Nachtjagd

Nachtjagd
Ju88 mit FuG 202 Lichtenstein B/C Radarantenne

Die Nachtjagd ist ein schon im Ersten Weltkrieg eingeführtes Verfahren, um nachts einfliegende feindliche Bomber oder Aufklärer durch eigene Flugzeuge zu bekämpfen. Im Ersten Weltkrieg bekämpfte die britische Royal Air Force zum Beispiel auf London nachts anfliegende Luftschiffe des deutschen Kaiserreichs.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Messerschmitt Me 110 G4 Nachtjagdflugzeug. Deutlich zu erkennen sind die geweihartigen Antennen des Radargerätes FuG 220 außen sowie FuG 202 innen
He 219 mit Antennenanlage FuG 220 Lichtenstein SN-2
Emblem der deutschen Nachtjagdeinheiten im 2. Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wird die deutsche Nachtjagd oft als einziges Beispiel dieser Form des Luftkampfes genannt, obwohl eigentlich alle am Krieg teilnehmenden Nationen zur Nachtjagd geeignete Kräfte bereit hielten. Das hängt damit zusammen, dass ab 1941 das deutsche Reichsgebiet täglich durch nächtliche Angriffe der britischen Bomber bedroht wurde. Diese Angriffe gipfelten in den sogenannten „1.000-Bomber-Angriffen“ auf Städte wie Köln (erster Angriff mit 1.000 Bombern).

Nachtjagdverfahren

„Wilde Sau“

Ab 1943 experimentierte man mit dem von Major Hajo Herrmann entwickelten Nachjagdverfahren „Wilde Sau“. Bei diesem Konzept kamen reguläre einmotorige Jagdmaschinen des Jagdgeschwaders 300 zum Einsatz. Sie besaßen kein Radar und mussten daher auf Sicht fliegen. Für die "Wilde Sau" wurde der Luftraum oberhalb des bombardierten Gebietes durch Flakscheinwerfer und von der Flak verschossene Leuchtmunition beleuchtet. Hinzu kam der Widerschein der Brände des laufenden Angriffs vom Boden her. Die Tagjäger konnten damit die Bomber vor dem beleuchteten Hintergrund erkennen und angreifen. Mit dem Einsatz von „Wilde Sau“ vergrößerten sich die Jagderfolge der deutschen Luftabwehr zunächst beträchtlich; als Gegenmaßnahme bildeten kurz darauf die britischen Verbände wie amerikanische Bombergruppen die sogenannte „Combat Box“. Drei Gruppen Bomber bilden dabei eine Staffel. Die Tagjäger, so die Überlegung, würden so nicht mehr durchdringen.

Funkmessverfahren und „Zahme Sau“

Der Gipfel der technischen Entwicklung waren Nachtjäger, die ihren eigenen Endanflug auf die Bomber durch an Bord befindliches Radar selbst führten. Zum Einsatz kamen:

Dazu waren größere Maschinen nötig. Zunächst wurden hierfür zweimotorige Flugzeuge umgebaut, Beispiele hierfür sind die Messerschmitt Bf 110 oder, als deren Leistung nicht mehr reichte, die Junkers Ju 88. Es wurden aber auch Flugzeuge eigens für diese Form des Luftkampfes entwickelt; ein Beispiel dafür ist die Heinkel He 219.

Bei der Einsatztaktik „Zahme Sau“ versammelten sich mit Radar ausgerüstete zweimotorige Nachtjäger nach dem Eindringen der feindlichen Bomberverbände in der Luft und suchten sich mit Hilfe der Bordradare ihre Ziele über hunderte von Kilometern Entfernung selbst. Dabei wurden sie zusätzlich von den bodengestützten Radarstationen der Kammhuber-Linie unterstützt, die Peilungen von Feindbombern durchgaben.

„Schräge Musik“

Ein besonderes Kapitel ist die Entwicklung der sogenannten „Schrägen Musik“ Dabei wurden zwei Maschinengewehre so eingebaut, dass sie schräg nach oben feuerten. Der Nachtjäger unterflog den feindlichen Bomber und die hochgerichteten Waffen wurden meistens automatisch ausgelöst. Dieses Verfahren deckte den angreifenden Jäger zusätzlich, da er dem Feuerbereich der Heckschützen entgehen konnte. Nahm man zu Beginn noch Maschinengewehre, wurden später 20-mm-Maschinenkanonen eingebaut, die wesentlich wirkungsvoller waren, Mitte und Ende des Krieges sogar 30-mm-MKs (MK 108 oder MK 103), zum Beispiel in der Heinkel He 219 und der Junkers Ju 388.

Deutsche Nachtjagdgeschwader

  • Nachtjagdgeschwader 1
  • Nachtjagdgeschwader 2
  • Nachtjagdgeschwader 3
  • Nachtjagdgeschwader 4
  • Nachtjagdgeschwader 5
  • Nachtjagdgeschwader 6
  • Nachtjagdgeschwader 7
  • Nachtjagdgeschwader 11
  • Nachtjagdgeschwader 100
  • Nachtjagdgeschwader 200
  • Nachtjagdgruppe 10, ein Erprobungsverband

Siehe auch

Literatur

  • Olaf Gröhler: Geschichte des Luftkrieges, Militärverlag der DDR, Berlin, 1981
  • Fritz Trenkle: Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945, Dr. Alfred Hüthig Verlag Heidelberg, 1987, ISBN 3-7785-1647-7
  • Gebhard Aders: Geschichte der Deutschen Nachtjagd, Motorbuch Verlag, 1977, ISBN 3-87943-509-X

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