Schlei

Schlei

Die Schlei (niederdeutsch Slie oder Schlie, dänisch: Slien) ist ein Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein. Ihre Einordnung als Förde ist aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte umstritten.

Die Schlei bildet die Grenze zwischen Angeln und Schwansen

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Entstehung

Maximale Eisrandlage der Weichsel-Eiszeit in Norddeutschland (rote Linie).

Die Schlei entstand während der Weichsel-Eiszeit vor 120.000 bis 10.000 Jahren durch die von Skandinavien vordrängenden Eismassen. Ihre Einordnung als Förde ist umstritten, da teilweise die Ansicht vertreten wird, dass sie nicht wie die Flensburger oder die Kieler Förde durch Gletscherschurf einer Gletscherzunge entstanden sei, sondern lediglich als Abfluss des Schmelzwassers gedient habe. Die Schlei wurde demnach nicht durch Vorstöße von kleinen Eisloben herausgeschürft, sondern entstand durch subglaziale Erosion bedingt durch das Schmelzwasser, als sogenanntes Tunneltal. Solche glazialen Rinnen sind zwar auch Förden, allerdings nur im weiteren Sinne.

Geographie

Die Schlei erstreckt sich mit einer Länge von 42 km von Schleimünde über Kappeln und Arnis bis zur Stadt Schleswig durch das Schleswig-Holsteinische Hügelland und trennt dabei die Landesteile Angeln und Schwansen. Sie hat eine durchschnittliche Breite von 1,3 km und eine durchschnittliche Tiefe von 3 m. Daraus errechnet sich eine Wasserfläche von 54,6 km² und ein Volumen von 163,8 Millionen m³. Das Wasser der Schlei ist Brackwasser, der Salzgehalt nimmt von Schleimünde bis Schleswig immer weiter ab.

Am breitesten ist die Schlei zwischen Missunde und Schleswig, dort befinden sich die beliebten Segel- und Ruderreviere Große Breite (bis zu 4,2 km breit) und Kleine Breite (bis zu 2,1 km breit), die durch die Stexwiger Enge (280 m breit) getrennt sind.

Der Burgsee (mit Schloss Gottorf auf der Schlossinsel) war einst der am weitesten landeinwärts gelegene Teil der Schlei, wurde aber 1582 von Herzog Adolf I. durch den heute auf rund 28 Meter verbreiterten und knapp 100 Meter langen Gottorfer Damm von der Schlei abgetrennt.

Vor Schleswig liegt die 1,8 Hektar große Möweninsel, etwas weiter östlich in der Großen Breite die unter Naturschutz stehende Insel Hestholm. Weitere Inseln in der Schlei sind Kieholm und Flintholm, sowie die Lotseninsel bei Schleimünde. An der Schlei befinden sich viele naturbelassene Buchten. Links und rechts haben sich seeähnliche Erweiterungen, sogenannte Noore, gebildet, die mit der Schlei in Verbindung stehen (siehe auch: Ornumer Noor, Haddebyer Noor und Selker Noor).

Natur

Eine biologische Besonderheit ist der Schleischnäpel, ein Fisch, der mit Forelle und Maräne verwandt ist. Die letzten Schleifischer haben im Holm in Schleswig ihre jahrhundertealte Tradition bewahrt, während andere Standorte wie Kappeln, Arnis, Missunde und Sieseby ihre Bedeutung eingebüßt haben. Bis vor rund hundert Jahren war die Fischerei an der Schlei ein wichtiger Gewerbszweig. Vor allem Hering, Aal, Barsch, Brassen und andere Weißfische wurden hier gefangen.

Seit Oktober 2008 ist die Region um die Schlei als Naturpark Schlei anerkannt.

Schlei vom Schleswiger Holm aus gesehen
Schlei vom Schleswiger Holm aus gesehen

Tourismus

Der Leuchtturm von Schleimünde

Die Schlei ist ein beliebtes Segelrevier. Die teilweise touristisch geprägte Schleiregion ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für die nahe Landeshauptstadt Kiel und die Großstadt Hamburg, insbesondere seit der guten Autobahnanbindung durch die A7.

