Schutzausrüstung (Motorradsport)

Schutzausrüstung (Motorradsport)
Schutzkleidung eines Motorradfahrers

Als Schutzausrüstung bezeichnet man im Motorradsport und im öffentlichen Straßenverkehr die Schutzkleidung für Fahrer von und Mitfahrer auf motorisierten Zweirädern (Kleinkraft-, Leichtkraft- und Motorrädern, im folgenden kurz „Motorradfahrer“). Sie hat die primäre Aufgabe, den Motorradfahrer vor Verletzungen in Folge eines Sturzes zu schützen bzw. diese zu vermindern.

Moderne Schutzkleidung kann auch den Komfort erhöhen, indem sie vor Wettereinflüssen schützt, z. B. der Auskühlung durch den Fahrtwind (Windchill), insbesondere an exponierten Stellen wie z. B. den Knien. Neben den Sicherheitsaspekten, die im Vordergrund stehen, bietet z. B. eine Motorradhose mit Knieprotektoren wesentlich mehr Komfort als eine einfache Lederjeans.

Die Schutzkleidung besteht üblicherweise aus einem abriebfesten Material wie Leder oder speziellen Textilfasern (z.B. Cordura). Dadurch soll der Fahrer beim Rutschen über die Fahrbahn geschützt werden. Die Kleidung enthält außerdem Protektoren, die Aufprall und Schläge dämpfen sollen.

Die Anforderungen an die Schutzkleidung ist auch in verschiedenen Normen festgehalten, wie z.B. ECE 22-05 für Helme oder EN 1621 für Protektoren.

Die wichtigsten Bestandteile der Schutzbekleidung für den Motorradfahrer sind:

Inhaltsverzeichnis

Handschuhe

Handschuhe sind unerlässlich, da es ein normaler Reflex des Menschen ist, sich bei einem Sturz mit den Armen und Händen abzufangen. Daher können schon bei Stürzen mit niedrigsten Geschwindigkeiten schwere Handverletzungen die Folge sein, wenn keine Handschuhe getragen werden. Handschuhe mit speziellen Protektoren aus Karbonfaser oder Stahl sind ein sinnvoller Schutz, wenn das Motorrad bei einem Lowsider (Wegrutschen zur Seite) auf die kurveninnere Hand fällt. Fingerlose Handschuhe oder so genannte "Chopperhandschuhe", die lediglich aus dünnem Leder bestehen und die Fingerknöchel nicht bedecken, bieten kaum bzw. keinen Schutz im Falle eines Sturzes.

Stiefel

Stiefel (im Idealfall wasserdicht) sollten mit einer robusten Stahl- oder Kunststoffverstärkung versehen sein, um den Fuß bei einem Sturz optimal zu schützen. Insbesondere schwerste Verletzungen können entstehen, wenn – z. B. beim seitlichen Wegrutschen des Motorrads in einer Kurve – der Fuß zwischen Motorrad und Straße eingeklemmt wird und auf diese Weise vom Gewicht der rutschenden Maschine angedrückt mit dieser meterweit über den Asphalt gerieben wird. Auch kann durch das Rutschen des Fahrers unter die Leitplanke durch deren Träger Füße oder Unterschenkel abgetrennt werden, was durch das Tragen hoher Stiefel vermieden werden kann. Kniehohe Stiefel haben außerdem den Vorteil, dass sie an den Knieprotektor anschließen und das Schienbein komplett bedecken. Solche Stiefel sollten über ausreichende Einstellmöglichkeiten verfügen, z. B. neben einem Reißverschluss eine Schnürung oder Schnallen besitzen. Auch kniehohe Stiefel gibt es in bequemen, für Tourenfahrer geeigneten Ausführungen. Das Tragen schützender Stiefel, die mindestens über den Knöchel reichen sollten, ist integraler Bestandteil der Schutzbekleidung von Motorradfahrern. Springerstiefel, Chopper-, Western- und so genannte Engineer-Boots sind zum Motorrad fahren genauso wenig geeignet wie Turnschuhe.

