SS-26 Stone

SS-26 Stone
Iskander auf Basis eines MZKT-7930

Die Iskander ist eine taktische, ballistische Boden-Boden-Rakete aus russischer Produktion und gehört zur Klasse der Kurzstreckenraketen (SRBM). Der Nato-Code lautet SS-26 Stone, der GRAU-Index 9M723, eine andere russische Bezeichnung Tender. Die Waffe repräsentiert den aktuellen technischen Stand und erreicht damit eine deutlich höhere Zielgenauigkeit als ihre Vorgänger.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Das System ist auf dem geländegängigen BAZ-6909 / MZKT-7930-LKW untergebracht. Dieses Startfahrzeug trägt die Typenbezeichnung 9P71. Das System ist hochmobil und schnell verlegbar. Es wird eine minimale Reaktionszeit aus voller Fahrt bis zum Raketenabschuss von unter zehn Minuten erreicht. Jedes Fahrzeug ist mit zwei 9M723-Raketen bestückt, welche in einem Abstand von 40 Sekunden gestartet werden können.

Die 9M723-Raketen können mit unterschiedlichen Gefechtsköpfen bestückt werden:

  • Splittergefechtskopf
  • Penetrationsgefechtskopf gegen verbunkerte Anlagen
  • Panzerminen zur Fernverminung
  • Fuel-Air-Explosive (FAE)
  • Bomblets (Submunition)
  • Selbstzielsuchende (intelligente) SPBE-D-Submunition zur Panzerbekämpfung (Iskander: 72 Stück, Iskander-E: 54 Stück)

Die russischen Streitkräfte verfügen zusätzlich über den AA-60-Nuklearsprengkopf mit einer selektierbaren Sprengleistung von 10–50 kT. Zudem ist der Einsatz eines speziellen, nicht-nuklearen EMP-Sprengkopfs für die Iskander möglich.

Die Iskander-Rakete wird von einem hochenergetischen Feststofftreibsatz angetrieben, der sie auf eine Marschgeschwindigkeit von 2570 m/s beschleunigt. Die Steuerung erfolgt dann mittels einer inertialen Trägheitsnavigationsplattform sowie mit einem GLONASS Satellitennavigationssystem. Mit diesen beiden Systemen wird eine Präzision (CEP) von 30-50 Metern erreicht. Die Kurskorrekturen werden mittels Schubvektordüsen durchgeführt.

Optional kann zusätzlich ein optoelektronisches Lenksystem zum Einsatz kommen. Dieses enthält eine digitale Infrarot-Kamera, welche die Rakete im Zielendanflug selbstständig auf einen Punkt zusteuert, der zuvor auf einer digitalen Satellitenkarte markiert wurde. Mit diesem Zusatzsystem und dem Marschflugkörper R-500 wird eine Präzision (CEP) von nur 3 Metern erreicht [1].

Die Iskander verfügt über eine ganze Reihe von Systemen zur Überwindung gegnerischer Abwehrmaßnahmen. Als erstes verfügt die Rakete über eine äußerst flache semi-ballistische Flugbahn. Bei der maximalen Schussdistanz der Iskander-E (rund 280 Kilometer) beträgt das Apogäum lediglich 50 Kilometer. Eine solch flache Flugbahn erschwert die Zielerfassung durch Suchradare. Während der Schlussphase des Zielanfluges (Wiedereintrittes) führt die Rakete nach dem Zufallsprinzip mehrere abrupte Ausweichmanöver mit einer Belastung von 25–30 g durch. Ebenso werden beim Zielanflug mehrere Täuschkörper ausgestoßen. Auch befindet sich an Bord ein etwa 30 Kilogramm schwerer Störsender, welcher auf das Feuerleitradar der MIM-104 Patriot abgestimmt ist. Zusätzlich ist die Raketenoberfläche mit einer radarabsorbierenden Schutzschicht versehen. Diese Techniken werden bei einer Kurzstreckenrakete erstmals eingesetzt und dienen dazu, die bekannten Abwehrmaßnahmen unwirksam zu machen.

