Robert von Genf

Robert von Genf
Büste von Clemens VII. im Musée de Petit Palais in Avignon
Wappen von Clemens VII.

Gegenpapst Clemens VII. (* 1342 als Robert Graf von Genf, Sohn des Amadeus III., Graf von Genf in Genf; † 16. September 1394 in Avignon) wurde am 20. September 1378 in Fondi von den französischen und mehreren italienischen Kardinälen zum Gegenpapst gewählt und war der Widersacher Papsts Urban VI..

Zunächst Kanonikus in Paris wurde er 1359 Apostolischer Protonotar, 1361 Bischof von Thérouanne, 1368 Erzbischof von Cambrai und 1371 von Papst Gregor XI. als Kardinal ernannt. Dieser bestellte ihn 1376–1378 auch zum Legaten in Oberitalien, um die dortigen papst- und franzosenfeindlichen Aufstände niederzuschlagen. Hier zeichnete er sich durch außergewöhnliche Brutalität aus, was schließlich – zusammen mit dem von Gregor angeordneten Blutbad von Cesena – den erst 1377 aus Avignon nach Rom zurückgekehrten Gregor zur Flucht nach Anagni zwang.

Nachdem die Wahl Urbans unter „bedenkenswerten“ Umständen zustande gekommen war – während des Konklave drangen Römer in den Vatikan ein und forderten einen italienischen Papst – wurde Urban von den französischen und mehreren italienischen Kardinälen nicht anerkannt und am 20. September 1378 Robert von Genf in Fondi als Gegenpapst Clemens VII. gewählt.

Dies führte zum großen abendländischen Schisma, das bis zum Konzil von Konstanz 1417 andauerte. Nachdem die Engelsburg am 28. April 1379 an Urban gefallen war, musste sich Clemens aus Italien nach Avignon zurückziehen. Anerkannt wurde Clemens zunächst hauptsächlich von Frankreich. Was allerdings nicht daran lag, dass sich der Papst in Frankreich aufhielt. Die Stadt gehörte damals rechtlich zum Imperium und war Untertan des Grafen der Provence, der ein Vasall des Kaisers und nicht des französischen Königs war.

Vielmehr hatte die französische Krone andere Gründe Clemens VII. und nicht Urban zu unterstützen. Seit 1305 wurden immer „Franzosen“ zum Papst gewählt, und seit 1309 hielten sich die Päpste in Avignon auf, was geopolitisch wesentlich interessanter für Frankreich war, als das ferne Rom. Auf der anderen Seite der Rhône lag seit 1293 die Stadt Villeneuf-lez-Avignon, die damals im Königreich Frankreich lag. Die berühmte Brücke von Avignon, Pont St. Bénézet, verband also das Imperium mit dem Königreich Frankreich. Villeneuf wurde bald zum wichtigen Zentrum für Schenkungen des hohen Klerus. Die Päpste ließen dort bald einen eigenen Sommerpalast errichten und zahlreiche Kardinäle stifteten eifrig Klöster, Kapellen und Kapitel und bauten ihre eigenen Paläste. Der König stattete den Ort daraufhin mit vielen Privilegien aus und das Papsttum an der Rhône wurde zu einem gewaltigen Wirtschaftsfaktor.

Urban VI. bedeutete die Rückkehr der Kurie nach Rom und dies war in mehrerer Hinsicht nicht wünschenswert für König Karl VI. von Frankreich.

Kaum war Clemens VII. wieder in Avignon rührte man in Paris die Werbetrommel für den Genfer und schickte zahlreiche Sonderbotschafter an die verschiedenen Höfe Europas. Wie sehr die päpstliche Sache zum Politikum wurde zeigt das Beispiel Schottland: Frankreich unterstützte Clemens, also „musste“ England Urban unterstützen, auch wenn sowohl der König als auch Clemens Gesandte zum englischen König schickten. Der König von Schottland sah sich nun in der Lage zusammen mit Frankreich den englischen König in eine geopolitische Zange zu nehmen und schlug sich sofort auf die Seite von Clemens.

Im laufe seines Pontifikats kamen neben Frankreich und Schottland noch Aragonien, Kastilien, Neapel, und Teile Deutschlands in die clementinische Obödienz. Einer seiner prominenten Unterstützer war Vinzenz Ferrer, während Katharina von Siena auf Seiten Urbans stand.

