- Ohridsee
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Ohridsee Kirche St. Johannes (Sveti Jovan) bei Ohrid Geographische Lage Mazedonien, Albanien Abfluss Drin Städte am Ufer Ohrid, Struga, Pogradec Daten Koordinaten 41° 1′ 50″ N, 20° 43′ 3″ O41.03055555555620.7175695Koordinaten: 41° 1′ 50″ N, 20° 43′ 3″ O Höhe über Meeresspiegel 695 m ü. A. Fläche 349 km² Maximale Tiefe 289 m Besonderheiten gehört zu den ältesten Seen der Welt
Der Ohridsee [ˈɔxridzeː] (mazedonisch Охридско Езеро, albanisch Liqeni i Ohrit, selten auch Liqeni i Pogradecit) ist einer der größten Seen auf der Balkanhalbinsel und gilt als einer der ältesten Seen der Erde. Der Wasserspiegel liegt 695 m über dem Meeresspiegel. Der See hat eine maximale Tiefe von 289 m und nimmt eine Fläche von 349 km² ein. Der größere Teil gehört zur Republik Mazedonien, der kleinere zur Republik Albanien. Am mazedonischen Ufer sind Ohrid und Struga die wichtigsten Städte, am albanischen ist es Pogradec. Insgesamt leben mehr als 200.000 Menschen rund um den See.[1]
Inhaltsverzeichnis
Zu- und Abflüsse
Der Ohridsee verfügt über keinen wesentlichen Zufluss. Er wird durch zahlreiche Quellbäche gespeist. Die wichtigste Quelle liegt beim Kloster Sveti Naum. Dort tritt Wasser hervor, das unterirdisch aus dem 200 m höher und südöstlich vom Ohridsee gelegenen Prespasee zufließt. Ob diese Verbindung jedoch immer noch besteht, beziehungsweise wann und wie lange sie bestanden hat, ist nicht sicher. Möglich ist, dass diese Verbindung temporärer Natur ist und durch geologische Prozesse im Karstgestein des Bergmassivs zwischen beiden Seen geöffnet und getrennt wird. Auf der albanischen Seite liegt eine wichtige Quelle im Park von Drillon nahe dem Ort Tushemisht. Eine weitere, unterirdische Quelle bei Tushemisht wird für die Wasserversorgung von Pogradec genutzt.[1]
Entwässert wird der See bei Struga durch den Fluss Drin zur Adria hin. Schleusen regulieren den Abfluss.
Entstehung
Der Ohridsee gehört zu den ältesten und tiefsten Seen der Welt. Sein Alter wird auf 2 bis 5 Millionen Jahre geschätzt, das Vorkommen endemischer Arten (s. u.) lässt auf eine Entstehung im Pliozän, also vor mehr als 2,6 Millionen Jahren, schließen. Der See entstand durch einen Grabenbruch. Die auch heute auftretenden tektonischen Aktivitäten bedingen wahrscheinlich auch die Existenz eines etwa 100 Meter hohen subaquatischen Berges.
Forschung
Anhand der vorhandenen lückenlosen Sedimente im See ist eine Erforschung der paläoklimatologischen Bedingungen gut möglich. Gegenwärtig widmen sich u. a. Forscher der Rekonstruktion der spätquartären Klima- und Umweltgeschichte des Sees.
Flora und Fauna
Als Europas bekanntester Langzeitsee ist der Ohridsee wegen seiner Fauna bemerkenswert. Viele der in übrigen europäischen Gewässern typischen Fischarten fehlen, z.B. alle Echten Barsche, die Äschen, Saiblinge und Coregonen, der Hecht und der Dreistachlige Stichling. Dagegen kommen hier einige auf dem Balkan endemische Fischarten vor, z.B. der Barbengründling (Aulopyge huegelii) und weitere Karpfenfischarten aus den Gattungen Pachychilon und Phoxinellus.[2] Wirtschaftlich bedeutend ist die endemische Ohridforelle (Salmo letnica; mazedonisch: Ohridska pastrmka, albanisch: Koran). Sie ist wegen Überfischung bedroht, wird aber auch in Fischfarmen gezüchtet. Es finden sich auch verschiedene Vertreter der Gastropoden, die sich während des Mesozoikums im Paratethys ausbreiteten. Neben dem Fischfang ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle der rings um den See gelegenen Gemeinden.
Südöstlich des Sees liegt der Nationalpark Galičica, der das gesamte Galičica-Gebirge umfasst und sich bis zum Prespasee erstreckt. Zusammen mit der Stadt Ohrid gehören dieser Uferabschnitt und der ganze See zum UNESCO-Welterbe.
An den Hängen des nordwestlich gelegenen Jablanica-Gebirges gibt es Weinbauflächen und Kastanien-Plantagen. Die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) wurde hier erstmals in Europa beobachtet.
Geschichte
Antike Völker und Stämme wie die Illyrer, die Makedonen und die Griechen siedelten rund um den See und gründeten die Städte Lychnidos (heute Ohrid), Enhallon (vielleicht heutiges Struga) und Damastion. In der illyrischen Stadt Damastion, deren Lage nicht bekannt ist, aber die uns durch dort geprägte Silbermünzen überliefert ist, befand sich eine Silbermine.[3] Die Städte profitierten von Rohstoffen wie Gold und Silber in der Umgebung. Das Siedlungsgebiet am Ohridsee war umstritten und Schauplatz von wiederholten Konflikten. Die Makedonen konnten die Region unter Philipp II. (359–336 v. Chr.) unter ihre Herrschaft bringen.
Am Ohridsee führte in der Antike auch die Römerstraße Via Egnatia vorbei, die die östliche Adriaküste mit Thessaloniki und Konstantinopel verband. Um die erste Jahrtausendwende war Ohrid kurze Zeit die Hauptstadt des bulgarischen Reiches.
Am 5. September 2009 sank ein Ausflugsschiff im Ohridsee mit bulgarischen Touristen an Bord rund 250 m vom Ufer in Ohrid entfernt, wobei 15 Menschen starben. An Bord des 1924 in Deutschland gebauten Schiffs befanden sich deutlich mehr Personen als zugelassen,[4] da aber die Ursache des Unglücks noch nicht geklärt ist (2011), sind mehrere, darunter auch skurrile Theorien im Umlauf.
Einzelnachweise
- ↑ a b Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Büro Tirana): Success Story Lake Ohrid: Water Supply and Environmental Protection. Abgerufen am 3. Februar 2010.
- ↑ Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische. Seite 205, Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6
- ↑ "Alexander der Große und seine alten Feinde im Westen", Ausstellung im Museum für Urgeschichte in Asparn, Niederösterreich
- ↑ Der Standard: Überfülltes Touristenboot sank – 15 Tote. Abgerufen am 6. September 2009.
Weblinks
Commons: Ohridsee – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Fisch & Fang: Ohrid-Forelle in Gefahr
- Schweizer Hilfe fürs Weltnaturerbe
- Nationalpark Galiçica
- Liqeni i Ohrit
- Deutschlandfunk: Zwei Länder, ein See, zwei Nutzungskonzepte - Beitrag von Jens Tönnesmann über den Fischfang im Ohridsee
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