Richard Epple

Richard Epple

Richard Epple (* 2. August 1954 in Ammerbuch-Breitenholz, Landkreis Tübingen; † 1. März 1972 in Herrenberg-Affstätt) wurde von der Polizei irrtümlicherweise für einen RAF-Terroristen gehalten und im Laufe einer Verfolgungsjagd erschossen.

Der 17-jährige Lehrling, der keinen Führerschein besaß und unter Alkoholeinfluss stand, fuhr am Abend des 1. März 1972 mit einem Auto auf der Tübinger Wilhelmstraße. Er fiel einer Polizeistreife wegen einer Ordnungswidrigkeit auf, hielt jedoch trotz Aufforderung nicht an, sondern raste davon. Es folgte eine Verfolgungsjagd durch Tübingen und über die Bundesstraße 28 in Richtung Herrenberg, bei der Epple mehrfach das Polizeifahrzeug abdrängte und den Gegenverkehr gefährdete. Unterwegs übernahm eine Herrenberger Polizeistreife die Verfolgung. Epples Wagen durchbrach zwei Straßensperren. Im Herrenberger Ortsteil Affstätt feuerte schließlich ein Beamter mit seiner Dienstwaffe und danach mit einer Maschinenpistole auf das Auto. Dabei wurde Epple durch die Heckscheibe seines Wagens tödlich getroffen.[1]

Das Richard-Epple-Haus in Tübingen (Juli 2010)

Die Polizeibeamten sagten später aus, sie hätten Epple aufgrund seiner rücksichtslosen Flucht für ein Mitglied der Rote Armee Fraktion gehalten. Der junge Polizeibeamte, der für die tödlichen Schüsse verantwortlich war, nahm sich wenige Jahre später das Leben.[1]

Die Presse der radikalen Linken nahm den Tod Epples wie schon bei ähnlichen Vorfällen zum Anlass, den Staatsorganen und der die Staatsorgane unterstützenden Presse die Verantwortung für die Eskalation der Gewalt anzulasten. Der Tod Epples sei angesichts etlicher vergleichbarer Fälle eine Folge des Versuches, Massenhysterie zu erzeugen und Bevölkerung und Polizei aufzuhetzen.[2]

Gedenken

Nachdem im April 1972 das Jugendzentrum Schwabenhaus in Tübingen unter ungeklärten Umständen abgebrannt war und Tübinger Jugendliche vergeblich ein neues Jugendhaus gefordert hatten, wurde im Juni 1972, nach einem Konzert der Band Ton Steine Scherben ein Haus in der Karlstr. 13 besetzt. Dieses Haus, das bis heute als selbstverwaltetes Jugendhaus existiert, wurde in Erinnerung an Richard Epple „Richard-Epple-Haus“ oder kurz „Epplehaus“ genannt. [3] [4]

Einzelnachweise

  1. a b Artikel im Schwäbischen Tagblatt, 1. März 2002.
  2. Die Erschießung von Richard Epple am 1. März 1972 im Spiegel der radikalen Linken
  3. Dokumentarfilm von Reinhard Kungel: Lebenslinien - Ich war der "Bruder des Terroristen"
  4. Konzeption des Epplehaus.eV

Weblinks


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