Schloss Boitzenburg

Schloss Boitzenburg
Schloss Boitzenburg, Frontseite (Eingangsseite), April 2005
Schloss Boitzenburg, Rückseite (Seeseite), April 2005

Das Herrenhaus Schloss Boitzenburg ist ein historisch und architektonisch bedeutendes Herrenhaus im Boitzenburger Land in der Uckermark, ca. 110 km nördlich von Berlin. Es ist eines der größten Schlösser der Region. Über Jahrhunderte war es der Stammsitz der Familie von Arnim. Einige Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde es aufwändig restauriert und beherbergt heute ein Kinder- und Jugendhotel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine Burg in Boitzenburg wurde erstmals 1276 erwähnt, vermutlich jedoch bereits früher (ab 1250) angelegt. Markgraf Wilhelm von Meißen eroberte 1398 das Schloss Boitzenburg von den Mecklenburgern zurück. Nach einigen Besitzerwechseln gelangte der Herrensitz 1427 erstmals, ab 1528 dauerhaft (durch Tausch gegen Schloss Zehdenick) in den Besitz der Familie von Arnim. Ab dem 16. Jahrhundert ist die Gliederung in ein Oberhaus und ein Unterhaus nachweisbar. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss teilweise zerstört, danach 1740 als Barockschloss ausgebaut. Im 19. Jahrhundert erfuhr das Schloss zwei weitere größere Umbauten: 1838–1842 wurde es durch Friedrich August Stüler im neugotischen Stil erweitert, 1881–1884 dann durch Carl Doflein im Neurenaissance-Stil wieder seinem ursprünglichen Aussehen angenähert.

Das Schloss liegt auf einer Insel, die um 1840 von Peter Joseph Lenné als prachtvoller Landschaftspark im englischen Stil ausgestaltet wurde.

Die Außenaufnahmen zu dem deutschen Spielfilm Napoleon ist an allem schuld (1938) mit Curt Goetz und Valérie von Martens wurde hier gedreht.

Neuere Entwicklungen

1945 wurde das Anwesen enteignet und danach als Erholungsheim für NVA-Offiziere und deren Familien benutzt. Nach der deutschen Wiedervereinigung stand das Schloss mehrere Jahre leer. Schließlich fand sich ein Hamburger Investor, der das Schloss für den symbolischen Preis von einer Mark von der Treuhand kaufte und 1998–2003 im Sinne seines Konzepts „Ponyhotel“ zu einem Kinder- und Jugendhotel im Jugendherbergsstil für Schulklassen und Familien mit 350 Betten umbaute.

Der Umbau des Schlosses wurde mit hohen Summen öffentlicher Gelder des Landes Brandenburg gefördert. Landespolitiker versprachen sich davon nicht nur die Rettung wertvoller historischer Bausubstanz vor dem Verfall, sondern auch wirtschaftliche Impulse für Handwerksbetriebe vor Ort in der strukturschwachen Region sowie eine neue Attraktion für den Tourismus. Nach dem Umbau wurden jedoch Anschuldigungen laut, der Investor habe diese Gelder nicht in der notwendigen Höhe in den Umbau gesteckt, sondern Teile davon für sich abgezweigt. Die Investitionsbank des Landes Brandenburg hatte 23 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung gestellt, die der Investor ursprünglich um noch einmal 23 Millionen aus eigenen Mitteln ergänzen sollte. Zusätzlich flossen noch einmal 10–12 Millionen Euro Subventionen von der Arbeitsagentur Eberswalde und der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA), insgesamt also mindestens 33 Millionen Euro. Als im Jahre 2004 die „Boitzenburg KG“ Insolvenz anmelden musste, stellte der Insolvenzverwalter jedoch fest, dass insgesamt nur 18,5 Millionen Euro in die Sanierung des Schlosses geflossen waren. Der Investor hatte demnach nicht nur kein Eigenkapital investiert, sondern Fördermittel in Höhe von 14–17 Millionen Euro für andere Zwecke abgezweigt. Der Insolvenzverwalter alarmierte die Investitionsbank sowie das Brandenburgische Wirtschaftsministerium, die den Fall an die Potsdamer Staatsanwaltschaft weitergaben.

