- Scheibenwelten
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Die Scheibenwelt (engl. Discworld), eine sehr bizarre fiktive Welt, ist der Schauplatz zahlreicher humorvoller Romane des englischen Schriftstellers Terry Pratchett.
Inhaltsverzeichnis
Die Scheibenwelt
Die Scheibenwelt ist eine scheibenförmige Welt mit einem Umfang von ca. 30.000 Meilen (ca. 48.000 km), die auf den Rücken von vier Elefanten (Berilia, Tubul, Groß-T'Phon und Jerakeen) ruht. Diese wiederum stehen auf dem Rücken der Sternen-Schildkröte Groß-A'Tuin, die durch den Weltraum „schwimmt“ – ein Weltbild, das von der indischen Mythologie inspiriert ist.
Auf den ersten Blick erscheint die Scheibenwelt wie eine (relativ) normale Fantasywelt. Die Geschichten parodieren jedoch zum einen klassische Fantasy- und Science-Fiction-Motive und zum anderen auch Themen aus unserer Welt (der „Rundwelt“) und unsere Art narrativen Denkens. Die Scheibenwelt ist ein Ort, an dem Geschichten, Allegorien und Metaphern real sind. Es gibt dort tatsächlich Zahnfeen, einen Weihnachtsmann (den „Schneevater“), Götter und viele andere Dinge, an die Menschen glauben oder geglaubt haben. In der Scheibenwelt werden Dinge real, wenn man an sie glaubt. Klassische Motive des Humors, wie dass von einer durch eine Explosion weggefegten Person einzig die rauchenden Schuhe stehen bleiben oder bei Kutschenexplosionen ein brennendes Rad aus den Trümmern rollt, werden ebenso aufgegriffen, wie die Chance von Eins in einer Million aus dem Action- und Heroenkontext, die selbstverständlich stets eintritt. Ironisch thematisiert werden z. B. alltägliche Themen wie Rock’n’Roll, Filme, Glaubwürdigkeit der Presse, Religion, Philosophie, Wirtschaft, chinesische und ägyptische Geschichte, Politik (z. B. Regierungsformen), Krieg und vieles mehr. Nicht einmal Computer fehlen, eine magische Maschine namens HEX übernimmt deren Funktion.
Pratchett parodiert das Genre der Fantasy, erschafft dabei aber auch gleichzeitig eine eigene durchaus glaubhafte Welt, in der mit abgründigem Humor ernsthafte Themen behandelt werden. Das gesamte Personal gängiger Fantasy kommt zum Einsatz. Zauberer z. B. sind dafür bekannt, dass sie ständig rauchen und deswegen kurzatmig sind (Tolkien). Sie bekämpfen namenlose Dinge, die ständig versuchen, in die „reale“ Dimension herüberzuwechseln (Lovecraft). Es gibt weibliche Zwerge, die von den traditionellen Zwergen diskriminiert werden (die darauf beharren, es gäbe nur männliche Zwerge). Es gibt Helden im Pensionsalter, abstinente Vampire, eine multi-ethnische Polizeitruppe, sowie Hexen, Kobolde, Trolle, Golems, Elfen und Banshees...
Der Geschäftsmann mit dem Namen „Treibe-Mich-Selbst-In-Den-Ruin“ Schnapper ist seiner ausgefallenen Geschäftsideen wegen berüchtigt. Nach jedem Bankrott verkauft er grässliche Würstchen, um seine Schulden abzuarbeiten. In verschiedenen Büchern hat Pratchett diesen Charakter immer wieder auftauchen lassen, der in abgewandelter Form in allen Gegenden der Scheibenwelt zu finden ist.
Der anthropomorphe personifizierte Gevatter Tod ist eine in fast allen Romanen wiederkehrende Nebenfigur. Eine Reihe von Romanen ist ihm gewidmet, so z. B. Schweinsgalopp, Gevatter Tod, oder Alles Sense. Die Besonderheit des Todes ist, neben seinen blauen Augen, dass er stets in Kapitälchen spricht, was einerseits auf die Gravität und Einzigartigkeit der Stimme des Todes anspielt (die im Buch so beschrieben wird, als würde ein Sargdeckel zufallen), andererseits aber viel Spielraum für Humor lässt, wenn beispielsweise der Tod in einem Roman nicht explizit auftaucht, aber eine Nebenfigur im Gedränge der Stadt Ankh-Morpork einen Passanten anrempelt, sich entschuldigt, und der Angerempelte in Großbuchstaben antwortet und andeutet, dass man sich sicherlich bald beruflich wiedersehen werde. Als weitere Gestalt, die in vielen Geschichten auftaucht, ist der Bibliothekar zu nennen, der in einer frühen Geschichte durch einen magischen Unfall in einen Orang-Utan verwandelt wird.
