- Sauergräser
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Sauergrasgewächse Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida) Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae) Ordnung: Süßgrasartige (Poales) Familie: Sauergrasgewächse Wissenschaftlicher Name Cyperaceae Juss. Sauergrasgewächse (Cyperaceae), auch Riedgrasgewächse oder Riedgräser genannt, sind eine sehr große Familie innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Liliopsida, ehem. Monocotyledoneae). Mit etwa 104 Gattungen und etwa 5000 Arten sind die Cyperaceae die drittgrößte Familie der Einkeimblättrigen. Sie ist weltweit verbreitet. Es handelt sich um grasartige, hauptsächlich ausdauernde, zum Teil rasen- und horstbildende oder mit Rhizomen kriechende Arten. Zur Unterscheidung von den Süßgräsern gilt: Ihre mehr oder weniger dreikantigen Stängel sind markhaltig und besitzen keine erhabenen Knoten.
Als Sauergräser werden im deutschen Sprachraum gemeinhin weitere Arten aus verschiedenen Familien wie Binsengewächse (Juncaceae), Dreizackgewächse (Juncaginaceae) und Blumenbinsengewächse (Scheuchzeriaceae) bezeichnet. Strenggenommen sind mit dem Begriff jedoch ausschließlich die Arten der Familie der Cyperaceae gemeint.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung und Standorte
Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt im gemäßigten bis subarktischen Bereich beider Erdhemisphären.
Sauergrasgewächse wachsen vorwiegend an feuchten Standorten wie zum Beispiel in Mooren, Feucht- und Nasswiesen, Sümpfen, Ufern oder in Verlandungszonen von Gewässern. Ferner sind sie in Erlenbrüchen zu finden. Etliche Arten kommen aber auch in trockeneren Biotopen wie beispielsweise in Trockenrasen auf Dünen, trockenen Wäldern, alpinen Geröllfeldern oder Felsspalten vor.
Neben unterschiedlichsten Feuchtepräferenzen der Arten zeigen sie auch unterschiedliche Ansprüche hinsichtlich des Kalkgehaltes ihrer Wuchsorte. Es überwiegen deutlich jene Arten, welche auf kalkfreien, meist sauren Böden wachsen. Daher rührt auch der Name.
Beschreibung
Sauergrasgewächse sind meistens ausdauernde krautige Pflanzen mit grasähnlichem Habitus. Es können Rhizome vorhanden sein. Der Stängel ist massiv beziehungsweise markig, also nicht hohl, oft dreikantig und die Nodien sind nie knotig verdickt, wie bei der Familie Poaceae. Die meist wechselständig und oft dreizeilig am Stängel angeordneten Laubblätter sind parallelnervig und grasartig schmal, mit geschlossenen oder selten auch offenen Blattscheiden.
Die Blüten sind, wie bei windbestäubten Pflanzen üblich, unscheinbar und entweder zwittrig (Schoenoplectus, Scirpus, Eleocharis, Eriophorum) oder eingeschlechtig. Wenn die Blüten eingeschlechtig sind dann sind die Pflanzen meist einhäusig (monözisch) oder zweihäusig (diözisch) getrenntgeschlechtig. Die Blüten stehen zu vielen bis einzeln in Ährchen. Die Ährchen sind einzeln oder zu mehreren in Ähren, Rispen oder Köpfchen angeordnet. Die Hochblätter sind laubblattähnlich. Die Blüten sind dreizählig und radiärsymmetrisch. Die null bis sechs Blütenhüllblätter sind zu Borsten, Haaren oder Schuppen reduziert. Es sind meist nur drei (selten nur zwei oder eines) freie, fertile Staubblätter vorhanden. Die Pollenkörner sind Pseudomonade = Kryptotetrade. das heißt sie enthalten zunächst vier Kerne, von denen drei degenerieren, so dass sich nur ein Pollenkorn aus einer Pollenmutterzelle entwickelt. Zwei oder drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, einfächerigen Fruchtknoten verwachsen mit einer basalen Samenanlage. Es sind ein, zwei oder drei Narbenäste vorhanden. Die einsamige Nussfrucht, eine Karyopse ist bikonvex oder dreikantig.
