Schlösschen Bellevue

Schlösschen Bellevue

Das Schlösschen Bellevue (auch Küselsches Palais) ist ein ehemaliges Sommerhaus im Stil des Rokoko an der Trave in der Hansestadt Lübeck.

Geschichte

Das Schlösschen Bellevue 2007

An der heutigen Einsiedelstraße, die 1869 noch als Einsegelstraße verzeichnet war, hatte der wohlhabende Kaufmann Jeronymus Küsel ein Sommerhaus für seine Familie gebaut. Seinem Sohn Hieronymus Küsel fiel nach dem Tod der Eltern das ansehnliche Vermögen der Kaufmannsfamilie zu. Er galt als reichster Kaufmann der Hansestadt in seiner Zeit; zu seinem Besitz gehörten 80 Mühlen, vornehmlich Kupfermühlen. In der Fischergrube betrieb Küsel eine Kupferhandlung; außerdem verfügte er über ein Barvermögen von 900.000 Talern.

Hieronymus Küsel ließ auf dem Grundstück im Stadtteil Lübeck-St. Lorenz, vor den Toren der Stadt gelegen, von dem Lübecker Stadtbaumeister Johann Adam Soherr zwischen 1754 und 1756 das Schlösschen Bellevue errichten. Es besteht aus einem zweistöckigen Wohnhaus sowie zwei Torhäusern auf beiden Seiten des Eingangsportals. Das Schlösschen war von einem aufwendig gestalteten Garten umgeben; zur Trave ließ Küsel eine Allee anlegen. An der Trave befand sich ein Steg, an dem die aus der Lübecker Altstadt kommenden Gäste mit ihren Booten anlegten. Küsel zählte die Honoratioren der Stadt zu seinen Gästen, mit denen er im Schlösschen rauschende Feste feierte.

Um 1773 ging Küsel bankrott; seine Gläubiger blieben auf 600.000 Talern sitzen. Seine Frau starb kurz darauf. Freunde setzen Küsel eine Rente von 200 Talern im Jahr aus; er lebte fortan im Herrenhaus Nütschau, das seinem Freund Christian von Brömbsen gehörte. Küsel starb 1793.

Das Schlösschen wechselte 1774 zu einem geringen Preis den Besitzer; ebenso das 1752 errichtete Küselsche Stadtpalais in der Königstraße. [1]

Nach 1955 gehörten Schlösschen und Grundstück der Firma Orenstein & Koppel. Sie ließ auf Teilen des Grundstücks Firmengebäude errichten. Das Schlösschen auf dem Grundstück Einsiedelstraße 10 kaufte um 1984 ein Lübecker Kaufmann, der das Schlösschen sanieren ließ und mit seiner Familie bewohnte. Auch die Torhäuschen wurden saniert und zeitweilig für Wohnzwecke vermietet.

Vom Ehepaar Küsel sind neben dem Schlösschen auch Portraits erhalten, die der italienische Maler Stefano Torelli schuf. Sie befinden sich im Museum Behnhaus.

Literatur

  • Annaluise Höppner: Das Schlösschen Bellevue in: Eine Fahrt zu den Sommerhäusern und Gärten in den alten Lübecker Vorstädten mit einer kleinen Kulturgeschichte am Rande des Weges Verlag der Buchhandlung Gustav Weiland Nachf., Lübeck 1993, ISBN 3-87890-069-5 (formal falsche ISBN)

Anmerkungen

  1. heute Königstraße Hausnummer 42. Das Palais war ganz in Kupfer gedeckt und wurde 1892 zugunsten des neugotischen Neubaus der Reichsbank nach Entwurf von Max Hasak abgerissen.
53.88111111111110.686111111111

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