Katharina von Siena

Katharina von Siena
Die hl. Katharina von Siena, vermutlich älteste Darstellung (Fresko von Andrea Vanni, 14. Jahrhundert
Das Haus Katharinas in Siena
Katharina von Siena begleitet Papst Gregor XI. 1377 zurück nach Rom (Fresko von Giorgio Vasari, um 1571–1574)
Die Kapelle der Heiligen Katharina in der Basilika von San Domenico in Siena beherbergt einen Teil ihrer Reliquien
Das Grab der hl. Katharina in der Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom
Darstellung der heiligen Katharina von Siena mit Stigmata (Ölgemälde von Giovanni Battista Tiepolo, um 1746)

Die heilige Katharina von Siena (* 25. März 1347 in Siena; † 29. April 1380 in Rom) war eine italienische Mystikerin, Jungfrau und Kirchenlehrerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Katharina von Siena kam am 25. März 1347 als Caterina Benincasa zur Welt. Ihre Eltern, Jacobo Benincasa und Lapa Di Puccio Di Piagente, die zum Adel gehörten, hatten mehr als zwanzig Kinder. Da die Familie verarmt war, musste ihr Vater als Wollfärber den Lebensunterhalt verdienen. Die meisten ihrer Geschwister starben früh an der Pest. In dieser schwierigen Zeit wuchs Katharina ohne Ausbildung heran; Lesen und Schreiben lernte sie erst viel später.

Bereits als siebenjähriges Kind hatte sie ihre erste Vision: Sie sah über dem Dach der Dominikanerkirche Jesus Christus sowie die Apostel Petrus, Paulus und Johannes. Mit zwölf sollte sie verheiratet werden, weigerte sich jedoch, da sie die jungfräuliche Ehelosigkeit um Christi willen gelobt hatte. Mit sechzehn Jahren trat sie gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner ein. Sie widmete sich intensiv dem Gebet, der Pflege von Kranken und der Armenfürsorge. Ihr Geburtshaus ist heute ein Museum und als Santuario di Santa Caterina bekannt.

Erst durch eine neuerliche Vision Christi trat sie aus ihrem zurückgezogenen Leben heraus. Sie äußerte sich neben kirchlichen Fragen auch zu politischen und gesellschaftlichen Belangen – für eine Frau in dieser Zeit äußerst ungewöhnlich und Aufsehen erregend. Dies mag auch der Grund sein, warum Katharina im Jahre 1374 vor das Generalkapitel des Dominikanerordens berufen wurde. Dokumente zu dieser Befragung existieren nicht mehr, die Forschung nimmt jedoch an, dass es bei dieser Untersuchung um den Vorwurf des Ketzertums ging. Sie muss für rechtgläubig erklärt und von dem möglichen Vorwurf der Ketzerei freigesprochen worden sein, ihr wurde jedoch der zu diesem Zeitpunkt bereits einflussreiche Dominikaner Raimund von Capua als Beichtvater zugeteilt. Er sollte sie ihr Leben lang als Berater und Dolmetscher begleiten, nach ihrem Tod verfasste er Katharinas Biographie Legenda maior.

Aus ihrem religiösen Verständnis heraus entfaltete sie auch eine politische Wirksamkeit. Sie hielt öffentliche Ansprachen und brachte dabei – wenn sie es gerade aufgrund ihrer Verbundenheit mit der Kirche für nötig hielt – auch scharfe Kritik an den kirchlich und politischen Verantwortlichen an. Bald verbreitete sich ihr Ruf in ganz Europa und Menschen aus allen Ländern fragten sie um Rat – darunter selbst der Papst, den sie ihrerseits nicht schonte, sondern ihn auch prophetisch zurechtwies. Auflehnung gegen die päpstliche Autorität war ihr jedoch fremd. So formulierte sie:

„Und selbst wenn der Papst ein fleischgewordener Teufel wäre, statt eines gütigen Vaters, so müssten wir ihm dennoch gehorchen, nicht seiner Person wegen, sondern Gottes wegen. Denn Christus will, dass wir seinem Stellvertreter gehorchen.“

– Brief 207

Am 1. April 1375 erfolgte vor einem Kreuz in Pisa ihre Stigmatisation: Auf wunderbare Weise sollen an ihrem Körper die Wundmale Jesu, die allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen waren, erschienen sein. 1376 reiste Katharina nach Avignon. Sie überzeugte Papst Gregor XI., nach Rom zurückzukehren. Ein Jahr später begann das große Schisma, wobei Katharina Papst Urban VI. unterstützte. Auf seinen Wunsch zog sie nach Rom. Von dort aus kämpfte sie für die Einheit der Kirche und für eine Friedenslösung im krisengeschüttelten Italien.

