Räderuhr

Räderuhr

Räderuhr ist der Oberbegriff für Uhren mit einem mechanischen, aus Zahnrädern bestehenden Uhrwerk [1].

Der Begriff steht in Abgrenzung zu Elementaruhren, welche die Zeit astronomisch oder mit Hilfe der Elemente anzeigen und zu vollelektronischen Digital-Quarzuhren, die keine mechanischen Teile mehr aufweisen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Entwicklung

Zeichnung des Astrariums von Giovanni de Dondi (1344)

Erste Räderuhren sind um 1300 nachweisbar. Zunächst wurden sie in Kirchen und Rathäusern als öffentliche Uhren verwendet. Mit zunehmender Verbreitung der Räderuhr formte sich das Berufsbild des Uhrmachers als Abspaltung des Schlosserhandwerks.

Frühe, monumentale Räderuhren waren meist Kunstuhren oder dienten astronomischen Beobachtungen. Sie waren entsprechend aufwändig gearbeitet und oft mit einer Vielzahl astronomischer Indikationen ausgestattet. Gleichzeitig entwickelten sich einfache und in ihren Abmessungen kleinere Uhren, wodurch sie eine große Verbreitung erfuhren. Bereits ab 1450 wurden erste Räderuhren mit Federantrieb ausgestattet und um 1510 fertigte der Nürnberger Uhrmacher Peter Henlein bereits transportable Tischuhren hoher Qualität. Galileo Galilei entdeckte 1583 den Isochronismus, die Grundvoraussetzung für die Erfindung des Uhrenpendels um 1650 durch Christiaan Huygens. Die Anfertigung wirklich tragbarer Uhren und damit die Entwicklung der Räderuhr zur Taschenuhr, wird aber erst mit der Erfindung der Unruh, um 1674 ebenfalls durch Huygens, möglich.

Die Führerschaft in der Weiterentwicklung und Verbesserung der Räderuhren, die noch im frühen 16. Jahrhundert in Nürnberg, danach in Augsburg gelegen hatte, wechselte Mitte des 17. Jahrhunderts zusehends nach England. Im Schwarzwald, in den Niederlanden und in Frankreich bildeten sich weitere bedeutende Zentren hoher uhrmacherischer Qualität und ausgeprägter regionaler Uhrentypen, ebenso in Wien und Genf.

Mit Beginn der industriellen Revolution zum Ende des 18. Jahrhunderts und der Massenfertigung in Fabriken erfuhr die Räderuhr endgültig den Durchbruch zum Alltagsgegenstand. Von der Taschenuhr zur Armbanduhr war es zu Beginn des 20. Jahrhunderts dann nur noch ein kleiner Schritt.

Erwähnung in der Literatur

Es ist nicht bekannt, wann die erste Räderuhr gebaut wurde. Allerdings hat bereits der italienische Dichter und Philosoph Dante Alighieri in seiner Komödie La Commedia[2] (ca. 1307-1320) die Räderuhr als Metapher für den Tanz der Seligen verwendet. Räderuhren waren also zu dieser Zeit bereits erfunden und wahrscheinlich allgemein im Gebrauch:

Beatrix sprach’s – wie um des Poles Stelle
Sich Sphären drehn, so jene Sel’gen nun,
Flammend, Kometen gleich, in Glut und Helle!
 
Wie, wohlgefügt, der Uhren Räder thun –
In voller Eil’ zu fliegen scheint das letzte,
Das erste scheint, wenn man’s beschaut, zu ruhn –
 
Also verschieden in Bewegung setzte
Sich jeder Kreis, drob, wie er sich erwies
Schnell oder träg’, ich seinen Reichthum schätzte.

Einzelnachweise

  1. Fritz von Osterhausen: Callweys Uhrenlexikon, Callwey, München 1999, ISBN 978-3766713537, S. 262
  2. Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie, Fischer, Frankfurt 2008. ISBN 978-3596900084

Literatur

  • Ernst von Bassermann-Jordan, Hans von Bertele: Uhren. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1969.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Uhr — Die Uhr (von mittelniederdeutsch: ûr(e), urspr. lateinisch: hora, die Stunde) ist ein Messgerät, das den aktuellen Zeitpunkt anzeigt oder eine Zeitspanne misst. In ihrer mehrere Jahrtausende umfassenden Entwicklungsgeschichte von der einfachen… …   Deutsch Wikipedia

  • Dezimaluhr — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der technischen Uhr im Allgemeinen; zu der speziellen Bedeutung von Uhren in der Informatik siehe Logische Uhr und Echtzeituhr. Schweizer Bahnhofsuhr mit Analoganzeige (Minutensprung und „schleichendem“… …   Deutsch Wikipedia

  • Uhren — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der technischen Uhr im Allgemeinen; zu der speziellen Bedeutung von Uhren in der Informatik siehe Logische Uhr und Echtzeituhr. Schweizer Bahnhofsuhr mit Analoganzeige (Minutensprung und „schleichendem“… …   Deutsch Wikipedia

  • Zeitmesser — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der technischen Uhr im Allgemeinen; zu der speziellen Bedeutung von Uhren in der Informatik siehe Logische Uhr und Echtzeituhr. Schweizer Bahnhofsuhr mit Analoganzeige (Minutensprung und „schleichendem“… …   Deutsch Wikipedia

  • Zeitmessgeräte — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der technischen Uhr im Allgemeinen; zu der speziellen Bedeutung von Uhren in der Informatik siehe Logische Uhr und Echtzeituhr. Schweizer Bahnhofsuhr mit Analoganzeige (Minutensprung und „schleichendem“… …   Deutsch Wikipedia

  • Ein-Zeiger-Uhr — Eine Ein Zeiger Uhr ist eine Uhr, die nur einen Zeiger, nämlich den Stundenzeiger, besitzt. Ein Zeiger Uhr am Rathaus in Lenzen (Elbe) Die ersten, meist als Turmuhren verwendeten Räderuhren waren wegen ihrer geringen Laufgenauigkeit nur mit dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Einzeigeruhr — Eine Einzeigeruhr ist eine Uhr, die nur einen Zeiger, nämlich den Stundenzeiger, besitzt. Die ersten Turmuhren waren Einzeigeruhren. Bei modischen Minimaluhren ist manchmal der Sekundenzeiger wieder hinzugefügt. Einzeigeruhr am Rathaus in Lenzen… …   Deutsch Wikipedia

  • Klobe (Uhr) — Aufsicht auf das Uhrwerk einer Räderuhr von ca. 1880. Im Vordergrund ist der Kloben zu erkennen, der die Ankerwelle hält. Der Kloben ist ein Lagerhalter im mechanischen Uhrwerk, der nur an einer Seite mit der Platine verbunden ist. Der Kloben… …   Deutsch Wikipedia

  • Hebung (Uhr) — Grahamhemmung in einer Räderuhr Ankerrad im Uhrzeigersinn vom Räderwerk angetrieben …   Deutsch Wikipedia

  • Präzisionspendeluhr — Präzisionspendeluhren von Sigmund Riefler links: Type A mit Luftdruckkompensation rechts: Type D im Glaszylinder …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”