- Trave
-
Trave Trave bei Lokfeld
Daten Gewässerkennzahl DE: 962 Lage Schleswig-Holstein, Deutschland Flusssystem Trave Flussgebietseinheit Schlei/Trave Quelle Bei Ahrensbök in Ostholstein Mündung Bei Travemünde in die Ostsee (Lübecker Bucht) 53.96075410.8871990Koordinaten: 53° 57′ 39″ N, 10° 53′ 14″ O
53° 57′ 39″ N, 10° 53′ 14″ O53.96075410.8871990Mündungshöhe 0 m Länge 124 km Einzugsgebiet 2.676 km² Rechte Nebenflüsse Wakenitz, Stepenitz Linke Nebenflüsse Schwartau Großstädte Lübeck Mittelstädte Bad Segeberg, Bad Oldesloe, Reinfeld, Lübeck-Travemünde Gemeinden Dassow Die Trave (lat. Travena) ist ein 124 km langer Fluss in Schleswig-Holstein, der in die Ostsee mündet.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Bei der Beschreibung des Travelaufs ist zu berücksichtigen, dass zwei der dabei benutzten Bezeichnungen jeweils unterschiedliche Bedeutungen haben können: „Obertrave“ ist hydrologisch der Oberlauf von der Quelle bis zur Einmündung des Elbe-Lübeck-Kanals, in stadtlübischer Sicht aber der Traveabschnitt vom St.-Jürgen-Hafen der Kanaltrave bis zur Holstenbrücke am Holstentor. Die „Untertrave“ beginnt traditionell an der Holstenbrücke, nach Stadtplan an der Teerhofinsel und als Küstengewässer der Signatur des Landesvermessungsamtes zufolge[1] an der Herreninsel.
Für die Wasserstraßenbezeichnungen gilt
- Kanaltrave von der Einmündung des Elbe-Lübeck-Kanals entlang der Ostseite der Altstadt bis zum Zusammenfluss mit der Stadtrave beim Burgtor,
- Stadttrave von der Abzweigung der Kanaltrave südlich des Doms entlang der Westseite der Altstadt bis zum Zusammenfluss mit der Kanaltrave beim Burgtor,
- Untertrave vom Burgtor bis zur Mündung.
Oberlauf
Die Trave entspringt in Gießelrade (Kreis Ostholstein) , nördlich der B 432 zwischen Ahrensbök und Scharbeutz. In der Dorfmitte findet sich der Quelltümpel, der von einer kleinen Anlage mit Sitzbänken umgeben ist. Von dort fließt sie in alten Schmelzwasserbetten der letzten Eiszeit und zuerst in südwestlicher Richtung durch den Wardersee nach Bad Segeberg und dann weiter in Richtung Süden nach Bad Oldesloe. Dort knickt sie nach Osten ab, um erst südlich an Reinfeld vorbeizufließen und dann bei Hamberge und Moisling nach Lübeck zu gelangen.
Von Bad Oldesloe bis zur Einmündung des Elbe-Lübeck-Kanals war die Obere Trave ab 1921 Reichswasserstraße, ging aber 1941 an Preußen zurück.
Mittlere Trave
Beim Lübecker Dorf und jetzt Stadtteil Genin mündet von Süden der Elbe-Lübeck-Kanal ein, auf langen Strecken entlang der Stecknitz 1895 - 1900 gebaut. Gleichzeitig mit dem Kanalbau wurde der Fluss von der Kanaleinmündung bis zum Rand der Altstadt zur Kanaltrave vertieft und verbreitert. Bei der Lübecker Altstadt wurde der Flusslauf nach Bedürfnissen der Schifffahrt und der mittelalterlichen Stadtverteidigung umgestaltet, so dass er sich südlich des Lübecker Doms in mehrere Gewässer gabelt. Zunächst zweigt der Stadtgraben nach Westen, dann die Kanaltrave nach Osten vom ursprünglichen Travelauf ab und führt im ehemaligen Bett der Wakenitz zum Klughafen an der Nordostseite der Altstadt. Die Wakenitz, die die Altstadt ursprünglich östlich begrenzte, wird bei der Rehderbrücke (früher: Krähenbrücke) mittels eines Dükers unter der Kanaltrave hindurch in den Krähenteich geleitet und fließt von dort durch den Mühlenteich in die Stadttrave (stadtlübisch: Obertrave). Diese ist Teil des ursprünglichen Travelaufs am Westrand der Altstadt. An ihrem linken Ufer stehen die Salzspeicher. Nördlich des Holstentors wird dieser Travelauf stadtlübisch Teil der Untertrave und heißt aber weiterhin offiziell Stadttrave bis zum Zusammenfluss mit der Kanaltrave. An deren rechtem Ufer, der Straße An der Obertrave, steht die Musikhochschule. Westlich der ehemaligen Wallanlagen verläuft der Lübecker Stadtgraben.