Siehe hierzu auch: Schaltverstärkung

Protektorenkombi

Die Protektorenkombi bzw. die Jacke nebst Hose haben neben ihrer Schutzfunktion im Falle eines Sturzes auch die wichtige Aufgabe, den Zweiradfahrer warm zu halten. Ein unterkühlter Fahrer ist unkonzentriert und macht Fehler. Die Kleidung darf aber im Sommer auch nicht zu heiß sein, weil ein überhitzter Fahrer ebenfalls in seiner Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt ist. Bewährt haben sich hier Leder- oder Textilbekleidung (z. B. Cordura (eingetragenes Warenzeichen der Firma DuPont) oder andere Textilgewebe mit mindestens 500 D) welche mit einer Klimamembran versehen sind. Diese Klimamembranen (z. B. Gore-Tex, Sympatex, etc.) lassen den Schweiß des Fahrers in Form von Dampf nach außen (auch als Atmungsaktivität bezeichnet), machen die Kleidung wasserdicht und sind windundurchlässig.

Im Falle eines Sturzes muss das Obermaterial der Kleidung extrem abriebfest sein, um den Fahrer auch bei längerem Rutschen über den Asphalt bei hoher Geschwindigkeit schützen zu können. Hier ist Leder widerstandsfähiger als die meisten Textilgewebe. Insbesondere Känguruleder ist im Vergleich mit dem günstigeren Rinderleder extrem abriebfest, obwohl es unbehandelt empfindlicher gegenüber Nässe ist. Leder wird auch hydrophobiert angeboten. Es ist dann so behandelt, dass es sich nicht mehr mit Wasser vollsaugen kann, sondern dieses an der Oberfläche abperlt. Ein so behandeltes oder imprägniertes Leder wird im nassen Zustand nicht durch den Fahrtwind kalt und es hat eine längere Lebensdauer.

Die Nähte der Kleidung sind eine Schwachstelle beim Sturz, da die Fäden leicht durchgescheuert werden können. Verdeckte Nähte, sogenannte Sicherheitsnähte, sind hier daher vorzuziehen.

Die Kleidung sollte unbedingt an Schultern, Ellenbogen/Unterarm und Knien/Schienbein sowie an den Hüften Protektoren nach EN 1621-1 und am Rücken mit Protektoren nach EN 1621-2 ausgerüstet sein. Einfachere Protektoren aus viskoelastischem Schaum erfüllen die höheren Anforderungen nicht und bieten keinen optimalen Schutz. Protektoren sind der Körperform angepasste aus beweglichen Segmenten bestehende Kunststoffplatten, welche im Falle eines Sturzes den Aufprall an den besonders gefährdeten Körperstellen dämpfen, indem sie kinetische Energie aufnehmen und z. B. in Wärme oder Verformung umsetzen. Sie sind zusätzlich mit einer abriebfesten Oberfläche versehen und können fest in der Kleidung integriert, in speziellen Innentaschen oder nachträglich in der Kleidung befestigt sein. Neben in die Jacke eingelegten Rückenprotektoren gibt es diese auch separat, meist in Verbindung mit einem Nierengurt. Die Schutzwirkung dieser Variante ist größer, weil der Protektor vom Hals bis zum Steißbein reichen kann. Das Tragen eines separaten Rückenprotektors ist deshalb empfehlenswert.

Neben der Norm 1621 für die Protektoren existiert auch die Norm EN 13595 bei der die Kombi (bzw. Jacke oder Hose) als ganze geprüft wird. Diese Norm enthält unter anderem Anforderungen an den Aufbau, die Abriefestigkeit und die Festigkeit der Nähte. Nach EN 13595 geprüfte Kleidung wird allerdings bisher nur von wenigen Herstellern angeboten.

Nach einem Unfall sollten Protektoren grundsätzlich nicht mehr weiterverwendet werden, da sie sich verformt haben und bei einem erneuten Unfall nur noch eine verminderte Dämpfungswirkung haben.

Sofern nicht eine einteilige Kombi getragen wird, sollten Hose und Jacke miteinander durch einen Reißverschluss verbunden werden. Dies reduziert zum einen die Zugluft, zum anderen verhindert dieser, dass im Falle eines Sturzes die Jacke verrutscht und ihre Schutzfunktion nicht mehr optimal erfüllen kann. Protektorenkombis gibt es neben dem klassischen Schwarz heute in auffälligen Farben bzw. mit entsprechenden Farbapplikationen (z. B. neon-gelb oder -orange), denen man den Vorzug geben sollte. Zusätzliche Reflexbiesen erhöhen die Erkennbarkeit von Motorradfahrern insbesondere bei schlechtem Wetter oder nachts.

