Sardar-Sarovar-Talsperre

Sardar-Sarovar-Talsperre
Sardar-Sarovar-Talsperre
Sardar Sarovar Dam partially completed.JPG
Lage: Gujarat, Indien
Abflüsse: Narmada
Sardar-Sarovar-Talsperre (Indien)
Sardar-Sarovar-Talsperre
Koordinaten 21° 49′ 48″ N, 73° 45′ 0″ O21.8373.75Koordinaten: 21° 49′ 48″ N, 73° 45′ 0″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit: 1961 - in Bau
Höhe über Gründungssohle: 163 mdep1
Bauwerksvolumen: 6,82 Mio. m³dep1
Kronenlänge: 1210 mdep1
Kraftwerksleistung: 1450 MWdep1
Daten zum Stausee
Höhe des Stauziels: 138,68 m
Wasseroberfläche bei Vollstau: 370 km²dep1
Speicherraum: 9500 Mio. m³dep1
Bemessungshochwasser: 87.000 m³/sdep1

Die Sardar-Sarovar-Talsperre ist eine Talsperre am Fluss Narmada im indischen Bundesstaat Gujarat. Die Talsperre ist seit 1961, als der Grundstein gelegt wurde, in Bau. Die endgültige Fertigstellung zögert sich durch Proteste und Gerichtsprozesse hinaus.

Inhaltsverzeichnis

Staumauer

Die Staumauer ist eine über der Gründung maximal 163 m hohe und 1210 m lange Gewichtsstaumauer. Sie wird die dritthöchste Betonstaumauer in Indien nach Bhakra (226 Meter) in Himachal Pradesh und Lakhwar (192 Meter) in Uttar Pradesh sein. Nach dem verbauten Betonvolumen wird diese Staumauer die zweitgrößte der Erde sein. Es beträgt 6,82 Millionen Kubikmeter. Noch größer ist nur noch die Staumauer der Grand-Coulee-Talsperre in den USA, die ein Bauwerksvolumen von 8,0 Millionen m³ hat. Auch nach der Kapazität der Hochwasserentlastung ist die Sardar-Sarovar-Talsperre eine der größten der Welt; sie liegt mit 87.000 m³/s nach Gazenba (113.000 m³/s) in China und Tucurui (100.000 m³/s) in Brasilien auf Platz drei. Gazenba ist allem Anschein nach die indische Bezeichnung für den Drei-Schluchten-Damm. Allerdings gibt es auch Quellen, die darauf verweisen, dass dieser über eine noch größere Kapazität verfügen wird, nämlich 124.300 m³/s.

Um Hochwasser abzuführen, gibt es sieben Schussrinnen und 23 andere radiale Öffnungen. Weitere zehn Schütze (Verschlussvorrichtungen) auf 18 Metern Reservoir-Höhe mit den Abmessungen 2,15 m x 2,75 m sind beim Bau temporär erforderlich, um den Fluss durchfließen zu lassen. Noch einmal vier Öffnungen gibt es auf der Höhe von 53 Metern. Diese wurden im Februar 1994 geschlossen.

Die Staumauer ist für eine horizontale Erdbebenbeschleunigung von 0,125 g bemessen worden, wobei g die Erdbeschleunigung von 9,81 m/s² ist. Auch die vom Stausee induzierte Seismizität wurde bedacht. Dafür wurden seismologische Messgeräte (Seismometer) aufgestellt, um die Bewegungen, Beschleunigungen und Spannungen in der Staumauer zu messen.

Stausee

Das Vollstauziel der Sardar-Sarovar-Talsperre liegt bei 138,68 Meter über dem Meeresspiegel. Das Höchste Stauziel ist 140,21 Meter NN, und das niedrigste ist 110,64 Meter. Der normale Wasserstand im Unterwasser beträgt 25,91 Meter.

Der Speicherraum des Reservoirs ist 9500 Millionen m³ groß. Der Nutzraum ist davon 5800 Mio m³. Unterhalb des niedrigsten Stauspiegels liegt der Totraum, er ist 3700 Mio m³ groß. Die Fläche des Stausees beträgt 37.690 Hektar und hätte ausgestreckt eine Länge von 214 km bei einer durchschnittlichen Breite von 1,77 km. Von der überstauten Fläche sind 11.279 ha Ackerland, 13.542 ha Wald und 12.869 ha Flussbett und Ödland. In drei Bundesstaaten sind 245 Dörfer betroffen, davon 193 in Madhya Pradesh, 33 in Maharashtra und 19 in Gujarat. Nur drei gehen vollständig unter, die restlichen 242 teilweise. In Madhya Pradesh wird bei einem 100-jährlichen Hochwasser in 79 von 193 Dörfern mehr als 10% Ackerland untergehen, in 89 weniger als 10% Ackerland oder nur Häuser. In den restlichen 25 Dörfern wird nur regierungseigenes Land überstaut.

