Santi Quattro Coronati

Santi Quattro Coronati
Basisdaten
Patrozinium: Die Heiligen Vier Gekrönten
Weihetag: 4. Jahrhundert
Kardinalpriester: Roger Michael Mahony
Anschrift: Via dei SS. Quattro, 20
00184 Roma
Erster Innenhof und Wachturm
Blick auf die Apsis
Ansicht 19. Jh., von Ettore Roesler Franz

Die Basilika Santi Quattro Coronati (lat.: Sanctorum Quattuor Coronatorum, dt.: Basilika der Vier Gekrönten) gehört zu einem Gebäudekomplex mit einem Kloster, der bis ins 4. Jahrhundert zurückgeht. Sie steht auf dem Hügel Celio (lat. Caelius) zwischen dem Kolosseum und dem Lateran. Obwohl die Kirche heute wenig beachtet in einer Seitenstraße liegt, spielte sie doch eine bedeutende Rolle in der Geschichte Roms.

Die Kirche gehört zu einem im selben Kirchen- und Klosterensemble beheimateten und in Klausur lebenden Schwesternkonvent von kontemplativen Augustiner-Chorfrauen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

In der Antike, zu Beginn der Geschichte Roms, war der Caelius ein grüner Hügel mit Heiligtümern in Hainen und an Quellen. Daran erinnern der ursprüngliche Name Mons Querquetulanus („Eichenhügel“)[1] und die Porta Querquetulana in der Servianischen Mauer, durch die die Via Tusculana die Stadt in Richtung der Albaner Berge verließ. Der Bergsporn, auf dem die heutige Kirche steht, war der Caeliolus („kleiner Caelius“) oberhalb der Senke Caput Africae, heute um die Via Capo d’Africa. Auf diesem Caeliolus befand sich ein uraltes Heiligtum der Diana, das schon Cicero erwähnte. Ob dies ein unmittelbarer Vorgängerbau der Kirche ist, ist nicht gesichert. Schon in vorchristlicher Zeit entwickelte sich der Caelius zu einem dichtbebauten innerstädtischen Wohnviertel.

Im 4. Jahrhundert ist durch Mauerreste unter der Apsis ein erster Kirchenbau bezeugt. Wahrscheinlich ist dieser mit dem Titulus Aemilianus identisch, der 499[2] erstmals erwähnt wurde. 595, anlässlich eines Konzils unter Gregor I., wird erstmals der heutige Name der Kirche genannt.

Heiligenlegende

Die Geschichte der namensgebenden Heiligen ist sehr kompliziert, denn eigentlich handelt es sich um 13 Personen in drei Gruppen, deren Geschichten mit der Zeit zur Legende der Vier Gekrönten, auch Quattuor Coronati genannt, verschmolzen.

Die ersten vier waren Soldaten aus der Ehrengarde Diokletians, der Cornicularii, die nicht dem Äskulap opfern wollten und daher 311 bei den Trajansthermen, auf dem gegenüberliegenden Hügel, hingerichtet wurden. Ihre Körper wurden darauf in die Kirche Santi Quattro Coronati überführt.

Etwa zur gleichen Zeit erlitten in Albano vier Personen mit den Namen Severus, Victorinus, Carpophorus und Severianus das Martyrium. Sie wurden auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Ab dem 7. Jh. übertrug man ihre Namen, vielleicht auf Grund einer Verwechslung, auf die anonymen Soldaten in Rom.

Die dritte Gruppe bestand aus fünf pannonischen Steinmetzen, Claudius, Nicostratos, Castorius, Sempronianus und Simplicius. Sie sollen sich geweigert haben, eine von Diokletian befohlene Äskulapstatue herzustellen, und wurden daraufhin 304 bei Sirmium in der Save ertränkt. In einer anderen Fassung der Legende wurde Simplicius verschont und konnte die Körper seiner Gefährten bergen. Ihre Reliquien wurden nach Rom gebracht und zusammen mit den vier anonymen Soldaten unter Papst Leo IV. in der Krypta von SS. Quattro Coronati bestattet. Ob und welche dieser Gruppen mit Eisenkronen gemartert wurden, deren Zacken ihnen in den Schädel getrieben wurden, ist Spekulation.

Baugeschichte

Grundriss
Konstantin als Pferdeknecht des Papstes

Der Titulus Aemilianus war vermutlich ursprünglich eine Hauskirche, die auf dem Celio in einem Raum eines Privathauses eingerichtet war. Möglicherweise wurde ein erster Kirchenbau von Papst Melchiades (311–314) initiiert, der aus einem Versammlungsraum, einer Aula, bestand, die in etwa dem heutigen Mittelschiff entsprach. Vermutlich war diese Aula aber identisch mit der Hauskirche, die bereits bestand. Melchiades war es jedenfalls, der zuerst der vier unbekannten Soldaten gedachte.

