Schlacht bei Phoinix

Schlacht bei Phoinix

Die Schlacht von Phoinix war eine entscheidende Seeschlacht zwischen der byzantinischen und der arabischen Flotte im Jahr 655.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nachdem Ostrom/Byzanz seine vorderorientalischen Provinzen einschließlich Ägypten seit 636 an die Araber verloren hatte, war die Islamische Expansion in Kleinasien endlich zum Stehen gekommen. Im Jahr 655 rüsteten die Araber in Phönikien eine Flotte aus, wofür in den Quellen jedoch unterschiedliche Gründe genannt werden. Während der byzantinische Chronist Theophanes (frühes 9. Jahrhundert) angibt, dass die Araber die byzantinische Vorherrschaft zur See brechen und eine koordinierte See- und Landoffensive beginnen wollten, wird in den arabischen Quellen als Grund die offensive Tätigkeit des Kaisers Konstans II. genannt, dem die Araber entgegenwirken wollten.[2] Nach Theophanes wollte der arabische Statthalter Syriens (und spätere Kalif) Muawiya jedenfalls in Kappadokien einrücken, während die arabische Flotte, deren Mannschaften vorwiegend aus der christlichen Bevölkerung der eroberten Gebiete rekrutiert worden waren, an der Südküste Kleinasiens entlang segeln sollte. Für eine geplante Offensive würde auch sprechen, dass die Araber im Jahr 654 Rhodos angegriffen hatten und auch ihre anderen Vorstöße in diesem Raum auf eine Offensive gegen Konstantinopel hinweisen.[3]

Verlauf der Schlacht

Bei der lykischen Hafenstadt Phoinix kam es zum Aufeinandertreffen der byzantinischen und der arabischen Flotte.[4] Die Stärke beider Flotten variiert in den Quellen (die bezüglich ihrer Interpretation recht problematisch sind), sie muss jedoch auf beiden Seiten recht beträchtlich gewesen sein. Übereinstimmend wird sowohl in den byzantinischen[5] wie auch in den arabischen Quellen[6] von einer vernichtenden Niederlage der Byzantiner berichtet. Nach Tabari, der die Schlacht alsSchlacht der Mastenbezeichnet, scheinen die Byzantiner ungeschickt agiert zu haben: Sie beließen ihre Schiffe in enger Formation und scheinen sich zu nahe an die arabische Flotte gewagt zu haben, ohne Geschosse einzusetzen oder die feindlichen Schiffe zu rammen, was den Arabern ermöglichte, Enterungen durchzuführen und die Seeschlacht in eine Landschlacht zu verwandeln. Kaiser Konstans II., der die Flotte selbst befehligt hatte, konnte nur mit knapper Not entkommen.[7]

Folgen

Die byzantinische Vorherrschaft zur See war durch die Niederlage von Phoinix vorübergehend gebrochen, wenngleich die arabische Flotte in den späteren Auseinandersetzungen der byzantinischen eher unterlegen blieb. Dennoch steigerte der erste Seesieg der Araber ihre Moral, bevor es wieder zu einer Pattsituation im östlichen Mittelmeer kam. Der Sieg von Phoinix ermöglichte den Arabern auch ein weiteres Ausbreiten in der Ägäis und Vorstöße in Richtung Konstantinopel, das aber gehalten werden konnte.

Literatur

  • Salvatore Cosentino: Constans II and the Byzantine navy. In: Byzantinische Zeitschrift 100 (2007), S. 577603,
  • Hugh Kennedy: The great arab conquests. Philadelphia 2007.
  • Andreas N. Stratos: The Naval Engagement at Phoenix. In: Angeliki E. Laiou-Thomadakis (Hrsg.): Charanis Studies. Essays in Honor of Peter Charanis. New Brunswick 1980, S. 229ff.

Anmerkungen

  1. Wahrscheinlich im Sommer 655, da Feldzüge normalerweise in diese Jahreszeit fielen. Gegen 655 und für 654 plädiert neuerdings Cosentino, Constans II and the Byzantine navy, S. 587.
  2. Vgl. zusammenfassend Kennedy, The great arab conquests, S. 327f. Die Schlacht wird jedoch nicht nur in griechischen und arabischen, sondern auch in syrischen Quellen erwähnt.
  3. Cosentino, Constans II and the Byzantine navy, S. 592f., nimmt aufgrund verstreuter arabischer Quellenaussagen und einer Passage beim armenischen Chronisten (Pseudo-)Sebeos sogar an, dass die Araber im Anschluss an den Sieg bei Phoinix eine Belagerung Konstantinopels durchführten, die aber rasch scheiterte. Ihm zufolge wurde diese Episode in den griechischen und syrischen Quellen übergangen, weil eine erfolgreiche Abwehr nicht zum Bild eines erfolglosen Kaisers gepasst hätte, zu dem Konstans in diesen Quellen aufgrund seiner Religionspolitik gemacht wurde. Den Angriff auf Rhodos datiert Cosentino dabei ebenfalls um ein Jahr vor (653 statt 654).
  4. Zunächst war es jedoch zu einem Waffenstillstand für den Rest des Tages gekommen, so dass beide Flotten in relativer Nähe zueinander ankerten und den Kampf erst am nächsten Tag austrugen.
  5. Theophanes, A.M. 6146
  6. Etwa Tabari I 2865 (mit falscher Datierung), I 2870
  7. Nach Theophanes (A.M. 6146) soll Konstans angeblich im Traum eine Warnung vor der drohenden Niederlage erhalten haben. Derselben Anekdote zufolge soll er sich verkleidet von Bord seines Flaggschiffes begeben haben und nach Konstantinopel geflohen sein.

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