Schloss Leitheim

Schloss Leitheim
Südfront mit Schlosskirche
Hoch über der Donauebene thront das Schloss
Südfront des Schlosses

Schloss Leitheim, die ehemalige Sommerresidenz der Äbte des nahegelegenen Klosters Kaisheim, ist ein dreigeschossiges quadratisches Gebäude, welches auf einer Anhöhe über dem Nordufer der Donau in der Nähe von Donauwörth liegt, mit Fernblick auf die Donau-Lechebene. Das gesamte Areal wurde als Prototyp eines repräsentativen geistlichen Herrensitzes erbaut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Hof Litun (Leiten, heute Leitheim) wurde erstmals 1147 erwähnt, 1185 ist hier eine Kapelle belegt. Bis zum Jahr 1770 wurde an den Donauhängen ertragreicher Weinbau (in Spitzenjahren bis 50 000 Liter Wein[1]) betrieben:

Das Potential der Leitheimer Weinberge, die in den Gründerjahren von Kloster Kaisheim als eine Art 'Außenfiliale' betrieben und bewirtschaftet wurden, erkannte erst der 20. Zisterzienser-Abt Leonhard Weinmayr: Nomen est omen. Er sorgte 1427 für die weitläufige Ausdehnung und Kultivierung des Weinanbaus.[2]

1542 wurde der Leitheimer Weinberg mit einer festen Mauer umgeben und ein prächtiges Weingärtnerhaus errichtet, von dem aus man 'bei klarem Himmel die ganze kaiserliche Stadt Augsburg mit dem herrlichsten Prospekt sehen kann'.[3]

Abt Elias Götz ließ die Hofanlage, die während des 30-jährigen Kriegs zerstört worden war, zur repräsentativen Sommerresidenz des Klosters Kaisheim ausbauen:

Nach einer Bauzeit von 15 Jahren waren Schloss und Kirche fertiggestellt und damit der Kern der heutigen Anlage 1696 vollendet. Ein eindrucksvoller Bogengang verband den zunächst zweigeschossigen Herrensitz mit der nach dem Ortsheiligen genannten. St. Blasius-Kirche. Von 1748-1750 erhielt das quadratische Schlossgebäude ein drittes Geschoß und sein mächtiges Mansardenwalmdach.[4]
Ostfront

1751 ließ der kunstsinnige Abt Coelestin I. Mermos das Schloss zu einer prächtigen Residenz mit großem Festsaal in Formen des Rokoko ausschmücken. Dabei verdient besondere Hervorhebung einer der bedeutendsten Freskenzyklen des süddeutschen Rokoko, gestaltet von Gottfried Bernhard Göz, der ein einheitliches ikonographisches Konzept bildet: die fünf Sinne, die vier Elemente, die vier Temperamente und die periodischen Zeitzyklen der vier Lebensalter, der vier Jahreszeiten und des Wechsels von Tag und Nacht und Nacht und Tag.

Nach der Säkularisation (1802) brachen für Schloss und Kirche schwere Zeiten an. Man überlegte, beide Gebäude abzubrechen. Schließlich veranlasste 1820 König Maximilian I. Joseph von Bayern den Verkauf des Anwesens an seinen Oberstküchenmeister und späteren Obersthofmarschall Friedrich Ludwig Camil Marquis de Montperny. Dieser richtete Wohngemächer im Geschmack des Biedermeiers ein. Als der Maler Joseph Carl Cogel bei ihm zu Besuch war, verstarb der in Brüssel geborene Künstler Cogel am Dienstag, den 31. Mai 1831 auf dem Donauschlösschen.

Durch Heirat ging Schloss Leitheim 1835 in der Erbfolge an die Freiherren Tucher von Simmelsdorf über. Albrecht Freiherr Tucher von Simmelsdorf begann 1953 mit der konsequenten Sicherung des Schlosses, das in seiner Substanz stark gefährdet war. Er rief 1959 auch die Leitheimer Schlosskonzerte ins Leben. 1983 wurde der Freundeskreis Schloß Leitheim e. V. gegründet.

1997 erfolgte eine weitere umfangreiche Gesamtsicherung der Bausubstanz. 2008 ging das gesamte Areal an die Messerschmitt-Stiftung über.[5] Die Schlosskirche ist zwar Eigentum der katholischen Kirche, doch übernahm der neue Eigentümer das Patronat. Die Familie Tucher von Simmelsdorf zeichnet weiterhin für die jährlich stattfindenden Schlosskonzerte und andere Veranstaltungen verantwortlich.

Literatur

  • Freundeskreis Schloß Leitheim e. V. (Hrsg.): Schloss Leitheim. Kaisheim-Leitheim o. J.
  • Albrecht Frhr. v. Tucher: Schloss Leitheim. 4. Auflage. Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1979. (Schnell, Kunstführer Nr. 728)
  • Georg Dehio (Begr.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern III: Schwaben. bearbeitet von Bruno Bushart und Georg Paula. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1989, ISBN 3-422-03008-5.

Weblinks

 Commons: Schloss Leitheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. A. v. Tucher; Schnell-Kirchenführer S. 3.
  2. Freundeskreis Schloß Leitheim e. V., o. J., S. 4 f
  3. http://www.kaisheim.de/gast/3sehenswert/04schlossleitheim/02schlossbau.htm
  4. Freundeskreis Schloß Leitheim e. V., o. J., S. 8.
  5. http://www.community.augsburger-allgemeine.de/forum/bayern-und-region/9136-schloss-leitheim-hat-einen-neuen-eigentuemer.html
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