- Schlüter (Schlepper)
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Die Firma Anton Schlüter München war ein Hersteller von Traktoren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Firma Anton Schlüter München wurde 1898 von Kommerzienrat Anton Schlüter zum Bau von Benzin- und Vielstoffmotoren gegründet. 12 Jahre nach Firmengründung erwarb Anton Schlüter in Freising eine eigene Gießerei. Die neuen Gebäude wurden um 1910 von den Architekten Jakob Heilmann und Max Littmann erbaut. Im Jahr darauf baute Schlüter vor Freising ein landtechnisches Versuchszentrum, den heute als Molkerei genutzten Schlüterhof.
Schlepperbau
Schlüter begann im Jahr 1937 mit dem Bau von Schleppern (Traktoren). Aufgrund des kriegsbedingten Benzinmangels wurden ab 1942 auch Holzgasschlepper und Holzgas-Elektro-Aggregate mit 25 und 50 PS produziert. Durch die Bombenangriffe auf München und auf Freising werden sowohl das Münchener Werk als auch die Gießerei in Freising weitgehend zerstört. Als Anton Schlüter (junior) 1949 durch den Tod seines Vaters die Führung der Schlüterwerke übernahm, entschied er sich, das Werk in München nicht mehr wiederaufzubauen und stattdessen die alte Gießerei in Freising als Traktorenwerk mit integrierter Gießerei umzukonstruieren. Schlüter spezialisierte sich seit 1964 auf den Bau von Großschleppern, wie den Baureihen Super (bis 280 PS), Super Trac mit 4 gleich großen Rädern (bis 300 PS) und Profi Trac mit 4 gleich großen Rädern (serienmäßig bis 320 PS) sowie der kleinen Baureihe Compakt. Im Jahre 1978 wurde als Unikat der stärkste Schlepper Europas, der Profi Trac 5000 TVL mit 500 PS, gebaut. Ursprünglich durch Tito in Auftrag gegeben, wurden mit den politischen Veränderungen im Jugoslawien der damaligen Zeit alle Pläne zur Serienfertigung des 5000 TVL haltlos. Das einzige Exemplar gehört heute dem Schlüter-Fan Franz-Joseph Stetter aus Rainau-Buch, der auch den Schlüter-Bären in seinem eigenen Firmenlogo in Ehren hält. 1989 wurde als neue Baureihe der Euro Trac mit bis zu 200 PS und verschiebbarem Ballastgewicht vorgestellt. Die Konkurrenz hatte Schlüter jedoch längst technisch überholt, und mit der Wende 1989 waren mehr leistungsstärkere Standardtraktoren als Systemschlepper gefragt. So wurden vom Euro Trac insgesamt nur 184 Exemplare gebaut, bevor Schlüter Konkurs anmelden musste.
Stilllegung
Als 1993 das Werk in Freising schloss, wurde die Produktion des Euro Trac an die Landmaschinen Schönebeck AG (zur Zeit der Euro Trac -Fertigung "Landtechnik Schlüter") in den neuen Bundesländern (Schönebeck) verlegt. Dort musste die Fertigung nach nur 32 produzierten Exemplaren eingestellt werden. Die Firma Egelseer in Fürth kaufte die übrig gebliebenen Teile von LTS auf und baute bis ins Jahr 2004 vereinzelte Exemplare des Euro Trac.
Das stillgelegte Werk in Freising steht heute als Industrieruine mit den zwei markanten Türmen am Ortseingang (B11 Richtung München). Die verbliebenen Gebäudeteile sind als Kulturdenkmal anerkannt und geschützt. Momentan werden die Überreste des Werkes renoviert und es soll ein Einkaufszentrum darin entstehen. Auch ein restaurierter Schlüter-Schlepper soll darin einen Platz finden und an die frühere Nutzung der Hallen erinnern.
Anton Schlüter starb im Sommer 1999. Noch heute verehren deutschlandweit und gar im Ausland zahlreiche Fanclubs die traditionsreiche bayerische Traktorenmarke, und zelebrieren in regelmäßigen Abständen Schlüter-Feldtage, welche zwar nicht mehr die Besucherzahlen der Ur-Schlütertage (bis zu 30000) erreichen, aber dennoch ihren Reiz haben. Durch umfangreiche Restaurierungsarbeiten werden viele Schlüter-Traktoren vor dem Zerfall bewahrt, und geben so noch lange ein Andenken an wegweisenden deutschen Traktorenbau.
Literatur
- Schlüter-Traktoren Bärenstark, Wolfram A. Riedel, DLG-Verlags-GmbH (1998), ISBN 3-7690-0561-9
- Schlüter in aller Welt - Zwei Bären auf Reisen, Karl-Heinz Fischer und Klaus Tietgens, DLG-Verlags-GmbH (2004), ISBN 3-7690-0619-4
- Schlüter Traktoren im Einsatz, Klaus Tietgens, Verlag Podszun-Motorbücher GmbH (2005), ISBN 3-861-33380-5
Weblinks
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