- Elsterberg
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Wappen Deutschlandkarte 50.60861111111112.169722222222290Koordinaten: 50° 37′ N, 12° 10′ OBasisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Chemnitz Landkreis: Vogtlandkreis Höhe: 290 m ü. NN Fläche: 25,07 km² Einwohner: 4.627 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 185 Einwohner je km² Postleitzahl: 07985 Vorwahl: 036621 Kfz-Kennzeichen: V Gemeindeschlüssel: 14 5 23 100 Stadtgliederung: 8 Stadtteile Webpräsenz: Bürgermeister: Volker Jenennchen (AHL) Lage der Stadt Elsterberg im Vogtlandkreis Das Städtchen Elsterberg liegt im Vogtland an der Weißen Elster. 1952 wurde die Stadt im Rahmen der Gebietsreform der DDR von Sachsen nach Thüringen und in den Bezirk Gera verschoben. Per Volksentscheid erfolgte am 1. April 1992 die Rückgliederung nach Sachsen und in den Vogtlandkreis.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Elsterberg befindet sich in einer von Greiz ausgehenden Tallage, umgeben von dichten Wäldern. Das Tal setzt sich vom Ortsteil Gippe aus zum Steinicht, einem Landschaftsschutzgebiet im Elstertal Richtung Plauen, zur Rentzschmühle und zur Elstertalbrücke an der Weißen Elster fort. Die B 92 von Plauen nach Greiz führt durch die Kleinstadt.
Nachbargemeinden
Angrenzende Städte und Gemeinden der zum sächsischen Vogtlandkreis gehörenden Stadt sind Limbach, Netzschkau, Plauen, Pöhl (alle im Vogtlandkreis) sowie Greiz, Vogtländisches Oberland und Schönbach im Freistaat Thüringen.
Stadtgliederung
Stadtteile Elsterbergs sind die eingemeindeten
- Coschütz mit Rückisch
- Kleingera mit Siedlung Reuth und Pfannenstiel
- Losa mit Wipplas
- Scholas
- Cunsdorf
- Görschnitz
- Noßwitz
- Randsiedlung Gippe
Geschichte
Elsterberg wurde 1198 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Diese Erwähnung beruht auf verbürgten Angaben und einer vermutlich 1840 verbrannten Pergamentrolle. Darin wurde ein kleiner Rittersitz, die Burganlage Altes Haus Elsterberg, erwähnt, die 38 Meter über der Elster auf dem Weßnitzfelsen stand, dem Ritter Rayer von Elsterberg gehörte und Elsterburg genannt wurde.
Jahre später kolonisierten die Herren von Lobdeburg die Gegend und bauten vor 1225 eine zweite Burg, die später Schloss Elsterberg genannt wurde. Unterhalb der Burg ließen sie eine Kirche errichten und siedelten aus Franken und Thüringen herbeigerufene Untertanen an.
Die Stadtgründung um 1354
Eine Stadtgründung war ursprünglich nicht vorgesehen, als aber im 13. Jahrhundert 36 umliegende Dörfer nach Elsterberg pfarrten und dort Handel ausübten, wurde ein Marktrecht eingeführt. Urkundlich erschien Elsterberg als Stadt erstmals 1354. Bis 1700 war es ein typisches Landstädtchen, in dem nur für den Eigenbedarf und innerhalb einer bestimmten Bannmeile erzeugt und gehandelt werden durfte.
Stadtbrände
Drei verheerende Stadtbrände zerstörten Elsterberg. 1492 stand der Großteil der Innenstadt in Flammen und 1702 fiel die Innenstadt bis auf die Pfarre und das Rittergut Frankenhof auf der anderen Elsterseite den Flammen zum Opfer. Im Jahr 1840 brannte die ganze Stadt mit Kirche und Rathaus. Alle stadtkundlichen Akten und Urkunden- bis auf die Kirchenbücher (Geburten, Trauungen, Sterbefälle) ab 1658 - gingen unwiederbringlich verloren. Erst nach dem Wiederaufbau ab 1840 entstand das heutige Stadtbild.
Die Industrialisierung zur Spinnfaserstadt
1882 eröffnete die erste mechanische Weberei in Elsterberg, aus der später 1919 die Spinnfaser-Aktiengesellschaft Elsterberg entstand, eines der bedeutendsten einschlägigen Unternehmen vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Auch die Lederindustrie boomte. 1885 wurde Elsterberg an das Eisenbahnnetz (zwischen Gera und Plauen) angeschlossen, was der Industrialisierung der Stadt sehr förderlich war.
