Gotthard Sachsenberg

Gotthard Sachsenberg

Gotthard Sachsenberg (* 6. Dezember 1891 in Roßlau; † 23. August 1961 in Bremen) war ein deutscher Offizier, Unternehmer und Politiker (Wirtschaftspartei).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gotthard Sachsenberg wurde am 6. Dezember 1891 in Dessau als Sohn des Geheimen Kommerzienrates Dr.-Ing. h. c. Gotthard Sachsenberg geboren. Nach dem Volksschulabschluss, dem Besuch der Realgymnasien in Dessau und Schnepfenthal sowie dem Abitur 1913 am Realgymnasium in Eisenach studierte er zunächst Nationalökonomie. Kurz darauf trat er als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete er sich freiwillig zum Dienst und wurde zunächst zum Flottenkommando abgeordnet. Danach absolvierte er eine Pilotenausbildung in Johannisthal. Er erhielt 1915 die Ernennung zum Leutnant zur See und wurde dann als Beobachter und Jagdflieger der Marinefliegertruppe in Flandern eingesetzt, 1917/18 als Kommandeur des von ihm gegründeten Marine-Jagdgeschwaders Flandern (Kampfgeschwader Sachsenberg). Für seine militärischen Leistungen wurden ihm die Eisernen Kreuze beider Klassen und der Orden Pour le Mérite verliehen. Nach Kriegsende kämpfte das Geschwader Sachsenberg in Lettland auf der Seite der lettischen Unabhängigkeitsbewegung um Kārlis Ulmanis. Während und nach dem Krieg unterstützte Sachsenberg den Einsatz von Junkers-Flugzeugen, woraufhin er 30 Maschinen vom Typ J-9 und 15 Maschinen vom Typ J-10 erhielt.

Sachsenberg schied im Oktober 1919 aus dem Militärdienst aus und war 1920/21 Gründer und Leiter der Ostdeutschen Landwerkstätten GmbH (OLA) in Seerappen, die ehemaligen Heeresangehörigen, vornehmlich Handwerkern und Landwirten, den Übergang in die bürgerlichen Berufe erleichtern sollte. Gleichzeitig fungierte er von November 1919 bis zur Auflösung des Unternehmens im April 1921 als Geschäftsführer der von Junkers, Albatros und dem Norddeutschen Lloyd gegründeten Lloyd Ostflug GmbH in Königsberg. Seit 1921 war er Mitarbeiter von Professor Hugo Junkers auf dem Gebiet der Organisation der deutschen und internationalen Luftfahrt, zunächst als Verwaltungskaufmann, später als Direktor der Abteilung Luftverkehr. Nach der Verstaatlichung der Junkers-Luftverkehrs AG leitete er die Vertriebsabteilung der Junkers-Flugzeugwerke in Berlin. Außerdem war er Aufsichtsratsmitglied der Oberschlesischen Luftverkehrs AG.

Sachsenberg trat in den 1920er-Jahren in die Wirtschaftspartei ein. Bei der Reichstagswahl im Mai 1928 wurde er für die Wirtschaftspartei in den Deutschen Reichstag gewählt. Sachsenberg war bis Juli 1932 MdR, zeitweise auch als Mitglied des Verkehrsausschusses. Im Parlament vertrat er die Wahlkreise Breslau und Liegnitz.

Sachsenberg leitete ab 1934 die familieneigene Schiffswerft Gebrüder Sachsenberg AG in Roßlau. Am 7. Juli 1934 wurde er auf Befehl von Reichsluftfahrtminister Hermann Göring verhaftet und anschließend mehrere Wochen im KZ Lichtenburg interniert. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde ihm die Leitungsbefugnis entzogen, da er sich geweigert hatte, das Unternehmen auf Kriegsproduktion umzustellen.

Anfang der 1940er-Jahre fungierte Sachsenberg als Geschäftsführer der Land- und See-Leichtbau GmbH in Berlin. Ferner war er Aufsichtsratsmitglied der Gebrüder Sachsenberg AG in Dessau-Roßlau sowie der Deutschen Vacuum Oel AG in Hamburg.

Nach dem Kriegsende siedelte Sachsenberg nach Westdeutschland über und widmete sich zusammen mit einem ehemaligen Junkers-Mitarbeiter dem Aufbau verschiedener Unternehmungen, unter anderem dem Bau von Tragflächenbooten in der Schweiz und in Bremen. Darüber hinaus war er Initiator des Deutschen Grünen Kreuzes sowie Mitbegründer der Biologischen Arbeitsgemeinschaft in Lich, der heutigen BAG Health Care GmbH. Gotthard Sachsenberg starb am 23. August 1961 in Bremen an den Folgen einer Herzerkrankung.

Literatur

  • Bongers, Hans M.: Es lag in der Luft. Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten Luftverkehr. Düsseldorf/Wien 1971.
  • Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtmuseums e. V.: Ernst Wilhelm Dietze. Ein Wegbereiter im Flußschiffbau. Lauenburg 1987.

Siehe auch

Weblinks


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