- Schlacht von Castiglione
-
Das Gefecht von Castiglione fand am 5. August 1796 am südlichen Ende des Gardasees in der Nähe des italienischen Castiglione delle Stiviere statt. Die Truppen der französischen Italienarmee unter Napoléon Bonapartes trafen auf ein österreichisches Heer unter General Wurmser.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
War der Italienfeldzug, der den 28-jährigen Bonaparte zum umjubelten Helden machen sollte, zunächst problemlos verlaufen, so stellte sich ihm nun in unmittelbarer Nähe der Festung Mantua ein massiv antretender Gegner entgegen. Er musste in der Juli-Augustphase einige empfindliche Niederlagen hinnehmen.
Bonaparte gab aufgrund des heranrückenden österreichischen Heeres die seit acht Monaten andauernde Belagerung Mantuas auf. In der belagerten Festung saßen bis zu 30.000 Österreicher, davon viele Verwundete, fest. Bonaparte rechnete damit, dass das siegesbewußte österreichische Heer die französische Armee vor den Toren Mantuas wähnte und sie dort stellen wollte. Er beabsichtigte, die Initiative durch Konzentration seiner Kräfte und das Aufreiben der von Wurmser leichtsinnig aufgeteilten Kräfte zu übernehmen.
Die Österreicher rückten tatsächlich mit starken Kräften vor, um Mantua zu entsetzen. Wurmser rückte entlang des Gardasees vor, hatte jedoch seine Hauptarmee getrennt von seinen Artillerie- und Kavalleriekräften vorrücken lassen. In ersten Gefechten vom 30. bis 31. Juli konnte die französischen Armee einen geordneten Rückzug durchführen, strategisch günstige Positionen verteidigen und ihre Kräfte sammeln.
Am 2. August konnte eine österreichische Division Castiglione einnehmen und den französischen General Valette zurückschlagen. Bonaparte sah dies als kritischen Fehler an und verurteilte Valettes Rückzug scharf.
Schließlich konnten die österreichischen Divisionen nach Siegen in der Schlacht von Lonato am 3. August und kleineren Gefechten, eine nach der anderen in die Flucht in Richtung Gardasee getrieben werden. Wurmser hatte seine Kräfte, in der Hoffnung mit seiner rechten Flanke das französische Heer zu umgehen, zu weit auseinandergestreckt. Dies nutzte Bonaparte mit einer Offensive gegen das gegnerische Zentrum und unterbrach die Kommunikation der österreichischen Truppenteile. Es gelang Wurmser nicht, seine Kräfte rechtzeitig in der Umgebung von Castiglione zu sammeln; er musste noch die nach der Schlacht von Lonato aufgelösten Truppen ordnen.
Schlachtverlauf
Am 4. August traf der französische General Augereau auf die österreichischen Truppen in Castiglione. Große Truppenteile der französischen Armee unter den Generalen Soret, Herbin, Dallemagne und Saint-Hilaire waren den ganzen Tag des 4. Augusts zu seiner Unterstützung in Richtung Castiglione marschiert.
Am 5. August war die gesamte französische Armee mit einer Kampfkraft von 25.000 Soldaten, einschließlich der Division des Generals Sérurier, vor Castiglione zusammengetroffen. André Masséna übernahm die die linke Flanke, Augereau das Zentrum und Fiorella befand sich auf der rechten französischen Flanke. Der massierte Angriff war überall erfolgreich und trieb die österreichischen Kräfte zu einem ungeordneten Rückzug.
Aufgrund der anstrengenden Märsche musste die französische Armee eine direkte Verfolgung des Gegners jedoch aufgeben. Die österreichischen Truppen flohen über den Fluss Mincio, auf dessen gegenüberliegenden Ufer Wurmser seine Kräfte wieder sammeln und ordnen wollte. Doch dies gelang ihm in den folgenden Tagen nicht, nachdem die französischen Truppen erneut vorrückten.
Folgen
Die Österreicher wurden konsequent verfolgt und bis zum 11. August nach Tirol zurückgedrängt. Einige Truppenteile wurden zuerst in Verona und anschließend in Mantua eingeschlossen, dessen Belagerung wieder aufgenommen wurde. Viele der in den italienischen Bergtälern verstreut umherirrenden österreichischen Einheiten ergaben sich schließlich.
General Masséna hatte mit seinen Truppen zwischen dem 29. Juli und 5. August 160 km zurückgelegt. Die Österreicher hatten 15.000 Soldaten und 70 Geschütze verloren.
Bonaparte nutzte diesen Erfolg bei unterlegener Truppenstärke, indem er dem Direktorium am nächsten Tag mitteilte: „Voila, in fünf Tagen ging eine weitere Kampagne zu Ende. Wurmser ist erledigt. Wir haben 70 Kanonen erbeutet und 15.000 Gefangene gemacht. Es gab 6.000 Verwundete“.
Louis-Marie de La Révellière-Lépeaux fertigte eine Kopie des Schreibens, das dann per optischem Telegraph den Mitgliedern des Direktoriums zugängig gemacht wurde. Das Schreiben des Direktoriumsmitglieds (Le President du Directoire executif) enthält den Zusatz: „...parle Telegraph“. Der optische Telegraph war von Claude Chappe 1793 vorgestellt worden. Napoleon baute ein Netz mit über 500 Stationen auf. Seine Gegner hatten nichts Vergleichbares.
Der Italienfeldzug und das Gefecht bei Castiglione legten den Grundstein für Napoleons Ruf als „Unbesiegbarer“.
Literatur
- Julius von Pflugk-Harttung: Revolution und Kaiserreich. Aus dem Zeitalter der Gewaltherrschaft des I. Napoleon. Patria-Verlag, Berlin 1910 (Brief von Louis-Marie de La Révellière-Lépeaux).
- Emmanuel de Las Cases: Le Mémorial de Sainte-Hélène. Édition du Seuil, Paris 2003, ISBN 2-02-038635-6 (2 Bde., Fragments de la campagne d'Italie).
Kategorien:- Schlacht der Koalitionskriege
- 1796
Wikimedia Foundation.