Normale Straßenkleidung, Armee-Bekleidung, Arbeitsbekleidung oder z. B. "Bomberjacken" sind zum Motorrad fahren wegen erheblicher Nachteile (wesentlich schlechtere Abriebfestigkeit, keine Protektoren, schlechtere Klimatisierung) kaum bzw. nicht geeignet.

Motorradhelm

Hauptartikel: Motorradhelm

Der Motorradhelm schützt den Kopf des Fahrers und ist als einziges Teil der Schutzkleidung gesetzlich vorgeschrieben.

Beim Aufprall verformen sich die im Helm enthaltenen Schaumstoffteile, nehmen einen Teil der Aufprallenergie auf und schützen so im Idealfall den Kopf vor schwereren Verletzungen. Durch die Verformung wird der Helm in den meisten Fällen unbrauchbar und muss dann ausgetauscht werden.

Motorradhelme gibt es in verschiedenen Bauformen, sowohl mit als auch ohne Schutzfunktion im Kinnbereich.

In Deutschland ist jeder Fahrer verpflichtet einen "geeigneten" Helm zu tragen. Hier können auch Helme zulässig sein, die nicht der europäischen Norm ECE 22 (aktuelle Version: ECE 22-05) entsprechen, z.B. ein nach anderen Standards zertifizierter Helm. Der Helm sollte jedoch als Schutz bei Motorradunfällen konzipiert sein, was bei sogannanten Braincaps, Stahlhelmen oder ähnlichem nicht der Fall sein wird.

In Österreich und anderen europäischen Ländern (z.B. Italien) dürfen keine Helme verwendet werden, die nicht der ECE-Norm entsprechen bzw. explizit zugelassen sind.

Motorradjacke mit Airbag

Hauptartikel: Motorradjacke mit Airbag

Die Jacke hat ein Verankerungskabel und eine CO2-Patrone. Wenn man das Motorrad besteigt, verankert man das Kabel am Motorradrahmen. Im Falle eines Unfalls wird die Leine gezogen und die Jacke nach 300 - 500 Millisekunden aufgeblasen. Die Luftkammern sind so konzipiert, dass möglichst viel Energie abgefangen werden kann, sobald es zu einem Kontakt mit einer festen Oberfläche kommt. Die Jacke schützt den vorderen Brustkorb, die Rippen, den Rücken und besonders den Nacken. Die Motorradjacke mit Airbag ist eine ungarische Erfindung, deren Entwicklung im Jahre 1976 begann. [1]

Nierengurt

Hauptartikel: Nierengurt

Ein Nierengurt (z. B. aus PU-Schaum, Neopren) dient dazu die Lendenwirbelmuskulatur vor Kälteeinwirkung zu schützen und somit Verspannungen oder auch schmerzenden Muskelkontraktionen vorzubeugen. Fälschlicherweise wird meist angenommen, dass ein Nierengurt die Aufgabe hat die Nieren vor Unterkühlung zu schützen. Das ist aber ein weitverbreiteter Irrtum, denn bevor die Nieren ausgekühlt wären, wäre der Motorradfahrer schon aufgrund der starken Unterkühlung nicht mehr bei Bewusstsein. Nierengurte aus Leder sind heute nicht mehr gebräuchlich. Die meisten Motorradfahrer empfinden es auch angenehm, dass ein Nierengurt die Rückenmuskulatur entlastet und Vibrationen dämpft. Heutige Nierengurte haben meistens Stretcheinsätze. Damit kann beim Anlegen ein leichter Druck auf die inneren Organe ausgeübt werden. Dies ist erwünscht und vermindert bei einem Unfall die Verletzungsgefahr.

Separate Rückenprotektoren und Safety Jackets

Rückenprotektor

Hauptartikel: Rückenprotektor

Ein Rückenprotektor schützt bei einem Aufprall und bei langem Rutschen auf dem Rücken. Er soll vor allem Weichteilverletzungen und Brüche im Schulter- und Rippenbereich verhindern. Der Protektor schützt auch die Wirbelsäule bei einem Aufprall. Wirbelbrüche, die meist durch Stauchungen verursacht werden, kann er jedoch nur schwer verhindern.[2][3]

Ein Rückenprotektor kann entweder in eine passende Jacke eingelegt oder separat getragen werden. Ein separater Protektor deckt meist einen größeren Bereich ab und ist oft mit einem Nierengurt kombiniert.

