Schloss Tribuswinkel

Schloss Tribuswinkel
Schloss Tribuswinkel

Das Schloss Tribuswinkel ist ein Schloss in Tribuswinkel, einer Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Traiskirchen in Niederösterreich.

Auf dem Platz des heutigen Schlosses dürften schon ältere Anlagen gestanden sein. Die Stiftungsurkunde des Stiftes Heiligenkreuz geht auf das Jahr 1136 zurück. Unter anderem wird ein Zeuge Jubort de Tribuswinchele genannt. Die erste Wehranlage dürfte als Wasserburg um 1120 bis 1230 gebaut worden sein. Das Geschlecht findet man auch im Salbuch des Stiftes Klosterneuburg. Es ist bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisbar. Als Nachfolger findet man die Herren von Mistelbach und kurz darauf Wolfgang von Winden, in dessen Familie verblieb es bis 1527.

Danach wechselten die Besitzer ziemlich rasch. Darunter befanden sich die Starhemberger, die Streun von Schwarzenau und die Hoyos. Im Jahr 1588 erwarb Georg Federl Tribuswinkel. Nach dem Übertritt zum Protestantismus bekämpfte er die Katholiken. Da er die Kirchengüter der katholischen Pfarre einzog, musste sogar Erzherzog Mathias intervenieren. Die Schwiegertochter Federls veräußerte 1637 die Herrschaft an Johann Hector Graf Isolani, einen General der gefürchteten „Kroatischen Reiter“ unter Wallenstein. Seine Tochter trat in ein Kloster ein und verkaufte Tribuswinkel umgehend an Mathias Wägele.

Mit einer Unterbrechung von 1707 bis 1733 war die Familie Wägele von Walsegg zwischen 1666 und 1772 Eigentümer Tribuswinkels. Zur Zeit der Türkenkriege zählte Tribuswinkel zu den gut verteidigten Zufluchtstätten für die Zivilbevölkerung. Nach Maria Anna von Schulenburg-Oyenhausen, geb. Gräfin Kotulinsky, die das Gut Tribuswinkel 1772 kaufte, kam das Gut an die Familie Bartenstein. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss großzügiger umgebaut, bevor es von den Freiherren Christoph und Johann von Doblhoff im Jahr 1877[Anm. 1] erworben wurde.

Im Jänner 1900 besichtigte Kronprinzessin Stephanie, Witwe von Kronprinz Rudolf, Gut bzw. Schloss Tribuswinkel. [1] Dieser Besuch gab dem Gerücht für einige Zeit Nahrung, die Kronprinzessin beabsichtige den Kauf der Liegenschaften. Die von den meisten Wiener Zeitungen kolportierte Nachricht eines vollzogenen Kaufs stellte sich in der Folge als unrichtig heraus.[2]

Im Laufe des Ersten Weltkrieges (1917) kaufte der Großindustrielle Ludwig Urban das Schloss und baute es um. Ein um 1800 abgetragener Turm wurde wieder errichtet und ein zweiter Stock aufgesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von den sowjetischen Besatzungstruppen beschlagnahmt. Im Schloss wurde ein lokales Hauptquartier und eine Filmzensurstelle eingerichtet.

Nach dem Staatsvertrag wurde es im Jahr 1958 in ein Kindererholungsheim umgebaut. Die Witwe schenkte es der Gemeinde Wien mit der Auflage, ein Kindererholungsheim wie bisher zu betreiben. Im Jahr 1988 kaufte es aber die Stadtgemeinde Traiskirchen, zu der Tribuswinkel gehört und richtete ein Kulturzentrum und einen Kindergarten ein.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Der Grundriss des Schlosses ist trapezförmig. Die ursprüngliche Ringmauer existiert nicht mehr. Auch der Wassergraben ist schon lange zugeschüttet. Das Schloss hat drei Geschoße. Teilweise ist das Schloss auch unterkellert. Im ersten Stock befindet sich eine kleine Kapelle. Am großen Torbogen sieht man noch die Jahreszahl 1614. Durch den Umbau in das gewidmete Kinderheim besteht die ursprüngliche Raumstruktur nicht mehr. Die Nebengebäude, die zum Schloss gehörten, sind heute Privatbesitz.

Zu besichtigen ist das Schloss nur von außen.

Literatur

  • Dagobert Frey: Die Denkmale des politischen Bezirkes Baden. Österreichische Kunsttopographie, Band 18. Hölzel, Wien 1924. [3]
  • Felix Halmer: Burgen und Schlösser zwischen Baden, Gutenstein, Wr. Neustadt. Burgen und Schlösser in Niederösterreich, Band 1, Viertel unter dem Wienerwald, 2. Birken-Verlag, Wien 1968. [4]
  • Gerhard Stenzel, Lothar Beckel (Fotogr.): Von Schloß zu Schloß in Österreich. Kremayr & Scheriau, Wien 1976, ISBN 3-218-00288-5.
  • Georg Clam Martinic: Österreichisches Burgenlexikon. Burgen und Ruinen, Ansitze, Schlösser und Palais. 2. Auflage. Landesverlag, Linz 1992, ISBN 3-85214-559-7.
  • Hans Meissner: Die Doblhoffs und Baden-Weikersdorf. (Vom Fürstendiener zum Industriemanager). Neue Badener Blätter, Band 4,4. Gesellschaft der Freunde Badens und Städtische Sammlungen – Archiv, Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden, Baden 1993. [5]
  • Helmut A. Gansterer: Thermenregion – Weinstraße. Baden, Bad Vöslau, Gumpoldskirchen, Pfaffstätten, Sooß, Traiskirchen. Höller , Ternitz-Pottschach 2000, ISBN 3-85226-086-8.
  • Peter Aichinger-Rosenberger (u.a.): Niederösterreich südlich der Donau. Band 2, M bis Z. Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, topographisches Denkmälerinventar. Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-365-8.
  • Stefan Babler: Schloss Tribuswinkel – von den Anfängen bis in die Gegenwart. 3., überarbeitete Auflage. Pro Tribus Dorferneuerung, Arbeitsgruppe Geschichte, Tribuswinkel 2004.  [6]

Einzelnachweise

  1. Hofnachricht. In: Badener Zeitung, 13. Jänner 1900, S. 4, Mitte links. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  2. Local-Nachrichten. (…) Zum angeblichen Gutsverkauf in Tribuswinkel. In: Badener Zeitung, 10. Februar 1900, S. 2, Mitte rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  3. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  4. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  5. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  6. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.

Anmerkungen

  1. Laut Meissner: Die Doblhoffs, S. 36, wurde in jenem Jahr Tribuswinkel erworben von Rudolf von Doblhoff (1849−1924), der sich ursprünglich als Großgrundbesitzer in Mähren hatte ansiedeln wollen, dies aber angeblich wegen der in der Bevölkerung herrschenden Deutschfeindlichkeit unterließ. Schloss und Schlosspark wurden unter Rudolf von Doblhoff Zentren gesellschaftlichen Lebens der Familie und deren zahlreichen Freunde, darunter die Baronin Helene Vetsera (1847–1925) sowie die kleine Mary Vetsera (1871–1889), die einen Teil ihrer Kindheit dort verbrachte.

Weblinks

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