- Richard Hermann Julius Krebs
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Jan Valtin (* 17. Dezember 1905 bei Mainz ; † 1. Januar 1951 in Betterton, USA) war ein deutscher Kommunist, Agent und Autor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn eines klassenbewussten sozialdemokratischen Seemannes und einer schwedischen Mutter wurde als Richard Hermann Julius Krebs geboren, erlebte die Novemberrevolution 1918/1919 in Deutschland („die eigentlich nur eine Revolte war“) und ihre Niederschlagung. Seitdem wurde er zum Parteigänger des Kommunismus und in den Zwischenkriegsjahren ein kommunistischer Agent. Zunehmend von der Komintern enttäuscht, floh er schließlich 1938 in die USA, wo er den autobiographischen Roman „Out of the Night“ schrieb, in der Bundesrepublik nach seinem Tode 1957 veröffentlicht als „Tagebuch der Hölle“.
1923 trat er in die KPD ein und beteiligte sich im selben Jahr aktiv am Hamburger Aufstand, der nach blutigen Kämpfen niedergeschlagen wurde. Die Lage des Weltkommunismus war 1923 sehr schwierig, die erhoffte Revolution in Deutschland blieb aus, das kommunistische Russland war isoliert, erste Anzeichen einer stalinistischen Politik wurden sichtbar. Valtin blieb davon unbeeindruckt und wurde Agent der Komintern. 1925 und 1926 absolvierte er eine entsprechende Schulung in Leningrad. Als Seemann war er von besonderem internationalen Nutzen. 1926 bekam er in den USA den Befehl, einen „Verräter“ zu töten, ohne dass ihm die Hintergründe näher erläutert wurden. Erstmalig wuchsen Zweifel an seinen Vorgesetzten, der Anschlag misslang und brachte ihm eine zehnjährige Haftstrafe im San-Quentin-Gefängnis ein. Als er vorzeitig 1929 entlassen wurde, war Stalin vollends an der Macht. Valtin meldete sich als Agent zurück.
Die GPU schickt ihn nach der Machtergreifung Hitlers nach Deutschland. Bei dieser Tätigkeit wurde er bald von der Gestapo verhaftet und schwer gefoltert. Die GPU erreichte ihn auch in der Gefangenschaft und befahl ihm, sich zum Schein „umdrehen“ zu lassen und bei der Gestapo Doppelagent zu werden. Zwar gelang dies, aber die Nazis nahmen seine Frau und seinen Sohn als Geisel. Die Gestapo schickte ihn nach Dänemark, um die dortige GPU-Zentrale auszuspionieren. Die GPU unternahm nichts, seine Frau und seinen Sohn zu befreien. Valtin war menschlich enttäuscht.
Die GPU beschloss daraufhin seine Verschleppung in die Sowjetunion, doch er floh in die USA. Seine Hoffnung, die GPU würde seine Frau nicht gefährden - noch wusste die Gestapo nichts von seiner Existenz als Doppelagent - erfüllte sich nicht. Die GPU - Valtin nannte seinen GPU-Vorgesetzten Ernst Wollweber - spielte der Gestapo Material zu, die Valtin verrieten. Diese ermordete daraufhin seine Frau, das Schicksal seines Sohnes blieb ungewiss.
Valtin wurde im August 1943 Soldat der US-Armee, um mit dieser gegen Nazideutschland zu kämpfen und erhielt 1947 die US-Staatsbürgerschaft. Er überstand eine Untersuchung durch das Komitee für unamerikanische Umtriebe und überlebte einen Anschlag, den er der GPU zuschrieb.
Valtin kehrte kurz nach Westdeutschland zurück, um es bald wieder zu verlassen. Seiner Meinung nach konnten viele reuelose alte Nazis ungehindert ihre Karrieren im neuen Staat fortsetzen. Er kehrte in die USA zurück, wo er im Alter von 45 Jahren 1951 in Betterton, Maryland - er leidet immer noch an den Folgen der Gestapo-Folter - starb.
So erlebte er nicht mehr die Veröffentlichung seiner Autobiografie in Westdeutschland, die in den USA 1941 zu einem Bestseller geworden und von Time zum Buch des Jahres erklärt worden war.
Siehe auch
- Heinrich Jauch (1894–1945), Erster Staatsanwalt zu Hamburg und Vertreter der Anklage gegen Valtin
Werk
- Tagebuch der Hölle. Aus dem amerikanischen Englisch von Werner Krauss. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1957 (heute als Lizenzausgabe in Komet MA-Service und Verlagsgesellschaft mbH, Frechen). In den USA bereits 1941 als „Out of the Night“ veröffentlicht.
Literatur
- Hermann Kuhn, Bruch mit dem Kommunismus : über autobiographische Schriften von Ex-Kommunisten im geteilten Deutschland. , Münster 1990, ISBN 3-924550-45-X
- Dieter Nelles: Jan Valtins „Tagebuch der Hölle“ – Legende und Wirklichkeit eines Schlüsselromans der Totalitarismustheorie. In: 1999 – Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. 1/94. Hamburg 1994, S. 11–45.
- Dieter Nelles: Die Rehabilitation eines Gestapo-Agenten: Richard Krebs/Jan Valtin. In: Sozial.Geschichte. Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts. Nr. 18 (3/2003). Bremen 2003, S. 147–158 (Kritik an Waldenfels' Buch)
- Michael Rohrwasser: Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten. Stuttgart 1991 ISBN 3-476-00765-0
- Ernst von Waldenfels: Der Spion, der aus Deutschland kam. Das geheime Leben des Seemanns Richard Krebs. Berlin 2002 ISBN 3-351-02538-6
Weblinks
- Literatur von und über Jan Valtin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ernst von Waldenfels: Agent Krebs und die Kommunistische Internationale. Held, Verräter, Geschichtenerzähler?
Personendaten NAME Valtin, Jan ALTERNATIVNAMEN Krebs, Richard Herrmann Julius KURZBESCHREIBUNG deutscher Autor, Opfer des Stalinismus und Kommunist GEBURTSDATUM 17. Dezember 1905 GEBURTSORT bei Mainz STERBEDATUM 1. Januar 1951 STERBEORT Betterton (Maryland), USA
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