Systematik
Sauergrasgewächse (Cyperaceae) und Binsengewächse (Juncaceae) wurden früher einer gemeinsamen systematischen Überordnung (Juncanae) zusammengefasst, da sie näher miteinander verwandt sind als mit den Süßgräsern (Poaceae). Sie bildeten bisher die einzige Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Sauergrasartigen (Cyperales). Neue molekularbiologische Untersuchungen stellen sie allerdings zur Ordnung der Süßgrasartigen (Poales).
Gattungen der Sauergrasgewächse mit Vertretern in Mitteleuropa:
- Quellbinsen (Blysmus)
- Strandsimsen (Bolboschoenus)
- Seggen (Carex)
- Schneiden (Cladium)
- Zypergräser (Cyperus)
- Sumpfbinsen (Eleocharis)
- Wollgräser (Eriophorum)
- Moorbinsen (Isolepis)
- Nackt-/Schuppenried (Kobresia)
- Schnabelriede (Rhynchospora)
- Kopfried (Schoenus)
- Teichbinsen (Schoenoplectus)
- Simsen (Scirpus)
- Rasenbinsen (Trichophorum)
Die Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae) wird in zwei (früher in vier bis fünf) Unterfamilien und 14 Tribus (Simpson et al. 2006) gegliedert:
- Unterfamilie Mapanioideae: Mit zwei Tribus, (sechs bis) elf Gattungen und etwa 140 Arten:
- Tribus Chrysitricheae: Mit vier Gattungen:
- Chrysitrix L.
- Chorizandra R.Br.
- Hellmuthia Steud.
- Lepironia Rich.
- Tribus Hypolytreae: Mit neun Gattungen:
- Capitularina Kern
- Diplasia Rich.
- Exocarya Benth.
- Hypolytrum Rich.
- Mapania Aubl.
- Mapaniopsis C.B.Clarke
- Paramapania Uittien
- Principina Uittien
- Scirpodendron Zipp. ex Kurz
- Tribus Chrysitricheae: Mit vier Gattungen:
- Unterfamilie Cyperoideae: Mit zwölf Tribus, 92 Gattungen und fast 4900 Arten:
- Tribus Abildgaardieae
- Tribus Bisboeckelereae
- Tribus Cariceae:
- Carex: Mit etwa 2000 Arten
- Cymophyllus
- Kobresia
- Schoenoxiphium
- Uncinia
- Tribus Cryptangieae
- Tribus Cypereae
- Tribus Dulichieae
- Tribus Eleocharideae
- Tribus Fuireneae
- Tribus Scirpeae
- Tribus Schoeneae
- Tribus Sclerieae
- Tribus Trilepideae
Hier eine Auflistung der rund 100 Gattungen, ohne Berücksichtigung der Zugehörigkeit zu Unterfamilien oder Tribus alphabetisch sortiert [1] [2]:
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Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Abildgaardia Vahl Actinoschoenus Benth. Actinoscirpus (Ohwi) R.W.Haines & Lye Afrotrilepis (Gilly) J.Raynal Alinula J.Raynal Amphiscirpus Oteng-Yeb. Androtrichum (Brongn.) Brongn. Arthrostylis R.Br. Ascolepis Nees ex Steud. Ascopholis C.E.C.Fisch. Becquerelia Brongn. Bisboeckelera Kuntze Blysmus Panz. ex Schult. Quellbinsen Bolboschoenus (Asch.) Palla Strandsimsen Bulbostylis Kunth Calyptrocarya Nees Capitularina Kern Carex L. Seggen Carpha Banks & Sol. ex R.Br. Caustis R.Br. Cephalocarpus Nees Chillania Roiv. Chorizandra R.Br. Chrysitrix L. Cladium P.Browne Schneiden Coleochloa Gilly Costularia C.B.Clarke Courtoisina Sojak Crosslandia W.Fitzg. Cyathochaeta Nees Cymophyllus Mack. ex Britton & A.Br. Cyperus L. Zypergräser Desmoschoenus Hook.f. Didymiandrum Gilly Diplacrum R.Br. Diplasia Pers. Dulichium Pers. Egleria G.Eiten Eleocharis R.Br. Sumpfbinsen Epischoenus C.B.Clarke Eriophorum L. Wollgräser Evandra R.Br. Everardia Ridl. Exocarya Benth. Exochogyne C.B.Clarke Ficinia Schrad. Fimbristylis Vahl Fransenbinsen