Schloss Lauterbach (Bergkirchen)

Schloss Lauterbach (Bergkirchen)
Michael Wening: Schloss Lauterbach

Schloss Lauterbach liegt in der Ortschaft Lauterbach der Gemeinde Bergkirchen im Landkreis Dachau in Bayern.

Das Schloss liegt, wie auch das kurfürstliche Schloss in Dachau, auf dem in der Landschaft deutlich erkennbaren Rücken eines Moränenhügels, der weit in die Ebene nach Westen vorgeschoben ist.

Geschichte

Blick vom Süden

Die Errichtung der Veste Lauterbach fällt wohl in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. In dieser Zeit tritt das Geschlecht der Dachauer auf, die von etwa 1250 bis 1437 auf Lauterbach saßen. Durch die Vermählung Veit von Eglofsteins zu Penvels mit Margret Dachauerin gelangte das Schloss in deren Familie. Die erste Urkunde Lauterbach betreffend stammt aus dem Jahre 1449. Veit von Eglofstein und seine Frau verkauften auf den Rat ihres Vaters Konrad von Eglofstein zu Pernvels an Hannsen den Hunt zu Dorf, ihren Schwager, und an seine Erben das Schloss und den halben Teil der Hofmark Lauterbach. Für die nächsten einhundert Jahre gibt es, außer den verschiedenen Besitzern, keine Nachrichten über Veränderungen oder Bauten am Schloss. Die von den Dachauern errichtete Veste verfiel allmählich. Jörg oder Georg Hundt zu Lautterbach und Valkenstein ließ schließlich um 1550 fast die ganze Burg neu aufführen. Diesen Zustand stellt Apian auf seiner Karte von 1568 summarisch dar. Ein rechteckiges hohes Gebäude ist darauf von einer dicken Ringmauer umschlossen, deren vier Ecken mit Wehrtürmen verstärkt sind.

Durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde das Schloss stark in Mitleidenschaft gezogen. Ob die Kapelle bereits vor dem Krieg bestanden hatte, ist nicht sicher. Im Jahre 1626 muss jedoch eine Schlosskapelle vorhanden gewesen sein, da aus diesem Jahr mehrere Stiftungsbriefe existieren. Am 29. Juni 1626 zeigt Georg Hund zu Lauterbach an, "er habe einen Caplan aufgenommen, und bittet den Bischof von Freising zu gestatten, dass er in der Schlosskapelle Messen lesen ... dürfe." Ob dieser Kapellenbau ein Vorgänger der heutigen war und an welchem Ort diese Kapelle stand, ist nicht dokumentiert. Aus dem Jahr 1635 existiert ein Verkaufsbrief. Hanns Georg Hundt von Lauterbach zu Sulzemoos, kurfürstlicher Truchsess, verkauft an seinen Vetter, Johann Philipp Hundt von und zu Lautterbach auf Eisolzried, kurfürstlicher Rat und Rittmeister, und an dessen Erben gegen eine ungenannte Summe 10 Joch Holz, das in den Urkunden als "Stuellholz" bezeichnet wird. Dies kann ein Hinweis auf den Bau eines neuen Dachstuhls sein, vielleicht sogar auf den einer durch den Krieg zerstörten und jetzt wieder neu aufgebauten Kapelle. Am 26. August 1666 bestätigt Herzog Albrecht Sigmundt, Bischof zu Freising, die von Johann Christoff Hundt von und zu Lauterbach für seine dort erbaute Schlosskapelle gemachten Stiftungen. Der Pfarrer von Einsbach wurde als Schlosspfarrer von Lauterbach bestellt, der die kirchlichen Feiern gegen gewisse jährliche Einkünfte besorgte. Die Kapelle war zu Ehren der Himmelskönigin Maria und des hl. Josef geweiht worden.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat Johann Franz Maximilian Servatius von Hundt eine Restaurierung des Schlosses vornehmen lassen, die fast einem Neubau gleichkam. Diesen Zustand gibt Wening auf seinem Stich von ca. 1700 wider.

