- Schriftliche Sprache
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Geschriebene Sprache bezeichnet ein Zeichensystem, das formal nicht festgelegt ist, jedoch speziellen Normen gehorcht und in schriftlicher Form vorliegt.
Geschriebene Sprache manifestiert sich in Texten. Am Anfang steht immer das Wort, der Gedanke, der Einfall, welche jedoch im Rohzustand alle nur bedingt zugänglich sind. Hingegen stehen Dokumente, Schriftstücke etc. der Schreibforschung in physischem Zustand zur Verfügung.
Die volkssprachliche Schriftkultur erfuhr seit dem 13. Jahrhundert einen Aufschwung durch das Aufblühen der städtischen Kultur. Dieser Aufschwung trug dazu bei, dass nicht nur dem Adel und Klerus, sondern weiteren Bevölkerungsschichten der Zugang zur geschriebenen Sprache ermöglicht wurde. Im 14. und 15. Jahrhundert verschwanden allmählich die Signale von konzeptioneller Mündlichkeit, welche durch das Erscheinen konzeptioneller Schriftlichkeit abgelöst wurden. Heutzutage wird häufig vernachlässigt, welchen kulturellen, soziologischen und temporär situationsbedingten Hintergrund der Schreiber zum Zeitpunkt des Umformulierens von Sprache in Schriftform hatte. Hintergrundwissen ist von großer Bedeutung, um die Intention des Autors verstehen zu können. Weiterhin wird den „Indizien des Schreibens“ (Schriftduktus, Motorik, Schreibwerkzeug) wenig Beachtung geschenkt. Instrumente wie die Schreibmaschine und der Computer haben die Aufzeichnung gesprochener Sprache wesentlich vereinfacht, da man diese mit ihnen nahezu wörtlich schriftlich protokollieren kann.
Das Verhältnis von geschriebener Sprache zur gesprochenen Sprache
Das unterschiedliche Verhältnis von gesprochener und geschriebener Sprache in der Historiographie spiegelt sich in drei verschiedenen Positionen wider, in denen die Abhängigkeit der geschriebenen Sprache zur gesprochenen Sprache diskutiert wird.
- Der abhängigkeitstheoretische Ansatz bezeichnet die geschriebene Sprache als sekundär, d.h. von der gesprochenen Sprache abhängig. Hierbei dient die geschriebene Sprache lediglich der Aufzeichnung von gesprochener Sprache. Geschriebene Sprache ist in ihrer Darstellungsform immer fiktional, da sie sich eines anderen Mediums bedient. Ursprünglich lag sie in gesprochener Form vor.
- Der autonomietheoretische Ansatz meint, dass die geschriebene Sprache ihrer sekundären Funktion enthoben und der gesprochenen Sprache gleichgesetzt wird. Ihre Vertreter teilen die Auffassung, dass es sich bei gesprochener und geschriebener Sprache um zwei unterschiedliche Formen von Sprache handelt. Außerdem sind sie der Ansicht, dass durch die Auseinandersetzung mit geschriebener Sprache die Erkenntnistätigkeit des Individuums erweitert wird, was Auswirkungen auf Fähigkeiten der gesprochenen Sprache haben kann.
- Der relativierende Ansatz wägt beide Positionen gegeneinander ab und erkennt sowohl die relative Eigenständigkeit beider Sprachformen an, als auch die Verbindungen, die zwischen ihnen bestehen.
Immer mehr an Bedeutung gewinnt die sog. 3-Phasen-These (Planen-Formulieren-Überarbeiten), da Fragen nach der sprachlichen Formulierung von geschriebener Sprache immer erst nach der Vollendung der gedanklichen Planung behandelt werden.
Aktuell diskutiert wird ebenfalls, ob sich mentale Gedankengänge nicht schon in vollkommener Satzstruktur oder zumindest in komplexen Wortgefügen (Teilsätze) darstellen, oder ob erst die geschriebene Sprache sich diesen grammatischen Formen bedient.
Literatur
- Tinnefeld, Thomas: Mängel in der Unterscheidung zwischen geschriebener und gesprochener Sprache im Deutschen als Fehlerursache beim schriftlichen Fremdsprachengebrauch. Aachen: Shaker 1999 (Sprache & Kultur) ISBN 3-8265-4942-2
- Osburg, Claudia: Gesprochene und geschriebene Sprache. Aussprachestörungen und Schriftspracherwerb. Hohengehren. Schneider Verlag GmbH 1997 ISBN 978-3-87116-894-9
- Ott, Margarete: Entwicklung schriftlich-konzeptioneller Fähigkeiten im mehrsprachigen Kontext. IN: Bredel, Ursula/ Günther, Hartmut/ Klotz, Peter, Ossner, Jakob/ Siebert-Ott, Gesa (Hrsg.): Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch. 1. Teilband. Paderborn: 2003. ISBN 978-3-8252-8237-0
- Feldbusch, Elisabeth: Geschriebene Sprache: Untersuchungen zu ihrer Herausbildung und Grundlegung ihrer Theorie. Berlin (u.a.). de Gruyter 1985 ISBN 978-3-11-010219-2
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