Der Zweite Weltkrieg und die Befreiung
Die Kleinstadt Elsterberg blieb im Zweiten Weltkrieg von Bombenangriffen bis auf einige Blindgänger verschont. Die Besetzung durch amerikanische Truppen erfolgte am 16. April 1945. Im Juli des Jahres wurde die Stadt von sowjetischem Militär besetzt. Zahlreiche Umsiedler nach Vertreibung aus Böhmen, Mähren und Schlesien fanden seit 1945 Unterkunft in der Stadt. Versorgungsengpässe machten die Situation für alle Einwohner kompliziert.[2][3]
Die Nachkriegsjahre ab 1945
Alle Elsterberger Betriebe wurden 1946 enteignet, Industrieanlagen und Großgrundbesitz zum Teil gewaltsam konfisziert, Maschinen abgebaut und in die Sowjetunion verbracht und die Betriebe zwangsverstaatlicht. Dennoch lief die Spinnfaserproduktion wie die Leder- und Herdfabrikation unter Schwierigkeiten wieder an.
Die Zeit von 1949 bis 1989
1952 wurde Elsterberg im Rahmen der Gebietsreform in Sachsen in den neuen Bezirk Gera nach Thüringen eingegliedert.
In den Jahren der DDR entwickelte sich Elsterberg zu einem wichtigen Industriestandort des Bezirkes Gera. Mit dem VEB Kunstseidenwerk Clara Zetkin, in dem Kunstseide und ab den 1970er Jahren auch Viskoseschwammtücher und Schwämme produziert wurden, dem VEB Wäscheunion, der vorrangig Bettwäsche herstellte, dem VEB Wärmegerätewerk, in dem die begehrten Glutos-Öfen gefertigt wurden, und der Lederfabrik entwickelte sich Elsterberg zur modernen Industriestadt.
Die Nachwendezeit ab 1989
Die politische Wende brachte den Zusammenbruch der Herd- und Lederindustie in Elsterberg und auch die Textilindustrie blieb nicht verschont. Nach 1990 überlebten nur Teile der Spinnfaserproduktion. Die auf modernsten Stand gebrachte Produktion beschäftigte im Unternehmen Enka GmbH zwar nur einen Bruchteil der ursprünglichen Belegschaft, die Elsterberger Kunstseide blieb aber weiterhin international gefragt. Dies blieb so, bis 2009 trotz voller Auftragsbücher die International Chemical Investors-Gruppe den Standort Elsterberg zu Gunsten des Erhalts des Werkes im bayerischen Obernburg, dem einzig verbliebenen Glanzstoffwerk neben der Hauptverwaltung in Wuppertal, schloss und damit auch der letzte Elsterberger Industriebetrieb verloren ging. Die Stadt entwickelte sich trotz hoher Arbeitslosigkeit. Die Altstadt wurde saniert, das Waldbad rekonstruiert, eine Ortsumgehung gebaut, historische Bausubstanz mit Liebe zum Detail erneuert, der Burgkeller neu gestaltet und auch in den eingemeindeten Ortsteilen wurde viel getan.
Einwohner und Bürgermeister
Bürgermeister seit 1877 1887–1903 Heinrich Haueisen 1903–1922 Emil Gebauer 1922–1945 Otto Lieske 1945–1947 Otto Geiler 1947–1950 Walter Ritter 1950–1954 Paul Rudorisch 1954–1955 Heinrich Fischer 1955–1960 Albert Biering 1960–1974 Anton Landgraf 1974–1975 Heinz Maier 1975–1986 Gerhard Braun Okt./Nov. 1986 Werner Fischer seit 1. Dez. 1986 Volker Jenennchen Einwohnerzahlen (31. Dezember) und Eingemeindungen:
- 1834: 2320
- 1840: 2081
- 1895: 4814 - Eingemeindung 1868: Gippe
- 1910: 5196
- 1960: 5762
- 1965: 5673
- 1971: 5502 - Eingemeindung 1972: Noßwitz
- 1982: 5156
- 1990: 4766
- 1994: 5735 - Eingemeindungen 1993: Görschnitz; 1994: Coschütz, Kleingera, Losa, Scholas und 1995: Cunsdorf
- 1999: 5442
- 2000: 5448
- 2001: 5350
- 2002: 5280
- 2003: 5217
- 2004: 5139
- 2005: 5053
- 2006: 4991
- 2007: 4907
- 2008: 4803
- 2009: 4797
- 2010: 4627
- Quellen: Stadtverwaltung Elsterberg; ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen
Politik
Stadtrat
Der letzte Stadtrat wurde am 7. Juni 2009 gewählt und setzt sich derzeit wie folgt zusammen:
- AHL (Alternative Heimatliste): 9 Sitze + Bürgermeister
- GfE (Gemeinsam für Elsterberg): 3 Sitze
- SPD: 1 Sitz
- FDP: 1 Sitz
- Die Linke.: 1 Sitz
- CDU: 1 Sitz
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Schlossburgruine
Das Wahrzeichen der Stadt, die Ruine des Schlosses Elsterberg, ist mit 1,5 Hektar die größte Ruinen-Burganlage in Sachsen.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Sehenswert sind auch die Laurentiuskirche, das im neogotischen Stil gebaute Rathaus und der in 407 m über NN über Stadt thronende Kriebelstein, von wo aus man Elsterberg und die Umgebung überblicken kann. Das Landschaftsschutzgebiet Steinicht, eine Flusslandschaft, erstreckt sich vom Ortsteil Gippe aus bis Rentzschmühle an der Elstertalbrücke und ist ein beliebtes Wandergebiet.