Untertrave
Nördlich des Holstentors beginnen die Seehäfen. Am nördlichen Ende der Altstadtinsel beim Burgtor vereinigen sich Stadtgraben, Stadtrave und Kanaltrave wieder. Zwischen dem Holstentor und der durch einen Durchstich im 19. Jahrhundert künstlich entstandenen Teerhofinsel liegen Lübecks Handelshäfen. Wo Durchstich und Altes Fahrwasser zusammentreffen, mündet von Norden die Schwartau. Auf der Halbinsel zwischen dieser und der alten Trave liegt die slawische Wallburg Liubice. Am Naturschutzgebiet Schellbruch und dem Fischerdorf Gothmund vorbei fließt sie zur Herreninsel, heute einer Halbinsel, nördlich von der sie vom Herrentunnel unterquert wird. Ab der Herreninsel wird sie als Küstengewässer betrachtet, da regelmäßiger Einstrom von Wasser aus der Lübecker Bucht für einen Salzgehalt zwischen etwa 2 und 5 g/kg sorgt. Aufgrund seiner eiszeitlichen Entstehung ist das Ästuar zwischen Herreninsel und der Mündung in die Lübecker Bucht einschließlich der Aufweitung Pötenitzer Wiek und deren Bucht Dassower See auch eine Förde, die Traveförde.
Östlich der Herreninsel liegt auf dem rechten Ufer der Stadtteil Schlutup mit der Einmündung des Lübecker Landgrabens. Gegenüber beginnt das Dummersdorfer Ufer mit seiner Stülper Huk. Danach erweitert sich die Trave ostwärts zur schon erwähnten Pötenitzer Wiek. In den Dassower See mündet die Stepenitz. Die Travemündungsstrecke zwischen der Pötenitzer Wiek und der offenen Lübecker Bucht, westlich von Travemünde und östlich vom Priwall begrenzt, ist eigentlich schon ein Meeresarm.
Entstehung der Traveförde
Der tiefe Einschnitt der Trave entstand, als in der letzten Eiszeit (der Weichseleiszeit) Gletscher eine Rinne aushobelten. Seit dem Ende der Eiszeit steht die Rinne mit der Ostsee in Verbindung und bildet die Traveförde. Diese Förde stellt auch den Unterlauf der Trave dar. Das Wasser der Trave fließt erst seit etwa 12.000 v. Chr. nach Norden in die Lübecker Bucht der Ostsee ab. Vorher war die Abflussrichtung durch die glazialen Rinnen nach Süden, da der Weg nach Norden noch durch die Gletscherreste versperrt war.
Der stetige Fluss des Wassers der Trave hält den Abfluss der Trave(förde) zur Ostsee - gegen die am Brodtener Ufer abgetragene und durch die Strömung nach Osten verlagerten Sandmassen - offen und verhindert damit eine Abtrennung von der Ostsee.
Geschichtliche Bedeutung
Die Trave wurde im ersten Jahrhundert als Dravus, Drave in Magna Germania bezeichnet.
Im Oberlauf bildete die Trave gemeinsam mit der Schwentine den Limes Saxoniae und die westliche Grenze von Wagrien. Im Bereich der Lübecker Altstadt war sie Bestandteil des Systems der mittelalterlichen und neuzeitlichen Lübecker Stadtbefestigung. Im Unterlauf war und ist sie Landesgrenze zu Mecklenburg, zeitweise als Innerdeutsche Grenze. Die Hoheitsrechte an der Trave und der Lübecker Bucht waren zwischen Lübeck und Mecklenburg seit dem Barbarossa-Privileg (1188) streitig. Für den Uferverlauf der Trave wurde der Streit am 21. Juni 1890 vom Reichsgericht[2] entschieden.