Einsatz

Bei den russischen Streitkräften befindet sich zur Zeit ein einzelnes SS-26-Bataillon im Einsatz. Bis zum Jahr 2015 sollen insgesamt 60 Systeme beschafft werden. Auf dem Exportmarkt wird die SS-26 als Gegenstück zum US-amerikanischen System MGM-140 ATACMS (Army Tactical Missile System) vermarktet. Bislang sind keine Exporte bekannt.

Während des Kaukasus-Konflikts 2008 wurden mindestens drei SS-26 Iskander-Raketen gegen Georgien eingesetzt. So schlugen, dem georgischen Innenministerium zufolge, Raketen in Gori und Poti ein. Die dritte Rakete sei nahe der Pipeline nach Supsa eingeschlagen.[2] [3]

Russland kündigte wegen des von den USA in Polen und Tschechien geplanten Raketenabwehrschildes an, Raketen in Kaliningrad aufzustellen. Der russische Präsident Dmitri Medwedew teilte Anfang November 2008 in seiner ersten Rede zur Lage der Nation mit, dass es sich dabei um Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander handele, die die angrenzenden NATO-Mitgliedstaaten Litauen und Polen erreichen könnten.[4] Aufgrund ihrer hohen Zielgenauigkeit wären die Systeme prinzipiell in der Lage, die geplanten Raketenabwehrstellungen in Polen auch mit einem konventionellen Gefechtskopf außer Gefecht zu setzen.

Später bot der russische Präsident Medwedew in einem Interview den USA an, auf die Stationierung in Kaliningrad zu verzichten, wenn die USA im Gegenzug ihrerseits auf die Installation des Raketenabwehrsystems verzichten.[5] Ende Januar 2009 gab Russland dann bekannt, die Stationierung der Waffe zu stoppen.[6]

Varianten der Iskander

Im Herstellerwerk Kolomna KBM in Udmurt werden zwei Ausführungen produziert:

  • Die Version 9M723 Iskander (Tender) für die russischen Streitkräfte mit einer Reichweite von 415 Kilometern und einer Nutzlast von 800 Kilogramm.
  • Die Exportversion 9M723E Iskander-E mit einer verringerten Reichweite von 280 Kilometern sowie einer reduzierten Nutzlast von 415 Kilogramm.
System 9M723 Iskander / Tender 9M723E Iskander-E
NATO-Code SS-26 Stone SS-26 Stone
Einführungsjahr 1998 2002
Länge 7,28 m 7,28 m
Rumpfdurchmesser 914 mm 914 mm
Flügelspannweite 1.500 mm 1.500 mm
Gewicht 4.615 kg 3.800 kg
Nutzlast 800 kg 415 kg
Einsatzreichweite 415 km 280 km
Marschgeschwindigkeit 2.570 m/s (?) 2.570 m/s (?)
Treffergenauigkeit (CEP) 10 m 10–30 m

Siehe auch

Quellen

  • Russia's Arms Catalog 2005
  • Landgestützte sowjetische/russische ballistische Lenkwaffen DTIG - Defense Threat Informations Group, Juli 2005
  • Bolt From the Blue - Russian land-based precision-strike missiles von Michal Fiszer und Jerzy Gruszczynski, März 2003

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Iskander SS-21" auf www.defense-update.com
  2. „Kurzstreckenrakete vom Typ SS-26 Iskander abgefeuert“ auf www.br-online.de
  3. „Gori und die Hafenstadt Poti mit einer Rakete vom Typ SS-26 Iskander beschossen“ auf www.kurier.at
  4. „Iskander als optimale Antwort auf US-Raketenschild in Europa“ auf de.rain.ru
  5. Raketen-Poker zwischen Moskau und Washington
  6. spiegel.de: Russen starten Charmeoffensive, 28.1.2009

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