1870 wurden weitere Stollen angelegt. In ihrer Blüte wurden in der Hartmann-Fundgrube 26 Arbeiter beschäftigt, die jährliche Ausbeute an Eisenerz schwankte zwischen 512 Zentnern im Jahre 1858 und 29.000 Zentnern im Jahre 1872. 1879 wurde das Bergwerk stillgelegt.

Weblinks

  • Rentzschmühle im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Quellen

  1. Eintrag über den Bahnhof bei sachsenschiene.de am 9. März 2007
50.5750912.15792

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