Sport
Elsterberger BC
Der Elsterberger Ballspielclub ist der größte Sportverein der Stadt. Der Verein wurde 1912 aus einer Fusion der Vereine S.C. 1910 Elsterberg und Sportfreunde Elsterberg gegründet, spielte vor 1945 als reiner Fußballklub auch in der höchsten deutschen Gauliga. Heimstätte ist das Stadion Elsterberg, das 1977 als Stadion Roter Oktober erbaut wurde.
1951 wurde der Verein als BSG Chemie Elsterberg neu ausgerichtet. Neben Fußball gab es unter anderem auch die Sektionen Schwimmen, Schach und Tischtennis. Im Fußball war Chemie Gründungsmitglied der 1952 gegründeten Bezirksliga Gera. Der Aufstieg in die drittklassige II. DDR-Liga gelang Chemie Elsterberg 1957 für ein Jahr. Nach dem Abstieg fusionierte Chemie Elsterberg mit Fortschritt Elsterberg zur BSG Einheit Elsterberg.
Bis 1990 pendelte Einheit zwischen der Geraer Bezirksliga und Bezirksklasse. 1990 trat der Verein unter der Bezeichnung SV Einheit erst in Thüringens Bezirksklasse, dann nach dem Volksentscheid und Eingliederung der Stadt Elsterberg ab 1992 in Sachsen an und startete ab 1996 wieder unter dem historischen Name Elsterberger BC. Nach dem Beginn in der Bezirksliga Chemnitz rutschte das Team in den vogtländischen Kreisklassen-Bereich ab.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Dadurch, dass die Bundesstraße 92 durch Elsterberg führt, sind die innerstädtischen Straßen stark frequentiert. Der Bau einer Umgehungsstraße wird diesen Zustand mildern. Darüber hinaus fährt die Elstertalbahn durch Elsterberg und verbindet das Thüringer Vogtland mit dem sächsischen.
Persönlichkeiten
- Karl Gustav Ackermann (1820–1901), deutscher Politiker
- Albin Ackermann-Teubner (1826–1903), Verleger und Buchhändler
- Markus Thomas Badstübner, verbündeter und Freund von Thomas Müntzer in der Zeit der Reformation und des Bauernkrieges, der in Elsterberg am Mühlgraben wohnte, war einer der sogenannten „Zwickauer Propheten“.
- Paul Reinhard Beierlein (1885–1975), deutscher Heimatforscher, Ehrenbürger von Elsterberg 1958
- Heinrich von Beust (1778–1843), königlich-sächsischer Amtshauptmann, Besitzer des Rittergutes Elsterberg
- Christfried Brödel (* 1947), deutscher Kirchenmusiker und Hochschullehrer
- Rudolf Dick (* 1936), ehemaliger Heimatkunde- und Naturwissenschaftslehrer. Bürgerpreis (2009) und Bürgermedaille (2010) der Stadt Elsterberg. Sein 2001 gegründetes Internetportal zur Stadt ist oft schneller als die örtliche Tagespresse, was vom Stadtrat inzwischen zielgerichtet genutzt wird.
