- Roßkastanienminiermotte
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Rosskastanienminiermotte Systematik Klasse: Insekten (Insecta) Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera) Familie: Miniermotten (Gracillariidae) Unterfamilie: Echte Miniermotten (Gracilariinae) Gattung: Cameraria Art: Rosskastanienminiermotte Wissenschaftlicher Name Cameraria ohridella Deschka & Dimic, 1985 Die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella), auch Balkan-Miniermotte genannt, ist ein Kleinschmetterling aus der Familie der Miniermotten (Gracillariidae). Sie wurde in Europa erstmals 1984 in Mazedonien in der Nähe des Ohridsees entdeckt, 1994 in Österreich nachgewiesen und breitet sich sehr schnell weiter in Mitteleuropa aus. Es wird vermutet, dass die Art ursprünglich aus Asien stammt. Ihre extrem schnelle Vermehrung ist dadurch zu erklären, dass die Art nur wenige natürliche Feinde hat.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Der Falter ist etwa fünf Millimeter lang und besitzt eine Vorderflügellänge von ca. 3,5 Millimeter. Die Art besitzt lange schwarz-weiß geringelte Fühler sowie drei weiße Querbänder auf den Vorderflügeln. Auffällig ist das federartige Ende der Hinterflügel.
Verhalten
Lebensweise
Die Weibchen legen etwa 20 weiße, abgeflachte Eier auf den Blattoberseiten des befallenen Baumes ab. Es wurden pro Kastanienblatt bis zu 300 Eier beobachtet. Nach etwa drei Wochen schlüpfen die Junglarven. Sie minieren – fressen sich also einen Gang von ein bis zwei Millimeter Länge – strichförmig parallel zu einem Blattnerv, den sie dann seitlich weiterführen. Im zweiten und dritten Larvenstadium wird die Mine zu einem kreisförmigen Gebilde ausgebaut, das einen Durchmesser von bis zu acht Millimetern erreichen kann.
Im vierten und fünften Larvenstadium sind die Larven nicht mehr abgeplattet, sondern rundlich und deutlich segmentiert. Die Minen der Larven können 30 bis 40 Millimeter groß werden und zwei Seitennerven des Kastanienblattes überlappen. Bei starkem Befall können auch so genannte Gemeinschaftsminen entstehen, in denen sich mehrere Larven entwickeln. Das Einspinnstadium beginnt nach dem fünften Larvalstadium, die anschließende Puppenruhe beträgt im Sommer 12 bis 16 Tage oder bei der überwinternden Generation sechs Monate.[1]
Flugzeiten
Die Rosskastanienminiermotte bildet meistens drei aufeinanderfolgende Generationen pro Jahr, die im Mai, Juli und Mitte August bis Ende September fliegen.[2]
Schadwirkung
Die Falter schlüpfen etwa Mitte April. Die Weibchen legen hunderte Eier an der Oberseite des Blattes ab. Daraus entwickeln sich etwa 30 Larven, die sich rund zwei Wochen später in die Blätter bohren, um den Blattzellen Nährstoffe zu entziehen. Die Fraßgänge (Minen) der Larven führen zu einer schnellen Braunfärbung und zum langsamen Welken der Blätter schon im Sommer.
Die Raupen verpuppen sich und nach kurzer Zeit schlüpft der Falter. Dieser Zyklus wiederholt sich drei- bis viermal im Jahr. Die letzten Puppen überwintern im Blatt.
Auswirkungen auf den Bestand der Gewöhnlichen Rosskastanie in Europa
→ Hauptartikel: Rosskastanie und Miniermotte als Neobiota
In ihrem natürlichen Verbreitungsraum ist sie kein bemerkenswerter Schädling. In Mitteleuropa verursacht sie jedoch die Kastanienkrankheit. Die Miniermotte befällt grundsätzlich die Weißblütige Rosskastanie (Gewöhnliche Rosskastanie, Aesculus hippocastanum L.), die in Mitteleuropa in Park- und Gartenanlagen sowie als Straßenbaum kultiviert wird. Ein Teil der sonstigen Rosskastanien-Arten – bzw. deren Varietäten, Hybriden und Kultivare – werden ebenfalls befallen, wobei die Stärke des Befalls und der Grad der Schädigung variiert. Ihre Eier wurden vereinzelt auch auf der Roten Rosskastanie (Aesculus pavia) gefunden, die jungen Larven sterben dort jedoch ab.