Der Fall löste 2004/2005 ein großes Echo in der regionalen und überregionalen Presse aus. Auch der Brandenburgische Landtag wollte sich mit dem Fall beschäftigten. Der Betrieb des Schloss-Hotels im Jugendherbergstils ist durch diese Vorgänge jedoch nicht beeinträchtigt.

Literatur

Monographien

  • Matthias Barth: Herrenhäuser und Landsitze in Brandenburg und Berlin. Würzburg 2008.
  • Detlev von Heydebrand: Boitzenburg. Schlösser und Gärten der Mark. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark. ISBN 3-87584-416-5 / ISBN 3-87584-491-2.
  • Sieghart von Arnim: Boitzenburg. Ein Wirtschaftsbetrieb mit sozialem Netz und kultureller Tradition. Selbstverlag, s.l. 1998.

Presseartikel

  • Der Tagesspiegel (Berlin): „Boitzenburger Schlossherren unter Verdacht“ (28. September 2005).
  • Berliner Morgenpost: „Betrugsfall Boitzenburg“ (28. September 2005).
  • Berliner Zeitung: „Wie eine Geldmaschine“ (29. September 2005).
  • Die Welt: „Schloß Boitzenburg: Fall kommt vor den Brandenburger Landtag“ (6. Oktober 2005).
  • Süddeutsche Zeitung: „Schloss-Sanierung ohne eigenes Geld“ (8. Oktober 2005).
  • Berliner Zeitung: „Millionen Euro vermisst – Staatsanwaltschaft vermutet schweren Subventionsbetrug beim Umbau von Schloss Boitzenburg“ (26. Oktober 2005).
  • Die ZEIT: „Ein Schloss schafft an“ (27. Oktober 2005).

Weblinks

 Commons: Schloss Boitzenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
53.260413.6023

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Boitzenburg — ist der Name eines Dorfes in der Uckermark, Gemeinde Boitzenburger Land Siehe auch: Boitzenburger Land Schloss Boitzenburg Arnim Boitzenburg Theater Klosterruine Boitzenburg, seit 2005 bestehende Freilichtbühne Boizenburg/Elbe …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg — Adolf Heinrich von Arnim Boitzenburg. Adolf Heinrich Graf von Arnim Boitzenburg (* 10. April 1803 in Berlin; † 8. Januar 1868 auf Schloss Boitzenburg) war ein preußischer Staatsmann. Nach seinem Studium trat er in den preußischen Staatsdienst ein …   Deutsch Wikipedia

  • Château de Boitzenburg — Vue du château de Boitzenburg Nom local Schloss Boitzenburg Période ou style Néogothique (réaménagement) Début construction Environ 1250 …   Wikipédia en Français

  • Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg — 1st Prime Minister of Prussia In office 19 March – 29 March 1848 Succeeded by Gottfried Ludolf Camphausen …   Wikipedia

  • Georg Dietloff von Arnim-Boitzenburg — (* 18. September 1679 in Haus Necheln (Uckermark); † 20. Oktober 1753 in Berlin) war ein preußischer Staatsmann und zuletzt leitender Minister unter Friedrich II. Georg Dietloff von Arnim Boitzenburg …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg — Adolf Heinrich von Arnim Boitzenburg. Adolf Heinrich Graf von Arnim Boitzenburg (* 10. April 1803 in Berlin; † 8. Januar 1868 auf Schloss Boitzenburg) war ein preußischer Staatsmann. Zunächst erhielt er Privatunterricht und war dann am… …   Deutsch Wikipedia

  • Dietlof von Arnim-Boitzenburg — Guido Adolf Georg Dietlof Graf von Arnim Boitzenburg (* 22. August 1867 in Berlin; † 15. April 1933 in Boitzenburg) war ein preußischer Junker und deutscher Politiker aus dem Adelsgeschlecht von Arnim. Leben Er war ein Enkel des Staatsministers… …   Deutsch Wikipedia

  • Boitzenburger Land — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmale in Boitzenburger Land — In der Liste der Baudenkmale in Boitzenburger Land sind alle Baudenkmale der brandenburgischen Gemeinde Boitzenburger Land und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 30. Dezember… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Boitzenburger Land — In der Liste der Baudenkmäler in Boitzenburger Land sind alle Baudenkmäler der brandenburgischen Gemeinde Boitzenburger Land und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 31. Dezember …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”