SMS Greif (1886)

SMS Greif (1886)
Flagge
Übersicht
Typ Aviso
Namensgeber Fabelwesen Greif
Bauwerft

Germaniawerft, Kiel
Bau-Nr.: 26

Bestellung 1884 als:
Ersatz Loreley
Kiellegung 1885
Stapellauf 29. Juli 1886
Indienststellung 9. Juli 1887
Aus Schiffsregister gestrichen 25. Oktober 1912
Verbleib Verkauf 1921 und Abbruch in Hamburg
Technische Daten
Verdrängung

Konstruktion: 2050 t
Maximal: 2266 t

Länge

KWL: 99,5 m
über alles: 102,6 m

Breite

9,75 m

Tiefgang

4,22 - 4,34 m

Besatzung

7 Offiziere und 170-185 Mann

Antrieb
  • 6 Doppelender-Zylinderkessel
    ab 1906:
    8 Zylinderkessel
  • 2 liegende 2-Zyl.-Zweifachexpansions-Dampfmaschinen
  • 5431 PSi
    5795 PSi[A 1]
  • 2 vierflügelige Propeller \varnothing 4 m
Geschwindigkeit

18,2 kn
19,1 kn

Reichweite

2180 sm bei 12 kn
3960 sm bei 10 kn

Bewaffnung
1887-1891:
1891-1911:
  • 6-8 Sk - 8,8 cm L/35
    696-800 Schuss
  • 4-6 Rev - 3,7 cm
Vorrat

330-350 t Kohle
436 t Kohle

Rauminhalt

1376 BRT
933 NRT

SMS Greif war ein ungepanzerter Aviso der Kaiserlichen Marine vor dem Ersten Weltkrieg.

Das Aufkommen der Torpedoboote im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bedeutete eine erhebliche Bedrohung der großen Kriegsschiffe. Die Greif war daher nicht nur, wie die Avisos vor ihr, als schneller Aufklärer und Depeschenschiff konzipiert, sondern auch für die Bekämpfung von Torpedobooten vorgesehen und bewaffnet. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 19 Knoten war sie schnell genug, Torpedoboote abzufangen; um jedoch diese Geschwindigkeit erreichen zu können, war ihre Bewaffnung derjenigen kontemporärer Kleiner Kreuzer erheblich unterlegen.

Inhaltsverzeichnis

Bau und Technische Daten

Das Schiff wurde im Jahre 1885 bei der Kieler Germaniawerft auf Kiel gelegt, lief am 29. Juli 1886 vom Stapel und wurde am 9. Juli 1887 in Dienst gestellt. Das Schiff war 102,6 Meter lang (99,5 Meter in der Wasserlinie) und 9,75 m breit und hatte einen Tiefgang von 4,22 m. Die Wasserverdrängung betrug 2266 Tonnen. Das Schiff hatte drei Schornsteine und zwei Masten, aber auf eine Hilfsbesegelung wurde erstmals bei einem deutschen Kreuzer verzichtet.

Antrieb

Zwei 3-Zylinder-Zweifachexpansions-Dampfmaschinen, hergestellt von der Firma A.G. Germania in Berlin-Tegel, ergaben 5341 PSi und eine Höchstgeschwindingkeit von 19 Knoten. Damit galt die Greif zu dieser Zeit als das schnellste Schiff der Hochseeflotte. Der Dampf wurde in sechs Doppelender-Zylinderkesseln erzeugt, die von der Kaiserlichen Werft in Kiel zugeliefert worden waren und in drei hintereinanderliegenden Kesselräumen aufgestellt waren. Der Aktionsradius betrug 2180 Seemeilen bei 12 Knoten Marschgeschwindigkeit. Im Jahr 1906 erfolgte der Austausch der Doppelenderkessel gegen acht Zylinderkessel, die in zwei Kesselräumen untergebracht wurden.

