Râmâyana

Râmâyana

Schriften des
Hinduismus

Shruti

  1. Rigveda
  2. Samaveda
  3. Yajurveda
  4. Atharvaveda

Smriti

Das Ramayana (Sanskrit, n., रामायण, rāmāyaṇa, für „auf Rama bezüglich“) ist nach dem Mahabharata das zweite indische Nationalepos. Im Gegensatz zum Mahabharata handelt es sich um eine Kunstdichtung (Adikavya), als Autor ist Valmiki verbürgt. Die genaue Entstehungszeit ist unklar, sie liegt zwischen dem 4. Jh. v. Chr. und dem 2. Jh. n. Chr. Seine heute bekannte Form (mit sieben Büchern) dürfte das Ramayana im 2. Jh. n. Chr. erreicht haben.

Inhaltsverzeichnis

Textgeschichte

Das Ramayana enthält sieben Bücher mit etwa 24.000 Versen (Shlokas). Man geht davon aus, dass das erste und siebte Buch nicht auf Valmiki zurückgehen, sondern später angefügt wurden. Nur im ersten und siebten Buch wird Rama als göttliches Wesen, als Inkarnation von Vishnu verstanden, wohingegen die anderen Bücher Rama als menschlichen Helden darstellen. In stilistischer Hinsicht erreichen die neueren Bücher nicht die Meisterschaft der älteren Bücher, dennoch zeichnet sich das Ramayana (im Vergleich zum Mahabharata) durch eine hohe stilistische Geschlossenheit aus. Die drei erhaltenen Rezensionen des Ramayana unterscheiden sich aufgrund der mündlichen Überlieferung beträchtlich, enthalten aber alle sieben Bücher. Manche meinen, dass etwa ein Viertel der erhaltenen Verse als „original“ gelten können und dass vieles durch die Rezitatoren angefügt und verändert worden sei. Aufgrund dessen gilt das Ramayana bei manchen als Epos, obwohl es dem Autor Valmiki zugeschrieben wird.

Weitere Adaptionen

Eine in Indien heute populäre Version ist die Hindi-Adaption Ramcaritamanas von Tulsidas.

Mit der Verbreitung der indischen Kultur in Südostasien fand auch das Ramayana im Verlauf der 1. Jahrtausends Eingang in die Überlieferungen Balis, Kambodschas und Thailands, wobei mehrere nationale Fassungen oder Weiterentwicklungen entstanden. Eine der bekanntesten ist das thailändische Ramakian, das im späten 18. Jahrhundert auf Initiative von König Rama II. verfasst wurde.

Inhalt

Das Ramayana erzählt die Geschichte des Prinzen Rama aus dem Königreich Kosala, der vom Hof seines Vaters Dasharatha in die Waldeinsamkeit verbannt wird und später Ravana, den Fürsten der Dämonen auf Lanka besiegt.

Sein Vater Dasharatha, der König der Stadt Ayodhya, entschließt sich, ein Pferdeopfer darzubringen, weil er lange Zeit kinderlos geblieben ist. Daraufhin gebären ihm seine drei Ehefrauen vier Söhne: Koushalya den Rama, Kaikeyi den Bharata, Sumitra die Zwillinge Lakshmana und Shatrughana. Als die Söhne herangewachsen sind, ziehen Rama und sein Bruder Lakshmana auf die Bitte des Rishi Vishvamitra zusammen mit diesem aus, um Dämonen zu töten. Dabei kommen sie auch an den Hof des Königs Janaka von Videha, der eine Tochter namens Sita hat. Janaka stellt an jeden, der um seine Tochter werben will, eine Bedingung: nur wer den Bogen der Familie, den ein Ahne von Janaka vom Gott Shiva erhalten hat, spannen kann, dem wird Janaka seine Tochter zur Frau geben. Rama stellt sich der Prüfung, an der schon viele vor ihm gescheitert sind, und kann den Bogen mühelos spannen, so dass er entzwei bricht. Er erhält Sita zur Frau, und ein großes Hochzeitsfest wird am Hofe von Videha gefeiert, nachdem Ramas Familie eingetroffen ist. Auch die drei Brüder von Rama ehelichen Prinzessinnen aus Janakas Geschlecht.

Rama soll zum Kronprinzen und Mitregenten geweiht werden. Hier greift Kaikeyi, seine Stiefmutter, mit Hilfe einer buckligen Sklavin ein, um ihren Sohn Bharata zum König zu machen. Durch Intrigen erreicht sie, dass Rama für 14 Jahre in die Verbannung geht, begleitet von Sita und seinem Bruder Lakshmana. Rama verrichtet zahlreiche gute Taten durch die Vernichtung von Dämonen (Rakshasas) und Ungeheuern.

