Rudolf von Gottschall

Rudolf von Gottschall
Rudolf Gottschall

Rudolf Karl Gottschall (* 30. September 1823 in Breslau; † 21. März 1909 in Leipzig) war ein deutscher Dramatiker, Epiker, Erzähler, Literarhistoriker und Kritiker. 1877 wurde er geadelt (von Gottschall).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rudolf von Gottschall, Sohn eines preußischen Artillerieoffiziers, studierte seit 1841 in Königsberg Rechtswissenschaften, wurde aber wegen politischer Agitation von der Universität verwiesen. Er setzte sein Studium in Breslau, dann in Berlin fort und konnte schließlich 1846 in Königsberg promovieren. Dort hatte er sich 1841 dem Kränzchen Hochhemia angeschlossen. 1843 wurde er Mitglied der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks.

1847 wurde er Dramaturg am Stadttheater Königsberg, ging 1848 nach Hamburg, 1852 nach Breslau. Dort heiratete er im gleichen Jahr Marie Freiin von Seherr-Thoß (von der ein Briefwechsel mit Leopold Schefer vorliegt[1]) und ging 1862 nach Posen, wo er kurzzeitig Redakteur der Ostdeutschen Zeitung war. Von 1864 - das Jahr in dem er nach Leipzig übersiedelte - bis 1888 war Gottschall Herausgeber der Blätter für literarische Unterhaltung und Unsere Zeit (beide Zeitschriften im Besitz des Verlagshause F. A. Brockhaus) in Leipzig. 1877 wurde Gottschall für seine Verdienste um die deutsche Literatur von Kaiser Wilhelm I. nobilitiert.

Gottschall war lange Jahre Präsident der Schachgesellschaft Augustea Leipzig und nach seinem Rücktritt ihr Ehrenpräsident. Auf seine Anregung hin wurde in deren Mitte der Deutsche Schachbund ins Leben gerufen.
Trotz seiner schachlichen Funktionen und obwohl er der regelmäßigste Besucher der Augustea war, spielte er zeitlebens kein einziges Schachturnier mit. Er beschränkte sein Spiel auf Einzelpartien, zum Beispiel mit seinem Freund Adolf Anderssen während seines Studiums in Breslau.[2]

Gottschalls fortschrittliches Schaffen war zu seinen Lebzeiten geachtet, seine Dramen wurden gern gespielt. Seine Werke zeichneten sich vor allem durch unabhängige Urteilskraft, aber auch durch zeitbezogene Kritik aus, was mit dazu beigetragen hat, dass er nach seinem Tode schnell in Vergessenheit geriet.

Varia

Gottschall, dessen Sohn Hermann von Gottschall ein deutscher Schachmeister wurde, war Gründungsmitglied, mit anderen wie den Gelehrten und Schachspielern Carl Göring, Hermann Zwanzig, Max Lange und Adolf Anderssen, des Deutschen Schachbundes am 18. Juli 1877 in Leipzig.

Werke

  • Lieder der Gegenwart (Gedichte), 1842
  • Censur-Flüchtlinge (Gedichte), 1843
  • Ulrich von Hutten (Drama), 1843
  • Robespierre (Drama), 1845
  • Barrikaden-Lieder (Gedichte), 1848
  • Wiener Immortellen (Gedichte), 1848
  • Die Marseillaise (Dramatische Gedichte), 1849
  • Lambertine von Méricourt (Drama), 1850
  • Ferdinand von Schill (Drama), 1850
  • Die Göttin. Ein Hoheslied vom Weibe (Epos), 1852
  • Pitt und Fox (Lustspiel), 1854
  • Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 2 Bde., 1855
  • Poetik, 1858
  • Mazeppa (Drama), 1859
  • Maja (Epos), 1864
  • Die Diplomaten (Lustspiel), 1865
  • Dramatische Werke. 12 Bde., 1865-80
  • Der Nabob (Drama), 1866
  • Porträts und Studien, 4 Bde., 1870/71
  • Die Welt des Schwindels (Lustspiel), 1871
  • Janus. Friedens- und Kriegsgedichte (Gedichte), 1873
  • Der neue Plutarch, 12 Bde., 1874-88
  • Im Banne des schwarzen Adlers (Roman) 3 Bde., 1876
  • Arabella Stuart (Drama), 1877
  • Welke Blätter (Roman), 3 Bde., 1877
  • Das goldene Kalb (Roman), 3 Bde., 1880
  • Die Erbschaft des Blutes (Roman), 3 Bde., 1882
  • Merlins Wanderungen (Epos), 1887
  • Bunte Blüthen (Gedichte), 1891
  • Verkümmerte Existenzen (Roman), 2 Bde., 1892
  • Moderne Streber (Roman), 2 Bde., 1896
  • Der steinerne Gast (Roman), 1897
  • Das verzauberte Schloß (Roman), 1898
  • Rahab (Drama), 1898
  • Aus meiner Jugend (Autobiographie), 1898
  • Zur Kritik des modernen Dramas, 1900
  • Auf freien Bahnen (Roman), 2 Bde., 1901
  • Parasiten (Roman), 1906
  • Späte Lieder (Gedichte), 1906

Literatur

  • Moritz Brasch: Rudolf von Gottschall. Ein literarisches Portrait. Leipzig: Gottwald 1893.
  • Ernst-Ullrich Pinkert: „Du singst wie einst Tyrtäus sang“. Rudolf Gottschalls Gedicht „Heine“ in den Fassungen von 1842 und 1849. In: Heine-Jahrbuch, 29 (1990), S. 175-183.
  • Alfred Stroedel: Die geschichtlichen Versdramen Rudolf v. Gottschalls. Dresden: v. Baensch Stift 1921.

Weblinks

Quellen

  1. Bettina Clausen, Leopold Schefer Bibliographie, Frankfurt am Main 1985
  2. Nachruf in Deutsche Schachzeitung 1909, S. 124

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