Am Ausgang der Schlei zur offenen Ostsee liegt die unbewohnte Lotseninsel Schleimünde, mit einem kleinen Nothafen für Yachten, der berühmten Kneipe Giftbude und einem Leuchtturm an der Spitze.

Seit 2007 verbindet der Themenradweg Wikinger-Friesen-Weg auf zwei Teilstrecken nördlich und südlich der Schlei kulturelle und geschichtlich bedeutsame Punkte. Der Weg folgt dabei dem früheren Handelsweg der dänischen Wikinger über Schlei, Treene und Eider bis an die Nordsee.

Zur besseren touristischen Vermarktung wird die Schlei teilweise auch als Ostseefjord bzw. „Ostseefjordschlei“ bezeichnet.[1]

Geschichtlicher Überblick

Mittelalterlicher Handelsweg

Darstellung der Schlei um 1600

Im Mittelalter hatte die Schlei große Bedeutung als Handelsweg im Ostseeraum. Der Landweg von Schleswig zur Treene, einem Nebenfluss der Eider, betrug nur 16 Kilometer. An dieser Stelle bestand also eine günstige Stelle zum Warenaustausch zwischen Nord- und Ostsee.

Bereits Adam von Bremen bezeichnete 1075 Haithabu, die Wikingersiedlung vor Schleswig, als Meereshafen (lat. portus maritimus), von dem aus Schiffe bis Schweden und bis Griechenland geschickt würden. Als die Schiffe Ende des 14. Jahrhunderts größer wurden (z. B. die Hansekogge), war die Schlei zu flach, und Schleswig zu weit von der Ostsee entfernt. Dadurch verlor die Schlei allmählich ihre Bedeutung als Schiffshandelsweg. Schleswig verlor seinen Status als Handelsmetropole an Lübeck.

Auch heute wird die Schlei zwischen Schleimünde und Kappeln gelegentlich noch als Transportweg für die gewerbliche Schifffahrt genutzt.

Gutslandschaft

Mit Beginn der Neuzeit wurde die Gutsherrschaft die vorherrschende Wirtschaftsform im südlich der Schlei befindlichen Schwansen, wovon bis heute zahlreiche Güter in dieser Region zeugen. Anders als in Schwansen blieben die Bauern in großen Teilen Angelns als freie Bauern von Gutsherrschaft und Leibeigenschaft ausgenommen [2]. Zu den größeren Gütern zählen unter anderem die adligen Güter Louisenlund und Buckhagen, das Gut Saxtorf bei Rieseby und das ehemalige Gut Gereby mit dem Herrenhaus Carlsburg.

Literatur

  • Robert Guderian, Günter Gunkel: Handbuch der Umweltveränderungen und Ökotoxikologie, Band 3a. Springer, 2000. ISBN 3-540-66187-5. S. 65ff.
  • Hans Heinrich Kolbeck: Die Schlei: Grüner Arm der Ostsee von Schleswig bis zur Mündung. Schöning, 2009. ISBN 3-89917-288-4.
  • Hans-Wilhelm Langholz: Die Schlei: eine norddeutsche Fördenlandschaft. Möller, 1987. ISBN 3-87550-072-5.
  • Uwe Muuß, Marcus Petersen, Dietrich König: Die Binnengewässer Schleswig-Holsteins. 162 S., zahlr. Abb., Wachholtz-Verlag Neumünster, 1973. ISBN 3-529-05302-3
  • Asmus Peter Weiland: Die Schlei: Wandel und Wirklichkeit. Möller, 1982. ISBN 3-87550-036-9.

Weblinks

 Commons: Schlei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Briefe des Amts Süderbrarup enthalten im Briefkopf und im Stempel den Slogan „Amt Süderbrarup - Feriengebiet am Ostseefjordschlei“
  2. Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte: Leibeigenschaft und Gut
54.61449.894

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