Fuirena Rottb. Gahnia J.R.Forst. & G.Forst. Gymnoschoenus Nees Hellmuthia Steud. Hypolytrum Rich. ex Pers. Isolepis R.Br. Moorbinsen Kobresia Willd. Nackt-/Schuppenried Koyamaea W.W.Thomas & Davidse Kyllinga Rottb. Kyllingiella R.W.Haines & Lye Lagenocarpus Nees Lepidosperma Labill. Lepironia Rich. Lipocarpha R.Br. Machaerina Vahl Mapania Aubl. Mapaniopsis C.B.Clarke Mesomelaena Nees Microdracoides Hua Morelotia Gaudich. Neesenbeckia Levyns Nelmesia Van der Veken Nemum Desv. Oreobolopsis Koyama & Guagl. Oreobolus R.Br. Oxycaryum Nees Paramapania Uittien Phylloscirpus C.B.Clarke Pleurostachys Brongn. Principina Uittien Pseudoschoenus (C.B.Clarke) Oteng-Yeb. Ptilanthelium Steud. Pycreus P.Beauv. Queenslandiella Domin Reedia F.Muell. Remirea Aubl. Rhynchocladium T.Koyama Rhynchospora Vahl Schnabelriede Schoenoplectus (Rchb.) Palla Teichbinsen Schoenoxiphium Nees Schoenus L. Kopfried Scirpodendron Zipp. ex Kurz Scirpoides Seg. Kugelbinsen Scirpus L. Simsen Scleria Bergius Sphaerocyperus Lye Sumatroscirpus Oteng-Yeb. Tetraria P.Beauv. Trachystylis S.T.Blake Trianoptiles Fenzl ex Endl. Trichophorum Pers. Rasenbinsen Trichoschoenus J.Raynal Tricostularia Nees ex Lehm. Trilepis Nees Uncinia Pers. Volkiella Merxm. & Czech Websteria S.H.Wright
Forschungsgeschichte
Der führende Cyperaceae-Forscher des 19. Jahrhunderts war der Apotheker und Botaniker Johann Otto Böckeler (Hannover 1803, Varel/Oldb. 1899)
Quellen
- Die Familie der Cyperaceae bei der APWebsite. (engl.)
- Die Familie der Cyperaceae bei DELTA von L.Watson und M.J.Dallwitz.
- Beschreibung und Bestimmungsschlüssel der chinesischen Taxa in der Flora of China (draft). (engl.)
- Peter W. Ball, A. A. Reznicek & David F. Murray: Cyperaceae in der Flora of North America, Volume 23, S. 3: Online. (engl.)
Literatur
- W. S. Judd, C. S. Campbell, E. A. Kellogg, P. F. Stevens & M. J. Donoghue: Cyperaceae in Plant Systematics: A Phylogenetic Approach, Third edition, Sunderland, Massachusetts, 2007, S. 294-296. ISBN 978-0-87893-407-2.
- J. J. Bruhl: Sedge genera of the world: relationships and new classification of the Cyperaceae., Australian Systematic Botany, 8, 1995, S. 125–305.
- David A. Simpson, A. Muthama Muasya, M. Alves, J.J. Bruhl, S. Dhooge, Mark W. Chase, et al.: Phylogeny of Cyperaceae based on DNA sequence data—a new rbcL analysis., in Monocots III/Grasses IV, Claremont, CA: ALISO, Rancho Santa Ana Botanic Garden, 2006.
- David A. Simpson, Carol A. Furness, Trevor R. Hodkinson, A. Muthama Muasya & Mark W. Chase: Phylogenetic relationships in Cyperaceae subfamily Mapanioideae inferred from pollen and plastid DNA sequence data, in American Journal of Botany, 90, 2003, S. 1071-1086: Online.
- Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete - Gewässer, Moore, Auen, Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (bzw. BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2)
- Paul Goetghebeur: Genera Cyperacearum : een bijdrage tot de kennis van de morfologie, systematiek en fylogenese van de Cyperaceae-genera. Doktorarbeit Univ. Ghent, 1986. 1182 S. [1]
Einzelnachweise
- ↑ Siehe Weblink mobot.org.
- ↑ Eintrag bei GRIN.
Weblinks
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