Schulmediothek

Schulmediothek

Eine Schulmediothek erfasst, erschließt und präsentiert als die Medieneinrichtung für Lehrer und Schüler. Sie ermöglicht fachübergreifend multimediales Lernen und Unterrichtlichen, oft vor Ort. Der integrative Ansatz der Medienpädagogik bringt häufig getrennte Bereiche der Leseförderung, der Medienerziehung und der informationstechnischen Bildung zusammen. Studien in den sehr viel fortgeschritteneren USA zeigen, dass den Lehrern gleichrangige Bibliothekare sie zum festen Bestandteil des pädagogischen Schulkonzepts machen.

Die Schulmediothek als Arbeitseinrichtung für den Fachunterricht unterscheidet sich von den bisherigen Sammlungen wie Schülerbücherei oder Schulbibliothek. Die waren oft nur für den Deutschunterricht, speziell für die Leseförderung und literarische Erziehung da.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die Medieneinrichtung gibt es - in unterschiedlicher Ausprägung - in Deutschland in allen Schularten. Eine einheitliche Bezeichnung für sie fehlt.

Oft heißt sie Schulbibliothek, mitunter auch Mediothek, Medien-, Lern- oder Informationszentrum. Die Bezeichnung ist unwichtig, das der Schularbeit dienende medienpädagogische, durchzusetzende Konzept ist entscheidend.

Die Entwicklung von der Schülerbücherei über die Schulbibliothek zur heutigen Schulmediothek erfolgte nach 1970 und hing eng mit einer Studie des Instituts für Jugendbuchforschung der Frankfurter Universität (Klaus Doderer) über die Situation der Schulbibliotheksverhältnisse in der Bundesrepublik zusammen. Nach dem darin entwickelten Konzept entstanden in der Folgezeit zahlreiche schulische Bibliotheken, teils in Eigenregie der jeweiligen Schule, teils in Partnerschaft mit einer Öffentlichen Bibliothek.

Anforderungen und Funktionen

Eine richtige Schulmediothek benötigt unter anderem einen eigenen, zentral gelegenen Raum, einen frei zugänglich aufgestellten und inhaltlich erschlossenen Medienbestand (überwiegend mit Sach- und Fachmedien), multimediale Arbeitsplätze für eine ganze Klasse sowie Internet-Zugang, tägliche Öffnungszeiten und einen eigenen Etat. Eine feste bibliothekspädagogische Leitung / Betreuung muss gewährleistet sein. Teils noch ohne das wechseln sich oft ehrenamtlich für wenige Stunden pro Woche Mütter ab.

Die Schulmediothek - unterrichtlich wie außerunterrichtlich -

  • unterstützt den Aufbau von selbstgesteuerten Lernhaltungen,
  • erleichtert die Anwendung zeitgemäßer Lern- und Arbeitsformen,
  • vermittelt Medienkompetenz,
  • fördert die Selbsttätigkeit und Kreativität der Schüler,
  • ermöglicht Teamarbeit und Informationsaustausch untereinander,
  • erweitert das Anwendungsfeld sozialer Lernformen,
  • stellt Medien und Informationen zur Verfügung,
  • bietet allen schulischen Leseförderungsbemühungen ein ideales Umfeld.

Probleme und Herausforderungen

Deutschland schneidet im internationalen Vergleich der Schulmediotheken mäßig ab. Das liegt vor allem am fehlenden bildungspolitischen Willen der Schulträger: Der Aufbau von Mediotheken bleibt der Freiwilligkeit der einzelnen Schule überlassen. Vorgaben und Anforderungen staatlicherseits fehlen weitgehend. Die Schulmediothek gerät so nur sporadisch in das Blickfeld von Lehrerausbildung, Unterrichtsforschung und Didaktik. Eine solche Situation kann man sich beispielsweise beim Einrichten eines Chemieraumes oder einer Sporthalle kaum vorstellen.

Die Schulen sind beim Aufbau von Schulmediotheken auf Partner angewiesen; das sind Stadtbibliotheken, kommunale Bildstellen/Medienzentren und Staatliche Fachstellen für Öffentliche Bibliotheken. Trotz aller Bereitschaft solcher Einrichtungen, mit konkreten Dienstleistungen zu helfen, können sie kaum kontinuierlich unterstützen. Misslich ist zudem, dass beim Fachpersonal als wichtigster Punkt jeder Schulmediothek, Kommunen und Länder unterschiedliche Auffassungen vertreten.

In Anbetracht der durch Schuluntersuchungen nach 2001 aufgezeigten Bildungsmisere und der daraus resultierenden Diskussion um den verstärkten Aufbau von Ganztagsschulen wächst auch in der Öffentlichkeit die Forderung nach Gründung von Schulmediotheken.

Länderspezifische Schwerpunkte

Die Entwicklung der Schulmediotheken in den Bundesländern verlief unterschiedlich. Dennoch lassen sie sich in jedem Land finden, vorrangig an Gymnasien und Schulzentren. Die beiden Schularten sind für Bildungspolitiker und Schulträger am ehesten von Interesse. Positive Ansätze lassen sich in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen und in einzelnen Großstädten wie Frankfurt und Oberhausen finden. Hier gelang es, verschiedenartige Initiativen aus dem Schul- und Bibliothekswesen zu bündeln und feste Zuständigkeiten zu schaffen.

Schulmediotheken weltweit

Lange vor Deutschland haben andere Staaten den Gedanken der Schulmediothek erfolgreich aufgegriffen und praktische Voraussetzungen und Organisationsstrukturen für seine Realisierung geschaffen. Beispielhaft sind Dänemark, Finnland, USA, Kanada und Neuseeland. Zur Förderung der internationalen Entwicklung hat die UNESCO 1999 ihr Manifest Schulbibliotheken veröffentlicht. Es fasst die pädagogischen Aufgaben und bibliotheksorganisatorischen Voraussetzungen der Schulbibliotheken / Schulmediotheken zusammen und fordert die Erziehungsministerien auf, in diesem Sinne initiativ zu werden.

Siehe auch

Stiftung Lesen

Literatur

  • Horst Dichanz unter anderem (Hrsg.): Die Schulmediothek im Unterrichtsprozess. Berlin: Ehemaliges Deutsches Bibliotheksinstitut 2000. (Dbi-Materialien; 199) ISBN 3-87068-999-4
  • Klaus Doderer und Helmut Müller (Hrsg.): Die moderne Schulbibliothek. Bestandsaufnahme und Modell. Hamburg: Verlag für Buchmarktforschung 1970. (Schriften zur Buchmarktforschung; 19)
  • Niels Hoebbel (Hrsg.): Schulbibliotheken: Grundlagen der Planung, des Aufbaus, der Verwaltung und Nutzung. Weinheim und München: Juventa Verlag 2003. (Beiträge Jugendliteratur und Medien. Beiheft; 14.) ISSN 0937-9118

Weblinks

  • Internetportal Schulmediothek: [1]
  • UNESCO-Manifest für Schulbibliotheken: engl.Fassung [2], dt. Fassung [3]
  • Medienmanagement in Schule:[4]

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