Mit Hilfe einer List entführt der Dämon Ravana Sita nach Lanka. Rama bittet den Affenkönig Sugriva um Unterstützung und dieser beauftragt seinen Minister Hanuman, Rama zu helfen. Hanuman findet heraus, dass sich Sita in Ravanas Gewalt in Lanka befindet. Rama betet den Wassergott an, ihm zu helfen, die Brücke überqueren zu können. Dieser gibt ihm das Versprechen, dass jeder Stein, den sie ins Wasser legen würden, an der Oberfläche bleibe und sie auf ihn Fuß setzen können. So bauen sie eine gewaltig lange Brücke, um auf die Insel zu gelangen. Sie besiegen nach langen Kämpfen Ravana und können Sita befreien.

Nach dem Ende der Verbannung ziehen Rama und Sita zurück, Bharata überläßt ihnen freiwillig die Krone.

Rama zweifelt jedoch an Sitas Treue und er verstößt sie. Sita unterzieht sich der Feuerprobe, d.h. sie steigt auf den Scheiterhaufen. Sie besteht die Feuerprobe und wird Rama zurückgegeben. Damit schließt das alte Gedicht, das die Bücher zwei bis sechs umfasst.

Aufbau

  1. Buch (Bala-Kanda, बालकाण्ड, bālakāṇḍa, Buch der Kindheit)
  2. Buch (Ayodhya-Kanda, अयोध्याकाण्ड, ayodhyākāṇḍa, Buch von Ayodhya, Ort des Prinzen Rama in Nordindien)
  3. Buch (Aranyaka-Kanda, आरण्यककाण्ड, āraṇyakakāṇḍa, Waldbuch)
  4. Buch (Kishkindha-Kanda, किष्किन्धाकाण्ड, kiṣkindhākāṇḍa, Buch von Kishkindha, Ort des Affenprinzes Valin in Südindien)
  5. Buch (Sundara Kanda, सुन्दरकाण्ड, sundarakāṇḍa, schönes Buch)
  6. Buch (Yuddha-Kanda, युद्धकाण्ड, yuhddhakāṇḍa, Buch der Schlacht)
  7. Buch (Uttara Kanda, उत्तरकाण्ड, uttarakāṇḍa, letztes Buch)

Das Ramayana ist uns in mehreren Fassungen überliefert, die bedeutend voneinander abweichen. Als spätere Zutat gilt das siebte Buch (Uttarakanda). Es schildert, wie Sita erneut in Ungnade fällt und in der Einsiedelei von Valmiki Zwillinge gebiert. Dort wachsen Kusha und Lava auch auf. Bei einem Pferdeopfer lernt Rama die Söhne Sitas kennen, als sie das Ramayana rezitieren. Er erkennt, dass Sita unschuldig ist, möchte aber, dass sie sich durch einen Schwur reinigt. Alle Götter kommen vom Himmel. Sita faltet ihre Hände, blickt auf die Erde und sagt, sie habe nie an einen anderen Mann als Rama gedacht und Mutter Erde solle sich ihr öffnen. Als der Schwur geleistet ist, erscheint ein himmlischer Thron aus der Erde heraus. Rama bittet Mutter Erde, ihm Sita zurückzugeben, aber vergeblich. Kurz danach gibt Rama die Herrschaft an seine Söhne Kusha und Lava ab und fährt in den Himmel, wo er wieder zu Vishnu wird.

Als Inkarnation Vishnus wird Rama erst in späteren Fassungen des Ramayana gesehen. In der Originalfassung Valmikis wird er als ganz normaler Mensch dargestellt, jedoch als einer mit ungewöhnlicher Kraft und vorbildlicher Herzensbildung.

Rama ist der mustergültige Mensch nach den Vorstellungen der Priester. Sita gilt als Vorbild für eheliche Treue. Das Ramayana ist reich an sehr poetischen Episoden und hat seinen einheitlichen Charakter bewahrt, obwohl es mehrfach überarbeitet worden ist.

Literatur

  • Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur. (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
  • Valmiki: Ramayana.Ins Deutsche übertragen von Claudia Schmölders. Mit einem Nachwort von Günter Metken. (Diederichs Verlag/ Heinrich Hugendubel Verlag München 2004 ISBN 3-89631-431-9

Weblinks


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