Bisher ist noch kein Absterben der Bäume aufgrund des Befalls beobachtet worden. Jedoch existieren auch keine Langzeiterkenntnisse. Auf längere Sicht ist eine Schwächung der Bäume zu befürchten, da sie durch das Absterben der Blätter an der Assimilation gehindert werden. Zusätzliche negative Auswirkungen durch andere Kastanienkrankheiten könnten sich aber zukünftig negativ auswirken.
In besonderen Fällen, beispielsweise bei starker Vermehrung, kann es zum Wirtswechsel kommen. Die Schädlinge sind schon an Berg- und Spitzahorn beobachtet worden.
Bekämpfung
Chemische Präparate
Zur Bekämpfung der Miniermotte findet das Präparat Dimilin (Wirkstoff: Diflubenzuron) Einsatz. Dimilin hat eine larvizide (Absterben der Larven) sowie eine ovizide Wirkung (verhindert das Schlüpfen der Larven). Dennoch ist es für Menschen, Haustiere, Vögel und Nutzinsekten (Bienen, Florfliegen) ungefährlich. Der beste Zeitpunkt für eine Spritzung mit Dimilin ist im April/Mai, kurz vor der Rosskastanienblüte.
Bekämpfung mit Sexuallockstoffen
Im Handel gibt es Fallen mit Sexuallockstoffen (Pheromonen). Diese sind für Monitoring gut geeignet, Bekämpfungserfolge konnten mit den bisher erprobten Verfahren jedoch noch nicht erzielt werden.
Natürliche Feinde
Da sich die Rosskastanienminiermotte erst seit relativ kurzer Zeit in Mitteleuropa ausbreitet, gibt es keine Fressfeinde, die sich auf diese Tiere spezialisiert haben. Es wurden aber wiederholt Blau- und Kohlmeisen beobachtet, die zu bestimmten Zeiten in größeren Trupps in Kastanien Blatt für Blatt absuchen. Bei solchen Bäumen hält sich der Befall soweit in Grenzen, dass nur ein Teil der unteren Blätter vor dem Herbst abfällt. Blätter weiter oben weisen zwar die typischen Fraßspuren auf, sind aber ansonsten grün.
Eine zusätzliche Möglichkeit besteht in der Förderung weiterer natürlicher Feinde, zu denen auch Schlupfwespen zählen. Diese parasitieren in den Raupen der Rosskastanienminiermotte, was letztlich zum Absterben der Larve führt. Schweizer Forscher haben in einem Projekt das Laub, welches neben den Puppen der Rosskastaninienminiermotte auch die der Schlupfwespen enthält, in speziellen Laubcontainern gesammelt. Diese waren mit einer feinmaschigen Textilplane umgeben, so dass nur die kleineren Nützlinge entweichen konnten. Der Anteil der durch Schlupfwespen parasitierten Motten kann dadurch etwa verdoppelt werden.
Laubsammlung
Um die Mottenlast für den Baum zu verringern, muss ganzjährig das Laub der Rosskastanie gesammelt und vernichtet werden, damit die Puppen nicht überwintern können. Die über das ganze Jahr gebildeten Dauerstadien sind sehr widerstandsfähig; im Gegensatz zum Laub verrottet die Puppe nicht. Eine effektive Vernichtung der Puppen wird nur in kommerziellen Kompostieranlagen erreicht, da nur hier die notwendigen hohen Temperaturen erreicht werden. Eine einfache Kompostierung im Garten reicht also nicht aus. Alternativ ist eine Verbrennung des Laubs möglich, jedoch nicht überall grundsätzlich erlaubt. Verschiedene Umweltministerien der Länder gestatten aber die Verbrennung von Kastanienlaub zur Mottenbekämpfung.
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Peter Hummel: Die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella). Abgerufen am 02.01.2008.
- ↑ Stadtentwicklung Berlin: Flugverlauf der Kastanienminiermotte 2003. Abgerufen am 04.11.2008.
Weblinks
- Aufführung der befallenen Arten und der Stärke der Schadwirkung pdf; (auf Seite 2)
- Falter- und Raupenfotos auf www.lepiforum.de
- Woher kommt die Roßkastanienminiermotte wirklich?
- Ein Kleinschmetterling erobert Europa
- Unter dem Link www.cameraria.galk.de findet man alles zu den Themen Biologie und Verhalten, Pheromonfallen, Antagonisten, Grenzen und Möglichkeiten der Bekämpfung, Laubsammlung, Literatur sowie wichtige Filmsequenzen (DVD 2003, 43 min, deutsch) und die aktuellen Fotos 2002-07.
- Fauna Europaea Taxonomie (englisch)
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