Sabine Ball

Sabine Ball

Sabine Ball (* 9. September 1925 in Königsberg (Preußen); † 7. Juli 2009 in Dresden) war eine deutsche Evangelistin und Betreiberin sozialer Projekte.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Sabine Ball wurde als Sabine Koritke 1925 in Königsberg in Ostpreußen geboren. Im Zweiten Weltkrieg kam sie, nachdem sie bereits als 15-Jährige aus Königsberg gekommen war, nach Dresden und erlebte im Februar 1945 die Bombardierung der Stadt mit. Die Familie zog anschließend nach Düsseldorf, wo ihr Vater Arbeit bei einer Spedition gefunden hatte.

Als 24-Jährige verließ sie Deutschland und ging zu ihrer Tante in die Vereinigten Staaten. Sie fand eine Stelle als Hausmädchen, absolvierte in Abendkursen eine Hotelfachschule und wurde anschließend Managerin des Quarterdeck-Yachtclubs in Miami Beach. Hier lernte sie Clifford Ball, den Sohn eines Multimillionärs, kennen und heiratete ihn. Als Millionärin lebte sie in Miami, Santa Barbara, Istanbul, Karatschi, San Francisco und New York.

Nach zehn Jahren im Reichtum wurde die Ehe unter anderem aufgrund der Alkoholprobleme ihres Mannes geschieden und Sabine Ball zog mit ihren beiden Söhnen nach Kalifornien. Hier suchte sie zunächst Anschluss an die Künstlerszene und kaufte 1968 ein Grundstück, welches sie The Land nannte und auf welchem sie Hippies und Drogenabhängige einlud, mit ihr zu leben. Ihr Ziel war, sie von Drogen wegzubekommen. Sie reiste nach Indien, um den Buddhismus kennenzulernen, kehrte aber bald nach Kalifornien zurück.

Im Zuge der Jesus-Bewegung wurde Sabine Ball 1971 zur gläubigen Christin und benannte ihr Projekt in The Lord’s Land um. Über viele Jahre hinweg war sie hier karitativ für Jugendliche und gleichzeitig evangelistisch unter den jungen Menschen tätig.

Nach der Wende spendete sie ihr restliches Vermögen wohltätigen Zwecken und kehrte nach Deutschland zurück. In einem missionarischen Einsatz in der noch bestehenden DDR beschloss sie, hier zu bleiben. Im Jahr 1992 kam sie nach Dresden-Neustadt. Sie erkannte die Not der Kinder und Jugendlichen in der Wendezeit, die teilweise auf der Straße lebten, und baute 1993 in einem ehemaligen Schnapsladen mit dem stoffwechsel e. V. eine Anlaufstelle für Kinder, Teenager und Jugendliche mit einem Café (dem Café Stoffwechsel), einem Second-Hand-Laden und zwei Häusern für betreutes Wohnen auf.

Am 5. November 2005 übergab Sabine Ball die Leitung des stoffwechsel e. V. nach mehr als 12 Jahren an den Mitgründer Ralf Knauthe. Der Verein hat heute 20 hauptamtliche und etwa 60 ehrenamtliche Mitarbeiter und erreicht über verschiedene Treffpunkte, Kreativwerkstätten, einen Schulclub und ein mobiles Kinderprogramm wöchentlich rund 250 bis 280 Kinder und Jugendliche in den Dresdner Stadtteilen Äußere Neustadt, Pieschen, Cotta und Gorbitz. Die Arbeit des stoffwechsel e. V. wurde inzwischen in Dokumentationen unter anderem von ARD und ZDF dargestellt.

Sabine Ball verstarb am Morgen des 7. Juli 2009 in ihrer Wohnung in Dresden-Neustadt. Sie hatte einen Herzinfarkt erlitten und konnte von den hinzugerufenen Ärzten nicht wiederbelebt werden.[1]

Ehrungen

Im Jahr 1996 wurde ihr auf Vorschlag des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf das Bundesverdienstkreuz angeboten, welches sie aber ablehnte, weil ihrer Meinung nach „allein Gott das Verdienst zukommt“ und die „Kinder und Jugendlichen der Neustadt diese Auszeichnung nicht verstanden hätten“ und sie ihrer Arbeit so hätte schaden können.

Sabine Ball erhielt im Jahr 2000 den Förderpreis der Plansecur-Stiftung Von Herzen zugeneigt, mit der jährlich Menschen für ihr außergewöhnliches soziales Engagement ausgezeichnet werden.