Die Anforderungen an einem Rückenprotektor sind in der europäischen Norm EN 1621-2 festgelegt. Schaumstoffteile im Rückenbereich, wie sie in vielen Motorradjacken enthalten sind, sind meist nicht nach der Norm geprüft und gelten daher nicht als Protektoren.

Safety-Jacket "Protektorenjacke / -weste"

Bei Safety-Jackets handelt es sich um eine Unterziehjacke, meist aus luftigem Mesh-Material, die mit Protektoren bestückt ist, z. B. Ellbogen-, Schulter- und Rückenprotektor. Wesentlicher Vorteil ist, dass die Protektoren unabhängig von der Oberkleidung mit Klettriegeln körpernah fixiert werden können. Insbesondere beim Tragen weiter geschnittenen textiler Bekleidung kann das einen erheblichen Sicherheitsgewinn bedeuten, da sich dort die "eingebauten" Protektoren oft zu stark verschieben lassen.

Manche Jacken können durch Reißverschlüsse auch in Westen verwandelt werden oder der Rückenprotektor lässt sich alleine tragen, z. B. in der Lederkombi. Safety-Jackets gehören heute mit zu den flexibelsten Teilen der persönlichen Schutzausrüstung. Mit Safety-Jackets kann auch ältere Motorradkleidung ohne Protektoren zur Sicherheitskleidung aufgerüstet werden. Schließlich ist es mit ihnen möglich, in "klassischem" Outfit Motorrad zu fahren (Oldtimer, klassische Highway- oder Chopperjacken) und fast die Sicherheit von Protektorenkombis zu erreichen. Dazu wird das klassische Bekleidungsstück, das allerdings von motorrad-tauglicher Qualität sein muss, eine Nummer größer gewählt und darunter das Safety-Jacket getragen. Safety-Jackets sind auch mit zusätzlichem Brust- und Rippenschutz erhältlich. Auch diese Schutzelemente sind für den Straßenfahrer heute zu empfehlen, da sie kaum noch auftragen. Ein Safety-Jacket für Straßenfahrer sollte mit einem Mittelreißverschluss, nicht mit einem asymmetrischen Reißverschluss, ausgestattet sein, dies erleichtert in der Praxis das "Handling", wenn nicht gefahren wird.

Ähnlich wie Safety-Jackets gibt es auch Unterzieh-Shorts und Unterhosen mit Protektoren (Hüfte, Steißbein, Oberschenkel, in der langen Ausführung auch Knie- und Schienbeinprotektoren). Sie sind aber bisher weit weniger verbreitet als der Oberkörperschutz.

Anzumerken ist noch, dass zu den Rückenprotektoren, Safety-Jackets usw. immer, auch bei hohen Temperaturen, eine geeignete Oberkleidung / Überkleidung zu tragen ist.

Rückenhöcker (Hump) und Genickschutz

Im Rennsport dienen Rückenhöcker auch dazu, die Aerodynamik zu verbessern. Ihre Hauptaufgabe ist, wie bei Straßenfahrern, das Genick bei einem Unfall vor Überstreckung und Verletzung zu schützen. Der Rückenhöcker kann relativ klein sein (im Bereich des Nackens) oder über fast den gesamten Rücken reichen.

Eine relativ junge Entwicklung ist der Genickschutz. Es handelt sich entweder um Halskrausen, die unterhalb des Helms in der Höhe des Jackenkragens getragen werden oder um Schutzplatten, die z. B. am Kragen von Safety-Jackets befestigt werden können. Einige Ausführungen werden über den Kopf gestülpt und verfügen über Brust- und Rückenplatten zur Fixierung. Ein solcher Genickschutz kann zusammen mit einem Rückenhöcker die Gefahr von Verletzungen an den empfindlichen Nackenwirbeln wesentlich verringern, die Entwicklung ist aber noch im Gange.

