- Schulmediation
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Schulmediation ist ein Oberbegriff für Mediation (Streitschlichtung) an Schulen und Konfliktlotseneinsätze.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Mediation kann durch speziell zu Mediatoren ausgebildete Schüler, durch externe Mediatoren oder durch ausgebildete Lehrer durchgeführt werden. In allen drei Fällen wird mit den betroffenen Schülern, Eltern sowie Lehrern durch Workshops, Seminare und Vorträge ein Fortbildungsprogramm vollzogen. Die Idee zur friedlichen Lösung von Konflikten an Schulen durch Mediation stammt wohl aus den USA. Die Erfolge dort ließen erste Nachahmungen Anfang der 1990er Jahre in Deutschland entstehen. Inzwischen verbreitet sich Modelle der schulischen Streitschlichtung in nahezu allen Bundesländer. Die Projekte haben unterschiedliche Namen wie 'Pax An', Konfliktlotsen oder 'TutWas'; auch der Klassenrat spielt in diesem Kontext eine Rolle sowie - als Mehrebenenansatz - 'Buddy'. In Österreich gibt es ein Projekt unter dem Namen 'Nobody Is Perfect'. Schulmediation versteht sich als Maßnahme zur Konfliktregulierung, aber vermittelt auch zur Gewaltprävention.
Ausgangspunkt für den Einsatz von sogenannten Gewaltpräventions- und Interventionsprogrammen sind die Einstellungen von Schülern zum Thema Gewalt. An diesem Punkt müssen die Schüler von den Mediatoren innerlich erreicht und abgeholt werden. Der Gewalt müssen alternative Lösungen zur Streitschlichtung und -bewältigung entgegengesetzt werden. Da ältere Kinder und Jugendliche ohnehin häufig das Gefühl haben, keinen Einfluss auf Regeln, Normen und gesellschaftliche und politische Prozesse zu haben, erfahren sie durch Einbeziehung in die Schulmediation Anerkennung und Kompetenz.
Streitschlichtung durch Lehrer bzw. Schüler
Streitschlichtungsverfahren ruhen auf drei Säulen:
- 1. Mediation
Mediation bedeutet wörtlich übersetzt Vermittlung. Dieses Konzept wurde in den 1960er Jahren in den USA entwickelt und dort zunächst hauptsächlich im juristischen Bereich bei Trennungen und Scheidungen, später auch in verschiedenen anderen Bereichen angewendet. Sie dient der gütlichen Einigung zwischen den Parteien durch unparteiische, neutrale Dritte, die von allen Seiten akzeptiert werden. Nicht die Schuldfrage steht im Vordergrund, sondern, wie die Parteien in Zukunft miteinander umgehen wollen, sind also lösungs- und zukunftsorientiert. Dabei entscheidet nicht der Mediator, sondern die Parteien entscheiden, worüber sie verhandeln und wie sie ihren Konflikt lösen wollen.
- 2. Harvard-Konzept
Das Harvard-Konzept geht auf den amerikanischen Rechtswissenschaftler R. Fisher zurück. Es geht davon aus, dass Konflikte (wohlgemerkt nicht Gewalt) im Zusammenleben normal, gleichzeitig aber auch ein Signal dafür sind, dass etwas nicht stimmt und Veränderung nötig ist. Verstehen heißt nicht unbedingt einverstanden sein. Für das pädagogische Vorgehen sind folgende Prinzipien bedeutsam: Sachbezogen und zielorientiert diskutieren (Trennung von Sach- und Personenebene), Konzentration auf Bedürfnis- und Interessenausgleich (Unterscheidung von Position und Bedürfnis). Ziel ist es einen Konsens zu finden (sogenannte Win-win-Situation) anstelle eines Kompromisses.
- 3. Peer Group Education
In der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen wird Gleichaltrigen eine bedeutsame Rolle in der Definition und Aufrechterhaltung der eigenen individuellen Identität zugeschrieben. Es geht darum, Kinder und Jugendliche nicht nur als Problemverursacher zu sehen, sondern ihre Problemlösungskompetenzen einzubeziehen. In jeder Peer Group gibt es Personen, die besondere Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit bei den anderen Jugendlichen genießen. Gerade diese häufig lautstarken Typen besitzen oftmals eine hohe Interventionsberechtigung in ihren Cliquen (sogenannter Akzeptanz-Bonus). Hier setzt die Peer Group Education an. Die Arbeit und Kooperation mit diesen Peers soll es ermöglichen, Jugendliche durch Gleichaltrige (mit gleichem sozialen und kulturellen Hintergrund) zu informieren und ihnen leichter Einsichten zu vermitteln. Dies ist besonders bei Schülern als Streitschlichter der Fall. Im Fall von Schülern als Mediatoren lassen sich diese freiwillig neben dem Schulunterricht für diese Aufgabe ausbilden. Diese Vorbereitung dauert meist ein halbes Jahr und wird von Psychologen oder erfahrenen Mediatoren übernommen.
Mediation durch Ehrenamtliche
Als Schulmediator werden auch ehrenamtliche Mitarbeiter eingesetzt. Beispielsweise vermittelt der Verein Seniorpartner in School Ehrenamtliche, die nach vereinseigenem Standard zum Schulmediator ausgebildet sind und durch Supervision begleitet werden.[1]
Literatur
- Sabine Behn u.a.: Mediation an Schulen. Eine bundesdeutsche Evaluation. VS-Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden, 2006
- Sabine Behn und Miriam Schroer: Mediation an Schulen - eine bundesdeutsche Evaluation, in: Zeitschrift für Konfliktmanagement, 1/2007
- Ortrud Hagedorn: Das Berliner Konfliktlotsenmodell; o.O. o.J.
- Karin Jefferys-Duden: Das Streitschlichterprogramm, Weinheim 1999. ISBN 3-407-62390-9
- Dan Olweus (1997): Gewalt in der Schule. Huber-Verlag.
- Schäfer,M.; Frey, D. (1999): Aggression und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen. Hogrefe.
- WEISSER RING(Hrsg.): Mediation - auch an unserer Schule (kostenlose Broschüre), Mainz 2006
- Winter, F.; Taubner, S.; Krause, C.: Jugendliche schlichten. Initiierung eines Konfliktschlichtungsangebotes von jugendlichen Schülerinnen und Schülern an ihrer Schule, Forum-Verlag, Mönchengladbach 1997
Siehe auch
Schulprojekte
- Mediation am Rundbau
- Arbeitskreis Schulmediation Leipzig
- Anti-Stress-Team Bremen
- Klasse! Die Arbeitsgemeinschaft Schulmediation
Einzelnachweise
- ↑ Seniorpartner in School – Brücke zwischen Alt und Jung. Qualitätsstandards. Abgerufen am 7. Juni 2008.
Kategorien:- Mediation
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