Schwer krank starb Katharina im Alter von 33 Jahren am 29. April 1380 nahe der Kirche Santa Maria sopra Minerva in Rom, wo sie unter dem Hochaltar bestattet wurde. Ihr Haupt wurde nach Siena gebracht und befindet sich heute in der Kirche San Domenico.

1461 wurde Katharina heiliggesprochen und 1939 zur Schutzpatronin von Italien ernannt. 1970 erhob sie Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin; 1999 wurde sie von Johannes Paul II. zusammen mit Edith Stein und Birgitta von Schweden zur Patronin Europas erhoben.

Gedenktag

Katharina wird als Schutzpatronin von Europa, Italien und Rom, außerdem der Sterbenden und der Wäscherinnen verehrt. Sie wird zur Abwehr von Feuer, Kopfschmerzen und Pest angerufen. Sie wird mit den Attributen Lilie, Buch, Kruzifix, Dornenkrone, Herz, Stigmata, Ring, Taube, Rose, Totenschädel und Schiffsmodell mit dem päpstlichen Wappen dargestellt.

Werke

Von ihren Briefen, die sie diktierte, da sie des Schreibens kaum mächtig war, sind über 380 erhalten geblieben, die nicht nur ein bedeutendes Zeugnis ihrer Zeit darstellen, sondern wegen ihrer theologischen Dichte auch ihren Ruf als Kirchenlehrerin begründet haben. In deutscher Sprache sind sie nur teilweise verfügbar, z.B.:

  • Ferdinand Strobel (Hrsg.): Katharina von Siena. Politische Briefe; Menschen der Kirche in Zeugnis und Urkunde, 5; Einsiedeln 1944.
  • Die Politischen Briefe erschienen 25 Jahre später gekürzt und leicht verändert als Taschenbuch unter dem Titel Engagiert aus Glauben; Klassiker der Meditation; Benziger. Zürich und Köln 1979.
  • In ähnlicher Weise erschien das Buch nochmals unter dem Titel Ich will mich einmischen in die Welt. Engagierte Briefe des Glaubens von Katharina von Siena, hrsg. von Manfred Baumotte; Benziger. Zürich und Köln 1997, ISBN 3-545-20302-6.
  • Im Rahmen der noch nicht abgeschlossenen deutschen Gesamtausgabe (Sämtliche Briefe, hg. von Werner Schmid) erschienen bisher:

Literatur

  • Tommaso Caffarini: Das Supplementum. Biographische Ergänzungen zu Caterina von Siena. Vollständige Übersetzung der lateinischen Erstausgabe. Herausgegeben von Werner Schmid. Kleinhain 2005. ISBN 3-901853-10-3
  • Raimund von Capua: 33 Jahre für Christus. Das Leben der hl. Caterina von Siena. Vollständige Übersetzung von Dr. Josef Schwarzbauer. Hrsg. v. Werner Schmid. Kleinhain 2006. ISBN 978-3-901853-13-5
  • Eleonore Dehnerdt: Katharina von Siena. Das Mädchen aus Fontebranda. Brunnen Verlag Gießen 2004. ISBN 3-7655-1851-4
  • Irene Heise: Caterina von Siena – Gebt ihnen zu essen! Die mystisch-theologische Kompetenz der Kirchenlehrerin und Patronin Europas als Schlüssel für eine befreiende Sakramentenpraxis. 2. Auflage, Wien 2010. ISBN 978-3-9500649-6-4
  • Hanno Helbling: Katharina von Siena. Mystik und Politik. C.H.Beck. 2000. ISBN 3-406-46160-3
  • Walter Nigg und Helmuth Nils Loose: Katharina von Siena. Die Lehrerin der Kirche. Herder. Freiburg 1980. ISBN 3-451-18627-6
  • Werner Schmid (Hrsg.): Caterina von Siena. Tommaso Caffarini – Erinnerungen eines Zeitzeugen. Die Legenda Minor. Kleinhain 2000, ISBN 3-901853-06-5
  • Marianne Schlosser: Katharina von Siena begegnen. St. Ulrich Verlag GmbH. Augsburg 2006. ISBN 3-936484-65-1

Weblinks

 Commons: Katharina von Siena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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