Reflektoren

Die Motorradkleidung kann mit Reflektoren in Form von Hüftgurten, Arm- und Beinbändern usw. ausgerüstet werden. Dies ist insbesondere sinnvoll, wenn die Kleidung keine reflektierenden Einsätze besitzt oder von dunkler Farbe ist. Vor allem bei schlechtem Wetter und in der Nacht sind Motorradfahrer dadurch besser sichtbar. Das Tragen einer EN-Warnweste wird zu diesem Zweck dagegen (solange kein Unfall vorliegt) nicht empfohlen, weil dadurch auf längere Sicht die eigentlich Signalwirkung - besondere Gefahrensituation - nicht mehr gegeben wäre.

Sonstiges

Im Geländesport sind besondere Schutzausrüstungen, z. B. Brustprotektoren, dringend zu empfehlen, um Querschnittlähmung durch Wirbelsäulenverletzungen bei Motorradunfällen zu vermeiden. Spezielle Safety-Jackets für den Sporteinsatz sind stärker gepolstert bzw. verfügen über Hartschaleneinsätze gegenüber flexiblen Protektoren für Straßenfahrer. Unerlässlich sind im Gelände spezielle Cross- bzw. Endurostiefel.

Weitere Ausrüstung

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Ergänzungen, die das Motorradfahren komfortabler machen:

  • Funktionsunterwäsche (zur Unterstützung der Klimafunktion der Oberbekleidung). Sie schützt insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten auch vor dem "Abledern" der Haut, was das Futter der Kombi alleine nicht leisten kann. Einteiler werden heute meist mit einer Unterkombi getragen.
  • Halstuch/Halswärmer
  • Sturmhaube
  • Regenüberziehhandschuhe
  • Regenüberziehschuhe
  • Regenabzieher (wird auf den Zeigefinger aufgesteckt, zum Reinigen des Visiers bei Regen)
  • Antibeschlagsmittel (falls das Visier keine Antibeschlagbeschichtung/Pin-Lock-Ausrüstung hat)
  • Radlerunterhose, für längere Touren sehr zu empfehlen, da der weiche Einsatz das Entstehen von Druckstellen am Gesäß erschwert

Bei Verwendung von Kleidung mit Klima-Membranen (Gore-Tex, Sympatex, etc.) kann auf zusätzlichen Regenschutz verzichtet werden. Die Regentauglichkeit wird aber mit einem geringeren Klimaaustausch (Schwitzrisiko) erkauft, denn der Klimaaustausch funktioniert nur bei einem deutlichen Temperaturgefälle von Außentemperatur zu Innentemperatur.

Zusammenfassung: Empfehlungen zur Schutzausrüstung

Schutzausrüstung ist immer komplett zu tragen. Es muss sich um spezielle Motorradkleidung handeln. Bei der Mindestausrüstung handelt es sich um: Helm, Protektorenkombi (oder Jacke und Hose mit Protektoren), Stiefel, Handschuhe, Nierengurt.

Zu empfehlen ist ein separater, langer Rückenprotektor und ggf. das Nachrüsten von Hüftprotektoren.

Ob es sich um Textil- oder Lederbekleidung handelt, sollte vom hauptsächlichen Einsatzzweck abhängig gemacht werden. Wer z. B. in die Schule fährt, wird textile Bekleidung dort oft als bequemer und leichter empfinden. Ebenso macht die Anschaffung einer Lederkombi trotz der im allgemeinen besseren Schutzwirkung keinen Sinn, wenn der Träger eine Abneigung gegen das Material hat, sie wird dann im Schrank hängen bleiben.

Die Wahl der Schutzkleidung sollte jedoch weitgehend unabhängig von der gefahrenen Maschine getroffen werden. Es ist völlig unsinnig, z. B. auf einem Leichtkraftrad oder einer 125-er auf Schutzkleidung zu verzichten, weil man nur eine "kleine" Maschine fährt. Nicht nur das Tragen kompletter Schutzausrüstung wird hier mittlerweile erwartet. Auch auf dem Leichtkraftrad ist man mit einer Protektorenkombi nicht deplatziert. Ansonsten wählen sportliche Fahrer eher einteilige Kombis, Tourenfahrer eher zweigeteilte Kombis oder eine Jacken-/Hosenkombination. Auch Chopperfahrer tragen mittlerweile Kombis, wenn auch in gedeckten Farben, Reflektoren können das Minus an Sichtbarkeit ausgleichen. Alternativ kann auch das Tragen "klassischer" Kleidung angehen, wenn sie mit entsprechenden Protektoren ausgerüstet werden. Man hat also durchaus die Wahl, solange die Sicherheitsaspekte im Vordergrund stehen.