Im Jahr 2003 spendete der ehemalige Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker das Preisgeld des an ihn verliehenen Erich-Kästner-Preises an das Projekt, womit der Aufbau eines neuen Kinder- und Jugendzentrums in Dresden-Pieschen ermöglicht wurde.

2008 wurde Sabine Ball als einer der sechs Botschafter für die bundesweite Plakatkampagne Alter schafft Neues des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgewählt.[2]

Am 5. Oktober 2011 erhielt die Freie Christliche Schule Darmstadt den Ergänzungsnamen "Sabine-Ball-Schule".[3]

Sabine-Ball-Stiftung

Zur Weiterführung ihrer Arbeit hat Sabine Ball die Sabine-Ball-Stiftung ins Leben gerufen, deren Ziel die Förderung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen ist.

Zitate

  • Sie ist die Mutter Teresa von Dresden. (Dr. Herbert Wagner, langjähriger Oberbürgermeister von Dresden)
  • Eine außergewöhnliche Frau! Ihre Ausstrahlungskraft, ihr Optimismus und ihr fester Glaube haben mich beeindruckt. Dieser scheinbare Abstieg … ist der Aufstieg aus einer Welt des Scheins in die Welt des Seins. (Christine Weber, ehem. Staatsministerin für Soziales in der Staatskanzlei Dresden)
  • Dem Verein Stoffwechsel in Dresden, der Gründerin Sabine Ball und den vorbildlichen Mitarbeitern gelten meine guten Wünsche. Von Neuem lernen wir von ihnen mit Dankbarkeit, dass Hoffnungslosigkeit keinen Platz im Leben der Kinder und Jugendlichen haben darf. (Dr. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a. D.)
  • Kriegsflüchtling, Millionärsgattin, Hippie-Farmfrau, Straßenkinder-Oma – der rote Faden ihres abenteuerlichen Lebens ist: Gottes Liebe in einer Seele von Mensch. (Andreas Malessa, SWR Fernsehen)

Literatur

  • Martin Schmiedel: Sabine Ball. Begegnungen und Erinnerungen Brunnen Verlag, Gießen 2009, ISBN 978-3-7655-1730-3
  • Steffen Kern: Mehr als Millionen. Sabine Ball. Millionärin – Hippie – Mutter Teresa von Dresden. Brunnen-Verlag, Gießen 2002, 10. Auflage 2006, ISBN 3-7655-1812-3
  • Roland Werner: Mehr wert als Millionen. Sabine Ball, café stoffwechsel und Gottes gefundene Kinder. Brunnen-Verlag, Gießen 2005, ISBN 3-7655-1897-2
  • Norbert Binder: Von der Millionärin zur Tellerwäscherin. Das abenteuerliche Leben der Sabine Ball. Ein Hörspiel. cap!-music, Altensteig 2004, ISBN 3-935699-89-1 (Sprecher: Sabine Ball, Linda Bröker u.a.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sächsische Zeitung Online
  2. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
  3. Mitteilung auf der Webseite der Schule, abgerufen am 7. Oktober 2011

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sabine Koritke — Sabine Ball (* 9. September 1925 in Königsberg (Preußen)) ist eine deutsche Ex Millionärin, Evangelistin und Betreiberin sozialer Projekte. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Sabine Ball Stiftung 3 Zitate 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Ball (Familienname) — Ball ist ein Familienname. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Sabīne Niedola — Fiche d’identit …   Wikipédia en Français

  • Sabine Aichhorn — (* 17. Jänner 1979) ist eine österreichische bildende Künstlerin und Designerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausstellungen (Auswahl) 2.1 Einzelausstellungen …   Deutsch Wikipedia

  • Sabine Lisicki — Nationalität: Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Sabine Odensaß — (* 1958 in Köln) ist eine deutsche Malerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ausstellungen (Auswahl) 3 Ausstellungsbeteiligungen 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Sabine Seidel — (* in Bautzen) ist eine ehemalige deutsche Fußballspielerin und Fußballtrainerin. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Erfolge 2.1 als Spielerin 2.2 als Trainerin …   Deutsch Wikipedia

  • BALL — Biochemical Algorithms Library Basisdaten Entwickler BALL project team Aktuelle Version …   Deutsch Wikipedia

  • Volley Ball Club Riom Auvergne — VBC Riom …   Wikipédia en Français

  • Hugo Ball — Hugo Ball, né le 22 février 1886 à Pirmasens en Allemagne et mort le 14 septembre 1927 à Sant Abbondio en Suisse, était un écrivain et poète Dada allemand. Sommaire 1 Biographie 2 Œuvres 3 Bibliographie 4 …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”