Brücken und Tunnel
Die Travequerung im Zuge der Bundesstraße 75 wurde durch den neuen Herrentunnel ersetzt, der am 26. August 2005 eröffnet wurde und gebührenpflichtig ist. Die Herrenbrücke, eine Klappbrücke, wurde bis Ende 2006 abgerissen.
Im Bereich der Lübecker Altstadt wurde die neue Eric-Warburg-Brücke als Klappbrücke am 10. März 2008 in Betrieb genommen.
-
Ehemalige Herrenbrücke zwischen Lübeck und Travemünde
-
Reste der Herrenbrücke in Herrenwyk im September 2007
Schifffahrt
Die Trave (Tr) ist von der Einmündung des Elbe-Lübeck-Kanals, 71 m nordöstlich der Achse der Geniner Straßenbrücke (km 0,00)[3], bis zu ihrer Mündung in die Ostsee bei Travemünde (km 26,94)[3] eine Bundeswasserstraße [4], und zwar bis zur Eisenbahnhubbrücke in Lübeck (km 5,56)[3] eine Binnenwasserstraße der Klasse IV, auf der die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung gilt und von da ab eine Binnenwasserstraße der Klasse VIb, auf der die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung gilt mit Lotsenpflicht für Seeschiffe. Zuständig ist das Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck. Bis 1934 war die Stadt Lübeck für Kanaltrave, Stadttrave und Untertrave zuständig, von da ab waren sie Reichswasserstraße und dann Bundeswasserstraße. 2006 ging die Stadtrave zurück an die Stadt Lübeck[5].
Wegen seiner Bedeutung wurde der Lauf der Untertrave in der Vergangenheit mehrfach korrigiert. Die 1. Travekorrektion erfolgte in den Jahren 1850–54; verbunden mit einem Durchstich bei der Herrenfähre wurde das Fahrwasser auf durchgängig mindestens 4 m vertieft. 1882 entstand im Zuge der 2. Travekorrektion (1879–83) durch einen Durchstich die Teerhofinsel. Die Revierfahrt wurde so durch den Lübecker Wasserbaudirektor Louis Martiny mit seinem Mitarbeiter Peter Rehder erheblich verkürzt und das Fahrwasser auf 5 m Mindesttiefe vertieft. In der 3. Travekorrektion (1901–07) wurde das Fahrwasser durch den Wasserbaudirektor Rehder zwischen der Reede vor Travemünde und den Lübecker Stadthäfen erneut, diesmal auf 8,5 m bei Travemünde und bis Lübeck auf 7,5 m vertieft. Wegen der weiter zunehmenden Schiffstiefgänge schloss sich eine 4. Travekorrektion unmittelbar an mit dem Ziel einer durchgehenden Tiefe von 8,5 m. Damit sollte die volle Zweischiffigkeit für Schiffe von 8 m Tiefgang erreicht werden. Diese Korrektion war aber, bedingt auch durch die zwei Weltkriege, letztlich erst 1961 abgeschlossen. Um ein Stagnieren der Entwicklung des Hafens Lübeck zu verhindern, folgte 1961 - 82 die 5. Travekorrektion für einen 9,5 m-Ausbau. Außer der Vertiefung und Verbreiterung der Fahrrinne wurden u. a. in großem Umfang Uferdeckwerke gebaut, die Schifffahrtszeichen modernisiert und die Lübecker Häfen weiter ausgebaut.
Der Schiffsverkehr wird von einer Revierzentrale in der Nähe des Travemünder Leuchtturms kontrolliert. Für die Ansteuerung Travemündes ist der Leuchtturm ohne Bedeutung, das Leuchtfeuer befindet sich heute auf dem Dach des Maritim-Hochhauses.
Nebenflüsse
Berliner Au - Beste - Bißnitz - Heilsau - Brandsau - Faule Trave - Medebek, siehe auch Schellbruch - Mözener Au - Schwartau (siehe auch Liubice) - Stecknitz - Stepenitz (siehe auch Dassower See) - Wakenitz
Inseln
Teerhofinsel - Buchhorst im Dassower See
Natur- und Umweltschutz
Die Schleswig-Holsteinische Landesregierung hat durch Landwirtschaftsminister Dr. von Boetticher den gesamten Travelauf bis zur Mündung einschließlich der anliegenden Naturschutzgebiete der Europäischen Union im Rahmen des Programms Natura 2000 als FFH-Gebiet gemeldet.
