- SG 116
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Das Sondergerät 116, kurz SG 116 war eine ab Mitte 1944 entwickelte deutsche Spezialwaffe zum Einbau in leichte, einsitzige Jagdflugzeuge.
Nach dem Erfolg der „Schrägen Musik“ in deutschen Nachtjägern suchte die deutsche Luftwaffe nach Möglichkeiten, das Prinzip auch auf die Panzerjagd auszuweiten. Da die Luftherrschaft zum damaligen Zeitpunkt bereits in den Händen der Alliierten lag, kamen nur Jagdflugzeuge für diese Art der Luftabwehr oder des Luftkampfes in Frage. Auch die Junkers Ju 87G erwies sich nicht als geeignetes Mittel, selbst angesichts der Tatsache, dass der einzige Träger des Goldenen Ritterkreuzes, Hans-Ulrich Rudel, eine solche, im Soldatenjargon „Kanonenvogel“ genannte, Maschine flog.
Der erste Ansatzpunkt zur Entwicklung der neuen Waffe waren die seit 1943 stattfindenden Nachtangriffe der RAF auf Deutschland. Deutsche Nachtjagdverbände reagierten mit dem Einbau der sogenannten „Schrägen Musik“. Dabei wurden zwei oder mehr Maschinenkanonen MG 151/20 oder MK 108 so eingebaut, dass sie nach vorne oben feuerten, während der Jäger, zumeist eine Junkers Ju 88 oder Messerschmitt Bf 110, den Bomber unterflog, um den Wirkungsbereich der Heckbewaffnung der Bomber zu meiden. Im Rahmen des Wilde-Sau-Nachtjagdverfahren wurde untersucht, ob der Einbau der „Schrägen Musik“ auch bei einmotorigen Tagjägern sinnvoll sei. Das Ergebnis waren zahlreiche Entwicklungen.
Technik
Der Einbau einer MK 103 im Rumpf einer Focke-Wulf Fw 190 verbot sich, da das leichte Flugzeug dem Rückstoß der Waffe belastungsmäßig nicht standgehalten hätte. Aufgrund dessen wurde die MK 103 mehreren Veränderungen unterzogen. Statt eines Rohrrücklaufs und Lafettenmechanismus wurde als Geschützbremse ein sogenannter „Knüppel“ eingesetzt, das Geschütz selbst war hinten offen. Die Verwendung eines fotooptischen Sensors entband den Piloten vom Zielen. Beim Abschuss wurde der „Knüppel“ ausgeworfen. Damit relativierte sich der Rückstoß auf ein Minimum. Diese Entwicklung war eines der ersten rückstoßfreien Geschütze ohne Treibmittel. Man erkannte jedoch schnell, dass ein Einsatz gegen Bomberverbände wirkungslos sein musste. Da das Gerät rückstoßfrei war, ließ es sich einfach umdrehen, das heißt, die Geschütze wurden bei gleicher Neigung nach unten gerichtet. Damit war dem Kampf gegen Panzervebände eine neue Möglichkeit gegeben. Tatsächlich kam die „Zellendusche“, wie das Gerät genannt wurde, nicht mehr zum Einsatz und wurde nur zu Testzwecken in acht Jagdflugzeuge Focke-Wulf Fw 190 des JG 10 eingebaut. Einziger Sinn und Zweck war es, Tagjägern und Jagdbombern wie der Focke-Wulf Fw 190 F-8 eine Möglichkeit zu geben, schwere Waffen zu tragen und trotzdem die Jagdeigenschaften der Focke-Wulf beizubehalten. Ein Erfolg dieser Waffe ist nicht feststellbar, obwohl Jäger mit dieser Waffe an Kampfhandlungen beteiligt waren.
Verwendet werden sollte Kernmunition wie bei der MK 103 oder Hartkerngeschosse, letztere zu panzerbrechenden Zwecken. Da die Waffe einschüssig war, hatte der Pilot nicht die Möglichkeit zum Nachladen. Nach einem Über- oder Unterflug und dem Abfeuern der Waffe hätte der Pilot zurückkehren sollen. Als Ersatz für die „Schräge Musik“ erwies sich die Waffe als Fehlschlag, da die Tagjäger nur objektgebunden operieren konnten. Im Rahmen des „Wilde-Sau-Verfahrens“ war ein Unterfliegen der Bomber so oder so unnötig, da die Jäger damit die Flakgrenze unterschritten und sich somit in sehr hohe Selbstgefährdung gebracht hätten.
Siehe auch
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