Viele Romane weisen Querverbindungen auf; so werden zum Beispiel in einer Geschichte Bücher erwähnt, die bei einem berühmten Brand vernichtet geglaubt waren. In einem später erschienenen Roman aber, einem in der Scheibenweltzeit früher handelnden Buch, erreicht der Bibliothekar die besagte berühmte Bibliothek während des Brandes durch den so genannten B-Raum (L-Space), ein Konstrukt, das sämtliche Bibliotheken durch Raum und Zeit verbindet.
Ein weiterer Running Gag, der sich durch viele Bücher zieht, sind Sprachfehler oder eine spezifische Ausdrucksweise einzelner Akteure, die weniger durch die Beschreibung als durch das Schriftbild zum Ausdruck kommen und dadurch meist besser dargestellt werden, als es beschrieben werden kann.
- Für weitergehende Informationen zu regelmäßig auftretenden Personen und wichtigen Schauplätzen siehe Figuren und Schauplätze der Scheibenwelt-Romane.
Gedruckte Werke
Romane
- Hauptartikel: Scheibenwelt-Romane
Bisher erschienen von Terry Pratchett 36 Romane zur Scheibenwelt, die alle ins Deutsche übersetzt wurden. Die einzelnen Romane erzählen teilweise zusammenhängende Geschichten, können aber in einer beliebigen Reihenfolge gelesen werden. Einige Geschichten, die Personen und Orte sind aber deutlich besser zu verstehen und einzuordnen, wenn man andere Romane schon gelesen hat.
Viele Bücher gibt es als Hörbuch-, Comic- oder Filmbearbeitungen.
Die Gelehrten der Scheibenwelt
Ian Stewart und Jack Cohen erläutern innerhalb einer Rahmenhandlung von Terry Pratchett die Geschichte der Erde und Probleme moderner Wissenschaften und ihrer Didaktik. Diese Trilogie wird oft fälschlicherweise nicht in das Handlungsgefüge der Scheibenwelt miteinbezogen. In Wirklichkeit nimmt der Band Einfluss auf die Zauberer-Reihe, weil u.a. Rincewind in Die Gelehrten Der Scheibenwelt vom stellvertretenden Bibliothekar zum "Professor für ungewöhnliche und grausame Geologie" befördert wird, was in Wahre Helden erwähnt wird.
- Die Gelehrten der Scheibenwelt (The Science of Discworld). (mit Ian Stewart, Jack Cohen) Heyne, 2000 ISBN 3-453-17330-9; Neuauflage: Piper, 2004 ISBN 3-492-28521-X
- Rettet die Rundwelt! – Mehr von den Gelehrten der Scheibenwelt (The Science of Discworld II: The Globe). (mit Ian Stewart, Jack Cohen) Heyne, 2003 ISBN 3-453-86174-4; Neuauflage unter dem Titel Die Philosophen der Rundwelt. Piper, 2004 ISBN 3-492-28522-8
- Darwin und die Götter der Scheibenwelt (The Science of Discworld III: Darwin's Watch). (mit Ian Stewart, Jack Cohen) Piper, 2006 ISBN 3-492-26593-6
Scheibenwelt–Landkarten
- Die Straßen von Ankh–Morpork. Eine Scheibenwelt–Karte (The Streets of Ankh–Morpork. A Discworld Map). Goldmann, 1996 ISBN 3-442-24719-5
- The Discworld Mapp (mit Stephen Briggs, nur englisch) Corgi, 1995
- A Tourist Guide to Lancre. A Discworld Mapp (mit Stephen Briggs, Paul Kidby, nur englisch) Corgi, 1998
- Death's Domain. A Discworld Mapp (mit Paul Kidby, nur englisch) Corgi, 1999
Quizbücher
- Terry Pratchetts Scheibenwelt–Quizbuch (The Unseen University Challenge). (von David Langford) Goldmann, 2000 ISBN 3-442-44514-0
- The Wyrdest Link (von David Langford) Goldmann, 2002 ISBN 0-575-07319-5
Weitere
- Die Scheibenwelt von A – Z. (The Discworld Companion.) Goldmann, 1996 ISBN 3-442-43263-4
- Nanny Oggs Kochbuch. (Nanny Ogg's Cookbook.) (mit Tina Hannan, Stephen Briggs, Paul Kidby) Goldmann, 2001 ISBN 3-442-45050-0
- The Discworld Portfolio. - Eine Sammlung von Paul Kidby's Zeichnungen mit Kommentaren von Terry Pratchett-
- The Art of Discworld. - Eine weitere Kollektion von Paul Kidby's Zeichnungen.
