- Schlacht um Tora Bora
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Die Schlacht um die Bergfestung Tora Bora war eine militärische Auseinandersetzung im Rahmen des Konflikts in Afghanistan zwischen einer von US-Streitkräften geführten Koalition und der al-Qaida, unterstützt durch die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan im Dezember 2001.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Tora Bora (Paschtu: تورا بورا, “schwarzer Staub”) ist ein Höhlenkomplex in den Weißen Bergen (Safed Koh) in der Provinz Nangarhar im Osten Afghanistans in der Nähe des Khyber-Pass.[1]
Die natürlich bestehenden Höhlen wurden Anfang der 1980er Jahre durch die Hilfe der CIA für die Mudschaheddin zu einer Festung ausgebaut, die im Krieg gegen die Sowjetunion als Rückzugsgebiet der Afghanen diente. Es ist durchaus möglich, dass in Ostafghanistan ansässige Stämme bereits im 19. Jahrhundert während der britischen Besatzungszeit mit dem Ausbau der Höhlen begonnen haben.
Der Bergkomplex gilt als gut ausgebaute Höhlenfestung mit unterirdischen Tunneln, Waffenlagern, Lazaretten, Unterkünften und Kampfständen für mehr als 1000 Soldaten. Es ist davon auszugehen, dass eine Festungsbesatzung von der Außenwelt autark leben kann und auch über eine eigene wasserbasierte Stromversorgung verfügt.
Die USA beendeten in Afghanistan nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 mithilfe einer westlichen Koalition und Einheiten der afghanischen Nordallianz die Herrschaft der Taliban, mit dem Ziel, den Einfluss der Terrororganisation al-Qaida in diesem Land zurückzudrängen und der Organisation Rückzugsräume zu nehmen. Auf der Suche nach dem al-Qaida-Anführer Osama bin Laden, vermuteten die USA dessen Aufenthalt in den Bergen von Tora Bora und begannen im Dezember 2001 mit der Durchkämmung des Gebietes.
Verlauf der Schlacht
Gegen Ende der alliierten Invasion Afghanistans hatten sich al-Qaida-Mitglieder und Taliban in den Bergen von Tora Bora verschanzt. Mit den Taliban verfeindete afghanische Volksstämme begannen, das schwierige Terrain mit Hilfe amerikanischer und britischer Luftunterstützung zu durchkämmen. Im Rahmen der Kampfhandlungen setzten die amerikanischen Streitkräfte auch eine Daisy Cutter ein, eine der stärksten konventionellen Fliegerbomben der Welt.[2]
Um einer militärischen Vernichtung zu entgehen, handelten die al-Qaida-Kämpfer jedoch einen Waffenstillstand mit den lokalen Warlords und Milizkommandeuren aus. In der Retrospektive verhalf dieser Waffenstillstand zahlreichen hochrangigen Terroristen, darunter sehr wahrscheinlich Osama Bin Laden, zur Flucht ins benachbarte Pakistan.
Am 12. Dezember wurden die Kämpfe wieder aufgenommen. Wahrscheinlich verwickelte die Nachhut der ausweichenden Terroristen die gegnerischen Truppen in kleinere Gefechte, um mehr Zeit für die Flucht zu gewinnen. Dies führte zu einem erneuten Aufflammen der Kämpfe zwischen al-Qaida und den mit dem Westen verbündeten Stämmen. Gleichzeitig führten Spezialeinheiten der USA und Großbritanniens eigene Operationen in dem Bergmassiv durch.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete im August 2008, dass auch deutsche Soldaten vom Kommando Spezialkräfte an den Kämpfen in der Schlacht um Tora Bora beteiligt waren. Sie wurden hauptsächlich zu Aufklärungs- und Abriegelungsoperationen eingesetzt und gaben somit Flankenschutz für die Operationen der Amerikaner und Briten.[3]
Am 17. Dezember wurden die letzten Verteidigungsstellungen durch die Alliierten eingenommen. Entgegen allen Erwartungen trafen sie nicht auf zusätzliche Verteidigungssysteme unter Tage. Stattdessen befanden sich im Untergrund kleinere Bunker, Außenposten und Ausbildungsstätten [4].
Die Suche nach Osama Bin Laden und anderen al-Qaida-Führern durch US-Spezialeinheiten zog sich bis in den Januar 2002.
Den meisten Aufständischen gelang die Flucht ins benachbarte Pakistan. Etwa 200 al-Qaida-Kämpfer wurden während der Schlacht um Tora Bora getötet.
Folgen
Nach dem Ende der Schlacht festigte die US-geführte Koalition ihren militärischen Einfluss in Afghanistan. Die radikal-islamischen Taliban wurden allerdings nur zeitweise vertrieben und begannen sich schnell nach der Niederlage von Tora Bora im Shahi-Kot-Tal im Südosten des Landes (Provinz Paktia) neu zu formieren. Die Aufständischen wollten dort eine Ausgangsbasis für künftige Operationen etablieren. Die ansteigende Zahl Aufständischer im Schah-e-Kot-Tal bewegte die USA im Januar und Februar 2002, die Operation Anaconda mit Spezialeinheiten aus sieben westlichen Staaten und der im Aufbau befindlichen afghanischen Armee durchzuführen.
Verweise
Literatur
- Sean Maloney: Enduring the Freedom: A Rogue Historian in Afghanistan, o.O. 2005.
- Gerry Berntsen: Jawbreaker. The Attack on bin Laden and al-Qaeda, o.O. 2006. ISBN 0-307-35106-8
- Dalton Fury: Kill Bin Laden. A Delta Force Commander's Account of the Hunt for the World's Most Wanted Man, o.O. 2008.
Weblinks
- The Long Hunt for Osama Peter Bergen, The Atlantic Monthly, Oktober 2004
- Tora Bora John Bowman, CBC News Online, Dezember 2001
- The Tora Bora Fortress Myth?, Edward Epstein, The Times, 29. November 2001
- Lost at Tora Bora, Mary Anne Weaver, The New York Times, 11. September 2005
- How bin Laden got away Phillip Smucker, The Christian Science Monitor, 4. März 2002
- A Nation Challenged Michael R. Gordon, New York Times, 23. Dezember 2001
Einzelnachweise
- ↑ Karte von Tora Bora, The Washington Post, 10. Dezember 2001
- ↑ The Daily Telegraph: Daisy-cutter deployed after bin Laden sighting (engl.) vom 10. Dezember 2001 (abgerufen am 21. Mai 2011)
- ↑ Geheimnisumwitterte Elitekämpfer, Stephan Löwenstein, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. August 2008
- ↑ Inside the Tora Bora Caves, Matthew Forney, Time, 11. Dezember 2001
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