Wasserkraftwerk

Das angeschlossene Wasserkraftwerk (River Bed Power House) hat sechs Maschineneinheiten mit je 200 MW installierter Kapazität. Vier (zusätzliche?) Einheiten sind in Auftrag gegeben. Das zweite Krafthaus (Canal Head Power House) mit 250 MW wurde am 15. Dezember 2004 in Betrieb genommen. Jede Einheit kann dort ungefähr 18 MW Leistung erzeugen. Seit Ende Dezember 2005 werden in den beiden Krafthäusern angeblich insgesamt 1550,852 MW generiert. Die erzeugte Energie wird zwischen den Bundesstaaten Madhya Pradesh, Maharashtra und Gujarat im Verhältnis 57 % : 27 % : 16 % aufgeteilt.

Geschichte

Der Plan, den Fluss zur Bewässerung und zur Wasserkrafterzeugung im Narmada-Becken aufzustauen, wurde 1946 gefasst. Sieben Projekte wurden in Angriff genommen, vier davon erhielten Priorität: Bharuch (in Gujarat), Bargi, Tawa und Punasa in Madhya Pradesh. Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren, wurde die Talsperre bei Gora in Gujarat ausgesucht, die einen Wasserspiegel von 49,80 m haben sollte. Der Grundstein wurde am 5. April 1961 vom früheren Premierminister Jawaharlal Nehru gelegt. Später, als detailliertere, modernere Landkarten aus der Vermessung Indiens verfügbar waren, wurde die Möglichkeit in Betracht gezogen, die Höhe der Talsperre anzuheben, um das Wasser optimal zu nutzen.

1964 gründete die Regierung von Indien ein Expertenkomitee unter dem Vorsitz von Dr. Khosla, um den Disput zwischen den Regierungen von Gujarat and Madhya Pradesh zu lösen, wie man das Wasser der Narmada teilen sollte. Das Komitee empfahl 1965 den Bau einer höheren Talsperre mit einem Wasserspiegel auf 152,44 m. Dennoch wollte die Regierung von Madhya Pradesh diesem Plan nicht zustimmen und so wurde 1969 das Narmada Water Dispute Tribunal (NWDT) unter dem Inter State River Water Disputes Act, 1956 gegründet.

Der Konflikt wurde bis heute nicht gelöst und die Talsperre hat ihre volle Höhe noch nicht erreicht. Zur Zeit rechnet man mit einer möglichen Fertigstellung im Jahr 2025.

Widerstand gegen das Projekt

Mehr als ein Jahrzehnt lang haben Dorfbewohner einen Kampf gegen das Sardar Sarovar Project (SSP) an der Narmada (Narmada Valley Development Project) geführt. Es hat dadurch internationale Aufmerksamkeit und Berühmtheit erlangt. Aktivisten und Dorfbewohner, angeführt von der Narmada Bachao Andolan ("Save the Narmada Movement"), zwangen die Weltbank, sich Anfang der 1990er Jahre aus dem Projekt zurückzuziehen. Ein Prozess am höchsten indischen Gericht (Indian Supreme Court) stoppte die Bauarbeiten für fast sechs Jahre. Dennoch fällte das Gericht am 18. Oktober 2000 eine kontrovers aufgenommene Entscheidung, die den Fortgang der Bauarbeiten erlaubte. Nach einer weiteren gerichtlichen Freigabe am 16. März 2004 wurde die Höhe der Überlaufkante wie genehmigt auf 110,64 m angehoben.

Rund 200.000 Menschen müssen für den Stausee umgesiedelt werden, Hunderttausende mehr werden infolge der damit verbundenen Entwicklungen ihr Land oder ihren Lebensunterhalt verlieren. Eine unverhältnismäßig große Zahl davon sind Stammesangehörige der Bhil. Tausende bereits Umgesiedelte kämpfen auf überfüllten Grundstücken ums Überleben, ohne urbares Land oder Möglichkeiten für den Lebensunterhalt zu haben. Mit diesen Aussichten konfrontiert haben Dorfbewohner geschworen, lieber auf ihrem Land zu bleiben und hinter dem teilweise gebauten Damm abzuwarten, bis sie überschwemmt werden, als ein unsicheres Leben in Not und Entbehrung zu führen.

Siehe auch

 Commons: Narmada Dam Project – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Christoph Dittrich: Widerstand gegen das Narmada-Staudammprojekt in Indien. In: Geographische Rundschau. 56, Nr. 12, 2004, ISSN 0016-7460, S. 10–15.

Weblinks


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