Robert Morton

Robert Morton

Robert Morton (* um 1440; † nach 1478) war ein englischer Komponist und Sänger im Dienst burgundischer Herzöge.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über das Leben des chappelain anglois weiß man wenig. Er dürfte um 1440 in England oder als Sohn englischer Eltern in Burgund geboren worden sein. 1457 kam er in Kontakt mit dem Burgundischen Hof und erhielt 75 Livres, um sich der Hofetikette gemäß einzukleiden. Es hat den Anschein, als habe er vorher bereits längere Zeit in Brüssel gewohnt.

Anfangs war er wohl ‚freier‘ Mitarbeiter der Kapelle; erst ab 1460 flossen regelmäßige Zahlungen. Dabei firmierte er als Messire; er war also Priester. Angesichts dessen ist nicht leicht zu erklären, weshalb er sich 15 Jahre mit der bescheidenen Position eines Klerikers begnügen musste.

Vom 1. Juni 1464 bis zum 12. März 1465 und vom 1. Oktober 1465 bis zum 30. September 1466 gehörte er auf Geheiß seines Dienstherren Philipp des Guten dem Haushalt des Grafen von Charolais an, dem späteren Herzog Karl dem Kühnen. Sicher hat er Karl auf dessen Kriegszügen begleitet.

Nach dem Tod Philipps (1467) wurde Morton in die Kapelle Karls des Kühnen übernommen. Vom 20. Juli bis zum 13. August 1470 bewilligte man ihm einen Urlaub. Zwischen dem 20. Juni 1471 und dem 20. Juli 1472 übernahm er in der Kapelle die Würde eines chappelain. Im Jahre 1475 erscheint Morton in den Rechnungen unregelmäßig; er erhielt nur noch ein Viertel des vollen Jahreslohnes.

Am 1. Februar 1476 übernahm Pierre Basin Mortons Position als chappelain, offensichtlich in Erfüllung einer 1475 bewilligten Anwartschaft. Doch scheint diese Übernahme nicht durch Mortons Tod bedingt zu sein, da dieser nicht als verstorben gemeldet wird. Dass er wenigstens 1478 noch lebte, zeigt eine Liste, in der Nachzahlungen an Mitglieder der Herzöglichen Kapelle verzeichnet sind.

Weitere biographische Informationen sind nur dem Werk Mortons und anderer zu entnehmen. Le souvenir und Souvenir tue erwähnen Claude Bouton († 1488) bzw. dessen Familie. Das Rondeau Il sera pour vous / L’homme armé spielt auf Simon le Breton († 1473) an, der nach Verlassen der Burgundischen Hofkapelle im Mai 1464 nach Cambrai ging. Diese Stadt haben Morton und Hayne van Ghizeghem wenigstens zu einer Gelegenheit gemeinsam besucht, wovon das anonyme Rondeau La plus grant chiere berichtet. Das Gedicht Mon bien, m’amour, ma joye et mon desir, von dem angenommen wird, dass es der ursprüngliche Text zu Mortons Mon bien ma joyeux ist, enthält das Akrostichon MARIE MORELET.

Das Werk

Von Morton sind nur Chansons erhalten geblieben.

  1. Cousin trop vous abusés;
  2. Il sera pour vous conbatu / L’homme armé (Kombinationslied, Echtheit bezweifelt. Die dreistimmige Fassung ist durchweg anonym; die vierstimmige wird einem ansonsten unbekannten „Borton“ (= Pieter Bordon oder Antoine Busnoys + Morton) zugeschrieben.);
  3. Le Souvenir de vous tue;
  4. Mon bien ma joyeux (nur Textinzipit, das Werk scheint die Neubearbeitung der anonymen Bergerette Greveuse m’est vostre acointance zu sein, die in der Handschrift Washington M.2.1 L.25 überliefert wird);
  5. N’aray jemais mieulx;
  6. Paracheve ton entrepris;
  7. Plus j’ay le monde;
  8. Que porroit plus faire une dame.

Würdigung

Ungeachtet seiner englischen Herkunft gehört Morton völlig der burgundischen Sphäre an. Seine Lieder sind den Schöpfungen Hayne van Ghizeghems und Antoine Busnoys stilistisch sehr ähnlich.

Alle Stücke zeigen außergewöhnliche melodische Ökonomie. Ihnen fehlen im Contratenor völlig die Füllsel, mit denen Hayne van Ghizeghem gearbeitet hat, dafür kommen häufiger große Intervalle und Quintsprünge vor.

Morton wurde von seinen Zeitgenossen Hothby und Johannes Tinctoris erwähnt. Obwohl sein Ruhm nie einen kleinen Kreis von Kennern überschritten hat, waren seine Stücke ungewöhnlich weit verbreitet. Seine Chansons Le souvenir (14 Quellen) und N’aray je jemais (15 Quellen) gehören zu den Höhepunkten der burgundischen Chansons.

Bibliografie

  • David Fallows, "Robert Morton", The New Grove Dictionary of Music and Musicians, ed. Stanley Sadie. 20 vol. London, Macmillan Publishers Ltd., 1980. ISBN 1-56159-174-2
  • Gustave Reese, Music in the Renaissance. New York, W.W. Norton & Co., 1954. ISBN 0-393-09530-4

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