Schloss Lanke

Schloss Lanke
Schloss Lanke
Nordwestseite des Schlossgebäudes

Nordwestseite des Schlossgebäudes

Daten
Ort Lanke
Baumeister Eduard Knoblauch
Baujahr 1856 bis 1859

Schloss Lanke ist ein ehemaliger Besitz der gräflichen Familie von Redern im Ort Lanke nahe am Hellsee. Es wurde, basierend auf einem barocken Landhaus, Mitte des 19. Jahrhunderts als zweigeschossiger Putzbau im Stil der französischen Renaissance vom Architekten Eduard Knoblauch erweitert und neu gestaltet. Nach Übergang in Berliner Besitz im Jahr 1914 und etlichen Umnutzungen befindet es sich seit 2006 wieder in Privatbesitz und wird gegenwärtig für private Wohnzwecke, zu Ferienwohnungen und zur kulturellen Nutzung denkmalgerecht saniert.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte und Architekturbeschreibung

Umbau eines früheren Rittergutes zum Schloss derer von Redern

Schloss Lanke um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Als Knoblauch den Auftrag zum Umbau des seit dem 17. Jahrhundert vorhandenen barocken Gutshauses in ein herrschaftliches Schloss erhielt, legte er dem Bauherrn und neuen Eigentümer Graf Friedrich Wilhelm von Redern um das Jahr 1853 zehn Handzeichnungen als Vorprojekt zum neuen Schloss Redern in Lanke vor.[1] Teile des vorherigen Gutshauses (vor allem die historischen Kreuzgrat-Kellergewölbe) der Grafen von Sparr bezog Knoblauch in seine Baupläne mit ein.

Architektur und Park

Der Lenné-Park im Frühjahr 2008

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt sich das Hauptgebäude mit seinen steilen Walmdächern, einem dreiachsigen Mittelrisaliten und zweiachsigen Seitenrisaliten, die durch acht Ecktürme eingefasst sind. Die Fassadengestaltung entspricht dem französischen Renaissancestil. Etwa 1859 wurde der Umbau des Gebäudekomplexes mit der Adresse Lanker Dorfstrasse 9–10 nach den Knoblauchschen Plänen vollendet.[2]

Zur Schlossanlage gehören außer dem Haupthaus der alte oktogonale Pferdestall, das Grüne Haus, das zweiflügelige Kutscherhaus aus Ziegelfachwerk im schweizerischen Stil und der Wirtschaftshof mit Gutsverwalterhaus, Brennerei mit Schornstein, Rinderstall, Schmiede, Hofscheune und Speicher sowie die beiden Stallgebäude des Schäferhofes und das Schäferwohnhaus. Die Nebengebäude wurden stilistisch geschickt an die Gestaltung des Haupthauses angepasst.

Der südwestlich Richtung Hellsee anschließende Park wurde schon vor dem Umbau des Schlosses nach Plänen von Peter Joseph Lenné im Stil eines englischen Landschaftsparks umgestaltet. Der Park befindet sich in einem Dornröschenschlaf und ist ebenfalls Bestandteil des Denkmalensembles.[2] Von den baulichen Anlagen sind im Park unter anderem ein Fontainenbecken und die Grabanlage auf der künstlichen Grabinsel derer von Wülknitz erhalten. Diese künstlich angelegte Insel bildet das Ende der Achse Gartensaal von Schloss Lanke – Gartentheater – Springbrunnen.

Geschichte der Nutzungen

1315 bis 1826/27

Die erste urkundliche Erwähnung Lankes erfolgte in einer lateinischen Urkunde vom 24. Dezember 1315. Um 1415 gelangte Lanke in den Besitz der Burg Biesenthal und fiel damit an das alte märkische Adelsgeschlecht von Arnim. 1620 ging der Besitz durch Weiterverkauf an Friedrich von Götze. Im dreißigjährigen Krieg wurde die Ansiedlung fast vollständig niedergebrannt. Erst Generalfeldmarschall Otto Christoph von Sparr zu Prenden kaufte 1654 die infolge des dreißigjährigen Krieges verlassenen Höfe Lankes von Kurfürstin Luise Henriette und legte Sie zu einem Vorwerk zusammen. Nach dem Tod 1668 gelangte der Besitz in das Eigentum der Familien von Happe - die den ersten festen Rittersitz mit herrschaftlichen Gebäuden errichteten. Folgende Eigentümer waren die Familien von von Holwede 1763/64 und von Wülknitz (1783). Major Hans Heinrich Otto von Wülknitz errichtete in Lanke ein immerwährendes Familien-Fidei-Commiß. Sein einziger Sohn, Heinrich Otto von Wülknitz, entschloss sich 1826 Gut Lanke zu verkaufen.[3]

1826/27 bis 1932

1826/27 erwarb ein führendes Mitglied der gräflichen Familie von Redern, der Theaterintendant der Königlichen Bühnen von Berlin, Kammerherr Friedrich Wilhelm Graf von Redern das Gut Lanke mit den Orten Prenden, Ützdorf, Werder, Sophienstädt und Neudörfchen. Graf Redern war einer der bedeutendsten Persönlichkeiten im Berliner Geistesleben. Mit rd. 4.500 ha Land war Lanke das größte der 45 Redernschen Besitzungen und wurde nach Berlin Lieblingsaufenthalt des Grafen.