Naturschutzgebiete am unteren Travelauf im Bereich des Flussmündungsgebiets (Ästuar) sind der Schellbruch, das Dummersdorfer Ufer, der Dassower See und Teile des Priwall.
Fischfauna
Die Trave ist fischereirechtlich vom Lübecker Kreisverband der Sportfischer e.V. gepachtet, der dort auch regelmäßig Besatzmaßnahmen durchführt.[6] Aufgrund seines großen Einzugsbebietes und seines vielfältigen Fischreichtums ist die Trave ein interessantes Gewässer für alle Sport- und Freizeitangler.
Zu den vorkommenden Fischarten zählen Barsch, Aal, Gründling, Rotauge, Hecht, Brassen, Meerforelle, Aland, Bachforelle, Zwergstichling, Döbel, Elritze, Schleie, Quappe, Kaulbarsch, Regenbogenforelle, Äsche, Rapfen, Karausche, Hasel, Karpfen und Zander. Im Bereich Lübeck steigt der Salzgehalt des Flusses an, daher findet man hier auch noch Flunder, Hering und Hornhecht.
Der Lübecker Kreisverband der Sportfischer e.V. gibt an seine Angelvereine und Angler Erlaubnisscheine zum Fischfang aus. Die Bedingungen zum Angeln sind im Bereich der Hansestadt Lübeck nicht ganz einfach, weil hier immer noch das über 800 Jahre alte Fischereirecht Bestand hat. Danach ist die Trave in drei verschiedene Fischereibezirke eingeteilt.
Aktuelle Informationen zu den Angelbestimmungen, Preise und Ausgabestellen für Angelkarten gibt es im Internet beim Lübecker Kreisverband der Sportfischer e.V..
Siehe auch
Literatur
- M. Eckoldt (Hrsg.): Flüsse und Kanäle, Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag, 1998.
- Sylvina Zander: Oldesloe - Die Stadt, die Trave und das Wasser. Wachholtz-Verlag, Neumünster 2008, 416 Seiten, zahlreiche, teils farbige Abbildungen und Karten, ISBN 3-529-07130-7.
Weblinks
Commons: Trave – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Herrentunnel
- Herrenbrücke
- Uwe Selig, Dirk Schories & Hendrik Schubert: Bericht zum Forschungsvorhaben: „Testung des Klassifizierungsansatzes Mecklenburg-Vorpommern (innere Küstengewässer) unter den Bedingungen Schleswig-Holsteins und Ausdehnung des Ansatzes auf die Aussenküste“. Küstengewässer-Klassifizierung deutsche Ostsee nach EU-WRRL, Teil B: Innere Küstengewässer Schleswig-Holstein (PDF-Datei; 833 kB)
- [1] Abgrenzung von Flussgebietseinheiten und Wasserkörpern gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie mit Karte des Ostküsten-Einzugsgebiets in Schleswig-Holsteins und NWM als Beispiel (Abb. 1.2)
Einzelnachweise
- ↑ Vogelschutzgebiet Traveförde im Umwelt- und Agraratlas Schleswig-Holstein
- ↑ RG ZVLGA 6 (1891), S. 243-326.
- ↑ a b c Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- ↑ Verzeichnis E, Lfd.Nr. 58 der Chronik, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- ↑ BGBl. I vom 10. Juli 2007, S. 1241
- ↑ angeln-in-luebeck.de: Angeln in Lübeck - Die Trave, Zugriff am 20. September 2010
Kategorien:- Flusssystem Trave
- Fluss in Europa
- Fluss in Schleswig-Holstein
- Geographie (Lübeck)
- Gewässer im Kreis Stormarn
- Gewässer im Kreis Segeberg
- Gewässer im Kreis Ostholstein
- Lübecker Hafen
- Bundeswasserstraße
- FFH-Gebiet
- Natura-2000-Gebiet
- Kanaltrave von der Einmündung des Elbe-Lübeck-Kanals entlang der Ostseite der Altstadt bis zum Zusammenfluss mit der Stadtrave beim Burgtor,
Wikimedia Foundation.