Das Schloss besteht aus zwei Flügeln, von denen der südliche und der nördliche Flügel im rechten Winkel aneinander stoßen. In der Innenecke ist ein Treppenturm mit quadratischem Grundriss über alle drei Geschosse hochgeführt. Über dem dritten Stockwerk wird der Turm als achteckiges Tambour weitergeführt, das von einer Zwiebel gedeckt ist. An den Turm schließt sich nach Süden ein der Fassade vorgesetzter Laubengang über alle drei Geschosse an, der über eine Breite von zwei Arkaden, bzw. zwei Fensterachsen, reicht. Das Satteldach wird über diesen Vorbau abgeschleppt. Der Süd- und Ostgiebel wird von je fünf geschweiften Zinnen bekrönt. Der mit reicher architektonischer Gliederung verzierte Nordflügel erfährt eine weitere Betonung durch zwei Ecktürmchen. Das Südliche ruht auf Konsolen und setzt mit dem ersten Obergeschoss an. Sein Grundriss kann zu einem Achteck ergänzt werden. Die zwiebelförmige Turmabdeckung korrespondiert mit dem Treppenturm. Der nördliche Erker über ebenfalls poligonalem Grundriss ist schlanker, er beginnt mit dem zweiten Obergeschoss und wird mit einem hohen Zeltdach geschlossen. Ein den Hof abschließender nördlicher Anbau ist durch Arkadengänge an seiner Südfassade ausgezeichnet. Fünf breite Bögen im Erdgeschoss entsprechen zehn schmalen im ersten Obergeschoss. Über dem dritten Stockwerk schließt ein Satteldach den Bau. Ein sechseckiger Brunnen im Schlosshof trägt auf einer Balustersäule die Figur eines Neptuns mit Dreizack. In seiner Beschreibung zu dem Schloss schreibt Wening: "Dieses Schloß ... von jetzigem Herr Innhaber wiederum sein erbauet/und der Situation gemäß mit sauberen Bluem= Kuchel= und Baumgarten/ kostbaren Wasserwerck/und anderen zu einer nothwendigen Wuerthschafft vorhandenen Gebaeuen zimblich verbessert worden." Wening stellt auf seinem Stich ein großangelegtes französisches Parterre dar, das im Westen und Norden von einem ebenerdigen Arkadenbau umfangen wird. Dieser zeigt ein als Terrasse ausgebautes Flachdach. In der Mittelachse der Nordarkade führt eine aufwändige Treppenanlage zu der Terrasse. Dieser Bau kann nicht nachgewiesen werden, vielleicht befand er sich in Planung und Wening hatte ihn mit aufgenommen. Unklar bleibt auf dem Stich die Verbindung zwischen der dem Nordflügel angegliederten Kapelle und dem nördlichen Anbau. Wening stellt die Kapelle als zweigeschossigen Bau mit breitem Durchfahrtstor im Erdgeschoss dar, über ihren Nordflügel ragt ein Dachreiter empor.

Ein zweiter Wening-Stich zeigt Schloss Lauterbach von Nordwesten. Im Wesentlichen sind die drei erwähnten Baukörper und der Kapellenanbau zu erkennen. Der Treppenturm fehlt offenbar. Die Nordfassade der auch hier mindestens zweigeschossigen Kapelle ist abgerundet. Im Hintergrund ragt ein Turm empor, den Wening auf seinem anderen Stich als Dachreiter zu der Kapelle gezeichnet hat, jetzt weist er keine Verbindung mehr zu ihr auf. Auch ist von dem nach Norden anschließenden Arkadenbau hier nichts zu erkennen.

Die Vermutung drängt sich auf, dass Wening zwei verschiedene bauliche Zustände von Schloss Lauterbach wiedergegeben hat. Falls dies zutrifft, ist der Stich mit der Nordwestansicht älter. Das würde also bedeuten, dass der Süd- und Nordflügel tatsächlich zwei voneinander unabhängige Bauten waren, wobei dem Nordflügel die Funktion des Herrenhauses zukam. An diesen angebaut ist die Kapelle, deren Chor sich in seiner Funktion auch nach außen zeigt. Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts erfolgten Umbau hat das Schloss eine etwas andere Baugestalt erhalten. Der Nordflügel wurde nach Westen verlängert, die beiden Bauten mit einem Treppenturm verbunden, der auch die unterschiedlichen Höhenentwicklungen der beiden Baukörper auffangen musste. Im Zuge dieses groß angelegten Umbaus hat wahrscheinlich auch die Kapelle ihre äußere Gestalt verändert. Die Rundung der Apsis war durch eine gerade abschließende Wand nach Norden kaschiert worden. Vermutlich entstammen auch die Erker am Mittelflügel dieser Zeit.

Offensichtlich sind um 1800 größere Veränderungen am Schloss vorgenommen worden. Nach einer nicht datierten Zeichnung, vielleicht um 1800, auf alle Fälle aber vor 1850, ist besonders auffällig, dass der nördliche Anbau nicht mehr existiert. Ebenso ist der bei Wening aufgezeigte Arkadenbau am Südflügel nicht dargestellt. Ob er jemals existiert hat und wenn ja, in welcher Form, muss vorläufig offen bleiben. Der Treppenturm hat eine neue, glockenförmige Abdeckung bekommen. Der eingeschossige Kapellenbau ist nach Norden zu mit einem Glockengiebel geschmückt. Der Giebelzierat am Nordflügel ist bis auf die Firstzinne verschwunden, auch der Brunnen im Schlosshof existiert nicht mehr.

Vermutlich aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stammt die neue Deckung des Treppenturms, die anhand eines Voranschlags und einer Rechnung, beides allerdings ohne Jahr, dokumentiert ist. Die "Vorausmaße u. Kostenberechnung zur Herstellung eines neuen Thurmdaches für Hochgeboren Herrn Graf Hundt auf Schloß Lauterbach" enthält die genauen Material- und Mengenangaben für das heute nach bestehende Zeltdach.

Pläne des Baumeisters Wolf aus Bruck vor 1834 und 1839 über "Neuzubauende Wagenremise" und "Anbau an den Neubau der Lauterbacher SchloßOekonomie" zeigen, an Situationsplan, dass an Stelle des bei Wening dargestellten nördlichen Flügels wieder ein Bau steht. Auf dem Plan von 1834 ist dieser als "Holz Remiße“ ausgewiesen. Der massive Terrassenanbau an den Südflügel des Schlosses ist jüngeren Datums. Seit etwa 1850 sind am Schloss Lauterbach keine einschneidenden Umbauten mehr vorgenommen worden außer verschiedenen Veränderungen im Inneren des Schlosses. Allein die Erkertürmchen haben ihre Bedachungen gegen einfache Pultdächer eingetauscht.

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