Papst Leo IV. (847–855) ließ die Kirche grundlegend umbauen. Dabei entstanden eine Krypta zur Aufnahme der Reliquien der Heiligen sowie eine dreischiffige Basilika mit einer Chorapsis. Leo selbst hatte vor seiner Papstwahl seinen Wohnsitz als Titularkardinal bei der Kirche[3]. Dies kann als Keimzelle des Klosters gelten.

Als 1084 Robert Guiscard Rom eroberte, um Papst Gregor VII. gegen den Willen der Römer und des Kaisers wieder in sein Amt einzusetzen, brannte er das Stadtviertel auf dem Celio nieder, um ein freies Schussfeld vor dem Lateran zu haben. Dabei wurden auch San Clemente und SS. Quattro Coronati zerstört. Der Celio war nun entvölkert und bis ins 19. Jh. ein ländliches Gebiet mit Weingärten, Wiesen und Landgütern. Die Kirche hatte keine Gemeinde mehr.

Papst Paschalis II. (1099–1118) ließ die zwei Kirchen jedoch neu erbauen. SS. Quattro Coronati wurde dabei allerdings im Umfang stark verkleinert. Das Schiff wurde verkürzt und dafür der erste Innenhof errichtet. Die Seitenschiffe wurden aufgegeben, dafür das Mittelschiff mit zwei Seitenemporen gegliedert. So entstand die eigenartige architektonische Komposition einer großen Chorapsis, die alle drei Schiffe abschließt (Pläne auf der Homepage des Klosters, Link siehe unten). Aufgewertet wurde die Kirche jedoch dadurch, dass sie Paschalis zur Papstresidenz erklärte. Bis zur Fertigstellung der Renovierung des Papstpalastes im Lateran bezog er Quartier in den späteren Klostergebäuden.

1138 wurde die Betreuung der Kirche an die Benediktiner von Sassovivo übergeben, die mit dem Ausbau des Klosters und des Kreuzgangs begannen. Der Gebäudekomplex wurde als Festung ausgebaut und diente zeitweilig als Papstresidenz oder als Residenz für gekrönte Häupter, die in Rom weilten, wie Karl von Anjou.

1246 ließ Papst Innozenz IV. die Kapelle des Heiligen Silvester in das Kloster einbauen. In eindrucksvollen Fresken wird die Legende der Konstantinischen Schenkung dargestellt. Silvester soll Kaiser Konstantin vom Aussatz geheilt haben und dafür die Stadt Rom geschenkt bekommen haben. - Eine Legende des ausgehenden 8. Jahrhunderts, deren faktische Grundlage allerdings das gesamte Hochmittelalter hindurch nicht mehr angezweifelt wurde. Innozenz, der sich im Konflikt mit dem 1239 erneut gebannten Kaiser Friedrich II. befand, wollte mit dem Freskenzyklus die Überordnung des Papsttums über den Kaiser betonen. Deutlich wird dies vor allem in der Darstellung des Stratordienstes (Zügelhalten) des Kaisers für den Papst. Möglicherweise war ein Treffen von Innozenz und Friedrich in SS. Quattro Coronati geplant. Die Bilder hätten dann als direktes kirchenpolitisches Programm gedient. Friedrich hat die Fresken allerdings nie gesehen.

Während des Avignonesischen Exils der Päpste (1309–1377) verlor die Kirche ihre Bedeutung und zerfiel zusehends. 1564 wurde das Kloster den Augustinerinnen übergeben, die mit der Versorgung der Waisenmädchen betraut waren. Von 1607 bis 1627 wurden Kirche und Kloster grundlegend renoviert und dabei die romanischen Malereien in der Apsis mit Fresken von Giovanni da San Giovanni übermalt, die das Martyrium der Vier Gekrönten darstellen.

Rundgang

Außen

Eingangsfassade
Säulen aus dem Vorgängerbau
Kreuzgang von Santi Quattro Coronati
Konstantin reicht Silvester die Tiara

Einen eindrucksvollen Blick auf die Apsis und die Westfassade der Kirche hat man, wenn man sich ihr, vom Kolosseum kommenden, über die Via Capo d'Africa nähert. Von hier sieht das Bauwerk eher wie eine Burg als wie eine Kirche aus. An der Apsis sind am Mauerwerk noch gut die Bauphasen des 4., 9. und 12. Jh. ablesbar. Entlang des Refektoriums steigt man zum Eingang hinauf. Über der schlichten, verputzten Ostfassade erhebt sich der wuchtige Glockenturm. Die Vierbogenfenster wurden 1912 rekonstruiert, nachdem sie durch den Einbau einer Uhr im 17. Jh. teilweise zerstört wurden.

