Schuldiner

Schuldiner
Chuck Schuldiner im Jahr 1993; Zeichnung von Tobias Falberg

Charles Michael „Chuck“ Schuldiner (* 13. Mai 1967 in Long Island, New York; † 13. Dezember 2001) war Gitarrist und Sänger der stilprägenden Death-Metal-Band Death. Er gilt als einer der Urväter des Death Metal. Seine musikalische Entwicklung führte über großen Einfluss auf die Entwicklung des Death Metal hin zu progressiverem Heavy Metal.

Mit seiner Band Death veröffentlichte Chuck Schuldiner zwischen 1987 und 1998 sieben reguläre Studioalben. 1998 erklärte er unter leicht abgeänderter musikalischer Ausrichtung seine bereits 1996 gegründete neue Band Control Denied zum offiziellen Death-Nachfolger. Deren Debüt-Album The Fragile Art Of Existence aus dem Jahr 1999 ist die letzte reguläre Veröffentlichung des Musikers zu Lebzeiten.

Im Mai 1999 wurde bei Chuck Schuldiner ein Gehirntumor diagnostiziert. Er erlag seinem Krebsleiden am 13. Dezember 2001.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit

Charles Schuldiner wurde am 13. Mai 1967 auf Long Island, New York geboren. Sein Vater war Jude österreichischer Abstammung, seine Mutter stammt aus dem amerikanischen Süden. Beide Elternteile waren Lehrer. Charles war das jüngste von drei Kindern, er hatte einen älteren Bruder namens Frank und eine ältere Schwester mit dem Namen Bethann. Im Alter von 16 Jahren starb der ältere Bruder an einem Unfall und die Eltern schenkten dem damals neunjährigen Charles eine Gitarre, um ihn abzulenken und einfacher über den Verlust hinwegkommen zu lassen. Der folgende klassische Gitarrenunterricht stieß nicht auf Gegenliebe und wurde schnell wieder beendet. Seine Eltern kaufen ihm später eine elektrische Gitarre. Diesem Instrument blieb er treu, es wird erzählt dass er Wochenenden in der Garage oder seinem Zimmer verbracht hat, um Gitarre zu spielen. Chuck brach trotz guter Noten seine schulische Ausbildung vorzeitig ab, was er später jedoch bereute.

Einflüsse

Die frühen Idole von Charles Schuldiner waren unter anderem Iron Maiden, Kiss und Billy Idol. Er war an der NWOBHM-Bewegung interessiert und zählte einige der damaligen Bands zu seinen Favoriten. Spätere Einflüsse wie Slayer, Metallica, Possessed, Mercyful Fate oder King Diamond finden sich auch in seinen musikalischen Werken wieder. Während seiner späteren Karriere bezog sich Schuldiner auch auf gängige Progressive Metal Bands wie Queensrÿche oder Watchtower als Einfluss. Nach Überlieferung seiner Mutter soll er – mit Ausnahme von Country und Rap – allen Formen von Musik gegenüber aufgeschlossen gewesen sein.

Musikalischer Werdegang

Im Alter von 16 Jahren gründete der junge Charles im Jahre 1983 mit Schulfreunden die Band Mantas. Die Originalmitglieder waren Chuck (Gitarre), Rick Rozz (Gitarre) und Kam Lee (Schlagzeug und Gesang). 1984 wurde unter diesem Namen die Demo „Death by Metal“ in der Garage von Chucks Mutter aufgenommen. Chuck schwebten neue Ideen vor, die er für ein neues Projekt, das er kurzerhand Death nannte, verwenden wollte. Death nannte er seine Band, da sein größerer Bruder in seiner Kindheit gestorben war. Chuck hatte für diese neue Band selbst den Gesang übernommen. Nach insgesamt sieben Demos, davon zwei live aufgenommen, wurde Combat Records auf die Band aufmerksam. Im Mai 1987 wurde das Debüt nach mehreren Line-Up-Wechseln Scream Bloody Gore mit Chris Reifert am Schlagzeug veröffentlicht. Bass, Gesang und Gitarren übernahm Chuck selbst. 1988 erschien das zweite Album Leprosy, wieder mit Rick Rozz an der Gitarre. Dazu kamen Terry Butler am Bass und Bill Andrews am Schlagzeug. Beide Alben werden als frühe Meilensteine des Death-Metal angesehen.

Der große Durchbruch stellte sich jedoch erst mit dem darauffolgenden Album Spiritual Healing ein. Rick Rozz wird gefeuert und durch James Murphy ersetzt. Nach diesem Album arbeitet Chuck Schuldiner nicht mehr mit vollwertigen Bandmitgliedern sondern mit angeheuerten Musikern für Live-Auftritte oder Studio-Aufnahmen. Der musikalische Pfad von Death weg von schierer Brutalität hin zu steigender technischer Komplexität war bei diesem Album bereits deutlich am Gitarrenspiel von Chuck zu erkennen. Die Lyrics wandten sich von den im genreüblichen Splatter- und Gore-Inhalten ab und politik-, religions- und gesellschaftskritischen Themen zu. Die Musik wurde melodischer und konnte nicht zuletzt durch komplexes Riffing und melodische Gitarrensoli als innovativ bezeichnet werden.

Spiritual Healing spaltet die Diskographie von Death in zwei Phasen: Den old-school-Death-Metal der ersten beiden Alben und die moderne, deutlich komplexere Ausrichtung der späteren Werke. Dies findet sich auch in den Auffassung vieler Fans wieder, die häufig eine Phase bevorzugen, selten jedoch beide als gleichberechtigt sehen. Das Entfernen vom vergleichsweise stumpfen Death Metal der ersten beiden Alben hin zu einer inhaltlich komplexeren und progressiveren Ausrichtung wurde von Chuck Schuldiner in den späteren Death-Alben Human (1991), Individual Thought Patterns (1993) sowie Symbolic (1995) konsequent fortgeführt und war kennzeichnend für seine musikalische Entwicklung. Dies lässt sich auch an den Texten erkennen, die sich – ähnlich wie die Musik – immer weiter von plakativen Inhalten entfernten.