Gut und Schloss waren von der Familie von Redern mehrere Male verpachtet. Letzter Pächter war der Geheime Kommerzienrat Fritz von Friedlaender-Fuld seit dem Jahre 1894. 1914 veräußerte der Urenkel Graf von Rederns das gesamte Anwesen von Schloss, Gut, umgebendem Park, Acker und Waldflächen für 20 Millionen Reichsmark an die Stadt Berlin, die es u.a. in ihr Konzept der Naherholung der Stadtbewohner integrierte.[4] Friedlaender-Fuld blieb weiterhin Pächter. Er verzichtete auf sein Vorkaufsrecht, ließ sich aber vom Magistrat der Stadt Berlin das Wohnrecht und das Pachtverhältnis auf 25 Jahre garantieren. Fritz von Friedländer-Fuld bewohnte das Schloss Lanke bis zu seinem Tod im Jahr 1917. Danach ist es nur noch in den Sommermonaten von der Familie bis ins Jahr 1932 bewohnt worden. Im März 1920 schloss die Tochter Marie-Anna auf Schloss Lanke ihre zweite Ehe mit dem Frankfurter Bankier Rudolph de Goldschmidt-Rothschild.

1932 bis 2006

Lungenklinik im Schloss Lanke um 1950

Während der 1930er und 1940er Jahren hatte Schloss Lanke eine wechselvolle Geschichte. Im Jahr 1939 war in den Räumen der Reichsarbeitsdienst untergebracht, ab Juni 1945 ein Kriegslazarett und noch im gleichen Jahr eine sowjetische Kommandantur. 1947 wurde die Umgestaltung in ein Krankenhaus beschlossen. Lanke, das bis dahin als Gutsverwaltung Lanke der Berliner Stadtgüter GmbH unterstand, wurde 1949 zum Volksgut Lanke. Schloss Lanke wurde am 12. Januar 1951 in Gertrud Seele Krankenhaus – im Andenken an die gleichnamige Krankenschwester – umbenannt. Von 1966 bis 1968 stand das Schloss leer, seitdem wurde es als Außenstelle des Eberswalder Bezirkskrankenhaus bis in den 1990er Jahren genutzt.

Haupteingang des leerstehenden Schlosses im Jahr 2008; es trägt noch den Schriftzug Gertrud-Seele-Haus

Nachdem das Pflegeheim Ende der 1990er hier auszog, standen die Gebäude mehrere Jahre leer. 2005 vermietete das Land Berlin das Schlossensemble an den Verein Temporär e.V. zur Zwischennutzung, der hier sommers Kulturevents veranstaltete, jedoch für den Erhalt der Gebäude oder des Parks keine Aktivitäten entwickelte.[5]

Sanierung, Entwicklung und zukünftige Nutzung

Das Schloss wurde vom Land Berlin schließlich veräußert und befindet sich seit 2006 wieder in Privatbesitz. Es wird seitdem denkmalgerecht saniert. Dabei sollen neben den Wohnbereichen der Eigentümer ein Salon für kulturelle Veranstaltungen sowie mehrere Ferienwohnungen entstehen.

Im Park vor der Kulisse des Schlosses fanden mit Unterstützung der neuen Besitzer bereits einzelne Events statt wie Foto-[6] und Filmaufnahmen oder im Sommer 2009 ein Benefiz-Jazzkonzert, das Gelder für die Restaurierung der Kapelle des Lanker Friedhofs einspielte.[7] Weitere derartige Veranstaltungen sind geplant.

Ein Termin für den Abschluss der Umbauarbeiten ist nicht festgelegt, Investitionen werden nach und nach und unter Berücksichtigung der Aspekte der Denkmalpflege vorgenommen. Das private Engagement für die Sanierung von Schloss Lanke sichert sowohl den Erhalt der denkmalgeschützten Anlage als auch den Kontakt zu den Lanker Einwohnern und ihren Gästen.

Literatur

  • Jana Radant: Lanke und sein Schloss. In: Heidekraut Journal vom August/ September 2010, Seite 15

Weblinks

 Commons: Schloss Lanke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pläne von Knoblauch zum Bau des Landhauses Redern im Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin; abgerufen am 21. November 2010
  2. a b Eberhard Stege: Lanke – Wanderungen durch die Geschichte eines märkischen Dorfes. Teil 2, 1991, S. 3.
  3. Deutsche Gesellschaft e.V. : "schlösser und Gärten der Mark"
  4. Berliner Gemeinderecht 2.Aufl 5. Bd 1917: Herrschaft Lanke
  5. Partyleben in Schloss Lanke. Ein Verein macht das Brandenburger Herrenhaus zum Berliner Szenetreff. Artikel in Der Tagesspiegel vom 24. Juni 2005; abgerufen am 21. November 2010
  6. Schloß Lanke: Kourtney Roy entführt uns in ihren geheimen Garten in: GoSee – CREATIVE NEWS SERVICES vom 13. November 2008, abgerufen am 21. November 2010
  7. Kopfkino vor malerischer Kulisse; Artikel in der Märkischen Oderzeitung vom 17. August 2009; abgerufen am 20. November 2010
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