Erster Hof

Der erste Vorhof stellt wahrscheinlich das überbaute Atrium des Leo-Baus (9. Jahrhundert) dar. (vgl. San Clemente). Rechts führt eine Tür in die Silvester-Kapelle.

Zweiter Hof

Durch einen barocken Portikus (1632) erreicht man den zweiten Vorhof. Er entstand bei der Verkürzung der Kirche zum Paschalis-Bau im 11. Jh. Auf der rechten Seite ist noch der Rest einer Rundbogenarkade mit drei ionischen Säulen erhalten, die ursprünglich das Mittelschiff vom nördlichen Seitenschiff trennten. Den Eingang zur Kirche verziert ein barockes Fresko, das die Verehrung der Vier Heiligen durch Nonnen und Waisenmädchen zeigt.

Kirche

Der Innenraum ist das verkürzte, umgebaute Mittelschiff der Leo-Kirche. An den Außenwänden sind noch Reste der Säulenarkaden sichtbar, die einst die Seitenschiffe abteilten. Paschalis ließ im 11. Jahrhundert Emporen einbauen, die wieder den Eindruck einer Dreischiffigkeit erzeugten. Der Fußboden stammt von den Cosmaten. An den Seiten sind Reste von Fresken des 14. Jahrhunderts freigelegt, die Anklänge an die Sieneser Schule zeigen.

Die Apsis entspricht dagegen in etwa der alten Apsis und ist damit eigentlich von der Proportion zu groß für die heutige Kirche. 1632 malte sie der Fiorentiner Giovanni Menozzi da San Giovanni mit der Heiligenlegende aus. Die oberen vier Bilder zeigen dabei das Martyrium der vier anonymen Soldaten. Die unteren sieben Szenen stellen die Legende der pannonischen Steinmetze dar. In der Wölbung sind die Heiligen im Paradies vereint. Die vier Märtyrer aus Albano bleiben unerwähnt.

Die Krypta unter dem Chor wurde ebenfalls von San Giovanni ausgemalt. In ihr sieht man vier, teilweise antike, Steinsarkophage.

Kreuzgang

Im linken Seitenschiff ist der Zugang zum Kreuzgang, der Anfang des 13. Jahrhunderts von Pietro de'Maria geschaffen wurde. Die Arkaden ruhen auf schlichten Doppelsäulen mit Lotuskapitellen. Der Brunnen in der Mitte stand einst im Atrium des Leo-Baus. Darum herum stehen Orangenbäumchen. Der Kreuzgang ist einer der intimsten und friedvollsten Orte in Rom und lässt die Hektik der Großstadt sofort vergessen.

Vom Kreuzgang aus gelangt man zur Barabarakapelle. Sie ist eines der wenigen Rest des ursprünglichen Baus. Einige Fresken aus dem 9. und 13. Jh. haben die Zeit überdauert. Einige Gebälkstücke des 9. Jh. sind als Konsolen des Gewölbes verbaut.

Silvester-Kapelle

Auf Anfrage (und Spende) an der Klosterpforte im ersten Hof wird der Schlüssel für die Silvester-Kapelle durch ein Fenster gereicht. Sie wurde 1246 (s.o.) eingebaut und hat einen einfachen rechteckigen Grundriss mit Tonnengewölbe und Apsis. Durch zwei Öffnungen im Gewölbe konnten die Nonnen, im Stock darüber, akustisch dem Gottesdienst folgen. Die Fresken der Silvester-Legende stammen aus demselben Jahr. Insbesondere die Szene, in der Kaiser Konstantin Silvester die Tiara und damit neben der kirchlichen die weltliche Macht überreicht, hatte wichtige politische Bedeutung. 1570 wurde die Kapelle von der Zunft der Steinmetzen erworben, die den Chor von Raffaellino da Reggio ausmalen ließen.

Siehe auch

Liste der Kardinalpriester von Santi Quattro Coronati

Weitere Bilder

Literatur

  • Heinz-Joachim Fischer: „Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt“, DuMont Buchverlag, Köln 2001, S. 236-237. ISBN 3-7701-5607-2
  • Frank Kolb: „Rom, die Geschichte der Stadt in der Antike“, C. H. Beck, München 1995. ISBN 3-406-39666-6
  • Maria Giulia Barberini: „Santi Quattro Coronati in Rom“, Fratelli Palombi Editori, Roma 1997. ISBN 88-7621-379-1

Weblinks

 Commons: Santi Quattro Coronati – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tacitus, Annalen 4, 65.
  2. Liber Pontificalis II., S. 43 und 77.
  3. Liber Pontificalis
41.88819712.498407

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