- Where's My Cow? A Discworld picture book for people of all sizes. Doubleday, 2005 ISBN 0-385-60937-X (engl.) - Ein Kinderbuch mit Illustrationen von Melvyn Grant.
Scheibenwelt–Nebenprodukte
Computerspiele
- The Colour of Magic (1986) – textbasiertes Adventure
- Discworld (1995) – erstes graphisches Discworld–Adventure, Hauptfigur Rincewind
- Discworld II – Vermutlich vermisst (1997, Originaltitel: Missing Presumed...!?; US-Titel: Mortality Bites)
- Discworld Noir (Juli 1999)
Rollenspiele
- GURPS Discworld, Steve Jackson Games, wurde später umbenannt in:
- The Discworld Role Playing Game, ebenfalls Steve Jackson Games
- Discworld MUD, ein englischsprachiges, textbasiertes Online-Rollenspiel (Multi User Dungeon)
- Legend Of The Green Dragon - Scheibenwelt Edition - Ein Online-Rollenspiel auf der Basis von Legend Of The Green Dragon
Sonstige Spiele
- Thud, das Scheibenwelt-Spiel
- Leg Herrn Zwiebel rein
Musik
Der Keyboarder Dave Greenslade veröffentlichte im Jahr 1994 das Scheibenwelt-Konzeptalbum From the Discworld, welches samt Covergestaltung von Josh Kirby und Booklet-Anmerkungen von Pratchett selbst den Eindruck eines „offiziellen“ Produkts erweckte. Neben überwiegend instrumentalen Stücken waren auch das in den Romanen häufig erwähnten Lied Des Zauberers Stab hat einen Knauf am Ende (engl.: The Wizard’s Staff Has a Knob on the End) sowie die Musik zum Stock-und-Eimer-Tanz zu hören.
Verfilmungen
Von Soul Music, Reaper Man und Wyrd Sisters gibt es (englischsprachige) Zeichentrick–Fernsehverfilmungen. Des Weiteren wurden Wyrd Sisters und Lords and Ladies von No Budget Productions verfilmt. Eine Verfilmung von The Wee Free Men (Kleine freie Männer) durch Sam Raimi wird vorbereitet. Das Buch Hogfather wurde unter der Regie von Vadim Jean zu Weihnachten 2006 für den Britischen Fernsehsender Sky One verfilmt. Seit Dezember 2007 gibt es eine deutsch synchronisierte Version auch hierzulande auf DVD; beide Teile wurden am 25. Dezember 2007 auf ProSieben erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.
Des Weiteren wurden Pratchetts Werke Die Farbe der Magie und Das Licht der Fantasie als zusammenhängender Film von dem „Hogfather“-Team unter dem Titel The Colour of Magic verfilmt und feierten am 3. März 2008 Premiere in einem Londoner Kino. Regisseur Vadim Jean kündigte an, als nächstes Going Postal (deutscher Titel Ab die Post) verfilmen zu wollen.
Deutsche Übersetzung
Die deutschen Übersetzungen stammen von Andreas Brandhorst (Ausnahme: Schöne Scheine und Eine Insel wurden von Bernhard Kempen übersetzt) und sind in Leserkreisen umstritten. Bei der Übersetzung geht unvermeidlicherweise viel von Pratchetts Wortwitz verloren. Kritiker bemängeln allerdings zusätzlich mehr oder weniger vermeidbare Übersetzungsfehler [1]. Viele Leser bevorzugen daher die englischen Originale.
Quellen
Weblinks
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