Bewaffnung

Die Bewaffnung bestand zunächst aus zwei 10,5-cm-Ringkanonen (je eine vorn und achtern) und zehn 3,7-cm-Revolverkanonen. Ab 1891 wurden die beiden 10,5-cm-Geschütze durch acht 8,8-cm-Schnellladekanonen ersetzt und die 3,7 cm Kanonen auf nur noch vier reduziert. Mit dieser Umrüstung war das Schiff wesentlich besser für die Rolle geeignet, die in der britischen Royal Navy den neuen Torpedobootszerstörern zukam. Die Besatzung zählte 170-185 Mann.

Laufbahn

Die Greif war nur bedingt hochseetüchtig, denn bei starkem Seegang kam sie schwer ins Rollen. Mit der sehr bald zunehmenden Geschwindigkeit der Torpedoboote war die Greif bald nicht mehr als Torpedobootszerstörer brauchbar und wurde statt dessen als Schulschiff, Flottenaufklärer und Versuchsschiff benutzt.

Nach der Indienststellung unternahm die Greif bis Mitte September 1887 ausgedehnte Seeübungen im Bereich der Shetlandinseln und wurde danach, am 17. Oktober 1887, bereits wieder deaktiviert, um Verbesserungen auszuführen. Im März 1889 wurde sie reaktiviert, mehrfach von Kaiser Wilhelm II. für zeremonielle Zwecke genutzt, dann als Fischereischutzschiff und von Juni bis August 1889 als Begleit-, Depeschen- und Postschiff der kaiserlichen Yacht Hohenzollern auf der Nordkapreise des Kaisers eingesetzt. Nach Teilnahme an den Herbstmanövern der Hochseeflotte wurde sie am 30. September 1889 wieder außer Dienst gestellt und modernisiert. Am 1. November 1890 wurde sie reaktiviert und dem Torpedoversuchskommando zugeteilt. Von Juni bis August 1891 wurde die Greif bei der Kaiserlichen Werft in Kiel umgerüstet: die beiden 10,5-cm-Kanonen und sechs der zehn 3,7-cm-Revolverkanonen wurden entfernt und durch acht 8,8-cm-Geschütze ersetzt.

In der Folgezeit wechselten sich Flottendienst als Aufklärer und Depeschenschiff mit wiederholten Werftliegezeiten und Außerdienststellungen ab. Am 1. April 1899 wurde das veraltete Schiff aus der aktiven Flotte entfernt und als Schulschiff sowie zur Erprobung von Schiffsradiotechnik verwendet. Im September 1901 wurde es, seit 1899 wie alle noch verbliebenen Avisos als Kleiner Kreuzer reklassifiziert, in die Reserveflotte überstellt. Am 25. Oktober 1912 wurde die Greif aus der Liste der aktiven Schiffe gestrichen. Zu alt, um im Ersten Weltkrieg noch einmal reaktiviert zu werden, sah das Schiff 1917 noch einmal Dienst als Minenhulk. Es wurde 1921 in Hamburg verschrottet.

Kommandanten

Name Zeitraum
KL Hirschberg Juli 1887 bis Oktober 1887
KL/KK Flichtenhöfer März 1889 bis September 1889
Unbekannt (Überführung) Mai 1888
KL Rollmann, Max November 1890 bis September 1891
KK Jaeschke September 1891 bis Januar 1892
KL Obenheimer Januar 1892 bis September 1892
KK Wodrig September 1892 bis April 1893
KK Wodrig Oktober 1893 bis April 1894
KL Gildemeister April 1894 bis September 1894
KZS Wodrig September 1894 bis Oktober 1894
KK Mandt Mai 1897 bis Oktober 1897
KK Bredow, Heinrich Oktober 1897 bis September 1898
KL/KK Schliebner September 1898 bis September 1899
KK Prowe September 1899 bis August 1900
KK Bruch, Ludwig August 1900 bis September 1900

Anmerkungen

  1. Kursive Zahlen: Daten nach Kesselaustausch 1906.

Literatur

  • Erich Gröner, Dieter Jung und Martin Maass, Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945 Band 1. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8.
  • John Roberts, H. C. Timewell, Roger Chesneau (Hrsg.), Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Kriegsschiffe der Welt 1860 bis 1905 – Band 1: Großbritannien/Deutschland. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1983, ISBN 3-7637-5402-4.

Weblinks


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