Turiner Grabtuch

Als das Turiner Grabtuch in Frankreich auftauchte und als Grabtuch Christi ausgestellt wurde, wandten sich die Bischöfe mit einem Brief an Clemens VII. und baten um ein Machtwort: „Die Sache, Heiliger Vater, verhält sich so. Der Dekan von Lirey hat, von Habsucht verzehrt, ein mit Schlauheit gemaltes Grabtuch angeschafft, wobei er mit Vorsatz fälschlich erklärt und vorgibt, dies sei das wahre und echte Grabtuch unseres Heilands Jesus Christus. Theologen haben glaubhaft versichert, das Tuch könne nicht authentisch sein, denn in den Evangelien wird ein solches Abdruckbild gar nicht erwähnt. Das Tuch ist Menschenwerk und nicht wundersam entstanden. So möchte ich Sie, Heiligster Vater, bitten, Maßnahmen zu ergreifen, um diesem Skandal und Aberglauben und Wahn ein Ende zu bereiten.“ Daraufhin hat Clemens VII. erklärt, dass es sich nicht um eine Reliquie handele, das Tuch aber trotzdem ausgestellt werden dürfe, solange es nicht als das Grabtuch Christi präsentiert werde. Diese Anweisung gilt auch heute noch.

Siehe auch

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Robert von Clermont — (* 1256; † 7. Februar 1317), auch Robert de France genannt, war ein königlich französischer Prinz. Er war der jüngste Sohn des Königs Ludwig IX. dem Heiligen († 1270) und dessen Ehefrau Margarete von der Provence († 1295). Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Bischof von Genf — Die folgenden Personen waren Bischöfe und Fürstbischöfe von Genf: um 400 Isaac mind. ab 441 bis um 460 Salonius um 470 Eleutherius um 470 Theoplastus um 470 bis um 490 Domitianus um 513–523 Maximus 541–549 Pappolus um 567–573 Salonius 584–585… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bischöfe von Genf — Die folgenden Personen waren Bischöfe und Fürstbischöfe von Genf: um 400 Isaac mind. ab 441 bis um 460 Salonius um 470 Eleutherius um 470 Theoplastus um 470 bis um 490 Domitianus um 513–523 Maximus 541–549 Pappolus um 567–573 Salonius 584–585… …   Deutsch Wikipedia

  • Graf von Genf — Auf dieser Seite befindet sich eine Liste der Grafen von Genf, die Herren des Genevois waren, nicht aber der Stadt Genf: Haus Genf Ratbert († nach 880) Albitius († nach 931), dessen Sohn Konrad I. († um 963), dessen Sohn um 963 974 : Konrad II († …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Grafen von Genf — Auf dieser Seite befindet sich eine Liste der Grafen von Genf, die Herren des Genevois waren, nicht aber der Stadt Genf: Haus Genf Ratbert († nach 880) Albitius († nach 931), dessen Sohn Konrad I. († um 963), dessen Sohn um 963–974: Konrad II (†… …   Deutsch Wikipedia

  • Genf — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Durrer — (* 2. März 1867 in Stans; † 14. Mai 1934 in Stans) war ein Schweizer Historiker, Kunsthistoriker, Richter und Archivar und galt als «einer der besten Kenner innerschweizerischer Geschichte».[1] Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken …   Deutsch Wikipedia

  • Genf [2] — Genf (Gesch.). G. hieß bei den Römern Geneva u. war eine Stadt der Allobroger, mit denen sie ungefähr 122 v. Chr. von Fabius Maximus den Römern unterworfen wurde. Sie diente ihnen als Grenzfestung gegen die Helvetier, u. als solche benutzte sie… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Robert Walser — (Ende der 1890er Jahre) Robert Walser (* 15. April 1878 in Biel, Kanton Bern, Schweiz; † 25. Dezember 1956 nahe Herisau, Kanton Appenzell Ausserrhoden, Schweiz) war ein deutschsprachiger schweizerischer Schriftsteller. Inhaltsverzeic …   Deutsch Wikipedia

  • Söhne und Töchter von Genf — Liste der Söhne und Töchter der Stadt Genf, ausgelagert aus dem Hauptartikel. A Gustave Ador (1845–1928), Politiker und Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) Jacques Laurent Agasse (1767–1849), Maler Henri Frédéric Amiel… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”