- Rudeltaktik
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Rudeltaktik (auch Wolfsrudeltaktik), nach dem britischen und amerikanischen Begriff wolf pack (deutsch: „Wolfsrudel“), war eine Taktik deutscher U-Boote im Zweiten Weltkrieg.
Die Taktik wird dem Befehlshaber der U-Boote (BdU) Karl Dönitz zugeschrieben, der diese Taktik, die im Ersten Weltkrieg versucht wurde, im Zweiten Weltkrieg fortentwickelte. Die Boote bildeten in Abständen von ca. 150 km ein Suchfeld oder einen Suchstreifen, wenn ein U-Boot einen Geleitzug gesichtet hatte, meldete es dies den anderen und hielt den Kontakt, während die anderen auf den Geleitzug zuliefen („heranführen“). Während der Suchstreifen sehr auseinandergezogen war, kamen beim eigentlichen Gefecht möglichst viele U-Boote auf einen Geleitzug. Es war deshalb optimal, wenn das mittlere Boot des Suchfeldes die Sichtung machte.
Die Angriffe der U-Boote innerhalb des Rudels erfolgten nicht vollständig organisiert. Die einzige Organisation bestand im Wesentlichen in der Heranführung der anderen U-Boote durch den Fühlungshalter, der durch die Aussendung von Peilsignalen den anderen Booten eine Orientierung oder Position gab, bevor alle gemeinsam die Schlacht eröffneten. Die Angriffe erfolgten anfänglich zumeist nachts und über Wasser, da die Boote dann für Bewacher (z.B. Zerstörer) ohne deren späteren Radar fast unsichtbar waren.
Die Rudeltaktik war die konsequente Antwort auf die Taktik der Geleitzugbildung. Der massive Einsatz der U-Boote wurde auf alliierter Seite durch technische Weiterentwicklungen und die entschlüsselten Enigma-Codes im Laufe des Zweiten Weltkrieges letztlich aufgewogen, was sich in massiven Verlustzahlen bei den U-Booten niederschlug und in (eher) niedrigen Verlusten an Handelsschiffen ab Mai 1943.
Die Rudeltaktik verlor an Bedeutung, als Ende 1942 das Radar (beim Bomber zunächst kombiniert mit dem Suchlicht) und das Sonar (ASDIC, etc.) von der englischen Seite ausgereift war und immer erfolgreicher eingesetzt werden konnte. Trotzdem gab es bis zum Mai 1943 noch mehrere Geleitzugschlachten, die trotz hoher U-Bootverluste eindeutig zu Gunsten der Deutschen entschieden wurden. Mit Einführung des HFDF-Funkpeilgerätes Huff-Duff durch die Alliierten wurde die Aufgabe für das Fühlung haltende Boot extrem gefährlich bis undurchführbar. Das Kriegsende kam dem breiten Einsatz einer weiterführenden U-Boot-Entwicklung (Schnorchel, zielsuchender Torpedo, leise Boote, Batteriekapazität) teils zuvor.
Die alternative Benennung Wolfsrudeltaktik leitet sich von dem Begriff wolfpack der Briten und Amerikaner ab. Der britische Begriff entstand nach deutschen U-Boot Angriffen. Die Amerikaner benutzten den Begriff z.B. für Angriffe der USS Flounder (SS-251).
Literatur
- Arthur O. Bauer, Ralph Erskine, Klaus Herold: Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U-Boote 1939–1945. Wie Schwächen und Versäumnisse bei der Funkführung der U-Boote zum Ausgang der "Schlacht im Atlantik" beigetragen haben. Liebich Funk, Rheinberg 1997 (übersetzt von Heinz Lissok), ISBN 3-00-002142-6 (Augenzeugenberichten von Alfred T. Collett, Oliver Nelson, Derekek Wellman, die deutsche Übersetzung aus dem niederländischen Original wurde vom Verfasser autorisiert, Erstausgabe im Selbstverlag Arthur O. Bauer, Diemen NL 1997).
- Winston S. Churchill: Der Zweite Weltkrieg. Mit einem Epilog über die Nachkriegsjahre. 4. Auflage. Scherz, Berlin / München / Wien 1996 (Originaltitel: The Second World War, übersetzt von Eduard Thorsch), ISBN 3-502-19132-8 (Eine einbändige, selbst bearbeitete Fassung vom 1960 seines zuvor sechsbändigen Memoirenwerks von 1948, später auch als Fischer-Taschenbuch 16113, Frankfurt am Main 2003 ISBN 3-596-16113-4).
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