Ein-Zeiger-Uhr

Ein-Zeiger-Uhr

Eine Ein-Zeiger-Uhr ist eine Uhr, die nur einen Zeiger, nämlich den Stundenzeiger, besitzt.

Ein-Zeiger-Uhr am Rathaus in Lenzen (Elbe)

Die ersten, meist als Turmuhren verwendeten Räderuhren waren wegen ihrer geringen Laufgenauigkeit nur mit dem Stundenzeiger ausgerüstet. Heutige sogenannte Minimaluhren sind Ein-Zeiger-Uhren, indem bewusst auf Minuten- und Sekundenzeiger verzichtet wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis zur Erfindung der Räder-Uhr erfolgte die Messung der Tagesstunden am genauesten mit Hilfe der Sonnenuhr. Durch die Erfindung der mechanischen Uhr wurde man von der auf Sonnenschein angewiesenen Sonnenuhr unabhängig. Die mechanische Uhr war aber lange Zeit relativ ungenau. Sie wurde wenn möglich täglich mit Hilfe der inzwischen vervollkommneten Sonnenuhr justiert. Der höher auflösende Minutenzeiger hätte – abgesehen von der damit verbundenen Komplikation – nur eine nicht vorhandene Genauigkeit vorgetäuscht. Er kam erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf. Einige alte Ein-Zeiger-Uhren – am auffälligsten an Türmen – existieren heute noch (siehe obige Abbildung).

Als schließlich der Sekundenzeiger auf fast jeder Uhr zum Standard geworden war, kamen sogenannte Minimaluhren auf. Es handelt sich vorwiegend um moderne Armbanduhren, bei denen Minuten- und Sekundenzeiger weggelassen sind. Damit ist eine Gegenbewegung zum Verlangen nach zusätzlichen Komplikationen angedeutet.

Zifferblattunterteilungen

Alte Räderuhren

Die Zifferblattunterteilung der alten Räderuhren wurde in gleichem Maße feiner, wie ihre Genauigkeit wuchs. Zuerst wurde das Zifferblatt in Stunden, später in halbe und schließlich in Viertelstunden unterteilt.

Minimaluhren

Bei einigen Minimaluhren wird konsequenterweise auf eine Zifferblattskala ganz verzichtet. Meistens wird aber die Standardgenauigkeit moderner Uhrwerke ausgenutzt und eine Unterteilung wenigstens in Viertelstunden vorgenommen. Häufig wird entgegen dem Versprechen für ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe sogar bis auf fünf Minuten unterteilt, um eine Ablesegenauigkeit bis auf eine Minute zu ermöglichen. Manchmal wird wieder ein Sekundenzeiger zugefügt. Er sei nötig, um feststellen zu können, dass die Uhr funktioniert.

Bauformen

Die Zeitanzeige der mechanischen Ein-Zeiger-Uhr ist von jener der Sonnenuhr inspiriert.

Tischuhren

Die ersten Räderuhren entstanden im 13. oder 14. Jahrhundert und waren vermutlich Tisch- oder Konsolenuhren. Ihre Einzelteile waren wie bei den späteren Turmuhren vorwiegend aus geschmiedetem Eisen gefertigt.

Astrolabiumsuhren gab es sowohl als Tischuhren als auch als monumentale astronomische Turmuhren bereits sehr früh. Man kann die Räderuhr als ein von einem "Uhrwerk" angetriebenes Astrolabium ansehen. Der auf die Sterne zu richtende Zeiger erhielt einen 24-Stunden-Antrieb (siehe Abbildung). Somit wären die ersten Räderuhren Große Uhren gewesen. Man trennte sich aber bald vom Vorbild Astrolabium, was den Weg für die Kleine Uhr, die 12-Stunden-Uhr freigab.

Turmuhr am Berntor in Murten/CH: 21 Uhr MESZ

Turmuhren

Durch den Einbau in einen Turm wurde die Räderuhr öffentlich. Anfänglich gab es keine optische Anzeige, sondern die Stunden, später auch die halben und schließlich die Viertelstunden wurden auf Glocken angeschlagen. Zuerst schlugen Türmer die von einer kleineren Räderuhr abgelesene Zeit an, bevor ihre Angabe in Schlaguhren automatisch von einer großen Räderuhr vorgenommen wurde. Von Turmuhren spricht man, seitdem die Ein-Zeiger-Anzeige hinzugekommen ist.

