Sachsenberg-Werke

Sachsenberg-Werke
Exzentergesteuertes Schaufelrad an der Roßlauer Schiffswerft

Das 1844 als Gebrüder Sachsenberg gegründete Unternehmen (seit 1908 Gebrüder Sachsenberg AG) war ein Unternehmen des Maschinen-, und später Schiffbaus, das die Industrialisierung der Stadt Roßlau maßgeblich beeinflusst hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte (Beginn 1844)

Raddampfer Stadt Luzern, erbaut 1928 durch Gebr. Sachsenberg

1844 bauten die Brüder Gottfried, Friedrich und Wilhelm Sachsenberg die geerbte väterliche Schmiede durch Zukauf eines Geländes an der Hauptstraße (später: Elbe-Werk) aus und begründeten 1851 die Eisengießerei und Maschinenfabrik Gebr. Sachsenberg. Die wichtigsten Produktlinien waren Dampfmaschinen, Ziegelpressen, und Destillationsgeräte.

Gründung einer Schiffswerft (1866)

1866 erweiterten die Brüder Sachsenberg ihr Unternehmen durch die Gründung einer Schiffswerft an der Elbe (heute Roßlauer Schiffswerft), in der zunächst Schiffsreparaturen ausgeführt wurden. 1869 verließ der erste selbstgebaute Raddampfer Hermann die Werft, die sich in der Folgezeit durch den Bau der damals noch recht neuen Stahlschiffe (statt der bis dahin gebräuchlichen Holzschiffe) einen Namen machen konnte. Hinzu kamen Spezialschiffe wie der Bau von Schwimmbaggern (ab 1876), Tankschiffen, Fischereifahrzeugen und Seeschiffen.

VEB Schiffswerft Rosslau, Motorschlepper "Dyje" auf der Seitenhelling

Zweigbetriebe in Köln Deutz und Stettin (1900, 1918)

Eine besondere Spezialität waren Kettenschlepper für die Elbe, die sich gut bewährten. Daraufhin wurden auch Kettenschlepper für die Saale und den Main gebaut. Das führte 1900 zur Eröffnung eines Zweigbetriebes in Köln Deutz. Jetzt erhöhte sich der Kundenkreis über den Rhein bis zum Bodensee und im Jahr 1900 war das Schiffbau-Unternehmen der Gebr. Sachsenberg die größte Binnenschiffswerft Europas. Durch die Übernahme der früheren Werft von G. Koch in Stettin (1918) expandierten die Gebr. Sachsenberg weiter und beschäftigte 1922 zirka 1.700 Mitarbeiter. 1934 übernahm Gotthard Sachsenberg die Leitung des Unternehmens, 1939 folgte der Entzug der Leitungsbefugnis, da Sachsenberg die Umstellung auf Kriegsproduktion verweigerte. Er wurde Mitglied des Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft.

Gründung der Land- und See-Leichtbau GmbH (1936)

1936 gründete die Gebr. Sachsenberg AG in Berlin die Land- und See-Leichtbau GmbH mit Werken in Kiel - wo im Zweiten Weltkrieg auf Anordnung von NS-Behörden auch KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter beschäftigt wurden - und am Fliegerhorst Neumünster, wo sie eine Flugzeug-Reparaturwerft betrieb.

Roßlauer Schiffswerft

Zweigbetrieb in Hamburg-Harburg (1940)

1940 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Schlosswerft in Hamburg-Harburg ein Zweigbetrieb eröffnet. Hier und im Roßlauer Stammwerk wurden die ersten funktionstüchtigen Tragflügelboote der Welt entwickelt, konstruiert und gebaut.

Auch die Anlage des Hafens Rosslau geht auf die Aktivitäten der Gebr. Sachsenberg zurück.

Mole in Rostock- Warnemünde, sowjetisches Tragflächenboot

Enteignung, Demontage und Umfirmierung (1945 - 1989)

Der Enteignung der Gründerfamilie durch die sowjetische Besatzungsmacht im Jahr 1945 folgte nach völliger Demontage und Gründung der DDR die Umfirmierung in VEB Elbe-Werk und VEB Roßlauer Schiffswerft. Es wurden rund 100 Mio. DM in Form Seiner Motorfrachter und Logger von Reparationen an die Siegermacht Russland geliefert. Die Seitenhelling wurde erneuert und verlängert, eine neue große Schiffbauhalle wurde 1952 eingeweiht und bis 1952 wurde die Belegschaft auf über 2.000 erhöht.

Tragflügelboote, Schubschiffe und Schaufelradschiffe

Der Bau von Tragflügelbooten war eine Besonderheit dieser Werft. 1962 fuhren 2 dieser Boote auf der Warnow zwischen Rostock und Warnemünde. Auch die Entwicklung von Schubbooten mit Schubleichtern und kleine Trawler mit Heckfangeinrichtung gehörten zu den Innovationsleistngen dieser Binneschiffswerft. 1961 bis 1964 wurden 4 für die Passagierschiffbeförderung an die Weiße Flotte Dresden abgeliefert. Ab 1977 wurden Containerschiffe für die Binnen- und Küstenschifffahrt entwickelt, konstruiert und abgeliefert. Bis 1989 wurden es rund 65 Einheiten. Danach folgten kleine Kühlschiffe und Küstenmotorschiffe.

Roßlauer Schiffswerft GmbH, vom Schiffbau zum Stahlbau (1989-2010)

Von 1990 bis 1993 stand die Roßlauer Schiffswerft GmbH unter Verwaltung der Treuhandanstalt. 1994 erfolgte die Umfirmierung zur RSW Roßlauer Schiffswerft GmbH & Co KG. Aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte eine Neuausrichtung des Unternehmens auf Stahlhochbau und Stahlbau mit maschinenbaulichen Elementen. Neben Zulieferteilen für den Schiffbau, z. B. Fahrstuhlschächten für Passagierschiffe, Stabilisatorenanlagen und Kranauslegern produziert das Unternehmen seitdem leichte und schwere Stahlkonstruktionen. Seit 1997 baut RSW ferner Stahlbrücken wie beispielsweise den Mittelteil des Überbaus der Elbebrücke Vockerode.

Schubboot und 2 Schubleicher auf der Havel

Literatur

  • Chronik der Stadt Rosslau, Magdeburg 1930, im Nachdruck Micado-Verlag Köthen 1996, ISBN 3-931891-03-8
  • J. Schmidt, R. Schneider: Rosslau, Anhaltische Verlagsgesellschaft 1994, ISBN 3-910192-26-2
  • R. Schönknecht, A. Gewiese: Binnenschiffahrt zwischen Elbe und Oder. Hamburg 1996.
  • Werner Hinsch, Klaus J. Sachsenberg: Tragflügelboote des Schertel-Sachsenberg-Systems: eine deutsche Entwicklung; Band 5 von Schriften des Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums e.V, Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums, Verlag Elbe-Spree-Verlag, 2007

Weblinks

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