Nach der Tour zu Symbolic gründete Chuck Schuldiner 1996 die Death-Nachfolgeband Control Denied, da ihn die Limitierungen des im Death Metal üblichen Gesangsstils nach eigener Aussage langweilten. Demnach wollte er auch den Posten des Sängers nicht selbst übernehmen, Warrel Dane von Nevermore war im Gespräch, lehnte jedoch ab. Somit war Chuck Schuldiner auf dem ersten Demo der Band A Moment Of Clarity (1997) noch als Sänger zu hören, gewann nach dessen Veröffentlichung jedoch Tim Aymar (ehemals Psycho Scream, aktuell bei der amerikanischen Metal-Band Pharaoh) als Sänger.

Das Jahr 1998 stand im Zeichen von The Sound Of Perseverance, dem laut Chuck Schuldiner letzten Death-Album. Dieses Album trieb die technische Perfektion von Death auf den Höhepunkt und unterschied sich auch durch den schärferen Gesangsstil von seinen Vorgängern. Enthalten war neben den regulären Death-Songs auch das Judas Priest-Cover Painkiller. Gleichzeitig sollte dieses Album das endgültige Ende der Band Death markieren, Chuck Schuldiner konzentrierte sich ab diesem Zeitpunkt voll und ganz auf seine neue Band Control Denied.

Der Titel des ersten und einzigen offiziellen Control Denied-Albums The Fragile Art of Existence aus dem Jahr 1999 war ein Vorbote der Ereignisse der nächsten Jahre. Der musikalische Inhalt unterscheidet sich von den Death-Werken durch den Klargesang des Sängers Tim Aymar, aber auch der musikalisch technischeren Ausrichtung mit komplexen Melodien. Der Härtegrad der Musik ist im Vergleich zu Death etwas niedriger. Das Album wird dem Genre Power Metal zugeordnet und gilt dort als sehr hochwertiger Beitrag.

Die Aufnahmen des zweiten Control Denied-Albums wurden nicht fertig gestellt, die Band aufgelöst.

Erkrankung an Krebs

Im Mai 1999 klagt Chuck Schuldiner über Schmerzen im Nacken, er hält es für einen eingeklemmten Nerv. Eine ausführliche medizinische Untersuchung bestätigt den eingeklemmten Nerv, zeigt als Ursache aber „Glioblastoma multiforme“ – ein Glioblastom oder Gehirntumor. Eine Bestrahlungstherapie wird sofort begonnen. Im Oktober 1999 erklärt die Schuldiner-Familie, dass der Tumor rückläufig und Chuck auf dem Weg der Genesung sei. Im Januar 2000 werden die Reste des Tumors operativ entfernt, der verantwortliche Arzt revidiert die Tumor-Diagnose als Fehldiagnose. Die Operation war erfolgreich, die Familie befindet sich durch die fehlende Krankenversicherung des Musikers jedoch in finanziellen Schwierigkeiten, da die angefallenen 70.000 Dollar nicht bestritten werden können. In vielen Ländern wurden durch Fans und Freunde Spendenaktionen und Benefizaktionen zugunsten von Chuck Schuldiner und seiner Familie durchgeführt.

Chuck arbeitet weiter an seiner Musik, am zweiten Control Denied-Album, als im Mai 2001 der Krebs zurückkommt. Behandlung wird ihm aufgrund fehlender Mittel verweigert – eine Krankenversicherung wurde nach der ersten Operation abgeschlossen, da der Krebs jedoch vor Abschluss schon ausgebrochen war, fand keine Ausschüttung von Mitteln statt. Schuldiner wird medikamentös behandelt, die Nebenwirkungen schwächen ihn jedoch massiv. Er stirbt am 13. Dezember 2001.

Quellen

Einige biografische Daten entstammen Print-Magazinen wie dem deutschen RockHard und weiteren Online-Quellen.

Diskografie

mit Mantas

  • 1983: Death by Metal (Demo)

mit Death

  • 1984: Reign Of Terror (Demo)
  • 1984: Live at Ruby's Pub (Live-Demo)
  • 1985: Infernal Death (Demo)
  • 1985: Rigor Mortis (Demo, nur ein Track)
  • 1985: Back From The Dead
  • 1985: Infernal Live (Live-Demo)
  • 1986: Mutilation (Demo)
  • 1987: Scream Bloody Gore (Album, Combat)
  • 1988: Leprosy (Album, Combat)
  • 1990: Spiritual Healing (Album, Combat)
  • 1991: Human (Album, Relativity)
  • 1992: Fate: The Best of Death (Best Of, Relativity)
  • 1993: Individual Thought Patterns (Album, Relativity)
  • 1995: Symbolic (Album, Roadrunner Records)
  • 1998: The Sound of Perseverance (Album, Nuclear Blast)
  • 2001: Live in L.A.: Death & Raw (Live-Album, Nuclear Blast)
  • 2001: Live in Eindhoven (Live-Album, Nuclear Blast)

mit Control Denied

mit Voodoo Cult

  • 1994: Killer Patrol EP
  • 1994: Metallized Kids EP
  • 1994: Jesus Killing Machine

als Chuck Schuldiner

  • 2004: Zero Tolerance (Compilation, Karmageddon Media)

Weblinks


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