Rolf Reiner

Rolf Reiner

Rolf Reiner (* 2. Januar 1899 in Gmunden am Traunsee[1]; † 27. August 1944 in Brăila/Rumänien) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und SS-Führer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Ausbildung und Erster Weltkrieg

In seiner Jugend besuchte Reiner das Realgymnasium in München, bevor er sich am 10. Oktober 1917 als freiwilliger Fahnenjunker zum Württembergischen Infanterie-Regiment 120 meldete. Ab Frühjahr 1918 kämpfte er als Fähnrich der Maschinengewehrkompanie des Regiments aktiv an der Front. Nach seiner Beförderung zum Leutnant im Mai 1918 führte er von Juli bis Oktober 1918 eine Kompanie.

Weimarer Republik

Nach dem Ende des Krieges trat Reiner in das württembergische Freikorps Haas ein, mit dem er an den Kämpfen zur Zerschlagung der bayerischen Räterepublik teilnahm. Anschließend trat er in die Reichswehr ein: Als Angehöriger der 1. Maschinengewehrkompanie gehörte er zu den Truppen, die zur Bekämpfung der in diesem Jahr ausgebrochenen Unruhen in Mitteldeutschland und im Ruhrgebiet eingesetzt wurden. Ende 1920 verließ Reiner die Reichswehr, um ein Studium an der Universität München zu beginnen. In München stieß er zu den dortigen republikfeindlichen der extremen Rechten: 1921 trat er in den von Ernst Röhm geführten Bund „Reichsflagge“ ein. 1923 wurde er Adjutant von Hermann Kriebel, mit dem er am Hitler-Ludendorff-Putsch vom 9. November desselben Jahres teilnahm. Nach dem Scheitern des Umsturzversuches wurde Reiner zu einem Jahr und drei Monaten Festungshaft verurteilt.

Reiners Werdegang in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre ist bislang nicht vollständig geklärt: Den Erinnerungen von Hitlers Sekretärin Christa Schroeder zufolge begleitete er Röhm nach Bolivien, wo dieser als Militärinspekteur eingesetzt wurde. Dies war wahrscheinlich eine Verwechselung mit Martin Schätzl, dem einzigen in den Quellen nachgewiesenen ständigen Begleiter Röhms in Südamerika. Unabhängig davon, ob diese Angabe zutreffend war, wurde Reiner nach der Rückkehr Röhms aus Bolivien Anfang 1931 dessen persönlicher Adjutant und Chef seines Stabes. 1932 geriet Reiner aufgrund seiner Tätigkeit im Umfeld Röhms in den Fokus der Öffentlichkeit, nachdem die Münchener Neue Post ihn in einem Artikel, der auf gefälschten Briefen basierte, als einen der „führenden Homosexuellen” in der SA-Führung identifiziert hatte.[2]

NS-Zeit

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 gab Reiner dieses Amt auf, um als stellvertretender Leiter des Verbindungsstabes der NSDAP in den Führungsapparat der Partei zu wechseln. Ergänzend dazu wurde er zum bayerischen Legationsrat in Berlin im Rang eines SS-Gruppenführers ernannt. Ebenfalls 1933 stand Reiner auf der Reichsliste der NSDAP als Kandidat für die in diesem Jahr stattfindende Reichstagswahl, wurde jedoch nicht gewählt.[3]

Im März 1934 erfolgte die Ernennung Reiners zum Chef des Ministeramtes bei der Obersten SA-Führung: seine eigentliche Aufgabe bestand dabei darin, Röhm „in seiner Eigenschaft als Reichsminister (ohne Geschäftsbereich) zu entlasten“. Seine Aufgaben sah er einem Interview in der Deutschen Zeitung vom 6. März 1934 zufolge außenpolitisch darin, „alle die Unterlagen zu besorgen, die in außenpolitischer Hinsicht die SA berühren“, innenpolitisch verstand er sich als eine Eingreifstelle für „Streitigkeiten zwischen SA und Reichsstellen“. Des Weiteren oblag ihm die „Behandlung aller Fragen, die die SA in staatsrechtlicher oder in politischer Hinsicht berühren“. Als „politische Orientierungsstelle“ Röhms grenzte Reiner sich auch stark von der SA ab („mit der Organisation der SA selbst hat das Ministeramt aber nicht das Geringste zu tun“).

Während der "Niederschlagung des sogenannten Röhm-Putsches" vom 30. Juni bis 3. Juli 1934 wurde auch Reiner verhaftet. Anders als Röhm und zahlreiche andere hohe SA-Führer, die erschossen wurden, kam er im März 1935 wieder in Freiheit. Er erhielt eine Anstellung als Prokurist bei den Salzgitterwerken in Watenstedt bei Braunschweig, die in der Folgezeit in die Reichswerke Hermann Göring umgewandelt wurden bzw. in diesen aufgingen. Aus der NSDAP und der SS wurde Reiner aufgrund seiner Kompromittierung durch seine enge Beziehung zu Röhm ausgeschlossen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Reiner, der danach strebte sich durch Frontbewährung zu rehabilitieren und erneut in die SS aufgenommen zu werden, auf Vermittlung seines Freundes Heinrich Himmlers als Offizier der Luftwaffe reaktiviert: Nachdem er zunächst bei der Flakabwehr tätig war kam er seit 1942 in Russland zum Fronteinsatz. Nach einer ersten Verwundung bei Stalingrad kam er ab 1944 erneut zum aktiven Einsatz. Ein Vermerk Himmlers aus dem Jahr 1944, in dem Reiner erneut als Gruppenführer bezeichnet wird, legt die Möglichkeit nahe, dass er vor seinem Tod wieder in die SS aufgenommen worden war.

Einzelnachweise

  1. Andreas Dornheim: Röhms Mann fürs Ausland. Politik und Ermordung des SA-Agenten Georg Bell, 1998, S. 288.
  2. Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe, 1998, S. 193.
  3. Orlow: The History of the Nazi Party. 1933-1945, S. 73.

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