Astronomische Uhren

Astronomische Uhren sind häufig Großuhren, die meist an Türmen angebracht, mitunter auch innerhalb großer Kirchen (Dome und Münster) aufgestellt sind.

Die ältesten von ihnen (14. und 15. Jahrhundert) sind wie ein Astrolabium gestaltet. Beispiele sind der Berner Zytglogge (untere Uhr) und die Aposteluhr in Prag oder die linksdrehende Uhr im Dom von Münster/Westfalen. Das in 24 Stunden umlaufende Sonnensymbol ist gleichzeitig der Stundenzeiger. Daneben gibt es andere, aber keinen Minutenzeiger.

Die Vorliebe reicher Gemeinden (Städte, Kirchen) oder auch Privater (zum Beispiel Schlossherren) für anspruchsvolle astronomische Uhren hielt bis über die Renaissance-Zeit hinaus an. Später wurden diese Uhren abstrakter, die astronomischen Anzeigen bildeten nicht mehr die reale Bewegung der Himmelskörper nach, wie es beim Astrolabium der Fall ist. Angestrebt werden Uhren mit möglichst vielen Azeigen. Extremes Beispiel dafür ist die astronomische Uhr von Besançon, bei der eine Ein-Zeiger-Uhr für die Tageszeit zur Nebensache geworden ist.

Taschenuhren

Die älteste Darstellung einer am Körper tragbaren Uhr findet sich auf dem Gemälde Der Kaufmann Georg Gisze von Hans Holbein (um 1530). Die ersten Taschenuhren waren sogenannte Dosenuhren, von welchen kleinere Exemplare später auch um den Hals getragen wurden. Die Erfindung wurde lange Peter Henlein aus Nürnberg (Nürnberger Ei) zugeschrieben (um 1504/1509). Heute tendiert die Forschung jedoch dazu, eine länger anhaltende Entwicklung anzunehmen, die in Süddeutschland, Frankreich und Italien stattfand.

Die Tragbarkeit ist eine erschwerende Anforderung an die Konstruktion einer genau gehenden Uhr. Taschenuhren erhielten den Minutenzeiger deshalb später als die Standuhren.

Die Form der Taschenuhr wandelte sich von der ovalen Dose zur runden Scheibe, der heute noch geläufigen Form. Die Taschenuhr hatte auch die Funktion eines Schmuckgegenstandes, weshalb besonders am Anfang viele andere Formen, wie Kreuze, Muscheln und Sterne, aber gelegentlich auch Totenschädel vorkamen.

Holzuhren

Am Anfang waren Räderuhren teuer und den Reichen, das war der Adel und das Bürgertum, vorbehalten. Die Landbevölkerung kam erst durch Holzuhren in den Besitz einer privaten Uhr. Holz war billiger als Eisen und war auch einfacher zu bearbeiten. Die serielle Herstellung siedelte sich im Alpenraum, im schweizerischen Jura und im Schwarzwald an. Produziert wurde vorwiegend im Winter, der dort lang ist und die Arbeit in der Landwirtschaft für längere Zeit unterbricht. Im Schwarzwald wurden Holzräderuhren ab dem 18. Jahrhundert gebaut.

Die für die ärmere Bevölkerung gedachten Holzuhren wurden länger als die teueren Uhren aus Metall als Ein-Zeiger-Uhren gebaut.

Die beiden rechts gezeigten Uhren haben wie die ersten Räderuhren eine Waag als Gangregler.

Armbanduhren

Als Armbanduhren in allgemeinen Gebrauch kamen, war die Uhrentechnik inzwischen soweit fortgeschritten, dass sie mehr als einen Zeiger hatten. Ein-Zeiger-Armbanduhren gibt es als Minimaluhren erst seit etwa 1990. Sie enthalten moderne Quarz- oder auch Automatikuhrwerke, es werden lediglich Minuten- und Sekundenzeiger weggelassen.

Einscheiben-
Moiré-Uhr für Minutenanzeige, schematisch, Zeitraffer 400-fach

Moiré-Uhr

Die abgebildete Einscheibenuhr enthält anstatt eines Zeigers eine von der Stundenachse gedrehte Scheibe. Das damit erzeugte umlaufende Moiré-Muster simuliert den fehlenden Minutenzeiger.[1]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Uhr, Schiebelehre und eine Nonius-Uhr

Weblinks

 Commons: Ein-Zeiger-Uhren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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