Auch Beifahrer haben einen Anspruch auf komplette Schutzkleidung (ev. im Bekanntenkreis ausleihen).

Das Tragen der Schutzkleidung beim Fahren ist unabhängig von:

  • Dem Wetter. Auch im Hochsommer immer mit kompletter Schutzkleidung fahren!
  • Der Länge der Strecke. Auch auf der kurzen Fahrt zum Bäcker, zur Tankstelle oder ins Kino können schwere Unfälle passieren. Dies gilt insbesondere, wie die Statistiken zeigen, im Stadtverkehr.
  • Dem Fahrziel. Wem komplette Schutzkleidung zu unbequem ist, nachdem er abgestiegen ist, z. B. auf dem Volksfest oder im Kino, sollte auf das Motorrad für diese Fahrt verzichten.
  • Dem Fahrzweck. Auch eine "Spaßfahrt" bei schönstem Wetter erfordert komplette Schutzkleidung.
  • Der mangelhaften Schutzkleidung anderer Fahrer. Umgekehrt sollte man sich überlegen, ob man sich einer Gruppe anschließt, die in Jeans und T-Shirts fährt. Das persönliche Vorbild kann hier übrigens viel bewirken, wie man am heutigen Anteil der Fahrer mit Schutzkleidung ablesen kann.
  • Dem Alter des Fahrers. Auch junge Fahrer sollten sich einem Gruppendruck nicht beugen und mit kompletter Schutzkleidung fahren.

Gesetzlich Versicherte gehen ein gewisses Risiko ein, wenn sie ohne geeignete Kleidung Motorrad fahren. Nach der Gesetzesnovelle sind gesetzliche Krankenkassen berechtigt, bei einer "selbst verschuldeten Behandlungsbedürftigkeit" eine Eigenbeteiligung einzufordern. Im Zusammenhang mit Motorrad-Schutzkleidung stehen Gerichtsurteile noch aus.

Protektorenkombis und die Diskussion um eine Tragepflicht

Anlässlich der Entwicklung von Protektoren, ihrer Normung und CE-Zertifizierung, die vor etwa 10 Jahren begann, gab es von Experten, Politikern und der EU-Kommission auch immer wieder Überlegungen, eine europaweite Tragepflicht von Motorradkleidung (über den Helm hinaus) einzuführen und bestimmte Mindestanforderungen festzulegen.

Dagegen wurde hauptsächlich aus dem Rocker-Milieu opponiert. Diese zahlenmäßig sehr geringe Gruppe von Motorradfahrern warf das Gespenst einer "Einheitskombi" an die Wand. Andererseits kann man nicht verkennen, dass eine Tragepflicht zum damaligen Zeitpunkt für rund drei Millionen Fahrer die Neuanschaffung kompletter Schutzkleidung bedeutet hätte, so dass eine Mehrheit gegen solche Bestrebungen war.

Heute tragen zumindest die Fahrer von Sport-, Touren- und Geländemotorrädern neben Helm und Handschuhen auch regelmäßig Kombis oder Einteiler mit Protektoren. Die Aufklärung durch die Medien (nicht zuletzt das Internet), die durch Zertifizierungen erwiesene hohe Schutzwirkung und eine breite Auswahl an Passformen, Designs und Preisen ermöglichen es den Fahrern, individuell geeignete Ausrüstung auszuwählen. Dies hat wohl zu einem höheren Niveau an Fahrsicherheit geführt, als es unter staatlichem Zwang und dem damit verbundenen Widerwillen möglich gewesen wäre.

Arbeitnehmer, die im Dienst Motorrad fahren (z. B. Kurierfahrer), sind zum Tragen geeigneter persönlicher Schutzausrüstung verpflichtet.

Momentan werden die EU-Richtlinien überarbeitet. Neben einer praxisgerechteren Messung der Dämpfungswerte von Protektoren sollen auch Vorschriften über die Befestigung von Protektoren und ihre Positionierung aufgenommen werden.

Einzelnachweise

  1. Dokumente der Erfindung
  2. IVM (Industrie Verband Motorrad), 10. Oktober 2002
  3. Dipl.-Ing. Florian Schueler in Motorrad

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