- Heinz Dietzsch (* 1947), deutscher Fußballer
- Johann Habermann (1516–1590), deutscher Theologe, Pfarrer in Elsterberg
- Dieter Hausold (* 1955), deutscher Politiker
- Helga Heinrich-Steudel (* 1939), deutsche Motorrad- und Automobilrennfahrerin
- Hans Heinze (1895–1983), deutscher Psychiater
- Frank Klüger (* 1944), deutscher Musiker und Komponist
- Paul Lindenau (* um 1489–1541), deutscher Theologe, Pfarrer in Elsterberg
- Hartmut Rentzsch (* 1944), deutscher Fußballspieler und Trainer der BSG Einheit Elsterberg
- Dieter Scheffel (* 1937), ehem. Deutsch-, Geschichts- und Sportlehrer, Chronist; Bürgerpreis (2010)
- Helga Steudel (* 1939), deutsche Rennfahrerin, geboren im Ortsteil Görschnitz, lebt in Mylau
- Karlheinz Zierdt (1928–2010), vogtländischer Heimatforscher, einstiger Museumsleiter Schloss Mylau, nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an der Aufarbeitung der Chronik Elsterberg beteiligt
- Gerald Zschorsch (* 1951), deutscher Schriftsteller
Träger der Bürgermedaille der Stadt Elsterberg
Die Bürgermedaille ist der höchste Ehrenpreis der Stadt Elsterberg. Sie wurde 2004 erstmals vergeben, Anlass war das 650. Stadtjubiläum. Ein Jahr zuvor hatte der Stadtrat den Beschluss gefasst und in einer ersten Auflage 20 Exemplare prägen lassen. Die aus Altsilber geprägte Medaille zeigt auf der Vorderseite das Wahrzeichen der Stadt Elsterberg, die Ruine, und auf der Rückseite das Lobdeburger Wappen.
- 2004: Erhardt Dietzsch (* 1924), Kunstmaler und ehemaliger Zeichenlehrer
- 2005: Karl-Heinz Köhler, Seniorchef der Gießerei Elsterberg
- 2006: Gustav Heckel, langjähriges Vorstandsmitglied des Heimatvereins
- 2007: Ruth Pucher, Seniorenbetreuerin im Ortsteil Scholas
- 2007: Gerhard Thutewohl, 1994–2007 Werkleiter der Enka, später Präsident des Rotary Clubs Plauen
- 2008: Joachim Vödisch, 23 Jahre Pfarrer in Elsterberg
- 2008: Karlheinz Zierdt (1928–2010), Ortschronist und Heimatforscher
- 2010: Rudolf Dick (* 1936), ehrenamtlicher Reporter der Stadt, ehemaliger Lehrer und Journalist
- 2010: Christa Weidlich, nähte Kostüme für den Fundus der Stadt
Literatur
- Paul Reinhard Beierlein: Geschichte der Stadt und Burg Elsterberg i. V., Verlag Theo Krumm, vier Bände, 1928–1934
- Gesamtband Geschichte der Stadt und Burg Elsterberg i. V., 1934
- Bd. 1: Urkundenbuch, 283 Seiten 10 Tafeln und 10 Bildbeilafeln, 1928
- Bd. 2: Geschichte der Kirche und der Schule, 291 Seiten mit 8 Bildbeiltafeln, 1929
- Bd. 3. Geschichte des Schlosses und der Stadt, 503 Seiten 14 Tafeln und 14 Bildtafeln, 1934
- Dieter Scheffel: Die Stadt Elsterberg in der deutschen Geschichte 1871 bis 1945, 2010. Dieser Band setzt die 3-bändige Chronik von P. R. Beierlein fort. Es erscheinen zwei weitere Bände (1945 bis zur Gegenwart).
- Paul Reinhard Beierlein: Geschichtliche Wanderfahrten, Nr. 28 – Elsterberg und die Vogtländische Schweiz, Verlag Heinrich, Dresden, 1932
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden (Hilfe dazu)
- ↑ Paul Reinhard Beierlein, Geschichte der Stadt und Burg Elsterberg i. V., Verlag Theo Krumm, vier Bände, 1928–1934
- ↑ Karlheinz Zierdt, Die Geschichte der Stadt Elsterberg, Greizer Heimatbote 1977
Weblinks
Commons: Elsterberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Stadt Elsterberg
- Elster in Elsterberg
- dick-aktuell.de – Aktuelles aus Elsterberg und Umgebung
- Burgruine Elsterberg – Wahrzeichen der Stadt
- Elsterberg im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
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